Cover-Bild Heute kein Abschied
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 21.05.2025
  • ISBN: 9783257073256
Daan Heerma van Voss

Heute kein Abschied

Gregor Seferens (Übersetzer)

Der plötzliche Tod von Oskar stellt das Leben seiner drei Kinder auf den Kopf. Eigentlich müssen sie sich von ihrem Vater verabschieden, doch allmählich stellen sie fest, dass sie ihm vielleicht zum ersten Mal begegnen. Ein großer Familienroman über das Abschiednehmen und das Willkommenheißen, über eine zersplitterte Familie, die vor weitreichenden Entscheidungen steht, die viel zu lange aufgeschoben wurden.

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Veröffentlicht am 02.07.2025

Was Traumata und Sprachlosigkeit mit einer Familie machen

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Oskar ist auf dem Weg nach Portugal, um eine paar Tage zu entspannen. Doch den Urlaub soll er nicht mehr genießen können, denn am Flughafen Schiphol bricht er plötzlich zusammen und verstirbt noch vor ...

Oskar ist auf dem Weg nach Portugal, um eine paar Tage zu entspannen. Doch den Urlaub soll er nicht mehr genießen können, denn am Flughafen Schiphol bricht er plötzlich zusammen und verstirbt noch vor dem Abflug. Zurück lässt er drei erwachsene Kinder, Tessel, Moor und Cat, seine Ex-Frau Elise und eine Vergangenheit von der selbst seine engste Familie kaum etwas wusste, die jedoch sein Leben, wie seine Rollen als Vater und Ehemann maßgeblich beeinflusst hat.

Zum Zeitpunkt des Todes blickt der Autor in die Leben von Tessel, der Erstgeborenen, Schriftstellerin, deren letzter Erfolg viele Jahre zurückliegt, in einer unglücklichen Partnerschaft. Moor, der einzige Sohn, lebt eine Art Aussteigerleben und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Und Cat, das Nesthäkchen, die ein vordergründig erfolgreiches Leben mit Aufbaustudium in New York führt, deren Dasein jedoch seltsam atomisiert wirkt. Die ehemals enge Beziehung zwischen den Geschwistern ist brüchig, mit wenig Kontakt und auch zum Vater hat lediglich Tessel, mehr aus Pflichtgefühl, noch regelmäßig eine Beziehung gepflegt.

Der Tod Oskars und die Trauer bilden den Rahmen für eine tiefere Erzählung, über den Zerfall einer Familie und wie sie konfrontiert mit dem Unglück versucht Vergangenes aufzuarbeiten, diesem einen Sinn zu geben und so vielleicht wieder zueinander zu finden und damit jedes einzelne Familienmitglied auch wieder ein Stück weiter zu sich selbst zu bringen. Stück für Stück trägt der Autor einzelne Schichten der Familienhistorie ab, beschreibt aus den verschiedenen Perspektiven der Familienmitglieder die Vergangenheit und macht so die Gegenwart begreifbarer. Die Prägung Oskars durch seine eigene Vergangenheit, arbeitet der Autor dabei genauso sensibel heraus, wie Oskar die Leben seiner Kinder und Ex-Frau beeinflusst hat. Dieser Prozess spielt sich nicht nur für die Leserinnen ab, sondern ebenso für die Figuren selbst, sodass diese auch in der Gegenwart des Romans eine Entwicklung durchmachen, als Individuen, jedoch auch als Familie in der neuen Konstellation, ohne Oskar.

Das Thema Sprachlosigkeit und fehlende Kommunikation ist sehr dominant im Roman, und hat letztlich einen großen Erklärungsgehalt für Konflikte zwischen den Eltern, Geschwistern und den Generationen. Gekonnt und zurückhaltend zugleich, dabei jedoch nicht weniger eindringlich, zeigt der Autor auf, wie umfassend und tief dies in die Beziehungen hineinwirkt, und sich scheinbar potenziert, von Oskars Sprachlosigkeit in die Beziehung zu Elise, von dort auf die Kinder und ihre Beziehungen untereinander. Jedes Kind versucht auf seine Art damit umzugehen, dieser Prägung zu entfliehen. Heute kein Abschied wird so zu einer Art Chronologie eines sich verselbständigenden Traumas.

Neben der hervorragend ausgearbeiteten Studie der Familiendynamik, taucht der Autor über Oskars und Elises Lebensweg auch in die Geschichte der Niederlande ab den 1950er Jahren ein und lässt die Leserinnen an der bedrückenden Stimmung in der Nachkriegszeit und dem Aufbruch im Amsterdam der 1970er teilhaben.

Heute kein Abschied ist ein moderner Familienroman, der sensibel den Weg von Kindheitstraumata in die nächste Generation verfolgt, Trauer und Verlust thematisiert und gleichzeitig Einblicke in die jüngere niederländische Geschichte gewährt. Ganz klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 18.06.2025

Ein Buch über Familie, Abschied und Trauer, das Tiefe hat und Zeit braucht

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Oskar stirbt. Mitten auf dem Flughafen Schiphol bricht er zusammen und ist tot. Plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen, zwar schon in etwas reiferem Alter, aber doch unerwartet für alle... insbesondere ...

Oskar stirbt. Mitten auf dem Flughafen Schiphol bricht er zusammen und ist tot. Plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen, zwar schon in etwas reiferem Alter, aber doch unerwartet für alle... insbesondere für seine drei erwachsenen Kinder und seine Ex-Frau.

Da gibt es Tessel, die Älteste, eine Schriftstellerin, mit Mann und Tochter und insgesamt geordnetem Leben. Sie ist Anfang 40, war als älteste Tochter immer die Vernünftige, die, die alles unter Kontrolle hat, und auch die, die nach wie vor in der Nähe des Vaters gelebt hat. Dann der Mittlere und einzige Sohn, Moor, in seinen 30ern, der Rebell der Familie, der ein Leben fernab bürgerlicher Konventionen lebt und sich am Vater und dessen Wünschen und Vorstellungen vom Leben abgearbeitet hat. Und schließlich Nesthäkchen Cat, Anfang 30, die in den USA lebt und studiert.

Wie gehen diese drei unterschiedlichen Geschwister mit diesem Abschied um? Aber nicht nur das, in dem Buch geht es um noch viel mehr, als nur um die Zeit unmittelbar nach dem Todesfall, zu der die Geschwister zusammen kommen, das Begräbnis organisieren und die Verlassenschaft aufteilen.

Abwechselnd wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. So kommen nicht nur die drei Geschwister zu Wort und wir erleben mit, was für einen unterschiedlichen Vater sie doch jeweils erlebt haben und erinnern. Auch Oskar selbst lernen wir kennen, in seiner Zeit als junger Mann, dann, als er Elise, die Mutter der Kinder, kennen lernte, in der Partnerschaft, als Familienvater und auch später, als die Ehe gescheitert war. Und auch Elises Perspektive wird gezeigt.

So erleben wir in diesem klugen und vielschichtigen Buch mit, dass es gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Partnern, aber auch zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Geschwistern, nicht die eine Wahrheit gibt, sondern ganz unterschiedliche Standpunkte und Perspektiven, die alle für sich ihre Gültigkeit haben.

Es ist ein Buch, für das ich empfehle, sich Zeit und Ruhe zu nehmen. Nicht nur aufgrund des durchaus beträchtlichen Umfangs von knapp 500 Seiten, sondern auch, weil es seine Qualität ganz besonders entfaltet, wenn man Zeit hat, die verschiedenen Worte, Perspektiven und Weisheiten auf sich wirken zu lassen, darüber nachzudenken, sie auf das eigene Leben zu beziehen und vielleicht auch mit anderen darüber zu sprechen. Dieses Buch kann man auch gut mehrmals lesen und wird immer wieder neue Erkenntnisperlen darin entdecken, es ist kein Fast-Food-Buch zum Schnell-Lesen, sondern ein Gourmet-Menü-Buch zum Genießen und Wirken-Lassen.

Hier ein paar Beispielzitate für die Sprache dieses Buches, die mir sehr gut gefallen hat und die voll von ganz besonderen Sätzen ist:

Ganz am Anfang, als Oskar merkt, dass er stirbt:

„Es ist offensichtlich, welches Ereignis sich vor ihm erstreckt. Das spürt er. Obwohl keiner von uns jemals zuvor gestorben ist, wissen wir im entsprechenden Moment, dass es geschieht, dass es begonnen hat.“ (S. 19)

Zu der herausfordernden Beziehung zwischen den beiden Schwestern: Tessel denkt über Cat nach und fühlt sich als älteste benachteiligt:

"Warum nur ist ihre Schwester von allem immer so befreit gewesen, so beschützt? Als sie wieder auf der Toilette sitzt, im sichersten Raum der Hauses, ertappt sie sich bei dem Gedanken: Aber hiervon wirst du dich nicht freimachen können. Jetzt bist du endlich eine von uns. Wenn wir stürzen, stürzt du mit uns.“ (S. 99)

Moor über die schwierige Beziehung zu seinem Vater:

„Ich bin überhaupt nicht in der Lage, dein Kind zu sein“ (S. 415)

Und noch eine der vielen Weisheiten in diesem Buch:

„Wenn man die Dinge berührt, berühren die Dinge auch einen.“ (S. 454)

Ein wertvolles, ein berührendes, ein besonderes Buch! Leseempfehlung für alle, die sich die Zeit nehmen möchten für die Tiefe, die dieses Buch hat, und bereit sind, sich davon berühren zu lassen!

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Veröffentlicht am 07.06.2025

Verlust und Trauer

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INHALT
Im Buch geht es im Oskar, Filmemacher, Familienvater, Ex Mann. Am Flughafen bricht er zusammen und stirbt. Er hinterlässt 3 erwachsene Kinder und eine Ex Frau. Keiner von seinen Kindern hatte eine ...

INHALT
Im Buch geht es im Oskar, Filmemacher, Familienvater, Ex Mann. Am Flughafen bricht er zusammen und stirbt. Er hinterlässt 3 erwachsene Kinder und eine Ex Frau. Keiner von seinen Kindern hatte eine wirklich gute Beziehung zum Vater, der Tod bringt die eher distanzierte Verbindung zum Vater ins wanken. Sie versuchen sich an ihn zu erinnern, kommen ihm erst nach dem Tod wirklich nahe.

EINDRUCK UND FAZIT
Ich mochte das Buch von Beginn an gern, ich finde die Charaktere gut ausgearbeitet und jeden einzelnen für sich ganz besonders. Die unausgesprochenen Konflikte in der Familie fand ich besonders hervorstechend und gut beschrieben. Dieser Roman kommt vermeintlich leicht daher, geht aber in die Tiefe, umsonst genauer man hinschaut. Mich hat das Buch angeregt, über meine eigene Familie nachzudenken, und ggf. Konflikte, die schwelen, zu besprechen, sofern alle noch an einem Tisch sitzen können. Der Schreibstil ist anders, aber man findet schnell rein.

„Seine Kälte war so spürbar, dass sie manchmal meinte, sie würde sich verbrennen, wenn sie ihn berühren würde.“ S. 154

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Veröffentlicht am 17.11.2025

Was von uns bleibt

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Als Oskar plötzlich und unerwartet auf dem Flughafen zusammenbricht und stirbt, nehmen seine drei erwachsenen Kinder dies unterschiedlich auf. Ohne Chance auf ein letztes Gespräch oder darauf, sich verabschieden ...

Als Oskar plötzlich und unerwartet auf dem Flughafen zusammenbricht und stirbt, nehmen seine drei erwachsenen Kinder dies unterschiedlich auf. Ohne Chance auf ein letztes Gespräch oder darauf, sich verabschieden zu können, müssen sie mit sich selbst ausmachen, warum ihre Beziehung zum Vater zerrüttet war. Bei der Vorbereitung der Beerdigung erinnern sie sich an manche Situationen, die rückwirkend zeigen, dass sie ihren Vater nie richtig kannten, er eigentlich ganz anders gewesen sein muss.

Dies ist ein Buch über eine zerrüttete Familie und über Trauer, vorrangig darüber, wie unterschiedlich jeder trauert und was diese Trauer bei den Hinterbliebenen anrichten kann. Ich mochte keine der Figuren, weder Oskar, noch seine Kinder, die Ex-Frau Elise blieb mir zudem bis zuletzt fremd. Die Kinder waren jedes auf seine Art lebensunfähig, einzig die älteste Tochter war einigermaßen gefestigt, aber auch ihr Leben schien wie in einer Schwebe, irgendwie unfertig, die Zukunft unklar. Es war ein sehr anspruchsvoller Roman, der mich nicht durchgehend überzeugen konnte, lediglich die Konversationen fand ich amüsant, weil lebensnah. Insgesamt ein Buch, auf das man sich thematisch einlassen muss. Ich hatte mir mehr von erwartet, aber leider blieb es weit hinter meinen Erwartungen zurück.

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