Cover-Bild Der Club der Lebensmutigen
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12,90
inkl. MwSt
  • Verlag: FeuerWerke Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 356
  • Ersterscheinung: 09.12.2021
  • ISBN: 9783949221125
Josefine Weiss

Der Club der Lebensmutigen

Wie viel Zeit braucht wahre Liebe?

Als sich Marleen und Hannes im „Club der Lebensmutigen“ begegnen, könnten sie unterschiedlicher nicht sein: Während sie lernen muss, wieder nach dem Leben zu greifen, muss er akzeptieren, seines bald loszulassen. Doch als sich ihre Wege immer wieder kreuzen, wächst zwischen den beiden eine unvorhersehbare Liebe, die sich mutig und kämpferisch allen Widrigkeiten entgegenstellt. Und am Ende stellt sich für Marlen und Hannes nicht die Frage, ob sie sich trotz aller Unterschiede lieben können, sondern für wie lange…

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2021

Zu leben ist nur für die wirklich Mutigen

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“Der Club der Lebensmutigen” ist ein Roman von Josefine Weiss, der 2021 durch den FeuerWerke veröffentlicht wurde und handelt von dem Mut den man braucht um wirklich zu leben.

Dabei merkt man schnell, ...

“Der Club der Lebensmutigen” ist ein Roman von Josefine Weiss, der 2021 durch den FeuerWerke veröffentlicht wurde und handelt von dem Mut den man braucht um wirklich zu leben.

Dabei merkt man schnell, mit welchem Lebensmut und welcher Hoffnung die Geschichte geschrieben wurde. Die Liebe der Autorin zu ihren Figuren und der Geschichte wurde bereits in den ersten Kapiteln durch die liebevolle Beschreibung der Charaktere und der Umgang mit ihren Krankheiten deutlich. Anstatt Krankheiten zu stigmatisieren und die Betroffenen Menschen als Opfer darzustellen, wurde gezeigt, mit welcher Stärke sie ihre Aufgaben und Hindernisse bewältigen, ohne dabei Mitleid hervorrufen zu wollen.

Das ist umso wichtiger, da die Autorin uns direkt im Prolog mit einem Schicksalsschlag konfrontiert wurde, der mir erst mal den Atem geraubt hat.

So wird auch schnell das Thema der Geschichte klar: Wie kann man trotz schweren Schicksalsschlägen wie Trauer, Trauma und schwerwiegenden ärztlichen Diagnosen den Mut finden am Leben teilzunehmen und sogar eine unbeschwerte Zeit erleben? Gerade dann, wenn der Tod unausweichlich auf einen wartet?

Dabei verfolgen wir Marleen, welche durch den Verlust ihres Partners in einer Depression versunken ist und erst nach Jahren an Therapie zumindest mit dem Gedanken spielt, wieder mehr zu tun als zu arbeiten und in der Wohnung vor sich hin zu vegetieren.

Als Antithese steht ihr Hannes gegenüber, welcher es sich trotz, oder gerade wegen seiner Krebsdiagnose zum Ziel genommen hat, jede verbliebene Sekunde dazu zu nutzen, sich seinem Umfeld und insbesondere seinen Lieben zu widmen.

Dabei wird auch der “Club der Lebensmutigen” vorgestellt, der von Hannes gegründet wurde und ein Sammelsurium aus unterschiedlichen Charakteren mit unterschiedlichen Lebensgeschichten ist. Die Clubmitglieder werden durch ihre Liebe zum Leben und ihrer Liebe zueinander zusammengehalten und versuchen gemeinsam mit ihren unaufhaltsamen Schicksalen umzugehen und gemeinsam arbeiten sie daran, jeden letzten Augenblick auszukosten.

Der Schreibstil ist gut - Handlungen fließen flüssig ineinander ein, Gespräche sind dynamisch und ich hatte immer ein Gefühl davon wie es einer Figur ging und welche Mimik und Gestik sie verwendete.

Aber die Umsetzung der Geschichte und gerade der Figuren waren nicht so komplex, wie sie es hätte sein können und vielleicht hätten sein sollen.

Weiss konnte ihre Geschichte so erzählen, dass sie mich berührte und sogar hin und wieder fast zum Weinen gebracht hat. Aber an vielen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass die Figuren nicht nur ihre dauer-positiven Fassaden zeigen, sondern auch Einblicke in ihre tiefere Gefühlswelt gezeigt hätten und sogar mehr über ihre Lebens- und Werdensgeschichte erzählen würden.

Denn so, wie die Figuren geschrieben und beschrieben wurden waren sie alle ausnahmslos Klischeehaft und nur auf eine Eigenschaft reduziert.

Dass die Freundin von Marleen Suse hieß, übergewichtig ist und immer Essen dabei hat, fande ich enttäuschend und billig.

Es hätte gezeigt werden sollen wie Eleanore langsam in ihrer Demenz versinkt und daran verzweifelt, oder wie Felix Panik davor bekommt zu ersticken und was es für Manni bedeutet, dass er sein altes Leben aufgeben musste. Und wie war es für Pauline, nicht wie andere 17-jährige Leben zu können?
Diese Aspekte wurden alle oberflächlich angeschnitten - aber meistens passierte das in dem Zusammenhang hoffnungsvolle Reden und Tiraden verkünden zu können oder Zusammenhalt darzustellen.

Aber rohe Emotionen wie etwa Wut, Angst oder Depression wurden nur idealisiert und verschönt wiedergegeben, ohne das Gefühl vermitteln zu können, wie zerreißend und überwältigend sich die Gefühle gerade vor dem nahenden Tod anfühlen.

Auch waren die Nebencharaktere, wie etwa die Familien und Freunde Klischeehaft in ihrer Ausarbeitung und haben keinerlei Tiefgang oder stärkere Emotionen gezeigt - außer wenn es darum ging den Hauptfiguren eine Art von “closure” zu bieten. So zeigte sich die Mutter erst zum Schluss in Bezug zu ihrem Kontrollzwang einsichtig, ohne eine Art von Konflikt zu bieten. Das fand ich schade, gerade weil besonders die eigenen Familie unsagbar viel Leid erfährt, wenn man selbst mit dem nahenden Tod konfrontiert wird.


Deswegen wirkte die Welt und die Menschen auf mich unrealistisch positiv - negative Gefühle wurden zu schnell aufgearbeitet, als dass diese tatsächlich die den Leser in ihrer Tragweite und Bedeutung irgendwie beeinflussen hätten können. Konflikte zwischen den Figuren waren selten vorhanden und konnten selbst dann schnell aufgelöst werden.

Deswegen denke ich, dass es der Geschichte geholfen hätte, wenn sie länger gewesen wäre - das am Besten als eine Reihe, die sich noch mal intensiver mit den einzelnen Nebencharakteren beschäftigt und auch Raum für Konflikt und Charakterentwicklung bietet. Das ist aber an die Hoffnung geknüpft, dass der Raum dazu genutzt wird, die Figuren Komplexer darzustellen. Es sollte gezeigt werden, wie schmerzhaft die Diagnosen für die Personen selbst und und ihre Lieben sind und wie schwer der Umgang mit Krankheiten für Betroffene und Angehörige tatsächlich sind.

In dem Zusammenhang sollte auch thematisiert werden, wie die Angst von Marleens Mutter Marleen in ihrer Entwicklung beeinflusst hat - so hätte deutlich werden könne, wieso sie so sehr unter Kontrollverlust leidet und der Tod ihres Partners sogar eine Angststörung hervorgerufen hat.

Außerdem sehe ich die dargestellten Liebesbeziehungen der Figuren kritisch, da diese sich dadurch auszeichneten stereotypische Rollen für Mann und Frau zu verfestigen - so wirkten Männer attraktiv, wenn sie gut mit Kindern umgehen konnte und Frauen zeichneten sich durch emotionale Intelligenz und sanftmütigkeit aus. Partner wurden darauf reduziert, “die erste Frau…” zu sein, die gewisse Reaktionen hervorrufen konnten, was die Menschen bloß auf ihr Geschlecht reduziert.

Insgesamt ist es ein schönes und schnell zu lesendes Buch, welches Hoffnung ausstrahlt und mit viel Liebe für die Figuren geschrieben wurde.
Ich kann es jedem empfehlen, der sich leichte Unterhaltung wünscht und ein wohliges Gefühl beim Lesen empfinden will.

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