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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale Dienste und Sozialwesen, Kriminologie
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 12.07.2013
  • ISBN: 9783548374901
Joe Bausch

Knast

Als Rechtsmediziner Dr. Joseph Roth beugt er sich im Kölner Tatort mit grünem Kittel mürrisch über Leichen. Nach Drehschluss fährt er zurück in sein richtiges Leben: Seit über 25 Jahren arbeitet Joe Bausch als Gefängnisarzt in Werl, einer der größten deutschen Justizvollzugsanstalten. Die Häftlinge vertrauen ihm und lassen ihn tief in die Abgründe ihrer Seele blicken. Hautnah erlebt er Konflikte und Tragödien. Sehr persönlich erzählt Joe Bausch von einer Welt mit völlig eigenen Regeln.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2020

Die Realität fesselt!

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Joe Bausch arbeitet als Schauspieler und Gefängnisarzt:
In seinem Buch "Knast" berichtet er über das Leben der Inhaftierten und über seine persönlichen Erfahrungen mit den Patienten, die er in über 25 ...

Joe Bausch arbeitet als Schauspieler und Gefängnisarzt:
In seinem Buch "Knast" berichtet er über das Leben der Inhaftierten und über seine persönlichen Erfahrungen mit den Patienten, die er in über 25 Jahren gesammelt hat.

Er schildert wie Menschen mit unterschiedlichen Charakteren im Gefängnis aufeinander treffen und wie unterschiedlich diese mit Ihrer Inhaftierung umgehen.
Einige verkraften die Verhaftung sehr schlecht und leiden dadurch unter psychischen Problemen, die auch auf den Körper einwirken können. Andere wiederum fühlen sich im Gefängnis wohler als zuhause.

Anhand einiger Beispiele erläutert Bausch in seinem Buch mögliche Gründe für das Verhalten der Täter, erklärt welche - teils schweren Folgen - die Tat verursacht hat und wie Täter mit dieser Last umgehen . In seinem Beruf versucht er diesen gequälten Menschen zu helfen und spricht dabei über seine eigene Rolle im Verarbeitungsprozess. Nicht zu kurz kommen hierbei Schilderungen über seine eigenen Gefühle und den Belastungen, denen er und seine Kollegen sich tägliche (gerne) stellen.

Durch umfassende Beschreibungen kann der Leser sich die schwierige Situation hinter Gittern sofort vorstellen.
Sachliche Analysen der Umstände wechseln sich mit autobiografischen Schilderungen ab, um möglichst alle Facetten des Lebens im Gefängnis wiederzugeben.

Da die Kapitel kurz, aber detailreich sind, hat der Leser nach jedem Kapitel Zeit das Gelesene zu verarbeiten.
Die Erzählungen Bauschs unterstützen teils die Gedanken des Lesers und teils widersprechen sie diesen, da er selbst durch seine langjährige Arbeit im Knast eine andere Sicht auf die Häftlinge bekommen hat als es Außenstehende haben.

Um als Außenstehender einen tieferen Einblick in dieses Leben zu bekommen, sollte man dieses Buch auf jeden Fall lesen. Ich denke auch, dass einige Menschen nach dem Lesen anders über Gefängnisinsassen und Angestellte denken werden.

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Veröffentlicht am 03.01.2017

Hausarzt von Mördern, Totschlägern, Vergewaltigern, Erpressern...

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Im Buch schilder Joe Bausch seine über fünfundzwanzigjährige Arbeit als Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl. (Westfalen) Die Häftlinge vertrauen ihm, erzählen von ihren dunklen Seiten, lassen ...

Im Buch schilder Joe Bausch seine über fünfundzwanzigjährige Arbeit als Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl. (Westfalen) Die Häftlinge vertrauen ihm, erzählen von ihren dunklen Seiten, lassen ihn tief in die Abgründe ihrer Seele blicken. So bekommt er die verschiedensten Konflikte und Tragödien hautnah mit, ein Mann in U-Haft hat Angst um seine schwangere Frau, er legt bei Joe Bausch seine Lebensbeichte ab und erhängt sich später. Auch gibt er viele Denkanstöße im Buch, wie Häftlinge besser resozialisiert werden können und manche Verbrechen verhindert werden können.

Ich hab mich wirklich richtig gefreut, als ich dieses Buch endlich in den Händen hielt. :) Nachdem ich die vorherige Lektüre abgeschlossen hatte, hab ich mich gleich dran gemacht, dieses Buch zu lesen. Und ich muss schon vorab sagen: Das Buch hält, was ich mir davon versprochen hatte.

Joe Bausch gibt einen wunderbaren Einblick in seinen Berufsalltag in der Justizvollzugsanstalt, kurz JVA. Das Buch ist so aufgebaut, dass zum einen der Knast "erklärt" wird, wie es dort so abläuft, welche Verbrecher so einsitzen, wie es sich mit der Angst dort verhält - und mit dem Tod. Er schildert grundsätzlich den Ablauf im Knast und durchaus speziell seinen als Gefängnisarzt, und das auf ziemlich spannende, dennoch aber sehr informative Art und Weise.

Auch die Sprache des Buches ist wirklich gut nachvollziehbar bzw. nicht zu kompliziert, wie ich finde. Natürlich gibt es durchaus mal (medizinische) Fachbegriffe, diese werden aber auch erklärt, so dass niemand dumm aus der Wäsche guckt. Was mir sehr sympathisch ist, ist die Art und Weise wie er mit der Sprache umgeht, die ich teilweise als durchaus sehr locker und flappsig, was auf keinen Fall abwertend gemeint ist! - bezeichnen würde. Er erklärt auch Knastjargons, wie beispielsweise "eine Lampe bauen", "mit dem Arsch zur Wand", "Kanisterköpfe", etc. Die teilweise doch heftigen Verbrechensfälle die geschildert werden, macht die weitere Sprache dann wieder amüsanter, angenehm zu lesen.

Was vielleicht noch erwähnt werden sollte: Der Autor hat seine Erfahrungen so verfremdet, dass sie niemandem direkt zuzuordnen sind, "die geschilderten Fälle beschreiben also keine lebenden oder toten Personen, haben sich nicht zugetragen, hätten sich aber so wie beschrieben zutragen können." (" " - Hinweis zu Beginn des Buches)

Ich fand es unheimlich interessant und zugleich spannend hier einmal einen Einblick in den Alltag einer JVA zu haben, es war lesetechnisch ein absoluter Genuss, hat sich gut und schnell lesen lassen, ich wurde gut unterhalten und auch informiert.

Entsprechend vergebe ich hier 5 von 5 Sternen und spreche natürlich eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Die Erfahrungen eines Gefängnisarztes

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„Ich bin der Hausarzt von Mördern, Totschlägern, Vergewaltigern, Kinderschändern, Erpressern, Betrügern und Dieben. Ich bin RAF-Terroristen begegnet, Wirtschaftskriminellen, Brandstiftern und Frauen, die ...

„Ich bin der Hausarzt von Mördern, Totschlägern, Vergewaltigern, Kinderschändern, Erpressern, Betrügern und Dieben. Ich bin RAF-Terroristen begegnet, Wirtschaftskriminellen, Brandstiftern und Frauen, die ihr Baby umgebracht haben. Aber auch vielen Eierdieben. Im Knast ist alles echt. Hier stehst du nicht mehr auf Brettern, die die Welt bedeuten. Hier stehst du knöcheltief in der Scheiße, bist konfrontiert mit einer Realität, die dir alles abverlangt.“

Mit dieser knallharten Realität macht Joe Bausch seine Leser vertraut. Er nimmt sie mit auf eine Reise hinter Gittern, lässt sie den Knastalltag kennenlernen. Völlig unverblümt und unbeschönigt beschreibt der Autor, was es heißt, wenn sich hinter einem Menschen eine Tür schließt, die an der Innenseite weder eine Klinke noch ein Schlüsselloch hat. Dem Leser wird vor Augen geführt, wie das Leben im Gefängnis abläuft, wie man dort jegliche Eigenständigkeit abgibt und ein völlig fremdbestimmtes Leben führt. Die Eintönigkeit, das Ausgeliefertsein, die Ungewissheit – die Gefühle eines Gefängnisinsassen übertragen sich direkt auf den Leser. Und das, obwohl der Schreibstil des Autors völlig emotionslos ist. Aber dafür ist er eindringlich und so herrlich direkt.

Joe Bausch beschreibt nicht nur seine Kindheit, in der die ersten Grundsteine für seine spätere Entwicklung gelegt wurden, und seinen eigenen Werdegang, angefangen bei seinem ersten Arbeitstag als Gefängnisarzt. Er widmet sich auch den Entwicklung des Gefängnisses, in dem er seit 25 Jahren arbeitet und in dem er schon alles gesehen und erlebt hat. Auch die Auswirkungen seiner Arbeit auf sein Privatleben werden beschrieben. Dabei ist die Tatsache, dass er direkt neben der JVA wohnt und dadurch sowohl Wachmannschaften als auch Insassen einen guten Blick auf sein Haus haben, noch das geringste Übel.

Der Autor berichtet von harten Jungs, solchen, die es werden wollen und solchen, die nur vorgeben, hart zu sein. Er erzählt von den verschiedensten Typen von Verbrechern, die ihm im Laufe seiner Karriere begegnet sind und beschreibt ihre besonderen Eigenschaften. Er gibt Informationen über Tauschgeschäfte preis, lässt den Leser an gelungenen und gescheiterten Fluchtversuchen teilhaben und erzählt von Menschen, die im Gefängnis zerbrochen sind. Das Leben von Frauen im Knast wird genauso beleuchtet wie das Leben von Frauen außerhalb des Knastes, die ihre Männer für eine Stunde besuchen können. Kurzum: Mit „Knast“ wird der Alltag im Gefängnis greifbar. Bausch sagt, dass dieses Buch keine Autobiographie darstellt. Das tut es auch nicht. Aber dafür es ist eine Biographie der JVA Werl, ihrer Insassen und ihrer Mitarbeiter..

Das Buch ist durchweg sehr allgemein gehalten. Zwar erzählt der Autor auch von einigen bestimmten Beispielen und konkreten Fällen, die dann fettgedruckt sind und sich dadurch vom eigentlichen Text unterscheiden. Aber es sind nur eine Handvoll Fälle, die so konkret erzählt werden. Diese sind zudem schon recht alt, stammen hauptsächlich aus den siebziger oder achtziger Jahren. Zum Großteil enthält das Buch Verallgemeinerungen und Zusammenfassungen vieler Erlebnisse und Erfahrungen des Autors.

Mein Fazit:

Mit „Knast“ wird der Alltag in der JVA Werl lebendig und greifbar – Bausch erzählt unverblümt und direkt von seinen Erfahrungen als Gefängnisarzt.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Arzt im Knast

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Joe Bausch ist seit mittlerweile über dreißig Jahren Gefängnisarzt in Werl, einer der ältesten Gefängnisanlagen in Deutschland. Hier sitzen fast nur schwere Knackis ein, Leute, die viel Zeit ihres Lebens ...

Joe Bausch ist seit mittlerweile über dreißig Jahren Gefängnisarzt in Werl, einer der ältesten Gefängnisanlagen in Deutschland. Hier sitzen fast nur schwere Knackis ein, Leute, die viel Zeit ihres Lebens im Gefängnis verbracht haben oder bei denen abzusehen ist, dass sie noch viel Zeit hier verbringen werden. Als junger Arzt hat Bausch diesen Job vielleicht auch nicht für immer machen wollen, doch im Prinzip ist er genauso lebenslänglich dort gelandet wie seine Patienten. So beobachtet er tagein tagaus das Treiben im Knast, macht sich Gedanken darüber und hat auch einiges zu sagen.

Ich habe letztes Jahr das zweite Buch des Autors gehört, Gangsterblues. Das hat mir gut gefallen, weil es viele Beispiele seiner Patienten enthielt, die mal nicht so 08/15 sind wie die relativ üblichen True Crimes. Ich dachte, das hier könnte eine Art erster Teil davon sein, doch tatsächlich berichtet Bausch nur wenig über reelle Beispiele, sondern erklärt, wie das Leben im Knast abläuft. Das ist nicht per se uninteressant, aber es wiederholt sich zu oft. Viele Einsichten Bauschs sind auch interessant und man hofft, dass er in seinem Streben, das Leben in diesen Anstalten zu optimieren, Erfolg haben wird, doch alles in allem hat es sich in diesem Erstling von ihm zu oft im Kreis gedreht, um noch durchweg als spannendes Sachbuch durchzugehen.