Cover-Bild Birk
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ars vivendi
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 247
  • Ersterscheinung: 15.08.2016
  • ISBN: 9783869137186
Jaap Robben

Birk

Birgit Erdmann (Übersetzer)

Auf einer abgelegenen Nordseeinsel lebt der neunjährige Mikael mit seinen Eltern. Eines Tages bricht das Schicksal in diese Abgeschiedenheit ein: Birk, der Vater, ertrinkt unter tragischen Umständen im Meer – bei dem Felsen, von dem Mikael eigentlich »nie-nie-nie, schau mich an« runterspringen darf. Mikael kehrt nach Hause zurück und verschweigt seiner Mutter, was genau passiert
ist. Verschweigt, dass Birk in den Fluten verschwand. Behauptet, der Vater sei einfach weggeschwommen. Die Mutter setzt eine großangelegte Suchaktion in Gang, doch Birk bleibt unauffindbar. Mikael, geplagt von Schuldgefühlen, zieht sich immer weiter in seine eigene Welt zurück. Und seine Mutter beginnt langsam, aber unaufhaltsam, psychische Gewalt auszuüben. Sucht sie in ihrem Sohn einen Ersatz für den verlorenen Ehemann? Will sie Mikael für den Verlust bestrafen? Existenzielle Fragen, die in einen dramatischen Schluss münden ...

Sensationelles Debüt: ausgezeichnet mit dem Preis der
niederländischen Buchhändler für das beste Buch des Jahres.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2016

Düster und beklemmend, aber fesselnd erzählt

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Birk ist keine einfache Geschichte. Jaap Robben erzählt uns die Geschichte aus Sicht des anfangs 9jährigen Mikael, der mit Mutter und Vater und dem Nachbarn Karl auf einer einsam gelegenen und rauen Insel ...

Birk ist keine einfache Geschichte. Jaap Robben erzählt uns die Geschichte aus Sicht des anfangs 9jährigen Mikael, der mit Mutter und Vater und dem Nachbarn Karl auf einer einsam gelegenen und rauen Insel zwischen Norwegen und Schottland wohnt. Als sein Vater eines Tages, als er mit Mikael unterwegs ist, im Meer verschwindet, schweigt Mikael anfangs. Erst nach und nach rückt er mit der Wahrheit heraus. Fortan wird die Beziehung im Laufe der Jahre zwischen den beiden durch Schuld und Verlust immer weiter strapaziert. HInzu kommt die Isolation, die kaum nennenswerten Kontakte, in den nächsten Jahren. Schließlich spitzt sich die Situation zu.

Es ist kein dickes Buch, Es sind knapp 240 Seiten, noch nicht mal immer jede Seite voll bedruckt. Viele kurze Kapitel. Dennoch wird soviel gesagt, soviel beschrieben, dass es unter die Haut geht. So viel Stoff, den der Leser gedanklich und vor allem aber auch auf der Gefühlsebene verarbeiten muss. Der Autor Jaap Robben hat es gekonnt geschafft, diese Geschichte aus Sicht des Heranwachsenden zu schreiben. Es ist eine verstörende, düstere, beklemmende Geschichte, dennoch aber auch fesselnd in seiner Entwicklung der Charaktere, es ist wie ein Sog, der den Leser beim Lesen nicht mehr loslässt. Spannend geschrieben mit manchmal knappen Sätzen kann der Autor soviel ausdrücken, mit diesen wenigen Seiten so viel Geschichte erzählen, so viel Kopfkino erschaffen. Wahnsinn. Beeindruckend.

Es ist keine leichte Lektüre. Die Verlauf der sich verändernden Mutter-Sohn-Beziehung über ca. 6 Jahren beschrieben. Tiefgründig, erschreckend, entsetzt gefesselt, so empfinde ich es. Und doch - es ist nichts abgedrehtes, nichts, was nicht genauso hätte passieren können.
Eingebettet in Mikaels Geschichte ist eine Parabel-Geschichte über ein Möwenjunges, dass Mikael aufzuziehen versucht, eingesperrt in dem leeren Haus einer verstorbenen Nachbarin.
Auch Mikael lebt wie eingesperrt, er lebt von der normalen Zivilisation isoliert. Nur er und seine Mutter und der brummige, auch nicht alltägliche Nachbar Karl. Die Folgen dieser Isolation werden hier eindrucksvoll geschildert.

Fazit:
Was Einsamkeit, Schuld und Trauer auslösen können.
Jaap Robben hat eindrucksvoll eine zutiefst verstörende, dennoch sehr gut erzählte Geschichte geschrieben, die einen lange nicht loslässt.

Veröffentlicht am 01.10.2016

Ein leises, aber sehr verstörendes Buch.. Grandios geschrieben, doch letztlich harter Tobak!

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Ein verstörendes, wenn auch tiefgründiges Buch legt Jaap Robben mit seinem international gefeierten Roman „Birk“ vor. Eine äußerst einsam gelegene Insel inmitten der Nordsee. Eine Handvoll Bewohner, ein ...

Ein verstörendes, wenn auch tiefgründiges Buch legt Jaap Robben mit seinem international gefeierten Roman „Birk“ vor. Eine äußerst einsam gelegene Insel inmitten der Nordsee. Eine Handvoll Bewohner, ein Unglück und die bis ins Mark treffende Schuld. Das sind die Zutaten dieser ergreifenden Erzählung. Mikael ist noch ein Kind, als sein Vater durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt. Er zählt gerade 8 Jahre. Seine Mutter, niedergeschmettert durch den schweren Verlust, zieht sich in sich zurück – erfährt sie doch Tage nach dem Unglück von der „Schuld“ ihres Kindes. Karl ist nun mit der zurückbleibenden Familie, der Mutter-Sohn-Konstellation, der einzige Bewohner der Insel. Man könnte es eine markante Einöde nennen. Und hier beginnt im Grunde die unglaublich tiefschürfende, unheilvolle wie grausame Geschichte von Mutter Dora und Sohn Mikael, in deren Schlepptau sich immer wieder Karl findet. Ein Roman über die Einsamkeit, die sich scheinbar stetig ausweitet und nach den Charakteren greift. Sowie ein Roman über die Last der "Schuld", die immer schwerer im Raum zu stehen scheint. Der Schreibstil ist sehr schlicht, beinahe leise. So leise oder auch still wie die Figuren in diesem Roman. Es vergehen Jahre im Buch, in denen lediglich oberflächlich wirkende Dialoge fallen. Man ahnt jedoch voraus und verfolgt die offenbar destruktiven Entwicklungen der Charaktere. Man folgt der schwer wiegenden Schuld des ehemaligen Kindes Mikael, der nun zu einem halben Mann herangewachsen ist und mittlerweile, beinahe unbemerkt, 16 Jahre zählt. Die Erzählung wird zunehmend bedrückender, verstörender und nimmt einem beinahe die Luft beim Lesen.. Die Stärke des Autors ist dabei definitiv die ungeschminkte und sehr feinfühlige Darstellung der Figuren. Es wird eine extreme Dichte erzeugt und die Atmosphäre ist schneidend. Inhaltlich ist das Buch dabei fesselnd und authentisch. Dennoch empfand ich das Thema letztlich als beinahe widerlich. Eigentlich muss man genau diese enormen Emotionen, die das Buch hervorruft, als grandioses Können dem Autor zuschreiben. Trotzdem bleibt das Buch in meinen Augen sehr harter Tobak! Sicherlich perfekt im Aufbau der Story, der Konzeption der Charaktere und in Sprache und Schreibstil. Aber es ist definitiv ein Buch, das lange nachklingt – und das nicht unbedingt mit positiven Gefühlen. Ein sehr eindrucksvolles, vielschichtiges wie eindringliches Buch. Deswegen: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Unglaublich gut getroffene Schilderungen

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Der neunjährige Mikael lebt mit seinen Eltern auf einer kleinen Insel in der Nordsee. Der einzige andere Bewohner ist Nachbar Karl. Eines Tages kommt Mikael abends ohne seinen Vater zurück nach Hause. ...

Der neunjährige Mikael lebt mit seinen Eltern auf einer kleinen Insel in der Nordsee. Der einzige andere Bewohner ist Nachbar Karl. Eines Tages kommt Mikael abends ohne seinen Vater zurück nach Hause. Seiner Mutter Dora erzählt er, dieser sei weggeschwommen. Tatsächlich ist er unter Umständen, wegen denen sich Mikael schuldig fühlt, ertrunken - seine Leiche bleibt unauffindbar.

Jaap Robben beschreibt, wie sich die beiden Menschen auf ihre eigene Art abschotten. Mikael zieht sich in seine eigene Welt zurück, findet Dinge, mit denen er sich beschäftigen kann und die ihm in gewisser Weise halt geben. Dora kann den Tod ihres Ehemannes nicht verkraften und übt psychische Gewalt gegenüber Mikael aus.
Der Autor versteht es, die Rollenentwicklung, die stattfindet, implizit zu veranschaulichen. Alle Prozesse werden deskriptiv behandelt, die Rückschlüsse zieht der Leser.
Die sechs auf den Unfall folgenden Jahre werden in kurzen Kapiteln erzählt. Die Entwicklung scheint von Beginn an negativ, was durch Robbens Schreibstil untermalt wird. Er nutzt viele Metaphern, Vergleiche und parallele Ebenen, die das Geschehen auf verschiedene Weisen verständlich und nachvollziehbar machen. Auf Mitleid oder Trauer wird nicht gepocht. Der Roman erscheint als Schilderung der Entwicklungen zweier Persönlichkeiten, die unabhängig voneinander sein wollen, gleichzeitig jedoch in einem starken Abhängigkeitsverhältnis stehen, was von den äußeren Umständen unterstützt wird. Beide sind auf der Suche nach Liebe, Halt und Zuversicht, und können nicht auf Anhieb finden, was sie brauchen.
Jaap Robben hat hier einen Roman geschrieben, der nicht beschönigt und so unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tödliche Strömungen

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Ihm ist schlecht, er ist total verstört und mit der Situation restlos überfordert. Der erst neunjährige Mikael durchlebt eine irrealistisch beschriebene Kindheit, die ihn immer weiter vom Leben entfremdet. ...

Ihm ist schlecht, er ist total verstört und mit der Situation restlos überfordert. Der erst neunjährige Mikael durchlebt eine irrealistisch beschriebene Kindheit, die ihn immer weiter vom Leben entfremdet. Das erlebte Trauma, der Verlust seines Vaters und seine Schuldgefühle verfolgen ihn gnadenlos. In seiner Mutter findet er genauso wenig Hilfe und Halt, wie bei dem einzigen Nachbarn, den sie auf ihrer einsamen und abgelegenen Nordseeinsel haben. Mikael driftet immer mehr ab, bis er fast nur noch in seiner eigenen Welt lebt. In Erinnerung an seinen Vater, versucht er sich so zu verhalten wie dieser es, seinem kindlichen Glauben nach, von ihm erwarten würde.
Seine Mutter, die nach dem Unglück und dem Verlust des Ehemannes restlos überfordert ist, findet keinen Draht mehr zu ihrem verwirrten Sohn. Im Gegenteil, mit ihrem zunehmend irrationalen Verhalten verschlimmert sich Mikaels Zustand zusehends. Sie drängt ihn damit regelrecht in die Enge, so dass er im Grunde genommen nicht mehr ein und aus weiß. Auch der Nachbar, der zwar spürt, dass der Junge in seelischer Not ist, richtet mit seinen Hilfsangeboten mehr Schaden an, ohne zu einer Verbesserung beitragen zu können.

Fazit
Deprimierendes Unbehagen und frustrierende Hoffnungslosigkeit dominieren diesen, mit schonungsloser Offenheit geschriebenen, an gefühlsmäßige Grenzen gehenden Roman. Ein aufrührendes und unbequemes Buch, das eine beängstigende Ratlosigkeit zurückläßt.