Cover-Bild Ein Hummerleben
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 22.08.2019
  • ISBN: 9783462050073
Erik Fosnes Hansen

Ein Hummerleben

Roman
Hinrich Schmidt-Henkel (Übersetzer)

Über den Niedergang eines einstmals mondänen Hotels in den norwegischen Bergen.

Ein Roman über den 13-jährigen Sedd, der in einem norwegischen Berghotel bei seinen Großeltern aufwächst. Eine Geschichte über Lügen und Geheimnisse, falsche Erwartungen und großelterliche Liebe.

Ein Hotel hoch oben im norwegischen Fjell in den 1980er-Jahren. Sedd wächst bei seinen Großeltern auf. Über seinen Vater weiß er nicht viel, die Mutter ist verschollen. Liebevoll, aber bestimmt wird er von den Großeltern – der Großvater ist nebenbei Tierpräparator, die Großmutter stammt aus Wien – auf seine Rolle als künftiger Hotelerbe vorbereitet. Er hilft als Laufbursche, Küchenjunge und Tourenbetreuer aus und verinnerlicht den Leitsatz »Jeder einzelne Gast zählt« bereits im zarten Kindesalter. Zufluchtsort ist für ihn die Großküche des Hotels, in der der ehemalige Seefahrer Jim schaltet und waltet und für Sedd Vater, Mutter und Freund zugleich ist, wenn die Großeltern keine Zeit für ihn haben. Doch spätestens, als der Bankdirektor Berg bei einem Essen stirbt, zeigen sich erste Risse in der vermeintlichen Idylle.

»Eine brillant erzählte Geschichte, originell und spannend … geschrieben mit einer sprachlichen Eleganz, die das Buch zum Schwingen bringt.« Adresseavisen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2020

Erwachsen werden im Hotel - Eine wunderschöne Geschichte!

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Der 13jährige Sedd wächst bei seinen Großeltern in einem mondänen Hotel in den norwegischen Bergen auf. Doch der Betrieb hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen, was jedoch nach außen hin mit allen Mitteln ...

Der 13jährige Sedd wächst bei seinen Großeltern in einem mondänen Hotel in den norwegischen Bergen auf. Doch der Betrieb hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen, was jedoch nach außen hin mit allen Mitteln verborgen wird.
Für Sedds Großeltern ist eine gepflegte Ausdrucksweise und ein ebensolches Auftreten das Wichtigste überhaupt in ihrer Berufung als Hoteliers und ihr Enkel hat dies verinnerlicht. Er ist der (schon etwas ältere) Ich-Erzähler dieser Geschichte und macht dies in einer derart gewählten Sprache, dass ich mir öfter ein Grinsen nicht verbergen konnte. "Doch die Wahrheit drängt zum Licht, wie geschrieben steht, irgendwann verschafft sie sich freie Bahn, erst tröpfelnd, dann immer kraftvoller, bis sie als hymnisch triumphierender Gesang hervorströmt, ganz zum Beispiel wie in 'Wir leben' von Wencke Myhre." (Die Sedds Großmutter liebt und verehrt und deren Platten sie ständig spielt).
Sedd beschreibt zwei Jahre seines Lebens, in denen er unter anderem feststellt, dass seine geliebten Großeltern einige Geheimnisse vor ihm haben. Der Großvater weigert sich, die desolate Situation in der sich das Hotel befindet, anzuerkennen, auch wenn es immer mehr Anzeichen dafür gibt, die selbst Sedd erkennt. Und Fragen zu seinen Eltern werden, wenn überhaupt, nur sehr knapp beantwortet, sodass er detektivische Fähigkeiten entwickelt, um an Informationen zu gelangen. Auch für uns Lesende gibt es so manchen Aha-Effekt, wenn man plötzlich feststellt: Ach so, so ist das weiter vorne gemeint.
Überhaupt vermittelt der Autor derart gekonnt während der gesamten Lektüre das Gefühl, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird, was bei mir dazu führte, dass ich in dem Buch immer langsamer vorankam. Denn während ich voller Zuneigung und Interesse die Geschichte des jungen Sedd las, wollte ich dieses unschöne Ende, das ja kommen musste, gar nicht wissen. Doch auch hier gelingt Erik Fosnes Hansen eine Überraschung: Zwar traurig, doch völlig anders als erwartet endet das Buch. Und es lässt noch Raum für eine eventuelle Fortsetzung. Ich hätte nichts dagegen 😉

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Veröffentlicht am 29.02.2020

Was bleibt, wenn das Ende naht ...

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Ich wollte dieses Buch so gerne mögen und beim Lesen hatte ich auch wirklich oft das Gefühl: „So, jetzt ist es soweit.“ Doch dann verlor sich der Autor wieder in langen, ein wenig langweiligen Passagen ...

Ich wollte dieses Buch so gerne mögen und beim Lesen hatte ich auch wirklich oft das Gefühl: „So, jetzt ist es soweit.“ Doch dann verlor sich der Autor wieder in langen, ein wenig langweiligen Passagen … nun aber erstmal von Anfang an …
Sedd, ein 13jähriger Junge, von der österreichischen Oma Elisabeth auch gerne „Buberl“ genannt, lebt mit seinen Großeltern hoch in den Bergen Norwegens in einem Hotel, das seither in seiner Pracht viele zahlungsfähige Gäste angelockt hat. Er wächst elternlos auf. Der Vater – ein indischer Arzt – und die Mutter, ein junges Hippiemädchen, spielen in seinem Leben keine direkte Rolle mehr. Sedd ist ein braver, fleißiger und verständiger Junge, der seinen Großeltern und dem Koch Jim stets zur Hand geht. Wenn es nach den Großeltern geht, soll er mal in ihre Fußstapfen treten und das Hotel übernehmen. Doch dieses hat seinen Zenit längst überschritten, der Untergang scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein …
Was mir an dem Buch gefallen hat, ist der flüssige Schreibstil. Die Seiten blätterten sich fast von selbst um und ich fühlte mich im kalten und schneereichen Norwegen bestens aufgehoben. Auch das Hotel bildete sich bestens vor meinem inneren Auge ab. Ich schälte Kartoffeln mit Jim in der Großküche, stand mit Herrn Hoteldirektor an der Rezeption und lächelte, wenn Elisabeth mal wieder ihr strahlendes Gästegesicht aufsetzte. Was mir nicht so gefallen hat waren die doch oft sehr weit ausholenden Beschreibungen über die Großeltern, Sedd und anderen Charaktere, die einfach keinerlei Spannung oder Neugier aufkommen ließen. Schade, das Buch hat wirklich Potential aber eines meiner Lieblingsbücher wird es nicht werden. „Ein Hummerleben“ … der Titel jedoch ist ausgesprochen passend gewählt, denn genau so ist es … kurz, brutal und am Ende oft schmerzhaft. Von mir leider nur eine bedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.09.2019

Ein Hotel in den Bergen Norwegens, das seine besten Tage hinter sich hat

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In den 1980er Jahren wächst Sedd bei seinen Großeltern auf, die in den Bergen Norwegens ein Hotel betreiben. Das gehobene Hotel will keine Wünsche offen lassen, deshalb gibt es unter anderem ein Hummerbecken, ...

In den 1980er Jahren wächst Sedd bei seinen Großeltern auf, die in den Bergen Norwegens ein Hotel betreiben. Das gehobene Hotel will keine Wünsche offen lassen, deshalb gibt es unter anderem ein Hummerbecken, ein Schwimmbad und eine Minigolfbahn. Doch die Geschäfte laufen zunehmend schlecht, da immer mehr Norweger nicht im eigenen Land, sondern im „verteufelten Süden“, wie Sedds Großmutter zu sagen pflegt, Urlaub machen. Sedd hilft regelmäßig im Hotel aus und lernt dabei Karoline kennen. Sie ist etwas jünger als er und bleibt mir ihren Eltern länger im Hotel. Mit ihrer Hartnäckigkeit überredet sie Sedd, Zeit mit ihr zu verbringen. Dabei würde der in dieser Zeit lieber das Geheimnis um seine Eltern küften und Fotografieren lernen. Doch die Gäste stehen an oberster Stelle, das gilt auch für Sedd, der das Hotel eines Tages übernehmen soll.

Norwegen ist in diesem Jahr das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse, deshalb war ich sehr neugierig auf dieses Buch eines norwegischen Autors, das den Leser mit in die Berge des Landes nimmt, wo ein Hotel im Familienbetrieb seine besten Jahre hinter sich hat.

Der Titel des Romans erklärt sich auf den ersten Seiten, auf denen der Ich-Erzähler Sedd seine Beobachtungen rund um das Hummerbecken des Restaurants mit dem Leser teilt. Seine Schilderungen zeugen von einer großen Aufmerksamkeit, mit der er sein Umfeld im Blick hält. Er berichtet von kleinen und großen Ereignissen den Alltags und seine Überlegungen gehen immer wieder auf in eine philosophische Richtung.

Gleich zu Beginn gibt es einen aufsehenerregenden Zwischenfall, denn der Bankdirektor stirbt währen eines Essens im Hotel trotz Sedds Wiederbelebungs-Maßnahmen. Im Nachhinein ist es ihm unangenehm, darüber zu reden, denn alle loben ihn, obwohl sein Eingreifen keinen Unterschied gemacht hat.

Das Tempo des Buches ist ruhig und Sedd erzählt viel vom Hotelalltag. Sein Großvater hat das Hotel einst von seinem Vater übernommen, es ist sein ganzer Stolz und immer wieder schwelgt er in Erinnerungen. Seine Großmutter ist ursprünglich aus Wien, sie hat ihren Mann in Linz auf der Hotelfachschule kennengelernt und sehnt sich immer wieder in die Heimat. Der Koch Jim, ein ehemaliger Seefahrer, gehört quasi zur Familie und steht dieser in jeder Situation zur Seite. Diese drei Charaktere spielen in Sedds Berichten neben Karoline, die als Gast im Hotel ist und unbedingt Zeit mit ihm verbringen will, die größte Rolle.

Nach den Ereignissen gleich zu Beginn war ich gespannt, was im Hotel als nächstes passieren wird. Findet Sedd etwas über seine Eltern heraus? Tut sein Großvater etwas, um wieder mehr Gäste anzulocken? Nichts dergleichen passiert jedoch. Doch nichts dergleichen passiert. Zwar gibt es immer wieder kleine Hinweise auf drängende Fragen, doch die Schilderungen widmen sich kleinen Ereignissen im Hotel und verlieren sich in Details. Auch auf eine größere Charakterentwicklung bei Sedd wartete ich vergebens.

Vieles wird totgeschwiegen in Sedds Familie, weshalb auch auf Entdeckungen, dessen Bedeutung sich dem Leser mühelos erschließt, keine Aussprache erfolgt. Die Handlung steuert in gefühlter Zeitlupe auf ein Fiasko hin. Auf dieses muss man jedoch sehr lange warten, erst auf den allerletzten Seiten erhält man als Leser Antworten. Das wirft jedoch große neue Fragen auf, die leider nicht mehr beantwortet werden. Die Geschichte ist insgesamt tragisch, skurrile Zwischenfälle und kluge Beobachtungen sorgen aber immer wieder für unterhaltsame Momente. Für mich war es ein interessanter Ausflug in die Berge Norwegens, bei dem ich jedoch einen Spannungsbogen vermisst habe.