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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2025

Atmosphärisch und zu Herzen gehend

Das Geschenk des Meeres
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Es ist Winter und Unmengen von Schnee schneiden die Dorfgemeinschaft zeitweise von der Außenwelt ab. Die Krämerin hat weniger Ware und der Fischfang gestaltet sich schwierig. Die Autorin hat eine Atmosphäre ...


Es ist Winter und Unmengen von Schnee schneiden die Dorfgemeinschaft zeitweise von der Außenwelt ab. Die Krämerin hat weniger Ware und der Fischfang gestaltet sich schwierig. Die Autorin hat eine Atmosphäre geschaffen, bei der ich den eisigen Wind im Gesicht gespürt habe. Ein Heißgetränk hatte ich beim Lesen stets parat und machte es mir unter einer kuscheligen Wolldecke bequem. Dennoch haben mich die Vorkommnisse total erschüttert und mir mehr wie einmal Gänsehaut beschert, für die nicht immer die Kälte verantwortlich war.

Es geht um Dorotheas Sohn Moses, der vor einigen Jahren als sechsjähriger sein Leben im schottischen Meer verlor. Einige Jahre später wird ein kleiner Junge am Strand von Skerry angeschwemmt, der Moses wahnsinnig ähnlich sieht. Die Lehrerin Dorothy pflegt den Jungen gesund und betrachtet ihn als Geschenk des Meeres. Ihr Verhalten wird immer sonderbarer ...

Die Geschichte versprüht Übersinnlichkeit und sehr, sehr viel Traurigkeit. Sie erzählt von unerfüllter Liebe und dramatischen Ereignissen. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet und wirken teilweise wie aus einem Klassiker von Emily Brontë entsprungen. Schuldgefühle, Eifersucht und Missverständnisse haben mich richtig fassungslos gemacht.

Es ist eine Geschichte, die an jedem Ort und zu jeder Zeit passiert sein könnte und auch immer wieder passieren wird. Diese vielen ungesagten Worte und hoffnungslos wirkenden Situationen geben der Story neben Krimielementen auch etwas Mysteriöses.

Setting und Figurenzeichnung sind wunderbar gelungen. Der magische Schreibstil hat mich aufs weite Meer getragen.

Ich habe mitgelitten und hätte gerne Dorothea geschüttelt und sie dazu gebracht, endlich mal Klartext zu reden. So viele unnötige Sorgen hätten sich mit klaren Worten verhindern lassen. Das Ende ist sehr emotional und wie mitten aus dem Leben gegriffen.

Lange Rede - kurzer Sinn: Eine klare Empfehlung. Ich beneide jeden, der dieses Buch noch vor sich hat.

Danke, Julia R. Kelly

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Sollte man gelesen haben

Die Ausweichschule
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Meine Meinung

Sollte man gelesen haben
2002 bringt ein ehemaliger Schüler aus dem Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen um, nachdem er aus der Schule verwiesen wurde. Der Autor hat es als 11jähriger ...

Meine Meinung

Sollte man gelesen haben
2002 bringt ein ehemaliger Schüler aus dem Erfurter Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen um, nachdem er aus der Schule verwiesen wurde. Der Autor hat es als 11jähriger selbst miterlebt. 20 Jahre später soll von dieser grausamen Tat ein Buch entstehen.

Ich habe mich wirklich gefragt, wem so ein Buch Nutzen bringen soll. Andererseits gehöre ich zu den glücklichen Menschen, die bisher von Attentaten, in jeglicher Form, verschont geblieben sind. Warum ich es dennoch gelesen habe ist der Tatsache geschuldet, dass immer wieder ein Amokläufer in Schulen Menschen umbringt. So etwas kann einen nicht kalt lassen. Man möchte gerne wissen, was so einen jungen Menschen dazu treibt, sämtliche Lehrer und Schüler zu ermorden.

Was ist wirklich passiert? Was ist eine falsche Erinnerung des Autors und so mancher Lehrkraft? Das hat Kaleb sehr einfühlsam dargestellt.


>>Ich denke inzwischen, wenn ich mich Erfurt nähere, so routiniert mit dem elfjährigen Kopf, dass ich nicht genau sagen kann, ob es sich um Bilder und Gedanken handelt, die tatsächlich aus dem Jahr 2002 stammen, oder meine heutigen, die ich nur durch den Elfjährigenfilter, die Fünfklässlerlinse, sehe. << (Zitat aus dem Buch)
Hätte die Lehrerschaft das Ganze verhindern können? War das Verhalten gegenüber des Schülers falsch?

Die literarische Annäherung wird im Buch als Kunstwerk beschrieben. Für mich ist es Literatur, die Menschen, mit gleichen oder ähnlichen Erlebnissen, Trost spenden könnte. Ein Kunstwerk kann man, meiner Meinung nach, aus so einem schrecklichen Erlebnis niemals machen.

Der feine Humor war da, aber lächeln konnte ich nicht. Ich habe eine wahre Geschichte gelesen, bei der alle Beteiligten wahrscheinlich ihr Leben lang traumatisiert sind. Die immer wieder durch bestimmte Ereignisse getriggert werden, so wie der Autor eben auch.

Dieser autofiktionale Roman hat mich berührt, obwohl der Autor so geschrieben hat, als wäre er unbeteiligt gewesen. Dennoch kommt immer wieder der seelische Schmerz zumVorschein, den man nach so einem Massaker wahrscheinlich niemals gänzlich los wird.

Von mir eine klare Empfehlung.

Danke, Kaleb Erdmann, dass sie ihre Erinnerungen mit uns geteilt haben.

4 1/ Sterne

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Veröffentlicht am 24.11.2025

Authentisch und fesselnd

Der Schlaf der Anderen
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Meine Meinung


>>Wenn der Schlaf der kleine Bruder des Todes ist, gehört er zu der Sorte Geschwister, die man am besten in den Schrank sperrt und erst wieder befreit, wenn sie ...

Meine Meinung


>>Wenn der Schlaf der kleine Bruder des Todes ist, gehört er zu der Sorte Geschwister, die man am besten in den Schrank sperrt und erst wieder befreit, wenn sie Demut gelernt haben. Ich würde ihn am liebsten dort verrotten lassen.<< (Zitat aus dem Buch)

Tamar Noort hat sich hier einem Problem gewidmet, von dem allein in Deutschland sechs Millionen Menschen betroffen sind. Schlaflosigkeit (Insomnie) macht wirklich vielen Menschen das Leben zur Hölle. Es handelt sich hier um keinen Ratgeber, sondern vielmehr um eine Geschichte, bei der sich jeder Betroffene verstanden fühlen dürfte. Ich habe einer Person, die schon jahrelang an Schlafstörungen leidet, einige Passagen vorgelesen. Sie meinte, die Frau weiß, wovon sie schreibt.

Janis ist Krankenschwester, die ein Schlaflabor überwacht. Sie schaut Menschen beim Schlafen zu, während sie selbst damit kämpft, wach zu bleiben. Einst war sie Krankenschwester auf der Orthopädie. Warum sie das nicht mehr machen will, erfährt man im Laufe der Geschichte. Im Schlaflabor ist es immer der gleiche Trott. Das ändert sich, als die Lehrerin Sina eine Nacht im Labor verbringt. Janis verhält sich ihr gegenüber ziemlich unprofessionell, was Sina nicht zu stören scheint.

Alles in der Geschichte wirkt unaufgeregt und sehr einfühlsam. Das Schlaflabor kann Sina nicht helfen, da das Gefühl von Einsamkeit, mitten in der eigenen Familie, kein Gerät aufzeichnen kann. Aber diese eine Nacht hat zwei Frauen auf eine besondere Art zusammengebracht. Es entsteht eine Freundschaft, die die Frauen dazu animiert, ihr Leben zu überdenken. Sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob ihr Leben wirklich das ist, dass sie wollen.

Sina hat einen Mann und zwei Kinder, mit denen sie ein schönes Haus bewohnt. Auch der Mann ist Lehrer. Sinas Mutter wirkt sehr verständnisvoll, was die schlimme Schlafstörung ihrer Tochter betrifft. Warum nur fühlt sie sich dann so einsam?

Janis ist ganz allein. Keine Familie, Partner und sozialen Kontakte. Ihre Tage füllt sie mit dem Schlaf, der ihr in der Nacht nicht möglich ist.

Dieses Buch hat mich durchgehend gefesselt. Es zeigt, was mit einem Menschen passiert, wenn er nie den nötigen Schlaf bekommen kann und wie wenig diese Problematik von sämtlichen Mitmenschen ernst genommen wird. Sina realisiert einmal nicht mehr, dass eine Ampel auf Rot geschaltet hat. Sie hat es gesehen, aber dennoch nicht mehr wahr genommen. Sie entwickelt nach dem Schlaflabor eine Strategie, um am helllichten Tag schlafen zu können. Dies solltet ihr selbst entdecken. Es lohnt sich.

Alle Figuren sind authentisch gezeichnet. Der Schreibstil bringt die Müdigkeit von Sina sehr gut rüber und ich hatte mehrmals das Gefühl von Müdigkeit. Ich konnte Sinas Erschöpfung spüren.

Es gibt humorvolle Szenen, die mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert haben.

Das Ende hätte ich anders erwartet. Auf den ersten Blick hatte ich das Gefühl, es hat sich nicht viel geändert. Aber das hat es. Ganz leise und unspektakulär.

Eine klare Empfehlung. Danke, Tamar Noort.

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Veröffentlicht am 21.11.2025

Fesselnde Geschichte um eine junge, mutige Frau

Lebensträume. Ärztin einer neuen Zeit
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Zum Inhalt

Svea Lenz gewährt uns hier Einblicke zum Mauerbau der DDR und dessen Auswirkungen. Mit Vicky hat sie eine Hauptfigur gezeichnet, die nicht nur jede Menge Power und Ehrgeiz hat, sondern auch ...

Zum Inhalt

Svea Lenz gewährt uns hier Einblicke zum Mauerbau der DDR und dessen Auswirkungen. Mit Vicky hat sie eine Hauptfigur gezeichnet, die nicht nur jede Menge Power und Ehrgeiz hat, sondern auch sehr empathisch wirkt. Die junge Frau und ihre große Liebe Achim leben in Ostberlin, studieren aber im Westen Medizin. Nach dem Mauerbau gelingt beiden die Flucht in den Westen. Achim möchte anderen auch die Möglichkeit bieten, im Westen zu leben und betätigt sich als Fluchthelfer. Bei seinem letzten Einsatz wird er erwischt.

Vicky beendet ihr Studium erfolgreich und landet in Frankfurt in der Flughafenambulanz. Schnell gelingt es ihr, sich in der Männerwelt zu behaupten. Sie reicht Verbesserungsvorschläge für eine moderne Flughafenklinik und einen Ambulanzwagen, mit besserer Ausstattung ein.

Meine Meinung

Fesselnde Geschichte um eine mutige, junge Frau.

1961 - 1972
Die Geschichte konnte mich von Anfang an fesseln und jede Unterbrechung beim Lesen empfand ich als störend. Detailliert nimmt man am Leben der Ärztin Vicky und ihren Kollegen teil. Die Ärzte wissen die Fähigkeiten der jungen Frau zu schätzen und fördern sie zusätzlich. Das hat mir sehr gut gefallen, da das zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Frauen als Chirurginnen waren eher eine Seltenheit, was sich bis heute nicht geändert hat.

Schnell spricht sich herum, dass in der Flughafenambulanz eine Ärztin arbeitet und das lockt viele Patientinnen an. Vicky scheut sich nicht davor, auch Frauen aus dem Rotlichtmilieu zu behandeln, da ihr Vorurteile fremd sind.

Vicky kann ihren Achim nicht vergessen und ist völlig verzweifelt, als sie ihn mit einem Fremden am Flughafen verwechselt. Langsam aber sicher öffnet sich ihr Herz auch für einen Anderen. Es wird spannend. Vicky vermisst ihre Mutter, die als Krankenschwester in der Charité arbeitet. In ihrer Kindheit war das Krankenhaus ihr zweites Zuhause.

Fazit

Detailliert, gut recherchiert und durchgehend unterhaltsam bringt uns die Autorin ein Stück Geschichte aus der ehemaligen DDR näher.
Die Figuren sind gut gezeichnet, sodass ich von jedem ein genaues Bild vor Augen hatte. Die Liebe hat auch ihren Platz, ohne Kitsch und unnötige Liebesszenen. Leider habe ich eine kleine Enttäuschung erlebt.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Song von der damaligen Zeit. Ein besonderer Leckerbissen waren die Beatles am Flughafen. KREISCH!

Svea Lenz hat einen sehr lebendigen Schreibstil, der mich schon bei der Stewardessen Dilogie begeistern konnte.


Eine klare Empfehlung. Danke, Svea Lenz. Bitte mehr davon.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Frauenpower in den 60er Jahren

Bernadette Swifts Gespür für Bücher
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Zum Inhalt

Mit Bernadette Swift hat die Autorin eine Hauptfigur gezeichnet, die in ihrem Job als Lektorin bei Lenox & Park Publishing, Nerven wie ein Drahtseil braucht, um sich in der dominanten Männerwelt ...

Zum Inhalt

Mit Bernadette Swift hat die Autorin eine Hauptfigur gezeichnet, die in ihrem Job als Lektorin bei Lenox & Park Publishing, Nerven wie ein Drahtseil braucht, um sich in der dominanten Männerwelt zu behaupten. Sie muss dreifach soviel leisten, als ihre männlichen Kollegen und erhält weniger Lohn. Die Chefsekretärin begegnet ihr unfreundlich und intrigant. Dabei sollten Frauen doch zusammen halten.

Als sie probehalber zur ersten Lektorin befördert wird, laufen die Schikanen ihr gegenüber zur Höchstform auf. In einem Buchclub für Frauen findet sie Gleichgesinnte. Mit ihnen kämpft sie für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Der „Equal Pay Act“ wurde in den USA am 10. Juni 1963 von Präsident John F. Kennedy unterzeichnet. Davon ist jedoch nicht viel zu bemerken. Die Männer bekommen weiterhin für die gleiche Arbeit mehr Geld als Frauen. Es gibt jedoch einen Kollegen bei Lenox & Park Publishing, der Bernadette mit Rat und Tat unterstützt und sich auch der Frauenbewegung anschließt.

Meine Meinung

Frauenpower in den 60er Jahren

Der Schreibstil ist leicht und daher flüssig zu lesen. Die Geschichte beginnt sehr interessant und temporeich. Für die Gleichberechtigung der Frauen gibt es auch nach Jahrzehnten noch Handlungsbedarf. Mobbing am Arbeitsplatz hat an Aktualität nichts verloren und bringt viele Arbeitnehmer bis zum Burnout.
Das alles ist zwischen den Zeilen gut zu spüren. Bernadette hat Freundinnen gefunden, die sich mit Gesprächen gegenseitig aufgebaut haben. Nach jedem Treffen fühlt sie sich total erleichtert.

Bernadette ist in einem kleinen Dorf zwischen Feldern und Hühnern aufgewachsen. Sie hat sich den großen Traum erfüllt, bei einem großen Verlag in New York zu arbeiten. Dort lebt sie in einem Wohnblock, in dem Nachbarschaftshilfe großgeschrieben wird. Die Vermieterin kümmert sich um Bernadettes Dogge Frank, wenn sie in der Arbeit ist. Bernadette verwöhnt Nachbarn und nette Kollegen (da gibt es tatsächlich welche) mit selbstgebackenen Haferkeksen. Für Frank bäckt sie extra Hundekekse. In ihrer winzigen Küche zaubert sie kulinarische Genüsse. Diese Routinen erden und beruhigen sie.

Was mir besonders gut gefallen hat, es gibt Kapitel, in denen der tolle Hund zu Wort kommt. Das scheint mir zwar ein bisschen abgekupfert von "Eine Frage der Chemie ", hat aber gut in die Geschichte gepasst.

Die ersten zwei Drittel konnten mich an die Seiten fesseln. Leider wurde es dann stellenweise etwas kitschig. Mir hat die Frauenpower gut gefallen; aber dieses Liebesgeplänkel zwischen Bernadette und ihrem Retter in der Not, fand ich unpassend und hat meinen Lesefluss ein bisschen gestört. Weniger wäre hier mehr gewesen. Mir waren andere Themen wichtiger. Das ist jedoch, wie immer, Geschmackssache.

Die Probleme konnte Bernadette lösen. Das fand ich gut und glaubwürdig. Hätte es solche starken Frauen nicht gegeben, wären wir noch auf demselben Stand wie in den 60er Jahren.

Was die Verwandlung ihrer Mutter betrifft, fand ich unglaubwürdig. Darauf will ich jedoch nicht näher eingehen, weil ich nicht zu viel verraten möchte.

Fazit

Trotz Kritikpunkte habe ich das Buch gerne gelesen. Humorvolle Szenen haben die ernste Geschichte aufgelockert und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Das Ende habe ich so nicht kommen sehen und ist bestimmt auch im realen Leben schon öfter vorgekommen.

Danke, Eliza Knight

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