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Veröffentlicht am 15.12.2025

Endlock

To Cage a Wild Bird
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Nach einer nicht näher beschriebenen globalen Katastrophe ist die dreiundzwanzigjährige Raven gezwungen, sich als Kopfgeldjägerin zu verdingen, auch wenn sie weiß, dass alle Leute, die sie fängt, nach ...

Nach einer nicht näher beschriebenen globalen Katastrophe ist die dreiundzwanzigjährige Raven gezwungen, sich als Kopfgeldjägerin zu verdingen, auch wenn sie weiß, dass alle Leute, die sie fängt, nach Endlock kommen. Endlock ist ein Gefängnis und gleichzeitig Endstation, da kommt - egal welches Verbrechen begangen wurde - nie wieder jemand raus. Die Gefangenen werden gegen Bezahlung zur Jagd verkauft, das heißt, jeder, der genügend Geld hat, darf sie töten. Als ihr Bruder Jed nach Endlock kommt, zögert Raven nicht und lässt sich ebenfalls festnehmen, auch wenn sie mit Rebellen den Plan eines Ausbruchs hat. In Endlock kämpft sie nicht nur um ihr Überleben und das anderer, sondern kommt auch dem Wachmann Vale näher.

Das Buch hat mir wirklich gut gefallen, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um Debüt handelt. Es ist gut geschrieben, hat fesselnde Passagen und sympathische Charaktere, mit denen man mitfiebert. Gut und erschütternd umgesetzt sind gerade die Szenen, in denen sich die Jäger ihre "Beute" aussuchen. Das Schlimme ist, dass man sich heutzutage gut vorstellen kann, wie das im real life durchgeführt wird. Allerdings gibt es auch einige Versatzstücke aus anderen, bekannten Dystopien, die recht auffällig waren. Und wenn man bedenkt, dass Raven für viele der Eingesperrten verantwortlich war, hatte sie relativ wenig von anderen Gefangenen auszustehen. Um die Story voranzutreiben, gab es ein paar relativ uneleganten Lösungen, mit denen ich nicht so glücklich war und die Liebe von Vale kommt ein bisschen instamäßig rüber. Dafür jedoch war er eine wandelnde green flag, was ich in Jugendbüchern immer zu schätzen weiß. Alles in allem habe ich mit ein paar Abstrichen das Buch sehr gern gelesen und bin gespannt auf die Fortführung.

Veröffentlicht am 07.12.2025

Wir

Die Spur der Vertrauten
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In einer Welt, in der keine Individualität existiert und jeder Mensch dank seines Instinkts quasi einer Klasse zugeordnet wird, verschwinden immer wieder Jugendliche und niemanden scheint es zu kümmern. ...

In einer Welt, in der keine Individualität existiert und jeder Mensch dank seines Instinkts quasi einer Klasse zugeordnet wird, verschwinden immer wieder Jugendliche und niemanden scheint es zu kümmern. Claire jedoch bemerkt es. Und auch Goliath, dem Schützer, fällt es auf. Ihm fehlt noch ein gerettetes Leben, um in eine höhere Klasse aufzusteigen und so schließen sich Claire und Goliath zusammen. Ihnen gelingt es, hinter die Ursachen des Verschwindens zu kommen und sie steigen nicht nur auf, Claire wird sogar als Heldin gefeiert und muss auf Tournee gehen. Doch damit gelangt ihr Geheimnis in immer größere Gefahr - und auch Goliath muss sich fragen, ob das Leben in einem endlosen "Wir" das wahre ist ...

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, von denen manche nicht sofort klar sind. Und um ehrlich zu sein, geht es mir ein bisschen wie damals in der Schule, als die DeutschlehrerInnen stets fragten: Was wollte uns die DichterInnen/AutorInnen damit sagen? Ich habe keine Ahnung. Die Handlung plätschert endlos dahin und präsentiert uns zwar eine in einem alternativen 90iger Szenario angesiedelte Dystopie, bietet aber weder Lösungen noch Tiefe an. Es kam mir wie ein endloser Stream of Consciousness vor; nicht unbedingt uninteressant, aber so dermaßen zäh und ohne Weiterentwicklung, dass ich gefühlt Jahre für das Buch gebraucht habe. Und wie gesagt: Das Ende lässt mich einfach so im Regen stehen. Für einen Mehrteiler wäre das okay, für ein Standalone finde ich es unbefriedigend. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 01.12.2025

T-Rex und Ronaldo

Ring the Bells
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Es ist kurz vor Weihnachten und die Stranger Times könnte direkt mal pünktlich mit dem Drucken anfangen - wenn sie denn könnte. Die Pressen stehen still, nichts geht mehr. Jemand hat sich ins System gehackt, ...

Es ist kurz vor Weihnachten und die Stranger Times könnte direkt mal pünktlich mit dem Drucken anfangen - wenn sie denn könnte. Die Pressen stehen still, nichts geht mehr. Jemand hat sich ins System gehackt, doch das ist noch das geringste Problem unserer Chaosredaktion. Denn jemand anders hat beschlossen, Urchaos zu verursachen und einen alten, vergessenen Gott beschworen. Zalas jedoch kann nur wieder mächtig werden, wenn Leute an ihn glauben. So kann er zwar töten und Unruhe stiften, aber wahre Macht, wer hat die heutzutage schon? Richtig. Taylor Swift - und der Weihnachtsmann. Und Taylor Swift macht sich gerade rar in Manchester ...

Ich liebe die Stranger Times und ihre schräge Besatzung. Und McDonnel lässt sich auch wie üblich jede Menge Unsinn einfallen, mit dem er Weihnachten beinahe zum Ausfallen bringt. Natürlich geschieht das auf die irrsinnigste und verrückteste Weise, die man sich vorstellen kann. Doch dieses Mal schlägt er zwischendurch auch leise Töne an: Mit Mannys Hintergrundgeschichte führt er uns in den Krieg und lässt den Kontrast zwischen Lachen und Weinen zwischen Glockengeläut und Whiskeyduft aufleben. Ich habe viel gelacht, spekuliert, düsteren Gedanken nachgehangen und meinen Lieblingscharakter Banecroft gefeiert, der hier mal en passant fluchend, mit schlechter Körperpflege und eloquent versucht, die Welt zu retten. Lediglich mit dem Ende war ich ein bisschen unzufrieden, aber das ist wirklich Jammern auf hohem Nivea. Neapel. Neumond. Ach, ihr wisst schon. 4.5/5 Punkten.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 29.11.2025

Waterloo Boys

Joshua Jackelby
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Die Freunde Joshua und Leroy arbeiten als Waterloo Boys am gleichnamigen Bahnhof als Zeitungsjungen und helfen in ihrer spärlichen Freizeit ihrer Freundin Charlie beim Kohleausfahren. Ihr Leben ist hart, ...

Die Freunde Joshua und Leroy arbeiten als Waterloo Boys am gleichnamigen Bahnhof als Zeitungsjungen und helfen in ihrer spärlichen Freizeit ihrer Freundin Charlie beim Kohleausfahren. Ihr Leben ist hart, sie schlafen in einem Verschlag und verdienen nur wenige Cent am Tag. Joshua träumt davon, berittener Bote der Königin zu sein und rettet eines Tages einen Hundewelpen aus der Themse. Eines Abends werden die Freunde Zeugen eines Überfalls auf einen Professor, dem die Pläne für eine Flugmaschine gestohlen wurden. Als sie sich auf die Suche nach den Dieben begeben, legen sie sich nicht nur mit einer kriminellen Jugendbande an, sondern geraten auch durch höchste Kreise in Lebensgefahr.

Ich mochte die Freunde und wie sie im Hörspiel dargestellt wurden, obwohl mir Joshua manchmal ein bisschen auf den Geist ging, weil er manchmal so lange brauchte, um etwas zu verstehen. Auch die Geschichte hinter der Geschichte schien mir richtig gut recherchiert zu sein. Das Leben der Ärmsten und allgemein im viktorianischen Zeitalter entstand gut beim Hören vor dem inneren Auge. Die SprecherInnen waren fantastisch! Was mir weniger gefallen hat, war, dass manchmal die Geschichte ein bisschen abgehackt wirkte, als wäre es wichtig, Szene an Szene zu reihen, und nicht, sie rund und geschmeidig in Form zu bringen. Noch mehr gestört hat mich aber am Schluss diese abstoßende Königinnentreue. Gerade in einem Jugendbuch wäre es angebracht, die wahre Natur von Königshäusern klar zu machen. Sie waren niemals WohltäterInnen, sondern haben immer ihr eigenes Volk und andere Völker ausgebeutet. Als überzeugter Kingslayer war es mir ein Graus, Queen Viktoria so zelebriert zu hören. 3.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 29.11.2025

Mordsbingo

Über die Toten nur Gutes
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Mads Madsen ist ein achtundzwanzigjähriger Trauerredner und lebt mit seinem älteren Vater zusammen. Seine Mutter ist seit zwanzig Jahren tot, seine älteren Geschwister lange ausgezogen und erfolgreich ...

Mads Madsen ist ein achtundzwanzigjähriger Trauerredner und lebt mit seinem älteren Vater zusammen. Seine Mutter ist seit zwanzig Jahren tot, seine älteren Geschwister lange ausgezogen und erfolgreich in ihren Karrieren. Sein bester Freund ist Bestattungsunternehmer, seine beste Freundin Bobby, eine kleine Hündin. Eines Tages erfährt er, dass ein Freund aus Kindheitstagen umgekommen ist. Er hat lange nichts mehr von Patrick gehört und fängt an, sich nach den Todesumständen zu erkundigen. Damit sticht er in ein Wespennest und plötzlich wimmelt es rechts und links von ihm von Toten und mafiösen Machenschaften.

Ja, ich bin etwas ratlos. Eigentlich hatte ich einen Krimi erwartet, stattdessen bekam ich eher einen Familienroman präsentiert, der sich nicht zwischen Klamauk und Drama entscheiden konnte. Es gab cosy Anwandlungen mit Papa und Bingoabenden (am Morgen), aber auch brutale Szenen und reihenweise Tote. Dazu war vieles vorhersehbar, gerade was den stillen Herrn Bernardi anging, und eine Deus ex machina in Form von Fietjes neuer Freundin hatte auch einen Auftritt.

Positiv am Buch: recht schnell zu lesen.

Negativ am Buch: recht schnell zu vergessen.

2.5/5 Punkten.