Cover-Bild Alle meine Kinder
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 187
  • Ersterscheinung: 08.08.2016
  • ISBN: 9783458361626
Herrad Schenk

Alle meine Kinder

Roman
Friederike Beaufort, eine Frau in ihren besten Jahren mit bewegter Vergangenheit, steht kurz davor, ihr Landhaus mit Garten gegen eine seniorengerechte Wohnung in der Stadt einzutauschen. Beim Räumen und Ausmisten des großen Hauses werden Erinnerungen wach: an die wilden Studienjahre mit feucht-fröhlichen Festen und wechselnden Liebhabern; an die Demos der Frauengruppen; aber auch an den Verlust von geliebten Menschen und den quälenden Kinderwunsch, der ihr Leben zunehmend beherrschte.
Doch es ist nicht die Zeit, irgendwelchen Gedanken nachzuhängen. Mit dem Umzug lässt Friederike die Vergangenheit endgültig hinter sich und startet selbstbewusst durch in ihre Zukunft, in ein komplett neues Leben …

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Loslassen und ein Neubeginn

0

Ika Beaufort steht vor den offenen Türen ihres Schranks und versucht sich von vielen Dingen zu trennen, aber alles ist mit Erinnerungen belastet und diese Erinnerungen wiegen schwer. Sie taucht in Gedanken ...

Ika Beaufort steht vor den offenen Türen ihres Schranks und versucht sich von vielen Dingen zu trennen, aber alles ist mit Erinnerungen belastet und diese Erinnerungen wiegen schwer. Sie taucht in Gedanken in die Vergangenheit ein, ihre Dreiecksbeziehung über viele Jahre, die ihre Partnerschaft wohl doch schwerer belastet hat, als gedacht. Der lange Loslösungsprozess von ihrem Geliebten und vor allem der Schwangerschaftsabbruch, der kurz danach einem leidenschaftlichen Kinderwunsch auslöste, der sich auf natürlichem Weg nicht erfüllen wollte.


Ika ist eine Frau fast Ende der Sechzig. Zusammen mit ihrer langjährigen Freundin wollte sie sich in einer neuen Wohnung inmitten der Stadt neu finden. Raus aus dem viel zu großen Haus und dem riesigen Garten, ein Neuanfang ohne den Ballast der Vergangenheit, ganz abgesehen von den praktischen Erwägungen – wie Ärzte, Geschäfte und Kultur in unmittelbarer Nachbarschaft. Doch Hilde verstirbt unerwartet und Ika muss nun allein den Neuanfang wagen.


Das Buch wird durch die Rückblicke interessant. Ika ist ein Kind ihrer Zeit, aufgewachsen als die Pille den Frauen neue Freiheit gewährte, als Partnerschaften und Sexualität neu definiert wurden. Die Beziehungen waren offen und Seitensprünge wurden diskutiert und toleriert. Dieses Zeitbild hat mir ausgesprochen gut gefallen, ich kenne vieles aus eigenem Erleben und die Schilderung hat mich zurück katapultiert in diese Zeit. Die Hauptfigur Ika ist mir sehr nahe gekommen, ja sie war mir sympathisch, wenn ich auch manche ihrer Handlungen nicht gut fand. Fast hatte ich das Gefühl, ich müsste es jetzt mir ihr ausdiskutieren. Das spricht für die lebensnahe Charakterisierung.


Die ausufernden Schilderungen der Reproduktionsmedizin fand ich allerdings zu viel. Nicht jeder vergebliche Zyklus hätte in dieser Ausführlichkeit geschildert werden müssen. Wenn ich noch einmal den Begriff „Follikel“ lese, schreie ich – diese Empfindung drängte sich mir beim Lesen auf.
Der verhalten optimistische Schluss hat mich dann aber versöhnt und über diese Klippe getragen.


Das Buch hat mich berührt, ich bin der Hauptfigur fast immer gern in ihren Erinnerungen gefolgt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Loslassen im Alter!

0

Friederike, Ika, Beaufort ist Ende 60 und hat sich entschlossen aus ihrem grossen Haus in eine kleine Wohnung in der Stadt zu ziehen. Da sie keine eigenen Kinder hat, wird sie in diesem Vorhaben von Patensohn ...

Friederike, Ika, Beaufort ist Ende 60 und hat sich entschlossen aus ihrem grossen Haus in eine kleine Wohnung in der Stadt zu ziehen. Da sie keine eigenen Kinder hat, wird sie in diesem Vorhaben von Patensohn Carsten unterstützt.
Vor dem Umzug muss entrümpelt werden....das Haus und die Gedanken. Ika taucht ab in die Zeit, als sie mit ihrem Mann Ernst glücklich war und in Erinnerungen an eine schwierige Zeit, die sie gemeinsam meistern mussten.

Diese Geschichte rund um Ika zeigt deutlich wie schwierig es ist, loszulassen.Los lassen vom geliebten Daheim, von Erinnerungen, Wünschen und nicht erfüllten Träumen. Und wie wichtig dies trotzdem ist um etwas Neuem Raum zu geben.

Dieses Thema hat mich nachdenklich gemacht und meine Gedanken beschäftigt.
Die Geschichte dreht sich zu einem grossen Teil um diese nicht erfüllten Träume. Ikas Traum war es einmal Mutter zu werden. Diese Passagen waren zwar nicht langatmig, doch haben mir zu viel Raum eingenommen. Etwas langatmig habe ich hingegen die Beschreibungen zu den Liebesbeziehungen von Ernst und Ika empfunden.Da hätte meiner Meinung nach gestrafft werden können.
Die Story ist in Ich Perspektive aus der Sicht von Ika geschrieben.Dadurch ist die Protagonistin dem Leser sehr nahe, man kann nachvollziehen wie sie denkt und fühlt. Ich hatte ein paar Mal den Eindruck, dass sie doch ,und das im Hinblick auf die Beziehung mit ihren Geschwistern, sehr egoistisch denkt und handelt. Doch im Grossen und ganzen war mir Ika sympathisch.
Der Schreibstil ist toll,liest sich flüssig und ich habe das Buch in 2 Tagen in einem Rutsch ausgelesen.
Ich wage vorsichtig die Aussage, dass dieses Buch eher etwas für Leser über 40 Jahren ist und ,dass sich jüngere Leser weniger angesprochen fühlen könnten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alle meine Kinder

0

Friederike Beaufort, Ende 60, hat sich nach vielen Überlegungen dafür entschieden ihr geliebtes Haus mit Garten zu verkaufen und gegen eine Wohnung in einer netten Hausgemeinschaft einzutauschen. Der Sohn ...

Friederike Beaufort, Ende 60, hat sich nach vielen Überlegungen dafür entschieden ihr geliebtes Haus mit Garten zu verkaufen und gegen eine Wohnung in einer netten Hausgemeinschaft einzutauschen. Der Sohn ihrer besten und leider schon verstorbenen Freundin hat sie dazu überredet, indem er ihr die Vorzüge des Lebens in der Stadt und die Risiken des einsamen Lebens einer ältere Frau in einem großen Haus auf dem Lande aufgezeigt hat.

Nun sitzt sie vor all den Klamotten, Fotoalben, Tagebüchern, dem Geschirr und den Bettbezügen und versucht so gut es geht auszumisten und ihren Besitz auf drei Zimmer aufzuteilen. Sie erstellt sich Listen, damit nichts vergessen oder übersehen wird, möchte diese strikt abarbeiten, doch die Erinnerungen, die sie mit dem Haus und all ihrem Hab und Gut verbindet, hindern sie hin und wieder daran und versetzen sie in ihre teils schmerzhafte Vergangenheit.

Ihre Vergangenheit war eine bewegte und doch von hauptsächlich einem Thema bestimmt: dem Wunsch nach einem Kind. Friederike engagierte sich in Frauenbewegungen, führte leidenschaftlich gerne Diskussionen über Gott und die Welt, machte Karriere und heiratete Ernst, einen Professor, der allerdings nicht ihr einziger Geliebter war. Doch schwanger zu werden und ein gesundes Kind zur Welt zu bringen war ab einem gewissen Zeitpunkt ihr größter Wunsch, der einfach nicht in Erfüllung gehen wollte. Verbissen, verzweifelt und blind von dem Wunsch nach einem Kind wurde sie zur „Stammpatientin“ im Krankenhaus, überredete ihren Mann an diversen Untersuchungen teilzunehmen und sich medikamentösen Therapien zu unterziehen. Von Monat zu Monat ging es nur noch darum den passenden Moment abzupassen, um Follikelbildung und um Insemination. Während die Geschwister, die Freundinnen und andere Bekannte um Friederike herum schwanger wurden, wurde sie immer depressiver, schwermütiger und freudlos.

Herrad Schenk hat in dem Buch „Alle meine Kinder“ ein schwieriges Thema angesprochen, welches jedes Paar beschäftigten könnte, das plant Kinder zu bekommen. Schwanger zu werden ist schließlich nicht für jede Frau einfach und es bedarf oft medizinische Hilfe, um schwanger zu werden und das gewünschten Kind zur Welt zu bringen. Das diese Prozedur und die bedrückende Wartezeit, das ständige Hoffen und Bangen eine Frau bzw. das Paar auf eine harte Probe stellt, versteht sich von selber.

Mir gefielen die Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit und die damit verbundene Erzählweise. Ich kann nachvollziehen, dass das Thema Kinderwunsch sehr stark im Vordergrund des Buches stehen soll und dies wurde auch entsprechend umgesetzt. Doch meines Erachtens war es besonders im Mittelteil des Buches zu viel des Guten. Ich fand diesen Teil anstrengend zu lesen und musste das Buch hin und wieder zur Seite legen, da mich der Inhalt depressiv gestimmt und ein wenig genervt hat. Hier hätte ich mir gewünscht noch ein wenig mehr von Friederikes Vergangenheit was ihre Freunde, Arbeit, Hobbies etc. angeht kennenzulernen, da ich sie als eine sehr interessante Person empfinde. Die letzten Kapitel haben mich glücklicherweise versöhnlich gestimmt.