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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2024

Junge Autorin

Die Vermesserin der Worte
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Was macht eine Autorin mit Schreibblockade? Richtig. Sie sitzt vor leeren Dokumenten und kann ihre Rechnungen nicht mehr zahlen. Ida weiß nicht mehr weiter, seit sie ihre Worte verloren hat. Da kommt ihr ...

Was macht eine Autorin mit Schreibblockade? Richtig. Sie sitzt vor leeren Dokumenten und kann ihre Rechnungen nicht mehr zahlen. Ida weiß nicht mehr weiter, seit sie ihre Worte verloren hat. Da kommt ihr eine Anzeige, dass jemand nach einer Haushälterin sucht, gerade recht und sie begibt sich nach Waldbruch, um dort in einem abgeschiedenen Haus der älteren Ottilie zur Hand zu gehen. Ottilie hat sich vor Jahrzehnten mit den Dörflern überworfen, ist einsam und leidet bereits unter Demenz. Doch Ida stellt fest, dass sie und dieses stille, einsame Haus eine berührende Geschichte zu erzählen haben und dass sie, Ida, dadurch nicht nur (die richtigen) Worte findet, sondern mehr: ein Leben. Mehrere Leben. Und Versöhnung.

Eigentlich bin ich niemand mit einer Begeisterung für reine Literatur und schon gleich gar nicht mag ich ruhige, sanfte Geschichten. Eigentlich. Denn hier wurde ich beinahe von Seite 1 an abgeholt. Die Autorin erzählt uns eine Art modernes Märchen. Eines, in dem Liebe manchmal nicht genug ist, eines vom Ausbrechen, vom Erleben, vom Zurückkehren, vom Wiederfinden, vom (Wieder)verlieren. Aber am Ende ist es eine Geschichte über Menschlichkeit. Über das, was uns ausmacht, über kleine und große Schritte und dass man manchmal auch Menschen einfach nicht helfen kann. Die Sprache ist ruhig und poetisch und nimmt sich trotz weniger Seiten Zeit zum Entwickeln. Ein paar Ausreißer in dem allgemein unkitschigen Stil muss ich bemängeln, aber das ist Maulen auf hohem, auf sehr hohem Niveau. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 20.04.2024

Low & Order

Lakestone Campus of Seattle, Band 1: What We Fear (SPIEGEL-Bestseller mit Lieblingssetting Seattle)
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Marlow ist ein IT-Genie, das sich dank ihrer Hackerfähigkeiten in ein Konto einhacken konnte, um somit die teure Herz-OP für ihren kleinen Bruder bezahlen zu können. Als sie erwischt wird, rettet sie ausgerechnet ...

Marlow ist ein IT-Genie, das sich dank ihrer Hackerfähigkeiten in ein Konto einhacken konnte, um somit die teure Herz-OP für ihren kleinen Bruder bezahlen zu können. Als sie erwischt wird, rettet sie ausgerechnet der Leiter des Lakestone Campus vor dem Knast, weil er ihr außergewöhnliches Talent erkennt. Low darf also an einer Elite-Uni studieren, wo sie den Literaturstudenten Zack kennenlernt, der nicht sprechen kann. Zwischen Studium und Sozialstunden, die Low ableisten muss, kommen sie sich näher. Doch Low hat eine bewegte Vergangenheit als Hackerin hinter sich und das Darknet vergisst so schnell nicht.

Ich fand die Idee vielversprechend, weil man Hackerinnen nicht allzu oft in New Adult sieht. Und anfangs war es auch noch wirklich nett; alle Leute waren hochanständig und das Loveinterest endlich mal kein toxisches A...och, der die Frau wie Dreck behandelt. Allerdings wurde die Geschichte bald zu ausschweifend, ohne vom Fleck zu kommen. Natürlich ist es schön, dass Marlow anständig ist, die ihren kleinen Bruder retten und ihrem neuen Freund mit einer neuen App helfen will. Aber die ewigen Wiederholungen machen es nicht spannender und spätestens ab der Hälfte musste ich mich geradezu zwingen, nicht nur die Seiten zu überfliegen. Dann hatte ich große Hoffnung, wenigstens einen gescheiten (Hacker)Showdown zu erleben. Jetzt habe ich nicht gerade einen Atomschlag erwartet, aber ein Kindertischfeuerwerk, das lahm "Puff" macht hätte es jetzt auch nicht sein müssen. Zumal mir - ehrlich gesagt - die Motive von Alias total sympathisch waren. Alles in allem ist das keine Reihe, die ich weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Milagritos

Der Vertraute
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Spanien, Ende des 16. Jahrhunderts. Die junge Luzia Cotado arbeitet als Küchenmädchen in einem der ärmeren Stadthäuser von Madrid. Wie Aschenputtel schläft sie in einer schmutzigen Ecke, kassiert Schläge ...

Spanien, Ende des 16. Jahrhunderts. Die junge Luzia Cotado arbeitet als Küchenmädchen in einem der ärmeren Stadthäuser von Madrid. Wie Aschenputtel schläft sie in einer schmutzigen Ecke, kassiert Schläge ihrer Herrin und wenig Respekt von der Köchin. Um ihre harte Arbeit manchmal zu erleichtern, nutzt sie Milagritos, kleine magische Reime. Als sie dabei eines Tages von ihrer Herrin erwischt wird, zwingt diese Luzia, immer wieder ein paar kleine Wunder zu vollbringen. Das geht solange gut, bis ein skrupelloser Edelmann davon hört; er will die Gunst des Königs und Luzia soll seine von Gott gesandte Wunderbringerin sein. Doch die Prüfungen sind hart und der Grat zwischen Wunder und Hexerei äußerst schmal - die Inquisition scharrt allerorten mit den Hufen. Und dann ist da auch noch Santangel, der unheimliche Diener des Edelmanns, der sie trainieren soll. Luzia erkennt, dass ihr Gefahr für Leben und Herz droht.

Ich bin ein großer Fan von Leigh Bardugo. Immer wieder lässt sie sich etwas Neues einfallen, wie sie auch anhand dieses Buches bewiesen hat. Dass es mich am Ende dann doch nicht durchgehend fesseln konnte, obwohl es ein spannendes Thema in einer spannenden Zeit war, ist wohl der Art geschuldet, wie es geschrieben wurde. Einerseits irgendwie märchenhaft, andererseits aber auch nicht. Ich bekam zu eigentlich keinem der Charaktere einen wirklichen Zugang, von der Art her blieben mir alle fremd bis zum Schluss. Nichtsdestotrotz nimmt uns die Autorin in eine spannende Zeit mit und sie lässt den Charakteren Raum, sich zu entwickeln. Als Fazit für mich: Gut zu lesen, aber nicht mein Lieblingsbuch der Autorin.

Veröffentlicht am 15.04.2024

Kejari

The Serpent and the Wings of Night (Crowns of Nyaxia 1)
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Ich wage zu behaupten, dass dieses Buch keinen solchen Hype erlebt hätte, wäre der Verlag nicht mit so einem wirklich coolem Cover hervorgekommen. Dann noch aufgehübscht und veredelt, den begehrten Farbschnitt ...

Ich wage zu behaupten, dass dieses Buch keinen solchen Hype erlebt hätte, wäre der Verlag nicht mit so einem wirklich coolem Cover hervorgekommen. Dann noch aufgehübscht und veredelt, den begehrten Farbschnitt drauf, fertig. Die Geschichte selbst kann es jedenfalls nicht sein, denn die liest sich wie eine Mischung aus Hunger Games, ACOTAR und ein paar ähnlichen Büchern, ersetze einfach Fae durch Vampire.

Worum geht's: In einer von Vampiren dominierten Welt sind die Menschen bestenfalls geduldet, im schlimmsten Fall Beute. Als ihre Familie von Vampiren abgeschlachtet wird, ist es ausgerechnet der König der Vampire, Vincent, der das kleine Menschenkind Oraya rettet und an Kindes statt aufnimmt. Er trainiert sie, damit sie sich gegen die übermenschlich starken Vampire behaupten kann. Und als das Kejari (so eine Art Hunger Games für Arme, das alle 100 Jahre stattfindet) veranstaltet wird, meldet sich Oraya freiwillig, denn den SiegerInnen dieses Wettbewerbs winkt ein Wunsch, den die Vampirgöttin erfüllt. Oraya, die in ihrem Lebenslauf bei Hobby "Vampirkillen" angibt, möchte sich mit Vincent verbinden, um so mächtig zu werden wie er. Doch während der Wettkämpfe lernt sie Raihn kennen, einen Gewandelten, und er wandelt so nach und nach auch ihre Wünsche und Ziele ...

Das Buch liest sich, wie eine Backmischung schmeckt. Klar kann man den daraus entstandenen Kuchen auch mal essen - aber richtig gut ist was anderes. Es ist halt von allen möglichen Geschichten das entnommen, was gerade richtig gut läuft. Vampire? Check. (Aber mit Flügeln, that's USP!) Irgendwelche Battle Royals? Check. The chosen one? Check. Hottes Loveinterest? Check. Quietschiger Side Kick? Check. Natürlich muss Oraya die meiste Zeit zickig auf alles reagieren, was ihre Gegenüber (die zuletzt erwähnten Checks) als wahlweise tough oder anziehend empfinden. Was mich gestört hat, waren auch gar nicht die ganzen verwendeten Tropes oder Gleichheiten zu anderen Büchern. Das Rad neu zu erfinden, ist eh meistens recht mühsam.

Allerdings wäre etwas mehr Logik schon angebracht gewesen. Unsere Heldin wird dauernd schwerverletzt, kriegt diese Verletzungen aber jederzeit vor der nächsten Prüfung mit Wunderheilmitteln in den Griff. Beziehungsweise stören die Verletzungen auch wenig bis gar nicht während der Kämpfe. Eine mega erfahrene Vampirkämpferin drischt auf sie ein, es macht Knacks in ihrem Rücken: ach, egal. Wir kämpfen mal weiter. Weicheier, wer sich von so was auch nur verlangsamen lässt. Oder: Tagsüber ist ja mit Vampiren nicht viel anzufangen. Warum also zieht sie nicht los, und schlitzt ihren Gegnern die schwarzen Herzen heraus? Ihr kann es ja egal sein, ob sie tagsüber kämpft. Und das Töten der GegnerInnen außerhalb der Prüfungen war nicht verboten.

Was eigentlich macht Raihn während des letzten Kampfes veranstaltet, als Angelika auf Oraya losging? Wohlgemerkt, die waren nur zu dritt, er hätte locker von hinten die gute Frau abstechen können. Stattdessen tut er was? Den Popcornmaker anwerfen? Und am lustigsten war ja, was Oraya zum Schluss von der Göttin gewünscht hat. Es widersprach ihren sämtlichen Überzeugungen und dem, was sie gelernt hatte von Vincent, und ja, sie war sauer auf ihren Ziehvater, aber wirklich sinnvoll war diese Sache trotzdem nicht. Schlussendlich war das Buch weder in irgendeiner Form originell noch mega spannend, dafür zwischendrin immer mal recht langatmig. Es tut nicht weh, es zu lesen, Raihn ist - abgesehen von dem, was er so zurückhält - keine Red Flag, sondern behandelt die Heldin recht anständig. Ein typisches Hypebuch. Heute gelesen, morgen vergessen.

Veröffentlicht am 12.04.2024

Mein Herz, so gelangweilt

Nordic Clans 1: Mein Herz, so verloren und stolz
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Starke ProtagonistInnen, ein nordisches Setting, ein Wettkampf, Drachen, Tierwesen: Damit kann man doch echt nichts falsch machen, oder?

Die Autorin: Hold my beer!

Worum geht's? Yrsa ist die junge Anführerin ...

Starke ProtagonistInnen, ein nordisches Setting, ein Wettkampf, Drachen, Tierwesen: Damit kann man doch echt nichts falsch machen, oder?

Die Autorin: Hold my beer!

Worum geht's? Yrsa ist die junge Anführerin eines "nordischen Clans" auf einer Insel (!). Ihren Leuten geht es schlecht, obwohl sie direkt an der Küste wohnen, denn ... sie sind entweder richtig schlecht im Fischen oder die Umweltverschmutzung hat in diesem mittelalterlichen Setting ordentlich zugeschlagen. Nach dem Tod ihres Vaters ist es Yrsas Job, ihre Leute am Leben zu erhalten und der Job ihrer Zwillingsschwester, religiösen Beistand zu leisten. Yrsa möchte daher der Oberboss aller "nordischen" Clane werden und reist zu einem Wettkampf, in dem der Oberboss durch Kämpfe und Rätsel ermittelt werden soll. Dort trifft sie auf Kier, den Sohn des Mannes, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Sie ist verflucht, ihn zu töten, aber a) ist das bei dieser Veranstaltung nicht gern gesehen und b) ist er so heiß und kann mit seinem Tool umgehen, dass es ihr dann doch nicht so leichtfällt.

Das ist wieder so ein typisches Puh-wo-fange-ich-Buch. Auf mich wirkte es so, als wäre der Verlag auf die Autorin zugekommen und hätte gesagt: Ey, nordisch und Drachen und Hunger Games auf Wish bestellt laufen, kannst du da mal was draus machen? Und die Autorin so: Yo, eh klar. In etwa so inspiriert kam mir mir die Geschichte vor. Da passt vorne und hinten nichts zusammen. Das Setting: Was daran war nordisch? Ein paar nordische Worte in den Raum zu werfen, macht ja da nichts Nordisches draus. Es hätte genauso auf jeder anderen Insel ohne Südseefeeling stattfinden können. Und wozu dienten eigentlich die Tierwesen? Der Drache ist dafür da, um aus dem männlichen LI den ultimativen Helden zu machen und er konnte wenigstens ein Schiff ziehen, aber ansonsten diente er lediglich als Posteule. Der Bär war ein Kuscheltier und viiiiiel größer als alle anderen Bären auf der Welt. Ui. Toll. Warum heißen die Tierflüsterer, wenn sie einfach nur in der Lage sind, Tiere halbwegs anständig zu behandeln, aber ansonsten absolut nicht mit denen flüstern?

Der Weltenaufbau. Uiuiui. Eine Insel ohne Jim Knopf, dafür mit Nebel drumherum, weil ... ach, komm. Frag nicht. Interessiert niemanden. Verschiedene Clans, die sich nicht ausstehen können, weil ...? Aber einen Obermufti wählen müssen, weil ...? Jemand könnte die Insel überfallen und da müssen alle zusammenhalten. Eine Insel sonstwo, die nichts zu bieten hat. Die durch den Nebel ja auch niemand erreichen kann, denn Yrsa und Kier sind jetzt die Ersten, die es irgendwie schaffen, durch den Nebel zu kommen. Wie eigentlich? Klar, der Drache fliegt über den Nebel hinweg (wie eigentlich?) und zieht das Schiff hinter sich her, aber dadurch sehen sie ja trotzdem keine Riffe oder Untiefen. Klingt total durchdacht. Und dieser Wettkampf war an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Angeblich sind das alles Anführer, aber keiner außer Yrsa und Kier konnte wirklich kämpfen? Und wie unsinnig sind diese Gesetze, dass man mit niemandem aus einem anderen Clan zusammen sein darf? Wobei das natürlich das suboptimal intelligente Verhalten aller Charaktere erklären würde - ewiger Inzest ist nun mal nicht für Rationalität bekannt.

Am Ende bleibt eine furchtbar langweilige Geschichte, in der ständig wiederholt wird, wie stark Yrsa ist und dass sich bei ihr ihre Gabe erst gefühlt 100 Jahre nach ihrer Schwester zeigte, und die einfach nur eine zickige Person ist. Die Unlogik in der Story macht es nicht einfacher, sie zu mögen. Und der uninspirierte Schreibstil vernichtete alle möglichen positiven Ansätze ... nun ja. Im Ansatz.