Cover-Bild Du oder ich
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 02.04.2013
  • ISBN: 9783426653296
Elsie Chapman

Du oder ich

Thriller
Alexandra Baisch (Übersetzer)

In einer Zukunft, in der jeder Mensch einen Doppelgänger hat, darf nur einer von ihnen überleben. Die beiden Betroffenen haben genau einen Monat Zeit, den jeweils anderen zu töten. Weigern sie sich, werden beide von der Regierung eliminiert. West Grayer ist die letzte Überlebende ihrer Familie und arbeitet als staatlich legitimierte Auftragskillerin. Eigentlich sollte es also kein Problem sein, ihre Doppelgängerin zu töten. Doch als sie ihr gegenübersteht, versagt Wests ansonsten so vorbildliche Zielsicherheit. Erst, als ihre Gegnerin ihre große Liebe Chord ins Visier nimmt, stellt West sich dem Duell auf Leben und Tod.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2017

Spannungsgeladener Thriller mit einem interessanten Kernthema

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Das Cover:
Auf dem Cover zu sehen sind zwei Gesichter von einer Frau. Eins oben, eins unten. Ein Gesicht ist nach links gerichtet, eins nach rechts. Überschrieben sind die Gesichter mit dem roten Titel ...

Das Cover:
Auf dem Cover zu sehen sind zwei Gesichter von einer Frau. Eins oben, eins unten. Ein Gesicht ist nach links gerichtet, eins nach rechts. Überschrieben sind die Gesichter mit dem roten Titel des Buches, ‘Du oder ich’. Ein recht passendes Cover, auch wenn das Englische mit West auf dem Cover, die eine Gasse entlangschreitet und in einer Hand eine Pistole und in der anderen ein Messer hat, besser passt.

Die Geschichte:
West Grayer ist fünfzehn, lebt in Kersh, einer Stadt in den USA, in einer Zukunft, die ziemlich brutal ist. Denn zwischen 10 und 20 Jahren wird bei jeder Person ein Code im Auge aktiviert, der zeigt, dass die Person ‘aktiviert’ ist. Sie muss nun ihren Doppelgänger, der genauso aussieht wie sie, und auch ein Mensch ist, nur anders aufgezogen wurde, finden und umbringen. Denn nur einer von beiden kann überleben. Für den Mord haben die Aktivierten 30 Tage Zeit, sonst werden beide Personen eleminiert. West hat bis auf ihren Bruder alle aus ihrer Familie in dieser Auslese verloren. Als Lucs bester Freund Chord aktiviert wird, begeben sich West, Luc und Chord auf die Jagd nach Chords Doppelgänger. Doch dabei geschieht ein Missgeschick und Luc stirbt. Von nun an ist alles anders. West hat zwar, wie alle anderen auch, viele Trainingseinheiten zum Überleben und Waffen bedienen absolviert, doch sie will sich ihrem Schicksal nicht einfach ergeben und schon für den Ernstfall trainieren. Also schließt sie sich einer Gruppe von Attentätern an, die sich ‘Striker’ nennen. Durch ihre Aufträge kann West sich auf den Tag vorbereiten, an dem sie aktiviert wird. Und der lässt nicht lange auf sich warten …

Meine Meinung:
Mit ‘Duoder ich’ hat Elsie Chapman eine neue, recht brutale Dystopie gestartet. Die Idee von zwei Doppelgängern, bei der nur der Stärkste überlebt, ist gut, aber für mich sehr brutal. Es geht jedoch nicht, wie z. B. in ‘Die Tribute von Panem’, um ein Tribut für eine frühere Tat der Vorfahren, sondern ganz einfach um die ‘Auslese’ des Schwächeren. Jeder muss seinen eigenen Doppelgänger töten, der in einer anderen Familie geboren wurde, aber genauso aussieht wie man selbst. Doch ist der Doppelgänger bzw. die Doppelgängerin anders aufgewachsen. Die Welt ist ganz anders. Die Kinder trainieren schon von Anfang an für die Tötung ihres Doppelgängers. Das ‘Board’, das wohl die Regierung darstellt, stellt die Regeln für das Töten auf. Jeder soll seinen eigenen Doppelgänger töten, doch wir erfahren, dass auch Auftragskiller den Doppelgänger töten können, auch wenn das nicht gern gesehen ist, da es ja eine Auslese des Schwächeren sein soll. Nun zu West, der Protagonistin. Zuerst einmal zeigt schon der ungewöhnliche Name, dass die Geschichte nicht in unserer Zeit spielt. West ist fünfzehn und noch sehr jung. Doch sie muss zeigen, dass sie für sich selbst sorgen und auf sich aufpassen kann. Sie ist auf sich gestellt, weil sie ihre Familie durch das System früh verloren hat. Nur ihr Bruder bleibt ihr, der durch ihre Beteiligung stirbt. Das fand ich schon ziemlich dumm von ihr. Sich in Chords Angelegenheit einzumischen … Außerdem hat sie viele Chancen, ihre Doppelgängerin zu töten, doch immer wieder zögert sie. Da macht sie doch lieber ein paar Auftragsmorde. Für mich nicht nachvollziehbar. Nun zu dem Freund ihres Bruders, Chord, der ja, laut dem Klappentext, ihre große Liebe sein soll. Das kommt in dem Buch meiner Meinung nach überhaupt nicht zur Geltung. Sie flieht, um ihm Sicherheit zu geben. Aber er hat ihrem Bruder ja ein Versprechen gegeben, dass er auf West aufpasst, und das tut er. Er ist sehr fürsorglich, was sie jedoch nicht wirklich zu schätzen weiß. Das Ende ist gut gemacht und sehr spannend. Auch wenn ich mich frage, was im zweiten Band, der auf Englisch ‘Divided’ heißen wird, noch geschehen wird. Mein Fazit: Mir hat es gefallen und ich habe das Buch fast in einem Zug durchgelesen. Und das sagt schon viel aus…

Meine Bewertung:
'Du oder ich’ ist ein wirklich sehr spannender, aber auch blutiger Thriller mit einer sehr guten Kernidee und einer interessanten Hintergrundgeschichte. Mir hat es sehr gefallen, deswegen vergebe ich fünf Sterne für diesen rasanten Thriller.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Thriller und Dystopie in einem

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Der Verlag wertet dieses Buch selbst als Thriller, dem würde ich mich durchaus anschließen. Denn da man als Leser von Anfang an weiß, was die Ich-Erzählerin erwartet bzw. worauf das Buch hinsteuert, liegt ...

Der Verlag wertet dieses Buch selbst als Thriller, dem würde ich mich durchaus anschließen. Denn da man als Leser von Anfang an weiß, was die Ich-Erzählerin erwartet bzw. worauf das Buch hinsteuert, liegt von Anfang an eine gewisse Grundspannung über dem Buch. Außerdem geht es in diesem Buch um mehrere Kämpfe auf Leben und Tod, die zusätzlich für einen gewissen Thrill sorgen.

Gleichzeitig enthält dieses Buch aber auch Elemente einer Dystopie. Die Autorin entführt ihre Leser mit diesem Erstlingswerk in eine graue, finstere und trübe Welt. Hier herrscht Krieg, hier ist jeder auf der Flucht, hier hat jeder Angst. Es ist keine schöne Welt, die man zusammen mit der Ich-Erzählerin West entdeckt. Es ist eine brutale und grausame Welt, in der sich jeder selbst der nächste ist und in der es nur ein Ziel gibt: seinen Doppelgänger zu töten, bevor man selbst getötet wird.

Ein paar Informationen über die Hintergründe dieser Welt liefert Elsie Chapman ihren Lesern und beantwortet nach und nach ein paar offene Fragen. Aber es sind nur wenige Details, die verraten, wie die Welt sich so entwickeln konnte. Vielleicht ist es aber auch gar nicht nötig, mehr darüber zu wissen. Wahrscheinlich ist das gar nicht so wichtig.

Denn die Handlung des Buches lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Der Leser begleitet West bei vier, fünf ihrer Aufträge und schließlich bei ihrem letzten Kampf, den sie mit ihrer Substitutin - ihrer Doppelgängerin - auszufechten hat. Und dennoch ist das Buch durchweg spannend. Es ist vor allem diese unterschwellige Anspannung, diese düstere Stimmung, die diesen Thriller bestimmt. Als Leser weiß man einfach von Anfang an, dass West unweigerlich auf ihre Gegnerin treffen wird, wenn sie nicht von der Regierung eliminiert werden will. Und das sorgt für enormen Nervenkitzel. Ständig hat man das Bedürfnis, sich nach allen Seiten umzublicken, um zu sehen, ob Wests Gegnerin ihr schon auf der Spur ist. Aber natürlich geht das nicht, weil man ja die Dinge nur aus der Sicht von West sieht. Und West ist leider sehr unvorsichtig und macht einige Fehler.

Das Buch lebt nicht von seiner Handlung, sondern allein von seiner Ich-Erzählerin und der Entwicklung, die diese im Verlauf des Buches durchmacht. West ist ein junges Mädchen, das schon viel Schlimmes erlebt hat, das nach außen sehr kaltherzig erscheint, sich aber in Wirklichkeit viele Gedanken macht und viele Emotionen mit sich herum trägt. West hat sich eine Schutzmauer gebaut. Sie will nicht mehr verletzt werden, will selbst aber auch niemanden verletzen. Und sie ist keinesfalls perfekt. Sie handelt teilweise unüberlegt, einfach zu spontan. Sie geht auf Distanz, wo sie lieber Nähe suchen sollte. Sie verstellt sich, um keine Gefühle offenbaren zu müssen. Aber es kommt eine Zeit, da kann sie sich nicht mehr hinter ihrer Schutzmauer verstecken. Da muss sie einfach ihr wahres Ich zeigen.

Es ist schon erschreckend, wie die Menschen in diesem Buch mit dem Thema Tod umgehen. Auf offener Straße werden hier Leute erschossen oder mit einem Messer erstochen. Wichtig ist am Ende nur, dass der Säuberungstrupp informiert wird, damit er die Sauerei aufwischt. Die Leute gehen in Deckung, wenn um sie herum geschossen wird, um nicht als Kollateralschaden zu enden. Aber wirklich berühren kann sie so ein Mord schon lange nicht mehr. „Du oder ich“ ist stellenweise sehr grausam, brutal und blutig. Zu sehr sollte man sich in das, was man hier liest, wohl nicht hineinversetzen.

West ist eine sehr gründliche Beobachterin und Erzählerin. Mit vielen Details und Bildern beschreibt sie dem Leser nicht nur, in welcher Umgebung sie sich gerade befindet, was ihre Augen sehen. Auch ihre eigenen Handlungen werden mit vielen Worten umfassend wiedergegeben. Jeder Handgriff, jeder Schritt wird dem Leser nahegebracht. Was somit einerseits für eine klare Vorstellung des Lesers von der Handlung und der Handlungsumgebung sorgt, wirkt andererseits stellenweise auch etwas langatmig.

„Du oder ich“ ist offensichtlich kein Teil einer Reihe und endet deswegen sehr eindeutig. Inmitten der vielen Buchreihen ist es auch mal ganz angenehm, ein zufriedenstellendes Ende geliefert zu bekommen.

Mein Fazit:

Thriller und Dystopie in Einem - „Du oder ich“ liefert Spannung von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Wenn man über die unzureichenden Informationen hinwegsehen kann, ist Du oder Ich aber trotzdem zu empfehlen, da die Handlung selbst, abgesehen vom Anfang, wirklich spannend und interessant ist.

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Mit Du oder Ich hat Elsie Chapman ein Debut geschrieben, das ziemlich schleppend beginnt und nur langsam in Fahrt kommt. Wenn man jedoch durchhält, wird man dafür später mit einer zunehmend spannender ...

Mit Du oder Ich hat Elsie Chapman ein Debut geschrieben, das ziemlich schleppend beginnt und nur langsam in Fahrt kommt. Wenn man jedoch durchhält, wird man dafür später mit einer zunehmend spannender werdenden Handlung belohnt, die es sogar noch vermag den Leser vollends zu fesseln, was das Buch insgesamt durchaus lesenswert macht.
Die Welt, die die Autorin geschaffen hat, ist sehr düster und das kann man von Anfang an spüren. Die Kinder wachsen in dem Wissen auf, dass ihnen früher oder später ein Kampf auf Leben und Tod bevorsteht, dem sie nicht entrinnen können. Doch selbst die Vollendeten, also die Personen, die ihren Auftrag erfolgreich abgeschlossen haben, sind nicht vollkommen sicher. Beinahe jeder Mensch in Kersh hat bereits mindestens einen Verlust erlitten, die meisten eher mehrere, und das eben nicht nur, weil immer mindestens einer von zwei Substituten sterben muss, sondern weil sich durch dieses ganze System Kollateralmorde häufig nicht vermeiden lassen und somit vom Board gebilligt werden. Gewalt auf den Straßen ist daher an der Tagesordnung und es müssen nicht nur die Eltern um ihre Kinder bangen, sondern ebenso umgekehrt, da es stets möglich ist, dass auch die Eltern nicht mehr nach Hause zurückkehren.

So ergeht es zum Beispiel der Protagonistin West, die zu Beginn der Geschichte nicht nur zwei Geschwister, sondern schließlich sogar schon beide Elternteile verloren hat, eines davon durch einen solchen Kollateralmord. Nach dem plötzlichen Tod ihres Bruders Luc, ihrem letzten verbliebenen Familienmitglied, ist sie fest entschlossen ihm zuliebe auf jeden Fall zu überleben und wird deshalb zu einer Auftragsmörderin als man ihr diese Möglichkeit in Aussicht stellt. Es ist natürlich verboten für andere zu töten, die Strafe ist vermutlich der Tod, und von der Gesellschaft werden die Striker geächtet, allerdings West weiß sich einfach nicht mehr anders zu helfen um den Kampf gegen ihre Substitutin zu gewinnen, wenn der Moment kommt. Obwohl man sich normalerweise wohl nicht unbedingt auf die Seite einer Mörderin stellen würde, kann man ihre Entscheidung in diesem Fall sehr gut nachvollziehen, vor allem wenn man bedenkt, in was für einer Welt West lebt, und verachtet sie nicht dafür. Sie selbst rechtfertigt ihre Tätigkeit damit, dass sie nicht nur ein Leben nimmt, sondern gleichzeitig eines gibt, und die Reichen ohnehin, also auch wenn sie keinen Striker anheuern, bessere Chancen haben zu überleben, weil sie sich teures Privattraining und gute Waffen leisten können und das Board nicht das Geringste unternimmt um diesen Nachteil auszugleichen. Außerdem hat West trotz ihrer Arbeit durchaus ein Gewissen und bestimmte Grundsätze, was sie sehr sympathisch macht. Es lässt sie nicht völlig kalt, wenn sie jemanden tötet, aber sie weiß eben, dass einer von Beiden sowieso sterben muss, weil das Board ihnen keine andere Wahl lässt. Im Gegenzug ist sie sehr bemüht Kollateralmorde bei ihren Jobs zu vermeiden, sie schießt zum Beispiel nicht, wenn zu viele andere Menschen in der unmittelbaren Nähe sind, und setzt auf einen schnellen, möglichst schmerzarmen Tod.

Im Gegensatz zu ihrer eigenen Substitutin setzt West darüber hinaus alles daran die Menschen, die sie liebt, wovon nur noch Chord, der frühere beste Freund ihres Bruders, übrig ist, aus ihrem eigenen Auftrag herauszuhalten, damit er nicht in Gefahr gerät oder gar ebenso zum Opfer eines Kollateralmordes wird, wobei Chord ihr das alles andere als leicht macht. Chord ist, in Bezug auf das Board und die Auslese des jeweils Stärkeren, sehr naiv und glaubt tatsächlich, dass das Filtersystem notwendig ist, weil sie sonst längst einen anderen Weg eingeschlagen hätten. Daher ist er auch gegen Wests Aktivität als Striker, steht ihr jedoch trotzdem bedingungslos bei. Sogar gegen ihren Willen als sie ihn nicht um sich haben will um ihn zu schützen, weshalb er ihr heimlich folgt und mit verschiedenen Dingen versorgt, wofür man ihn einfach lieben muss. Entgegen Wests Annahme tut er das zudem nicht nur wegen des Versprechens, das er Luc gegeben hat, und weil er sich selbst eine gewisse Mitschuld an dessen Tod gibt, sondern auf Grund seiner tiefen Gefühle für sie. Die Beiden sind miteinander aufgewachsen, kennen sich also schon ihr ganzes Leben lang, und in einigen Rückblenden wird deutlich, dass sie sich bereits vor diesem Ereignis sehr nahe standen, was die kleine, zarte Liebesgeschichte, die sich nach und nach zwischen ihnen entwickelt, besonders glaubwürdig macht. Er ist, zum Glück, sehr geduldig mit ihr und hält Abstand, als sie seine Nähe nach dem Tod ihres Bruders noch nicht erträgt. West braucht ziemlich lange um sich einzugestehen, dass sie etwas für Chord empfindet, das über Freundschaft hinausgeht, doch er gibt ihr die nötige Zeit. Und natürlich ist es schließlich Chord, der ihr klar macht, dass sie nicht weiter vor ihrem eigenen Auftrag davon laufen kann, ihr hilft sich der Situation zu stellen und ihr die Kraft gibt um ihr Leben zu kämpfen.

Der Anfang des Buches ist, wie gesagt, relativ ereignislos, aber spätestens mit West Entschluss Striker zu werden kommt richtig Spannung auf und nimmt konstant zu als West ihren Auftrag erhält. Damit wird die Frist von gerade einmal einunddreißig Tagen in Gang gesetzt und insbesondere während der letzten Tage sind die Nerven fast zum Zerreißen gespannt. Während West daran zweifelt, ob sie die eine ist, die sich als würdig erweist, hofft man als Leser selbstverständlich, dass sie überleben wird. Zum Einen für Chord und zum Anderen, weil West definitiv liebenswerter ist als ihre skrupellose Substitutin, die nicht davor zurückschreckt andere in diesen Kampf hineinzuziehen.

Der einzige große Kritikpunkt an Du oder Ich sind die mangelnden Informationen über die eigentlich so interessante Welt, die Elsie Chapman kreiert hat. Man merkt, dass sie viel Arbeit darin investiert hat und sie ihre komplexe Gesellschaft sehr gut ausgearbeitet hat, dennoch dient sie ihr scheinbar nur als Grundgerüst für den Plot, um der Handlung einen Sinn zu geben und zu erklären, warum West gezwungen ist zu töten. Obwohl sie sich eine Hintergrundgeschichte und Ursachen für die negative Entwicklung, die schließlich zu diesem grausamen Filtersystem führte, ausgedacht hat, wird der Leser mit nur einer Handvoll Sätzen abgespeist. Man erfährt zwar grob, wie es zu den Substituten kam und warum, aber nicht, wie die die Bewohner von Kersh darüber denken. Es gibt keine Hinweise darauf, ob der Surround tatsächlich eine allgegenwärtige Gefahr darstellt oder das nur eine Erfindung bzw. ein Vorwand des Boards ist, abgesehen davon, dass ein Mord einen noch lange nicht zu einem guten Soldaten macht.

Da Kersh offenbar vollständig abgeriegelt ist, kommt niemand weder herein noch hinaus, sodass es für die Bürger nicht möglich ist zu überprüfen, ob diese Behauptungen zutreffend sind. Nur warum wird das so gut wie überhaupt nicht hinterfragt? Kaum jemand scheint wirklich dagegen aufzubegehren oder gar fliehen zu wollen. Nicht einmal Eltern, obwohl zumindest diese doch versuchen müssten ihre Kinder vor dem Tod oder einem Schicksal als Mörder zu bewahren! Denn ist es nicht eigentlich die Charakteristik einer Dystopie, dass die Figuren, vor allem natürlich die Protagonisten, früher oder später wenigstens erkennen, dass etwas in ihrer Gesellschaft falsch läuft und diese daher ändern wollen?

Darüber könnte man hinweg sehen, wenn, wie in einigen anderen Dystopien, der Schwerpunkt dann wenigstens in der Fortsetzung auf diesen Aspekt gesetzt wird. Nur leider scheint West die Notwendigkeit des Filtersystems des Boards selbst am Ende, das für einen bloßen Auftakt ganz in Ordnung wäre, nicht anzuzweifeln, geschweige denn es abschaffen zu wollen. Man kann also nur hoffen, dass ihr – und Chord! – im zweiten Teil endlich jemand die Augen öffnet.


FAZIT

Es ist wirklich schade, dass Elsie Chapman ihrer im Grunde so vielseitigen Welt nicht mehr Beachtung geschenkt hat, denn aus ihrem Gesellschaftsmodell hätte sie wesentlich mehr machen können als nur schmückendes Beiwerk. Wenn man über die unzureichenden Informationen hinwegsehen kann, ist Du oder Ich aber trotzdem zu empfehlen, da die Handlung selbst, abgesehen vom Anfang, wirklich spannend und interessant ist.
Man hofft allerdings in der Fortsetzung mehr über die Gesellschaft zu erfahren und dass es dann wenigstens ein paar Leute geben wird, die im Geheimen gegen das Board rebellieren.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Einfallsreich & spannend

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Inhalt:

"Aber das ist der Grund, warum Kersh so stark ist. Weil man die Schwachen eliminiert."
"Es ist stark in Bezug auf Kämpfer und Krieg. Doch was ist mit den Dingen, die mehr aus uns machen als Maschinen, ...

Inhalt:

"Aber das ist der Grund, warum Kersh so stark ist. Weil man die Schwachen eliminiert."
"Es ist stark in Bezug auf Kämpfer und Krieg. Doch was ist mit den Dingen, die mehr aus uns machen als Maschinen, die uns menschlich bleiben lassen?" (S.85)


Die fünfzehnjährige West ist in Kersh aufgewachsen, der letzten kriegsfreien Zone der Welt. Doch die Stadt steht unter einer großen Bedrohung von außen. Die Lösung: Schon die Kinder werden zu Soldaten herangezogen.
Jeder Mensch hat einen Doppelgänger mit identischem Erbmaterial. Zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr erhält man den Auftrag, Jagd auf ihn zu machen. Ihn zu töten. Denn das ist der einzige Weg, um zu überleben.


Meine Meinung:

zum Cover:

Bei diesem Buch, gab es für mich eine Art Premiere: Mir gefällt sowohl das englische Original- als auch das deutsche Cover sehr.
Ersteres hat zwar einen stärkeren Bezug zur Geschichte und man kann sich sehr gut vorstellen, dass das Mädchen West ist, die durch eine Straße ihres Bezirks läuft. Letzteres spiegelt dafür mit dem starken Schwarz-Rot-Kontrast und den beiden gleichen Gesichtern meiner Meinung nach noch intensiver die düstere Stimme wider.

Während der kurze Text auf dem Buchrücken neugierig macht und viel Spannung verspricht, verrät die Zusammenfassung auf der Innenklappe für meinen Geschmack mal wieder ein bisschen zu viel.


zur Geschichte:

Obwohl auf dem Schutzumschlag "Thriller" zu lesen ist, wird schon nach wenigen Seiten klar, dass es sich bei dem Buch um eine waschechte Dystopie handelt. Nach meiner Beurteilung ist es beides und in jedem Fall außergewöhnlich.

Der Schauplatz ist eine Stadt inmitten einer Zukunftswelt, die von Kriegen zerrüttet ist. Doch Kersh ist keineswegs die Oase in der Wüste. Innerhalb ihrer Grenzen herrschen Gewalt und Misstrauen, besonders unter den Unvollendeten, jenen Bürgern, die ihren Auftrag noch nicht erhalten haben.
Im Laufe des Buches nimmt West den Leser in alle vier Bezirke mit: Jethro, Gaslight, Calden und Leyton. Jedes Viertel ist eine Welt für sich und der Autorin ist es gelungen, sie alle in ihrer Einzigartigkeit zu zeigen.
Die Hintergründe der Geschichte fand ich stimmig und ausreichend erklärt. Im Vordergrund stand jedoch mehr die Entwicklung der Protagonistin.

Der Plot besteht aus einem einzigen Strang, der zielstrebig auf das Ende zusteuert. Auch wenn ich selten das Gefühl hatte, unbedingt erfahren zu müssen, was auf der nächsten Seite geschehen wird, brannte ich doch darauf zu erfahren, worauf alles hinauslaufen würde.

Die Idee mit den Substituten (Doppelgängern), die sich gegenseitig jagen müssen, was eine Art natürliche Selektion herbeiführen soll, fand ich sehr originell und interessant. Wie sich das auf die Gesellschaft und das Leben der Individuen auswirkt, war überzeugend dargestellt.
Was mich ein wenig verwirrt hat, ist, dass die für Dystopien sonst so typische Erkenntnis der Protagonistin ausbleibt. Sie ergibt sich in das System, auch wenn sie damit alles andere als glücklich ist. Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht so recht. Ich habe aber gehört, dass es eine Fortsetzung geben soll. Vielleicht ist da ja noch etwas Rebellionsmäßiges in Aussicht.

Der Schreibstil zeichnet sich vor allem durch ungewöhnliche Bilder aus (z.B. werden alte Autos in einer Gasse als "ganz orange vom Rost, ausladende, städtische Sonnenuntergänge im Betondschungel" (S.134) beschrieben).
Zudem fand ich die Dialoge, vor allem zwischen West und Chord, sehr gelungen.

zur Protagonistin:

"Ich dachte, es wäre, als würde ich in einen Spiegel blicken und mich selbst ansehen, aber so ist es nicht. Nicht ganz. Der Unterschied ist so gering wie der zwischen dem eigenen Spiegelbild, das man betrachtet, und der Art, wie andere einen sehen. Es ist, als wären beide Gesichtshälften verkehrt zusammengesetzt, so dass kein Anblick der richtige ist. Als ich sie entdecke, denke ich: So also sehen mich die anderen." (S. 173)


Die Ich-Erzählerin West habe ich als sehr starken Charakter empfunden. Ihre Kaltblütigkeit zeugt von den Verlusten, die sie verkraften musste, und ihrer insgesamt schweren Vergangenheit sowie den Missständen der Gesellschaft. Ihre Bindungsängste wirkten sehr realistisch und die eher im Hintergrund stehende Liebesgeschichte authentisch.
Allerdings verstehe ich nicht, warum ihr das Töten so leicht fällt und sie nur vor ihrer eigenen Doppelgängerin zurückschreckt.
Außerdem hätte ich sie ohne die Altersangabe auf jeden Fall älter als fünfzehn eingeschätzt.

Fazit:

"Du oder ich" überzeugt durch Spannung, Einfallsreichtum, eine starke Protagonistin und einen schönen Schreibstil.
Auch wenn es sich zwischendurch ein kleines bisschen zieht, hat mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen.
Ich weiß nicht genau, ob es eine Fortsetzung geben wird, aber falls nicht, wäre die Botschaft eher kritisch zu betrachten.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung!