Cover-Bild Marzahn, mon amour
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inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 142
  • Ersterscheinung: 07.03.2021
  • ISBN: 9783518471319
Katja Oskamp

Marzahn, mon amour

Geschichten einer Fußpflegerin

Katja Oskamp ist Mitte vierzig, als ihr das Leben fad wird. Das Kind ist aus dem Haus, der Mann ist krank, die Schriftstellerei, der sie sich bis dahin gewidmet hat: ein Feld der Enttäuschungen. Also macht sie etwas, was für andere dem Scheitern gleichkäme: Sie wird Fußpflegerin in Berlin-Marzahn, einst das größte Plattenbaugebiet der DDR. Und schreibt auf, was sie dabei hört.

Es sind Geschichten wie die von Herrn Paulke, vor vierzig Jahren einer der ersten Bewohner des Viertels, Frau Guse, die sich im Rückwärtsgang von der Welt entfernt, oder Herrn Pietsch, dem Ex-Funktionär mit der karierten Schiebermütze. Geschichten voller Menschlichkeit und Witz, Wunderwerke über den Menschen an sich – von seinen Füßen her betrachtet.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2023

Neustart

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Katja Oskamp startet mit Mitte 40 noch einmal neu. Sie wird Fußpflegerin und zwar nicht irgendwo, sondern in Berlin-Marzahn mitten Plattenbauwohngebiet. Ihr Kind ist ausgezogen, der Mann krank und sie ...

Katja Oskamp startet mit Mitte 40 noch einmal neu. Sie wird Fußpflegerin und zwar nicht irgendwo, sondern in Berlin-Marzahn mitten Plattenbauwohngebiet. Ihr Kind ist ausgezogen, der Mann krank und sie möchte etwas anderes machen als erfolglos zu schreiben. Ihr Umfeld bringt ihr wenig Verständnis entgegen: „Ich erzählte zuerst niemandem von meiner Umschulungsaktion. Als ich es dann doch tat und lachend mit dem Zertifikat wedelte, schlugen mir Ekel, Unverständnis und schwer zu ertragendes Mitleid entgegen.“

Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb beginnt sie in Marzahn in einem Fußpflegesalon zu arbeiten. Sie beschreibt ihre Arbeit und erzählt die kleinen und großen Geschichten, deren Füße sie umsorgt.

Aber nicht nur die Geschichten der Kund*innen erzählt sie, auch von ihren Arbeitskolleginnen und deren Leben.

Und sie erzählt die Geschichte der Frauen, die beginnen unsichtbar zu werden in der Mitte des Lebens.

Es ist ein richtig schönes Buch, das an einem Nachmittag schnell gelesen werden kann oder – um es ein bisschen mehr zu genießen – in kleinen Häppchen, Geschichte für Geschichte. Denn es sind bezaubernde, traurige und auch witzige Geschichten von Katja Oskamps Kundinnen und Kunden aus Marzahn. Die Autorin schreibt ganz liebe- und respektvoll von den Menschen, deren Füße sie pflegt.

Treffsicher beschreibt sie Gemüts- und Gefühlslage und nur ein einziges Mal schimmert ihre nicht ganz so gute Meinung durch. Sie macht aus den kleinen Geschichten der Menschen, die ihr ihre Füße anvertrauen, große Geschichten und gibt ihnen die Bedeutung, die sie für diese Menschen haben.

Auch wirft sie einen ganz anderen Blick auf Berlin-Marzahn, als das sonst gemacht wird. Sie macht es persönlicher und es werden die Menschen sichtbar, das, was man vergisst, wenn einfach nur der Begriff „Plattenbau“ gebraucht wird.

Aber es ist auch ein Buch vom Zufrieden-Werden, sich einpendeln auf einen anderen Lebensrhythmus, sich in der Unsichtbarkeit wohlfühlen bzw. sie sich auch zunutze machen. Denn, wenn du nicht wirklich wahrgenommen wirst, kannst du dich auch einfacher ausleben.

Dieser Teil des Buches ist noch einmal auf einer ganz anderen Ebene, denn das Leben in der Mitte des Lebens ist ein Umbruch und es ist nicht immer leicht, damit umzugehen. Denn diese Unsichtbarkeit ist nicht einfach an den Schriftstellerinnen-Haaren herbeigezogen, das Gefühl haben viele Frauen in dieser Zeit, in der so viel im Außen und im Innen passiert.

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Veröffentlicht am 28.06.2023

gelungen

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„Marzahn mon amour“ ist ein kleiner Band voller interessanter Geschichten über die Bewohner des Ostberliner Wohnviertel Marzahn. Die Schriftstellerin beschreibt ihre Kunden sehr liebevoll und ihre Lebensgeschichten ...

„Marzahn mon amour“ ist ein kleiner Band voller interessanter Geschichten über die Bewohner des Ostberliner Wohnviertel Marzahn. Die Schriftstellerin beschreibt ihre Kunden sehr liebevoll und ihre Lebensgeschichten völlig wertfrei. So manches Mal musste ich schon schlucken, dennndie Geschichten haben mich berührt, aber teilweise auch zum Lachen gebracht.

Ein nettes kleines Buch für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Dit Buch is einfach jut, da kann man nüscht meckern!

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Ein Buch für wahrlich JEDEN! Mir fällt niemand ein, der keinen Spaß daran hätte.
Großartig! Dieses Buch ist eine Hymne an die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft der unsichtbar gewordenen Bürger aus ...

Ein Buch für wahrlich JEDEN! Mir fällt niemand ein, der keinen Spaß daran hätte.
Großartig! Dieses Buch ist eine Hymne an die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft der unsichtbar gewordenen Bürger aus Mahrzahn! Mal ehrlich, wer hat nicht Vorurteile, wenn man den Bezirksnamen Marzahn hört? Obwohl der Großteil aller Deutschen noch nie vor Ort war!
Katja Oskamp hat sich getraut in ihrer Midlife-Crisis einen so gänzlich anderen Weg einzuschlagen nachdem der Erfolg als Schriftstellerin ausblieb. Sie schulte zur Fußpflegerin um und begann in Marzahn in einem Beautysalon zu arbeiten. Wahnsinnig mutig und sehr bereichernd wie man den Texten entnehmen kann.
Der Titel „Marzahn Mon Amour – Geschichten einer Fusspflegerin“ spricht der Autorin förmlich aus der Seele möchte man meinen. Das Buch versammelt Geschichten um ihre Kundschaft (die ihr wichtig ist), ihren inneren Wandel und wie sie zu mehr Gelassenheit kam. Jedes Kapitel ist betitelt nach einem/r Kunde/in und beschreibt nicht nur diese Person, sondern auch die Interaktion mit ihr als Fußpflegerin und Themen über die sie sich austauschen. Sehr reflektiert zu Papier gebracht ohne den Pep zu verlieren.
Für mich unerklärlich wie sie bisher durch die Ritzen des Literaturbetriebes flutschen konnte, wo sie eine Wortakrobatin ist! Katja Oskamp hat einen aussagekräftiger Schreibstil gepaart mit viel liebe zum Detail und einem herrlichen Humor ohne respektlos zu werden. Ihre Beobachtungsgabe ermöglichte ihr dieses kurze frische Buch zu schreiben. Ich bin gespannt ob nun auch ältere Texte von ihr aus der Schublade auftauchen oder ob dies der Start in ihren 2. Literarischen Frühling war.

Fazit: Jeder Mensch bereichert, jede Lebensgeschichte prägt. Mehr Zuhören ist angesagt und ich muss mal wieder zur Fußpflege!

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