Cover-Bild Shylock
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 11.04.2016
  • ISBN: 9783813506747
Howard Jacobson

Shylock

Roman
Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer)

Von rebellischen Töchtern und verblendeten Vätern

Der reiche Kunstsammler Simon Strulovitch aus Manchester hat Sorgen: Seine aufmüpfige Tochter Beatrice ist in die Kreise der leichtlebigen Erbin Plurabelle und ihres persönlichen Assistenten D’Anton geraten. Nicht der richtige Umgang für ein jüdisches Mädchen, klagt Strulovitch seinem Zufallsbekannten Shylock. Dieser rät zur Zurückhaltung. Doch als Beatrice sich auch noch mit dem Fußball-Beau und Unterwäsche-Modell Howsome einlässt, sieht ihr Vater rot. Er verlangt, dass der junge Mann zum Judentum konvertiert. Mit Hilfe einer kleinen Operation ließe sich heute manches arrangieren. Aber das Leben hält nicht nur für Strulovitch ein paar Lektionen bereit.

Howard Jacobson fragt in diesem tiefsinnigen, gleichzeitig amüsanten und stellenweise irrwitzigen Roman: Was macht einen Mensch zum Juden? Und was heißt es, Jude zu sein in einer säkularen Welt? – Ein höchst burlesker Umgang mit dem vermeintlichen Antisemitismus des umstrittensten Dramas von Shakespeare.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2017

Bissig, philosophisch und witzig. Wer hätte gedacht, dass eine Diskussion über Religion und Glauben so unterhaltsam sein kann?

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Ich habe gestern „Shylock“ von Howard Jacobson beendet und bin positiv überrascht! Dies ist Jacobsons Version vom „Kaufmann von Venedig“, die im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekts erschienen ist. ...

Ich habe gestern „Shylock“ von Howard Jacobson beendet und bin positiv überrascht! Dies ist Jacobsons Version vom „Kaufmann von Venedig“, die im Rahmen des Hogarth Shakespeare Projekts erschienen ist. Es war irgendwie etwas komplett anderes als erwartet, aber trotzdem hat es mir richtig gut gefallen. Doch erst mal zum Inhalt: Es geht generell um drei jüdische Männer, die alle drei ihre jeweiligen Töchter vor den Gefahren der Welt (speziell: der Goi [Nicht-Juden]; spezieller: der Christen) bewahren möchten, und das um jeden Preis. Wir lernen Peter Shalcross und seine Tochter Plurabelle kennen, den leicht wahnsinnigen Simon Strulovitch und seine Tochter Beatrice, und Shylock, dessen Tochter Jessica bereits vor ihm geflüchtet ist. Shalcross begeht Selbstmord und hinterlässt Plurabelle Forderungen an die Männer, die an ihr Herz (und ihre Wäsche) wollen. Erzürnt davon, ignoriert Plury diese und stellt ihre eigenen Anforderungen für Bewerber auf. Auf einem jüdischen Friedhof „erscheint“ dem nachdenklichen Strulovitch Shylock, und die beiden beginnen ein Gespräch, das quasi das gesamte Buch lang fortgeführt wird: Was macht einen guten Juden aus? Ist das Christentum tatsächlich so anders als das Judentum? Und am Allerwichtigsten: Wie kann er (Strulovitch) verhindern, dass seine Beatrice mit einem Goi durchbrennt? Als diese dann tatsächlich einen solchen, nämlich den etwas dümmlichen Fußballschönling Gratan, mit nach Hause bringt, ist Strulovitch außer sich vor Zorn. Aus Angst, Beatrice komplett zu vergraulen, bemüht er sich, Fassung zu behalten, stellt Gratan aber trotzdem eine Forderung: Um seinen Segen zu bekommen, muss er zum Judaismus konvertieren – inklusive Beschneidung.

Was geschieht mit mir?, dachte Strulovitch. Werde ich zu einem jener Juden, die sich dauernd beleidigt fühlen? Gott behüte. So ein Mensch beleidigt nur sich selbst. Ich werde nicht so, versprach er sich. Ich werde es mir nicht erlauben, mich selbst noch vom Rascheln einer Maus beleidigt zu fühlen. Und wenn die Maus bösartig war? Eine bösartige, mürrische, menschenfeindliche Mamser-Maus?

„Shylock“ hat mir von der Handlung her ziemlich gut gefallen, obwohl ich mit der Ausführung anfangs Schwierigkeiten hatte: Am Anfang des Buches war ich von der Erzählweise und vor allem von der hochgestochenen Sprache noch nicht überzeugt, da es mir sehr so vorkam, als hätte sich Howard Jacobson bewusst so gewichtig ausgedrückt, damit man es möglichst schwer hat, allen Gedankengängen und Gesprächen der Charaktere zu folgen. Aber im Verlauf kommt man gut rein und vor allem der Humor lockert alles ein wenig auf. Die Gespräche zwischen Shylock und Strulovitch sind interessant, wenn auch nicht zwingend realistisch. Es dreht sich generell immer um die Frage, wie sehr sich Juden und Christen unterscheiden. Strulovitch vertritt einen sehr fragwürdigen Standpunkt, da er gewissermaßen zwischen dem Jüdischsein und Nicht-Jüdischsein hin- und hergerissen ist: Zum einen verachtet er Bräuche und Rituale der Juden, zum Beispiel der wöchentliche Gang in die Shul. Noch während er an den Kirchgängern vorbeigeht, schimpft er darüber und schnaubt verächtlich, weil sie es anscheinend nicht richtig machen. Er ist besessen davon, nicht an jüdischen Traditionen festzuhalten, indem er beispielsweise auf ebendiese Gebräuchlichkeiten verzichtet, gleichzeitig kritisiert er aber alle, die diesen seiner Meinung nach nicht korrekt nachgehen. Er möchte für seine Tochter auch nicht zwingend einen Juden als Mann an ihrer Seite, zwingt nun aber diesen Goi Gratan dazu, zum Judentum zu konvertieren, da er sonst nicht gut genug für sie sei.

Die komplette Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com

Veröffentlicht am 02.09.2018

Väter und Töchter

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Der reiche Kunstsammler Strulovitch hat es nicht leicht mit seiner 16jährigen Tochter Beatrice. Ihren Jahren voraus ist sie in die Kreise älterer und etwas dekadent lebender Reicher geraten. Und nun ist ...

Der reiche Kunstsammler Strulovitch hat es nicht leicht mit seiner 16jährigen Tochter Beatrice. Ihren Jahren voraus ist sie in die Kreise älterer und etwas dekadent lebender Reicher geraten. Und nun ist sie auch noch mit einem Fußballer durchgebrannt. Das schlägt dem Faß nun wirklich den Boden aus. Strulovitch sucht Rat bei seinem Zufallsbekannten Shylock, der verwitwet ebenfalls von seiner Tochter entfremdet ist. Mehr als alles andere will Strulovitch erreichen, dass seine Tochter wieder bei ihm und ihrer kranken Mutter ist. Einfach wird das allerdings nicht, denn die junge Frau ist doch sehr gewitzt.

Zum 400. Todestag des großen Barden William Shakespeare wurde mit der Veröffentlichung einer Reihe von Romanen begonnen, mit denen bekannte Schriftsteller einige der Werke des Meisters in der heutigen Zeit nachempfunden haben. Eine wunderbare Ehrung für den einzigartigen Dichter. Howard Jacobson hat sich dabei des „Kaufmanns von Venedig“ angenommen. Mit eleganter Sprache gibt er die Gespräche zwischen Strulovitch und Shylock wieder, die an ihren Familien zweifeln und verzweifeln. Wie sollen sie Shylock, verwitwet, und Strrulovitch, dessen Frau nach einem Schlaganfall ans Bett gefesselt ist, mit ihren Töchtern umgehen. Zwischen ihnen ihre Freiheit lassen und dem sie helikopterartigen Beschützen schwanken sie, ohne ein Gleichgewicht zu finden. Wie soll ein Vater da seinen Weg finden?

Eine tolle Idee, die einen veranlasst, sich zunächst noch einmal etwas mit der originalen Geschichte zu beschäftigen, um sich der Interpretation des Autors zuwenden zu können. Man versucht sich in die Denkweise von Strulovitch und Shylock hineinzuversetzen, sich am Witz der Geschichte zu erfreuen und die gelungene Übertragung der Story in die heutige Zeit zu würdigen.
Zwar wird es jeder heutige Autor schwer haben, es mit Shakespeares Original aufzunehmen, aber dennoch gibt der vorliegende Roman viel und erinnert auf wunderbare Weise an den großen Meister, dessen Werke es jederzeit verdienen wieder gelesen zu werden.


Veröffentlicht am 01.09.2018

Shylock & Strulovitch

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Strulovitch, ein reicher englischer Kunsthändler trifft zufällig auf einem Friedhof Shylock, der dort vor dem Grab seiner Frau trauert. Er lädt Shylock spontan zu sich ein und zwischen den beiden Männern ...

Strulovitch, ein reicher englischer Kunsthändler trifft zufällig auf einem Friedhof Shylock, der dort vor dem Grab seiner Frau trauert. Er lädt Shylock spontan zu sich ein und zwischen den beiden Männern entwickeln sich viele Dialoge. Es geht um ihre Gläubigkeit, das Judentum allgemein und den Antisemitismus, der ihnen seit Jahrhunderten unverändert entgegenschlägt. Strulovitch ist nicht sonderlich religiös, er missachtet die Speisegesetze, begeht keine Feiertage, ja, er war sogar eine kurze Zeit mit einer christlichen Frau verheiratet.
Ähnlich wie Shylock, hat er ein gespanntes Verhältnis zu seiner frühreifen Tochter. Er beschützt sie über alle Maßen, man könnte fast sagen, er überwacht sie und terrorisiert ihre Freunde. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass sie mit einem Nichts von einem Goj, einem zweitklassigen Fußballspieler durchbrennt. Diese Liebschaft wurde gefördert durch Plurabelle, einem hirnlosen Society-Girl und ihrem väterlichen Freund D’Anton. Strulovitch fordert, dass sich Gratan, der Lover seiner Tochter, beschneiden lässt um seinem Anspruch als Schwiegersohn zu genügen.
Genau wie im Vorbild, Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, dreht sich die Handlung des Romans um das Judentum und um die Einlösung eines Schuldpfands und um die Ablehnung, die dem Volk der Juden seit Jahrhunderten unverändert entgegenschlägt. Vielleicht möchte Jacobson zeigen, dass sich in all der Zeit nichts an der Situation der Juden geändert hat.
Ich fand, trotz der geschliffenen Sprache des Autors und manch wunderbaren Sprachbilder, die er findet, das Buch anstrengend und ermüdend. Es ist eine dauernde, sich im Kreis drehende Diskussion um das Verständnis des Judentums und des immerwährenden Antisemitismus. Dabei lehnt sich Jacobson an Shakespeares Komödie an, das Buch ist ja auch ein Teil des „Shakespeare Project“ der Hogarth Press. Die Figuren tauchen in modernen Ausbildungen auf und man kann leicht die einzelnen Personen erkennen.
Ich hatte mit diesem Roman Schwierigkeiten, zu sehr beschränkte es sich auf das Thema der erzwungenen Beschneidung. Dass diese Forderung Strulovitchs am Ende für die große Überraschung sorgt, ist ein letzter Coup des Autors.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Neuerzählung des Kaufmanns von Venedig

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Shylock von Howard Jacobsen

Dieser Roman aus dem Verlagshaus Knaus ist Teil des Hogarth Shakespeare Projekt, wo bekannte Autoren Shakespeares Werke neu erzählen.

Der Kunsthändler Simon Strulovitch ist ...

Shylock von Howard Jacobsen

Dieser Roman aus dem Verlagshaus Knaus ist Teil des Hogarth Shakespeare Projekt, wo bekannte Autoren Shakespeares Werke neu erzählen.

Der Kunsthändler Simon Strulovitch ist entsetzt, als seine Tochter Beatrice mit Howsome anbändelt, einem Fuballstar, der zum Leidwesen des Vaters nicht jüdisch ist.
Strulovitch beratschlagt sich mit seinem Bekannten Shylock. Die beiden führen hitzige Diskussionen, die letztendlich den Plan hervorbringen, dass der angehende Schwiegersohn zum Judentum konvertieren soll, samt Beschneidung.
Als Strulovitch Howsome dies bei einem Gespräch unterbreitet, hat dies zur Folge, dass seine Tochter aus dem elterlichen Haus flüchtet. Plurabelle, Tochter reicher Eltern und sehr erfolgreich mit einer Fernsehshow, nimmt die beiden bei sich auf, sie hat die beiden zusammengebracht und träumt schon von Hochzeit.

Dieser Roman konzentriert sich stark auf das Thema Religion. Häufig werden Vergleiche zwischen dem Judentum und dem Christentum gezogen. Klischees, von denen ich längst glaubte, dass sie abgelegt wurden, tauchten wieder auf. In fast jeder Diskussion findet sich die Problematik. Wobei ich einräumen muss, dass mir die Gespräche zwischen Strulovitch und Shylock zu Anfang sehr gut gefallen haben. Sie haben Biss und sind unterschwellig manchmal auch ein wenig humorvoll. Doch irgendwann ist es einfach ausgereizt, so habe ich persönlich es nach kurzer Zeit gesehen.

Das Original, Der Kaufmann von Venedig, dass hier als Vorlage dient, habe ich selbst nicht gelesen. Das, was ich darüber weiß, habe ich im Internet nachgelesen, oder von anderen erzählt bekommen. So kann ich sagen, dass es sicher hier und da Anlehnungen gibt, die Umsetzung für mich aber dennoch nicht gelungen ist. Meine Vorstellung war es, ein Werk zu lesen, dass mir die Handlung des Originals in der heutigen Zeit nahe bringt. Schön wäre es gewesen, wenn der Autor sich auch dem heutigen Weltbild angepasst hätte. Vielleicht wäre das Konzept dann aufgegangen. Hier fühlte ich mich fehl am Platz.

Positiv hervor heben möchte ich aber den Schreib und Erzählstil, der dem Autor sicher bei seinem Roman "Die Finkler-Frage" geholfen hat den Man Booker Price zu erhalten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Shakespeare neu aufgelegt

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Das Shakespeare-Projekt, welches hier von dem Knaus Verlag unterstützt wird, legt Shakespeare Romane neu auf. Bekannte Bestseller Autoren nehmen sich einem Werk von Shakespeare an, dass ihre literarische ...

Das Shakespeare-Projekt, welches hier von dem Knaus Verlag unterstützt wird, legt Shakespeare Romane neu auf. Bekannte Bestseller Autoren nehmen sich einem Werk von Shakespeare an, dass ihre literarische Entwicklung nachhaltig beeinflusst hat. Howard Jacobson startet mit SHYLOCK. In Shylock steht der Jude im Mittelpunkt – hier wird in anspruchsvollen und philosophischen Gesprächen der Jude von Juden zelebriert sowie zerrissen. Es ist ein Spiel mit Vorurteilen, ein Spiel mit Aberglauben und dem, was man selbst nach Jahrhunderten langer Hetze als Volk daraus antizipiert. Shylock und Strulovitch stehen hier im Mittelpunkt: beides Juden, die durch unterschiedliche Umstände ihre Frauen verloren haben und sich nun alleine ihren pubertierenden Töchtern gegenüber stehen. Die Töchter entscheiden sich natürlich nicht für einen Glaubensgenossen, sondern für einen Goi (Ungläubiger) – zum Entsetzen ihrer Väter.
Mir hat das Buch gut gefallen. Bisher hatte ich nur wenig Berührungspunkte mit Shakespeare und finde es um so interessanter mich über das Format von Knaus an dieses literarische Vermächtnis anzunähern.