Cover-Bild Der König der Schelme
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 10.06.2016
  • ISBN: 9783404173679
Eve de Castro

Der König der Schelme

Historischer Roman
Ulrike Werner-Richter (Übersetzer)

Die große Geschichte eines kleinen Mannes

AD 1748: Józef ist neun Jahre alt, als seine verarmte Mutter ihn an eine wohlhabende Freundin verkauft - als lebendiges Spielzeug. Denn der Junge ist nicht größer als eine Puppe, verfügt aber über den Verstand eines Erwachsenen. Er ist ein Zwerg, dem die Erziehung eines Edelmannes zuteilwird. Bald weckt Józef mit seinem Intellekt und seiner Violine die Bewunderung von Fürsten und Königen in ganz Europa. Doch die Liebe zu einer französischen Hofdame, die beinahe doppelt so groß ist wie er selbst, droht ihn ins Verderben zu stürzen -

Die wahre Geschichte von Józef Boruwłaski, der 98 Jahre alt und nur 99 Zentimeter groß wurde. Eve de Castro hat sein faszinierendes Leben mit Bravour in einen historischen Roman verwandelt.

Ausgezeichnet mit dem Prix Montesquieu 2015


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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das große Leben eines kleinen Mannes

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Dieser Roman orientiert sich an der wahren Geschichte des 1739 geborenen polnischen Grafen Jozef Boruwlaski, der wegen seiner Körpergröße für Furore sorgte. Als er im Alter von neun Jahren von seiner Mutter ...

Dieser Roman orientiert sich an der wahren Geschichte des 1739 geborenen polnischen Grafen Jozef Boruwlaski, der wegen seiner Körpergröße für Furore sorgte. Als er im Alter von neun Jahren von seiner Mutter an eine reiche Adelige verkauft wurde, war er gerade mal so groß wie ein normaler Knabe bei der Geburt, und er blieb Zeit seines Lebens kleiner als einen Meter.
Dass ein solcher Winzling über jede Menge Charme und Esprit verfügte, in mehreren Sprachen parlieren sowie musizieren und tanzen konnte, versetzte die Menschen in Erstaunen und machte ihn zu einem gern gesehenen Gast in den Salons der Reichen, der auf seinen Reisen durch Europa diverse gekrönte Häupter bezauberte.
Doch fast alle, denen er begegnete, sahen in ihm nur eine Art Spielzeug oder Schoßhündchen, eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Gefühlen und Wünschen mochte ihm kaum einer zugestehen.

Das Buch befasst sich also mit einem brisanten wie auch ergreifenden Thema und regt zum Nachdenken darüber an, wie Personen, die von der Norm abweichen, behandelt wurden und auch heute noch oftmals werden.

Der Erzählstil gefällt mir sehr gut, er wirkt irgendwie altertümlich und passt zur Handlung.
Man kann sich hervorragend in Jozef hineinversetzen, seine Frustration darüber, nicht für voll genommen zu werden und immer auf die Unterstützung anderer angewiesen zu sein, nachfühlen.

Es ist interessant, ihm auf seinem Lebensweg zu folgen, der sich an einigen historisch gesicherten Fakten orientiert, bei dessen Ausgestaltung sich die Autorin aber auch viel dichterische Freiheit genommen hat. Dabei sieht er sich einer Reihe von Problemen gegenüber, alles in allem widerfährt ihm deutlich mehr Negatives als Positives, die Grundstimmung ist dennoch selten wirklich bedrückend.

Allerdings ist der Titel nicht gut gewählt. Jozef entspricht nicht wirklich der Definition eines „Schelms“, der Originaltitel „Joujou“ (Jozefs Spitzname, der sich vom französischen Wort für Spielzeug ableitet) ist treffender.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Spielzeug auf dem höfischen Parkett

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Jozéf Boruwłaski ist neun Jahre alt und nur wenig größer als ein Säugling als er als lebendes Spielzeug an den Hof der Starostin von Polen und Freundin der Mutter kommt. Sie ist von dem Jungen begeistert ...

Jozéf Boruwłaski ist neun Jahre alt und nur wenig größer als ein Säugling als er als lebendes Spielzeug an den Hof der Starostin von Polen und Freundin der Mutter kommt. Sie ist von dem Jungen begeistert und nennt ihn liebevoll Joujou. Jozéf lernt die Gepflogenheiten des Adels kennen und bekommt an verschiedenen Höfen Unterricht in Musik und Tanz. Der kleine Graf ist talentiert und begeistert die europäischen Häuser des Adels. In Wien kommt es sogar zum Konkurrenzkampf mit einem anderen Kleinwüchsigen, bei dem er fast sein Leben lässt. Joujou wird überall bejubelt und bestaunt, vor allem aber auch im Erwachsenenalter von den Damen auf den Schoß genommen.

Eve de Castro widmet sich in ihrem zweiten historischen Roman dem Leben des kleinwüchsigen Jozéf Boruwłaski. Sie schaut in dieser Biografie hinter die Fassade und vermittelt das Empfinden, das der verarmte Graf seiner Umwelt gegenüber gehabt haben dürfte. Sie wagt sich respektvoll an die Psyche des Mannes heran und beschreibt sein Anderssein mit den Vor- und Nachteilen. Da Jozéfs Geist nicht mit seiner körperlichen Größe gleichzusetzen war, gab es unweigerlich nach der Pubertät Probleme. Als er sich im Alter von 40 Jahren in die Französin Isalina verliebt, möchte er nicht nur Ehemann, sondern auch Vater sein. Im Laufe seines 98jährigen Lebens hatte er es nicht immer leicht und musste die fehlende Körpergröße mit Können und Intelligenz kompensieren.

Das Hofleben der europäischen Monarchen wird nur oberflächlich beschrieben. Vielmehr gibt die Autorin die Sicht frei, was sich hinter den Kulissen zur Unterhaltung der Monarchen abgespielt hat. Jozéf lernt sie alle kennen und bleibt doch im Hintergrund. Seine Gönner ermöglichen ihm ein angenehmes Leben, solange seine Auftritte erwünscht sind. Die Nebenfiguren sind in dieser Handlung teilweise selber die Prominenten ihrer Zeit wie die Baronin von Cavendish, Marie Antoinette oder Maria Theresia. Der Roman entstand größtenteils durch die aufgeschriebenen Memoiren und vermittelt so Authentizität. Die Fakten werden geschickt mit Emotionen verbunden, sodass man als Leser das Gefühl hat, dabei gewesen zu sein. De Castro schafft eine Lebendigkeit der vergangenen Zeit, die beim Leser eine Reihe von Emotionen hervorruft.

Der Schreibstil ist gesetzt und vermittelt trotz der fast ein ganzes Leben andauernden Reise Ruhe. Die Sprache ist so weit es ging der Zeit angepasst und mit französischen und italienischen Phrasen ergänzt, die zusätzlich für die richtige Stimmung sorgen. Alles zusammen zeichnet ein Porträt der höfischen Gesellschaft aus dem Blickwinkel eines Andersartigen. Die französische Schriftstellerin wurde mit diesem zweiten Roman mit dem Prix Montesquieu 2015 ausgezeichnet.