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Veröffentlicht am 25.07.2024

Gute, aber zu konstruierte Geschichte

Die verheimlichte Tochter
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Ella führt sehr erfolgreich eine Galerie, nachdem sie eigentlich selbst mal Künstlerin werden wollte, doch nach dem Tod ihres Bruders hat sich jeder in der Familie verändert. Nun erhält sie aus einem ehemaligen ...

Ella führt sehr erfolgreich eine Galerie, nachdem sie eigentlich selbst mal Künstlerin werden wollte, doch nach dem Tod ihres Bruders hat sich jeder in der Familie verändert. Nun erhält sie aus einem ehemaligen Frauenhaus ein Kästchen, das für ihre verstorbene Großmutter bestimmt war. Darin befinden sich ein Foto mit zwei Personen auf einer griechischen Insel und ein Notenblatt, mit denen sich Ella auf die Suche nach ihren Vorfahren begibt. Dabei trifft sie ihre Jugendliebe Gabriel wieder, der nun ein gefeierter Violinist ist und ihre bei der musikalischen Recherche hilft.

Die Geschichte wird nun abwechselnd aus der Perspektive der jungen Alexandra erzählt, die ihre Mutter und Heimat in Griechenland verliert und zu Verwandten nach England kommt. Dabei erfährt man auch einen Teil von Griechenlands Geschichte, nämlich dass die Königsfamilie, mit der Alexandras Eltern eng verbunden waren, vor Unruhen aus ihrem Land flüchten musste. In der Gegenwart erhält Ella das Holzkästchen, das Geheimnisse über ihre Großmutter enthält. Ich habe beide Zeitebenen gleichermaßen gerne gelesen, was bei Büchern mit Familiengeheimnissen doch eher selten vorkommt.

Der Schreibstil der Autorin ist von Anfang an leicht und angenehm zu lesen. Sie vermittelt die Charaktere und Situationen echt gut. Die fröhlichen Momente machten mir gute Laune und die traurigen Augenblicke haben mich tief berührt, sodass ich Tränen in den Augen hatte. Trotzdem gibt es in dem Buch ein paar kleine Fehler und auch sehr viele unrealistische, konstruierte und holprig eingearbeitete Aspekte. Zum Beispiel reist Ella zufälligerweise genau auf die richtige griechische Insel, nur weil auf Onlinebildern eines Ferienhauses eine Staffelei abgebildet ist. Und dort erkennt sofort der erste Kellner das junge Mädchen auf dem Foto, das mittlerweile schon ca. 70 Jahre alt ist. Und so gibt es noch viele kleine Dinge, die einfach zu einfach gelöst werden und zu glatt verlaufen sind. Außerdem haben mir am Ende auch einige Charaktere und weitere Erklärung gefehlt. Hier hätte es noch ein bisschen Fingerspitzengefühl und Füllung seitens des Lektorats oder der Autorin gebraucht, denn die poröse Geschichte ist ansonsten schön und sehr berührend.


Fazit:
„Die verheimlichte Tochter“ ist eine berührende Geschichte auf zwei Zeitebenen, in der sogar ein Aspekt der griechischen Geschichte eingeflochten ist. Die Autorin hat zwar einen lockeren und berührenden Schreibstil, die Geschehnisse sind im Buch jedoch sehr konstruiert und holprig eingebunden. Schade, denn es hätte nur ein wenig Feinschliff gebraucht, sodass mir das Lesen mehr Spaß bereitet hätte.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2024

Gefühlvoll und emotional

Glow Like Northern Lights (Strong Hearts 1)
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Die Geschichte beginnt direkt emotional mit der Silvesternacht, in der Lillys herzkranker Zwillingsbruder stirbt. Seit einem Jahrzehnt hat seine Krankheit die Familie bestimmt, sodass die Eltern Lilly ...

Die Geschichte beginnt direkt emotional mit der Silvesternacht, in der Lillys herzkranker Zwillingsbruder stirbt. Seit einem Jahrzehnt hat seine Krankheit die Familie bestimmt, sodass die Eltern Lilly und ihre Gefühle und Bedürfnisse nicht mehr sehen. Als nach einigen Monaten die Trauer zu viel wird, reist Lilly nach Island zu Aron, einem mittlerweile sehr guten Freund, den sie in dem Forum für Angehörige von herzkranken Menschen kennengelernt hat. Sie waren sich gegenseitig immer eine Stütze, doch als sie auf der Insel ankommt, ist Aron distanziert. Liegt es an dem überraschenden Besuch, die Funkstille davor oder verschweigt er noch etwas anders?

Mit dem Tod von Lillys Zwillingsbruder und ihrer Trauer startet das Buch recht düster und emotional. Insgesamt ist der Schreibstil von Sarah Stankewitz wirklich gelungen und gefühlvoll, sodass die Emotionen der Protagonisten immer greifbar waren. Trotzdem nehmen die negativen Gefühle nicht die Oberhand, weil es doch auch viele schöne Szenen gibt, z. B. als Aron Lilly die Besonderheiten der Insel zeigt. Auch die Wortwahl der Autorin ist bildhaft und wunderschön. Die letzten Sätze vor dem Epilog haben mich emotional nochmal richtig getroffen. Vor allem, weil ich letzten Sätze sehr viel Bedeutung gebe, statt den ersten.

„Notiz an mich selbst: Wenn wir alle einsam sind, ist damit niemand von uns allein, oder?“, 88 %

Arons Geheimnis und die Wendung in der Geschichte habe ich direkt nach dem Lesen des Klappentextes vorhergesehen – dachte ich. Die Autorin hat geschickt passende, aber auch andere Aspekte eingeflochten, dass ich mir irgendwann nicht mehr sicher war – und das hat mir sehr gefallen. Auch die Entwicklung ihrer Beziehung hat mich positiv überrascht, denn ich hätte mehr Tempo vermutet, aber Aron hat dem einen realistischen Blinkwinkel gegeben, was mir ebenfalls gefallen hat. Mit diesem Buch hat Sarah Stankewitz nicht das Rand neu erfunden, aber mit sehr viel Gefühl eine besondere Geschichte erschaffen, die mich berührt hat. Ich wurde manchmal wütend, hab auch mal meine Augen verdreht, konnte manchmal nicht überrascht werden, aber ich war beim Lesen definitiv schockiert, betroffen, verliebt und berührt. Das Ende hat mich auch überrascht, vor allem der Epilog aus Arons Sicht, weil ich gar nicht wusste, dass es noch einen weiteren Band der Geschichte geben wird, aber ich bin sehr gespannt darauf!

Übrigens befinden sich zwei wunderschöne Illustrationen in dem Buch, die die beiden Protagonisten in Szenen im Buch zeigen. Ich mag den Zeichenstil und finde es schön, dass die Charakterkarten nicht nur extra ausgegeben werden, sondern auch im Buch enthalten sind.

Fazit:
“Glow like Northern Lights” ist ein berührende, schockierendes, trauriges und liebevolles Buch. Eine teilweise schon bekannte Geschichte, die durch den Schreibstil und Kniff der Autorin aber einen neuen Glanz bekommen hat.

Veröffentlicht am 24.07.2024

Wunderschöne Geschichte zum Wohlfühlen und Genießen

Die Bucht der Träume
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Sara hat seit vielen Jahren ein distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater, als dieser nun unerwartet stirbt. Erst nach der Beerdigung erfährt Sara davon und auch, dass er ihr sein Haus am Gardasee vermacht. ...

Sara hat seit vielen Jahren ein distanziertes Verhältnis zu ihrem Vater, als dieser nun unerwartet stirbt. Erst nach der Beerdigung erfährt Sara davon und auch, dass er ihr sein Haus am Gardasee vermacht. Dort hat Sara als Heranwachsende mit ihrer Familie viele glückliche Sommer verbracht, bis der Vater die Familie auseinander riss. Nun reist Sara mit ihrer jugendlichen Tochter Mimi dorthin um das Haus schnellstmöglich zu verkaufen. Doch der Makler ist ihr Ex-Freund Matteo, der mit dem wohlbekannten Ort so viele schöne Erinnerungen weckt.

Kann man in einem Wohlfühlroman einen Antihelden haben? Sara hatte ein enges und richtig schönes Verhältnis zu ihrem Vater, bis er ihr als Jugendliche eine Verantwortung übertrug, die man keinem Kind antut. Seitdem herrschte sehr wenig Kontakt zwischen den beiden und Sara ist nie mehr an den Gardasee zurückgekehrt. Im Laufe des Romans erfährt man, warum ihr Vater damals so gehandelt hat, jedoch hätte es sooo viele Möglichkeiten gegeben die Beziehung zu Sara wieder aufzufrischen. Außerdem hat es mich manchmal wütend gemacht, wie sehr die Bewohner/innen des kleinen malerischen Ortes von Franco geschwärmt haben, dessen italienische Variante so anders war als der deutsche Frank. Trotzdem habe ich Sara auf ihrer Reise in die Vergangenheit und dem Wirrwarr ihrer Gefühle (Trauer, Wut, Liebe…) gerne begleitet. Mit Sara konnte ich mich sehr gut identifizieren, denn sie ist ein Sinnbild für einige von uns, die in ihrem Leben schon viel gefühlt haben und irgendwo gestrandet sind.

>>Mit dem Zeigefinger fahre ich ihre Schrift nach, ein Lächeln auf meinen Lippen. Manchmal denke ich, Worte sind alles, was wir zurücklassen. Aufgeschrieben, gesagt oder verschwiegen.<<, S. 397

Der Schreibstil ist einfach nur passend und wunderschön! Saras Traurigkeit und Beklemmung konnte ich so gut nachvollziehen. Aber auch die schönen Momente sind detailliert und liebevoll beschrieben, dass ich grinsen musste. Ich hab die schönen Worte von Elena Sonnberg alias Adriana Popescu sehr genossen! Auch das Setting ist einfach perfekt! Der Gardasee an sich weckt schon Urlaubsfeeling pur, was sich auch in Saras Erinnerungen und Mimis Drang nach schönen Sommertagen widerspiegelt. Wobei das Städtchen Malescine einen sehr gemütlichen Ort zum Bummeln, Baden oder gut Essen darstellt und auch freundschaftlich verbundene Bewohner/innen hat.


Fazit:
"Die Bucht der Träume" hat nicht nur einen blumigen Titel, sondern auch ein malerisches Setting am Gardasee und eine gemütliche kleine Gemeinschaft von Freunden. Obwohl ich Saras verstorbenen Vater gar nicht leiden kann, habe ich es sehr genossen sie und ihre widerstreitenden Gefühle zu begleiten. Die perfekte Urlaubslektüre voller Erinnerungen, Freude und Sonne.

Veröffentlicht am 24.07.2024

Hätte am liebsten abgebrochen

Broken Heart Summer – Sunset Days
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Rea und Maya reisen gemeinsam nach Hawaii um dort Mayas Vater zu finden. Direkt am Flughafen treffen sie auf eine Gruppe junger Männer, bei der Cam dabei ist und Rea sogleich beeindrucken kann. Nachdem ...

Rea und Maya reisen gemeinsam nach Hawaii um dort Mayas Vater zu finden. Direkt am Flughafen treffen sie auf eine Gruppe junger Männer, bei der Cam dabei ist und Rea sogleich beeindrucken kann. Nachdem Rea Mayas vermeintlichen Vater überraschend schnell gefunden hat, verbringt sie ihre freie Zeit nur noch mit Cam, anstatt ihren Medizinbüchern. Und so nimmt die Liebesgeschichte ihren Lauf…

Die Geschichte ist aus wechselnden Perspektiven der Freudinnen Rea und Maya geschrieben, was mir sehr gut gefallen hat um beide nachvollziehen zu können und auch zum sonst üblichen wechselnden Kapitel des Liebespaars überraschend erfrischend ist. Allerdings wurde mir Rea direkt zu Beginn sehr unsympathisch: Sie schießt sich als angehende Medizinstudentin mit Pillen ab um ihrer Flugangst zu umgehen, ist eine absolute Streberin, die sich neben ihrer extrovertierten Freundin Maya versteckt und hat vor allem Angst und Unwohlsein (Angst vorm Fliegen & Meer, Reiseübelkeit in jedem Transportmittel usw.). Obwohl ich ihr charakterlich näher bin als Maya, habe ich diese lebenslustige junge Frau hingegen viel sympathischer empfunden, weil sie Freude sucht, aber auch Unsicherheit verspüren kann, z. B. über das Kennenlernen ihres Vaters. Cam, der Loveinterest von Rea, mag ich auch sehr, weil er sehr einfühlsam und bodenständig ist. Da ich aber nur einen Teil des Pärchens mag, konnte mich die Liebesgeschichte leider nicht berühren, obwohl sie angenehm langsam und gefühlvoll verläuft und ich slow burn am liebsten lese.

Der Geschichte fehlen meiner Meinung nach Höhepunkte. Es geschieht zwar auch mal etwas Unvorhergesehenes, aber es fehlt die Romantik und Besonderheit. Rea, die mit ihrer Mutter eine typisch amerikanische Abmachung hat und als Streberin (ohne Hobby) durch ihre großen Liebe vor Augen geführt bekommt, dass es viel mehr im Leben gibt, ist so typisch und klischeehaft. Und Mayas Geständnis ist für die meisten Leser/innen schon von Beginn an klar. Am Ende gibt es auch seltsame Aussagen, die es für mich in dem Konflikt nicht gebraucht hätten. Die Beziehung und deren Zukunft von Rea und Cam hat mich überraschen können – negativ. Ich habe immer in der Hoffnung weitergelesen, dass die Liebesgeschichte vielleicht romantisch wird; und auch die Leseprobe zum zweiten Teil, sodass ich Rea doch noch verstehen könnte, aber mein Lesegefühl wurde immer negativer. Hätte ich das Buch doch abgebrochen.

Positiv an dem Buch finde ich die Einbindung des Handlungsorts Hawaii. Über Surfen und Schnorcheln hinaus wird auch viel Augenmerk auf die Landschaft und Tierwelt gelegt – sogar von Hawaiis Geschichte erfährt man das ein oder andere beim Lesen. Ein wunderschönes Setting, das ich sehr genossen habe!




Fazit:
„Sunset Days“ hat mich leider sehr enttäuscht. Eine unsympathische Protagonistin, typische Klischees und ein offensichtliche angedeutetes „unerwartetes Geständnis“ haben mir einfach keine Freude beim Lesen bereitet. Aber das Setting auf Hawaii, das war gut!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2024

Liebevolle und humorvolle Geschichte

Wolke Sieben ganz nah
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Delphi stirbt wenig glamourös auf ihrem Wohnzimmerboden an einem Bissen, der ihr im Hals stecken bleibt. Daraufhin landet sie im Jenseits in Merritts Waschsalon, wo sie die Toten im Empfang nimmt. Dort ...

Delphi stirbt wenig glamourös auf ihrem Wohnzimmerboden an einem Bissen, der ihr im Hals stecken bleibt. Daraufhin landet sie im Jenseits in Merritts Waschsalon, wo sie die Toten im Empfang nimmt. Dort trifft sie auf Jonah, einem gutaussehenden, charmanten Mann, dessen Berührung Delphi zum Kribbeln bringt – ihr Seelenverwandter, wie Merritt bestätigt. Das ewige Jenseits scheint nicht mehr so ätzend zu sein, doch dann wird Jonah zurückgeschickt, weil sein Tod ein Fehler war. Da Merritt absolut vernarrt in romantische Liebesgeschichten ist, gibt sie Delphi eine Chance. Innerhalb von 10 Tagen muss sie Jonah finden und sich küssen. Doch wo im großen London soll sie anfangen, wo sie doch nur seinen Vornamen kennt?

Schon von der ersten Seite an merkt man, dass dieses Buch sehr humorvoll und locker geschrieben ist. Lustige und überzogene Szenen bei Delphis Suche haben mich immer wieder amüsiert. Außerdem hat die Autorin die Geschichte sehr liebevoll geschrieben und entwickelt, sodass ich die Protagonistin auch schnell ins Herz geschlossen habe. Auch der nervige und grummelige Nachbar von unten, der alte liebenswerte Nachbar von oben oder ihre Kolleginnen aus der Apotheke geben der Geschichte mehr Farbe und Facetten. Ich war relativ schnell in die Geschichte verliebt und hab Delphis Suche und all die verrückten und herzlichen Momente dabei geliebt.

Im Verlauf der Geschichte habe ich ein Detail bald geahnt, aber das hat mir nicht den Spaß genommen, weil ich deswegen nur noch mehr bei Daphnes Suche mitgefiebert habe und es um all die kuriosen und lustigen Momente währenddessen geht. Außerdem spielt Daphnes bisheriges Leben auch eine wichtige Rolle, wobei es hier auch etwas tiefgründiger wird. Insgesamt ist es aber eine wirklich amüsante Geschichte mit einigen Prisen Freundschaft und Ernsthaftigkeit.


Fazit:
„Wolke Sieben ganz nah“ hat mir eine wunderschöne, humorvolle Lektüre näher gebracht. Ich hab mich in die liebevoll geschriebene Geschichte mit Daphnes kurioser und lustiger Suche nach ihrem Seelenverwandten verliebt! Eine wunderbare RomCom für alle, die auch „Dead Romantics“ ins Herz geschlossen haben.