Cover-Bild Wären wir Vögel am Himmel
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 28.03.2024
  • ISBN: 9783751755863
Erin Litteken

Wären wir Vögel am Himmel

Roman
Rainer Schumacher (Übersetzer)

Von der Kraft, die Hoffnung nicht zu verlieren und immer wieder neu anzufangen - eine bewegende, persönliche Reise in die ukrainische Geschichte

Sommer 1941. Wann immer sie kann, beobachtet Lilija die Vögel am Himmel. So frei zu sein, so unbeschwert! Ihr selbst ist beides nicht vergönnt, denn es herrscht Krieg, und die Wehrmacht rückt nun auch in der Ukraine vor. Wo bis vor Kurzem Stalins Handlanger für Schrecken sorgten, verbreiten jetzt die Deutschen Angst und Terror. Sie brauchen Arbeiter für ihre Felder, ihre Waffenfabriken. Auch Lilija, ihr Cousin Slavko und die erst zwölfjährige Halya finden sich unversehens mit Dutzenden anderen Ukrainern in einem Viehwagon nach Leipzig wieder. Wird ihre Kraft ausreichen, Angst und Qualen zu überstehen und den Krieg zu überleben? Werden sie ihre Familie wiedersehen?

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2024

Wow

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Ganz ehrlich, ich finde die historische Vorbemerkung großartig, nicht nur um die Geschichte an sich besser einordnen zu können und ihre Umstände zu verstehen, sondern auch, weil die Autorin direkten Bezug ...

Ganz ehrlich, ich finde die historische Vorbemerkung großartig, nicht nur um die Geschichte an sich besser einordnen zu können und ihre Umstände zu verstehen, sondern auch, weil die Autorin direkten Bezug zu ihrer eigenen Familie schafft. Dass diese Geschichte auf wahren Erlebnissen beruht, macht die Schrecken noch greifbarer und gleichzeitig die kleinen, hoffnungsvollen Momente noch kostbarer. Ein wunderschönes, schmerzlich berührendes Buch.

Zum Inhalt: 1941 rücken die Deutschen in die von den Russen besetzte Ukraine vor. Was zuerst unter der Bevölkerung für Hoffnung sorgte, wird schnell zum neuen Schrecken, denn auch die deutschen brauchen Zwangsarbeiter. Und so werden Lilija, die eigentlich von einem Studium an der Universität träumte und ihr Cousin Slavko mach Leipzig deportiert. Was sie am Leben hält, ist die Hoffnung auf Flucht und ein Wiedersehen mit ihrer Familie.

Was ich unglaublich plastisch geschildert fand, waren die Zwistigkeiten innerhalb der Bevölkerung von Wolhynien, die auf ihren unterschiedlichen Abstammungen beruhten und darauf, dass immer eine andere Besatzungsmacht das Land und die Menschen ausbeutete. Hier werden Realität und Fiktion gut miteinander verwoben und ergeben ein sehr stimmiges Bild.

Familienbande stehen im Zentrum dieser Geschichte und mir ist schier das Herz gebrochen, wie hier Familien auseinandergerissen wurden. Ich fand auch Vika einfach unglaublich beeindruckend, wie sie die Suche nach ihren Kindern nicht aufgeben wollte. Es ist eine Geschichte von mutigen, starken Menschen, die nicht aufgeben und allem, was ihnen entgegengesetzt wird, standhalten. Das hat mich mich tief berührt und nachhaltig beeindruckt.

Die Geschichte ist natürlich sehr fokussiert auf Einzelschicksale, das große Drumherum bleibt eher schwammig, was mich aber nicht gestört hat, es handelt sich schließlich um kein Geschichtsbuch.
Die Autorin hat eine angenehme Erzählweise gewählt, die Kapitel sind nicht zu lang und legen einen emotionalen Fokus.

Ich habe das Schicksal der Familie gespannt verfolgt, mit ihnen gebangt und gehofft. Mich hat das Buch gut abgeholt und mitgerissen.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

So wichtig

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Es ist doch eigentlich sehr traurig, das so viel über das Schicksal der Menschen in Westeuropa während des zweiten Weltkrieges geschrieben wird und hier bei uns bekannt ist, aber kaum etwas über die Menschen ...

Es ist doch eigentlich sehr traurig, das so viel über das Schicksal der Menschen in Westeuropa während des zweiten Weltkrieges geschrieben wird und hier bei uns bekannt ist, aber kaum etwas über die Menschen die in der Ukraine lebten. Umso besser das es die Romane von Erin Littecken gibt. Nach dem großartigen Buch Denke ich an Kiew, ist dieses das Zweite das ich von ihr lese. Sie orientiert sich an der Geschichte ihrer Familie und erzählt von drei jungen Leuten, die aus ihrer Heimat verschleppt werden um in Deutschland Zwangsarbeit zu leisten.
Die ganze Geschichte geht unter die Haut. Die Geschichte der Ukraine dieser Zeit ist die Geschichte von Unterdrückung. Ob nun Russen, Polen oder Deutsche alle wollen ihr Land. Die Geschichte der Menschen hier ist von Verlusten geprägt und doch geben sie nicht auf..
Lilija, ihrCousin Slavko und Halya sind die Hauptpersonen der Geschichte mit ihnen erleben wir die Verschleppung, die Zwangsarbeit und das unvorstellbare Grauen und die Hoffnung irgendwie ihre Familie wieder zu sehen. Ich habe beim Lesen sehr oft Gänsehaut bekommen und war sehr bewegt. Ein Roman der nichts für schwache Nerven ist und doch so wichti

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Einfühlsam erzählt

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Erin Litteken erzählt hier ihre Familiengeschichte. Eine Geschichte, in der Fiktion und Wirklichkeit ineinander fließen, die zum größten Teil von der ukrainischen Seite ihrer Familie handelt. Diese stammt ...

Erin Litteken erzählt hier ihre Familiengeschichte. Eine Geschichte, in der Fiktion und Wirklichkeit ineinander fließen, die zum größten Teil von der ukrainischen Seite ihrer Familie handelt. Diese stammt aus der historischen Region Wolhynien im einstigen Ostpolen, der heutigen West-Ukraine. Inspiriert wurde sie ganz besonders von ihrer Urgroßmutter, die ums Überleben ihrer Familie gekämpft hat, die so viel Schreckliches gesehen hat und von so vielem loslassen musste.

Kaum waren die Sowjets 1941 auf dem Rückzug, kamen die Deutschen und wie sie bald feststellen mussten, waren die Nazis um keinen Deut besser. Sie wollten das Land, die Bevölkerung wurde verschleppt und als Ostarbeiter zwangsverpflichtet. Dabei war es ihnen egal, wie viele diese Knochenarbeit überlebten, denn Nachschub war im Anmarsch. Einmal in deren Fängen, gab es kein Entkommen und sollte es doch einer gewagt haben zu fliehen, wurden sie kaltblütig niedergemetzelt oder aber in eines der Vernichtungslager interniert.

„Wären wir Vögel am Himmel“ erzählt von Lilja, von ihrem Cousin Slavko und der anfangs zwölfjährigen Halya. Von Vika und Maksim und ihren Kindern, von Filip, der aus Polen stammt und von einigen mehr. Sie alle müssen ihre Heimat aufgeben, ganze Dörfer werden dem Erdboden gleichgemacht. So mancher schließt sich dem ukrainischen Wiederstand (der UPA) an, nicht jeder hat seinen Heldenmut überlebt.

Es ist ein erschütterndes Zeugnis einer Zeit, in der ein geschundenes Volk ums Überleben kämpft. Schon Erin Littekens Debütroman „Denk ich an Kiew“ greift die Geschichte der Ukraine auf und nun legt sie mit ihrem neuen Roman nach und wieder spielt die Wirklichkeit mit hinein. „Wären wir Vögel am Himmel“ ist im und nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt, die Autorin dringt tief ein in die Flucht- und die Hungerjahre sommers wie winters, schildert die Bombardierung der Städte, die dadurch entstandenen Brände mitsamt den dort eingeschlossenen Menschen – viele davon konnten sich aus diesem Inferno nicht retten.

Ich lese von ihrer Flucht, kann mir diesen nagenden Hunger in seiner Gänze gar nicht vorstellen, durchlebe die unmenschliche Behandlung - als Untermenschen werden sie bezeichnet und sollten sie auch nur mit der Wimper zucken, werden sie brutalst misshandelt. Das nicht endend wollende Grauen ist schwer zu ertragen und doch sauge ich alles in mich auf, lese aus verschiedenen Perspektiven ihren Kampf nicht nur ums Überleben. Auch sind sie auf der Suche nach ihren Lieben, nach ihrer Familie, die sie irgendwann aus den Augen verloren haben.

Im sehr lesenswerten Nachwort dann schildert die Autorin die Geschichte der Ukraine in der Zeit, in der dieser Roman angesiedelt ist. Es waren schlimme Jahre und so mancher wählte den Freitod, um nicht den Feinden in die Hände zu fallen. Das hier beschriebene Schicksal ihrer Familie ist fiktional, jedoch spielen viele tatsächlichen Begebenheiten mit hinein.

Und wieder ist es ein russischer Aggressor, der seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gnadenlos durchzieht. Und wieder ist ein Frieden für dieses leidgeprüfte Volk in weiter Ferne. Die Geschichte wiederholt sich, wir hören und sehen es täglich.

Der Roman schildert eine Zeit voller Hoffnungslosigkeit und doch spürt man die Kraft, trotz all dieser Gräueltaten die Hoffnung nicht ganz zu verlieren. Es ist eine einfühlsam erzählte Geschichte, die lange nachhallt, die ich jedem Geschichtsinteressierten empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Ein Roman, der unter die Haut geht

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Nachdem mich der Debütroman der Autorin "Denk ich an Kiew" schon total begeistert hatte, war ich nun auf dieses Buch mehr als gespannt. Und was soll ich sagen? Dieses Buch toppt das erste sogar noch. ...

Nachdem mich der Debütroman der Autorin "Denk ich an Kiew" schon total begeistert hatte, war ich nun auf dieses Buch mehr als gespannt. Und was soll ich sagen? Dieses Buch toppt das erste sogar noch.
Die deutsche Wehrmacht hat die Rote Armee im Sommer 1941 zurückgedrängt und rückt nun selber in die Ukraine vor. Und auch sie verbreitet Angst und Schrecken. Die Nazis sind auf der Suche nach Arbeitern, die sie als Sklaven in den deutschen Waffenfabriken einsetzen können. Und so werden auch die knapp 12jährige Halya zusammen mit der 17jährigen Lilija und ihrem Cousin Slavko in einem Viehwagon nach Leipzig verschleppt.
Fern von ihren Familien und ohne zu wissen, ob sie diese jemals wiedersehen werden, müssen sie nun um ihr Überleben kämpfen.
Dieses Buch ist nicht leicht zu verdauen. Es zeigt die unvorstellbaren Gräueltaten, die den Ukrainern auch im zweiten Weltkrieg, dieses Mal im Rahmen der "deutschen Osterweiterung" angetan wurden, Dabei wurden mehr als 2,4 Millionen Männer, Frauen und Kinder in deutsche Fabriken als Zwangsarbeiter verschleppt. Sehr viele überlebten dieses nicht.
Die kurzen Kapitel, die jeweils aus der Sicht der einzelnen Protagonisten erzählen, geben Einblick in die Gefühlswelt der verschiedenen Charaktere. Mehr als einmal liefen mir Schauer des Entsetzens über den Rücken und machten mich fassungslos. Der Unbarmherzigkeit und Brutalität, der auch Halya, Lilija und Slavko über Jahre ausgesetzt waren, sind einfach nur unvorstellbar.
Dieses bewegende Buch, das Erin Litteken basierend auf den Erlebnissen ihres Großvaters geschrieben hat, ist eine Geschichte über Hoffnung und die dadurch entstehende Kraft, immer wieder von Vorne anfangen zu können. Und es ist die Geschichte einer tiefen Freundschaft.
Dieser Roman, der unter die Haut geht, ist jedoch für zart besaitete Leser weniger geeignet. Von mir gibt es überzeugte 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

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