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Veröffentlicht am 12.06.2025

das Buch hat mich begeistert

Hier draußen
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„Hier draußen“ ist das Debüt von Martina Behm und sie hat meiner Meinung nach gleich ins Schwarze getroffen. Ich habe mich kaum von dieser Geschichte lösen können und sie innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. ...

„Hier draußen“ ist das Debüt von Martina Behm und sie hat meiner Meinung nach gleich ins Schwarze getroffen. Ich habe mich kaum von dieser Geschichte lösen können und sie innerhalb kürzester Zeit durchgelesen.

Dreh,- und Angelpunkt dieses Romans ist Fehrdorf,ein kleiner Ort in Schleswig Holstein.Scheinbare Landidylle mit einigen Ferienwohnungen, denn von der Landwirtschaft kann nicht mehr jeder leben. In diesen Ort zieht es Ingo und Lara. Sie verkaufen ihr Reihenhaus in Hamburg, erwerben einen Resthof, weil es sich doch, vor allem mit zwei Kindern, viel entspannter auf dem Land leben lässt und renovieren ihn nach und nach.
Ingo pendelt zwischen seinem Startup in Hamburg und Fehrdorf. Eines Abends läuft ihm eine weiße Hirschkuh vor‘s Auto. Ein schlechtes Ohmen, denn man sagt“ wenn eine weiße Hirschkuh stirbt, stirbt derjenige der sie tötet innerhalb eines Jahres selbst“. Für Ingo und Uwe, der für das Wild in diesem Revier zuständig ist, ein Wendepunkt.

Was soll ich sagen? Ich habe es geliebt diese Geschichte zu lesen und hätte ewig weiterlesen können, weil die Autorin einfach eine tolle Beobachtungsgabe hat und einfach gut erzählen kann. Ich habe oft gelacht und auch ein paar Tränchen verdrückt, weil viele Dinge einfach so treffend und einfühlsam beschrieben waren und sie die Menschen so liebenswert gezeichnet hat.
Sie erzählt von Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben und nicht hinterfragt werden und auch von den „Zugezogenen“ erwartet werden. Da weiß jeder, wo sein Platz ist und was von ihm erwartet wird, in der Familie, aber vor allem bei Dorffesten und deren Vorbereitungen.Sie erzählt sehr humorvoll von Erfahrungen, die die „Städter“machen, die in eine vermeintliche Idylle gezogen sind und dann mit der Realität konfrontiert werden, aber auch , wie beide Seiten voneinander lernen können und Freundschaften schließen.
Wir erfahren als Leser aber auch von den einzelnen Bewohner dieses Dorfes , ihren Sorgen, Nöten und Wünschen privater oder beruflicher Natur und dabei wachsen einem die „Fehrdorfer“immer mehr ans Herz. Man erfährt wie sich die Landwirtschaft verändert hat, dass Generationennachfolge nicht mehr selbstverständlich ist und dass die vermeintliche Idylle auch Risse aufweist.

Ich könnte hier noch ewig weitererzählen, aber lest dieses Buch selbst. Wenn ihr nur ein wenig Interesse am Landleben und ihren Bewohnern habt, werdet ihr dieses Buch lieben. Für mich war es ein absolutes Lesehighlight.

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Veröffentlicht am 09.06.2025

toller Unterhaltungsroman

Little Germany - Der Duft der Neuen Welt
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Ich liebe Auswanderungsromane,weil sie mir ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer vermitteln und Maria Nikolai hat diese Gefühle zu 100% bedient.In einer mehr als unterhaltsamen Art und Weise erzählt sie ...


Ich liebe Auswanderungsromane,weil sie mir ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer vermitteln und Maria Nikolai hat diese Gefühle zu 100% bedient.In einer mehr als unterhaltsamen Art und Weise erzählt sie in ihrer Dilogie, deren erster Teil hier vorliegt,von zwei Frauen,die den Weg in eine ungewisse Zukunft wagen.

Lissi arbeitet in Stuttgart als Hausmädchen und lässt sich vom Sohn ihres Arbeitgebers schwängern.Als ihre naive Vorstellung von einer Heirat mit dem Erzeuger des Kindes nicht aufgeht, sie entlassen wird und in die Fänge einer kriminellen Organisation gerät,die Neugeborene an zahlungskräftige Kunden verkauft,ist sie gezwungen bei Nacht und Nebel zu fliehen.Sie entscheidet sich das Land zu verlassen und in Amerika ihr Glück zu versuchen.Auf dem Schiff lernt sie Julia von Varell kennen,die unter falschen Versprechungen in eine Ehe gelockt wurde.Sowohl von ihrem Ehemann,als auch von ihrer Schwiegermutter wird sie in eine Rolle gedrängt,der sie sich nur durch Flucht entziehen kann,wenn sie nicht kreuzunglücklich werden will.Zusammen wollen Lissi und Julia den Weg in die neue Welt wagen und in Little Germany,einem Stadtteil New Yorks in dem überwiegend Deutsche leben,ihr Glück versuchen.Ausgestattet mit einem Backbuch ihrer Großmutter hofft Lissi auf eine Anstellung in einer Bäckerei und später auf Selbstständigkeit, denn Amerika ist doch das Land der ungeahnten Möglichkeiten.

Als Leser verfolgen wir die Geschichten der beiden Frauen,ihre Erfahrungen im neuen Land,ihre Erfolge ,aber auch ihre Schicksalsschläge,die ihr Leben in der neuen Welt begleiten.Das Buch endet mit einem Unglück das historisch verbürgt ist und als eins der größten Katastrophen vor 9/11 in die Geschichte Amerikas eingegangen ist.Ausserdem lässt ein Cliffhanger am Ende des Buches erwarten,dass es spannend weitergeht.

Ein Personenverzeichnis,Rezepte aus Lissi‘s Backbuch,Erklärungen historischer Zusammenhänge und ein Glossar ergänzen das Buch,das mir viele unterhaltsame Lesestunden geschenkt hat und das ich Lesern leichter Unterhaltung wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 04.06.2025

zwei starke Frauen

Die Akte Schneeweiß
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"Die Akte Schneeweiß" ist ein neues Werk der Autorin Felicitas Fuchs, alias Carla Berling, die mich mit ihrer Müttertrilogie mehr als begeistern konnte.

Das neue Buch wird auf zwei Handlungsebenen erzählt. ...


"Die Akte Schneeweiß" ist ein neues Werk der Autorin Felicitas Fuchs, alias Carla Berling, die mich mit ihrer Müttertrilogie mehr als begeistern konnte.

Das neue Buch wird auf zwei Handlungsebenen erzählt. Die Geschichte beginnt mit Mathilde, die 1936 in einem jüdischen Haushalt arbeit und nebenbei im Fotolabor ihres Arbeitgebers aushilft und Filme entwickelt. Als ihr Arbeitgeber auf Grund der politishen Lage das Land verlässt, , empfiehlt er sie einem Freund, in dessen gynäkologischer Praxis sie als Assistentin anfängt und ihm auch bei Schwangerschaftsabbrüchen assistiert, die er an in Not geratenen Frauen, die durch Vergewaltigung oder andere Schicksalsschläge in Bedrängnis geraten sind. Ein gefährliches Unterfangen in dieser Zeit.
Als ihr Chef. der auch der Mann ist den sie heiraten möchte, stirbt, gerät sie ins Visier der Gestapo. Sie wird zur Mitarbeit gezwungen, die sie nicht nur an den Rand des Erträglichen bringt, sondern auch lebensgefährlich für sie ist.

Im zweiten Handlungsstrag, der uns ins Jahr 1963 führt, lernen wir Katja kennen. Ihr großer Traum ist es Krankenschwester zu werden und später Medizin zu studieren. Verständnis erfährt sie nur von ihrem Großvater, der aber urplötzlich verschwindet und keine Erwähnung mehr in der Familie findet.
Ihre Eltern halten ihren Berufswunsch für Unsinn, da sie ja sowieso irgendwann heiratet, eine Einstellung, die zur damaligen Zeit nicht selten war. Doch Katja macht sich unabhängig vom Elternhaus und macht ihren Traum wahr Gynäkologin zu werden, um Frauen zu helfen.

Dieses Buch konnte mich wieder genauso begeistern wie die Müttertrilogie. Die Handlungsstränge sind gut miteinander verknüpft, die Figuren gut getroffen und auch die Nebenhandlungen haben wir gut gefallen.
Was der Autorin immer wieder gut gelingt, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen. Angst und Schrecken in der Nazizeit und das konservative naive Weltbild der sechziger Jahre, gepaart mit der Ausbruchstimmung und dem festen Willen alles Vergangene zu vergessen und totzuschweigen.

Eine dicke Leseempfehlung für ein tolles Buch

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Veröffentlicht am 01.06.2025

ein gut gewahrtes Familiengeheimnis

Vor hundert Sommern
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Nachdem die letzten beiden Bücher dieser Autorin für mich so lala waren, nicht schlecht,aber auch nicht überzeugend, konnte mich dieses Buch nach einer Eingewöhnungsphase wieder fesseln.

Elisabeth, Anjas ...

Nachdem die letzten beiden Bücher dieser Autorin für mich so lala waren, nicht schlecht,aber auch nicht überzeugend, konnte mich dieses Buch nach einer Eingewöhnungsphase wieder fesseln.

Elisabeth, Anjas Mutter und Lenas Großmutter, muss wegen ihres Gesundheitszustandes in ein Pflegeheim wechseln, was allen in der Familie schwerfällt.
Ihre Charlottenburgerwohnung muss geräumt werden, um den Aufenthalt im Pflegeheim zu finanzieren.
Beim Aufräumen stolpern Anja und Lena über einige Aufzeichnungen und Briefe, die Fragen aufwerfen, Fragen, die Elisabeth bisher vermieden hat zu beantworten.

Dieses Buch wird, wie häufig bei der Autorin auf zwei Zeitebenen geschrieben, zwischen denen fast genau hundet Jahre liegen.

In der Gegenwart wird über Elisabeths Familie berichtet, ihre Tochter und Enkeltöchter und die Belastungen des Alltags,unter denen Frauen häufig zu leiden haben, in der Vergangenheit wird die Geschichte von Clara erzählt, Elisabeth`s Tante, die eine zentrale Rolle in der Familiengeschichte spielt.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da es sehr aktuelle Themen aufgreift und sie mit der Vergangenheit verbindet, wodurch sie noch mehr an Aktualität gewinnen.

Die Kritik, dass der Gegenwartstrang ein paar Themen zu viel behandelt , kann ich nachvollziehen, weil es mir auch aufgefallen ist, was ich zu Anfang auch etwas störend empfand, obwohl alle Themen relevant und wichtig sind. Nur ist es oft so, dass sie an Bedeutung verlieren, wenn man sie so nebenbei einwirft und nicht weiter vertieft, aber das hätte wohl den Rahmen des Buches gesprengt, ich habe die Botschaft aber durchaus verstanden, weil sich viele Leserinnen damit identifieren können.
Die Stärke des Buches und das hat mich über viele kleine Fehler hinwegsehen lassen, liegt aber in Parallelität der Geschehnisse zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwar durch das Thema Antisemitismus.
In der Gegenwart wird es mit dem Universitätsleben in Zusammenhang gebracht, in der Vergangenehit mit den uns bekannten Geschehnissen der Nazizeit.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass wir aus der Geschichte nicht lernen, immer die gleichen Fehler machen, politische Ereignisse verdrehen und zu Ungunsten bestimmter Gruppen missbrauchen. Dass wir keine Unterschiede machen zwischen Menschen und politischen Fehlentscheidungen , wie sie die israelische Regierung sicherlich fällt, aber dafür auch Gegenwind aus der eigenen Bevölkerung bekommt. Es zeigt leider unsere gespaltene Gesellschaft, die nicht mehr bereit ist zu differenzieren,sondern Meinungen manifestiert und alles "niederknüppelt" was anders denkt.So was macht mir Angst.

Mir hat der Vergangenheitsstrang auch etwas besser gefallen, als der in der Gegenwart, der manchmal etwas zu ausufernd war, doch er zeigt einmal mehr, wie traumatisiert die Kriegsgeneration war, dass sie lange oder auch gar nicht über die Geschehnisse der damaligen Zeit sprechen konnte.

Der Schreibstil und auch die Ausgestaltung der Figuren fand ich gut und so habe ich trotz kleiner Kritikpunkte das Buch gerne gelesen und empfehle es allen Freunden von Familiengeschichten mit politischem Interesse und bedanke mich bei der Autorin, dass sie auf das wichtige Thema Antisemitismus aufmerksam macht.

4, 5 Sterne wohlwollend aufgerundet.


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Veröffentlicht am 29.05.2025

falsche Entscheidungen

Beeren pflücken
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"Beerenpflücken" ist das Debüt der kanadischen Autorin Amanda Peters, die indigene Abstammung ist.
Ihr Roman ist eine leise eindringliche Geschichte, die aufzeigt, dass eine falsche Entscheidung das Leben ...

"Beerenpflücken" ist das Debüt der kanadischen Autorin Amanda Peters, die indigene Abstammung ist.
Ihr Roman ist eine leise eindringliche Geschichte, die aufzeigt, dass eine falsche Entscheidung das Leben zweier Familien nachhaltig beeinflussen kann.

"An dem Tag, als Ruthie verschwand, waren die Kriebelmücken irgendwie besonders hungrig"

Ruthi ist die jüngste Tochter einer indigenen Familie in Kanada. Jedes Jahr begibt sich ihre Familie auf die Beerenfelder , um dort zu arbeiten,weil nach Aussage der Weißen" etwas Saures im Blut der Indianer ist, dass die Kriebelmücken abhält sie zu stechen".
Ruthie ist mit ihren 4 Jahren zu jung , um Beeren zu pflücken und so bleibt sie den Tag über sich selbst überlassen, da ihre Eltern das Geld verdienen müssen Joe ihr Bruder, zu dem sie ein enges Verhältnis hat, ist auch der letzte der sie sieht, bevor sie verschwindet. Ihr Verschwindet ist für die Familie , die ein enge Verbindung zueonander haben, ein schwerer Schicksalschlag, der auch nicht der letzte bleiben wird.

Parallel wird die Geschichte von Norma erzählt, die mit einer psychisch kranken Mutter aufwächst, die ihr jegliche Möglichkeit der Freiheit zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit nimmt . Ihr Leben ist das eines Vogels in einem Käfig. Sozial abgesichert, aber nie frei in ihren Entscheidungen ,wird sie an ihr Zuhause gefesselt und ihrer Persönlichkeit beraubt.

Was verbindet diese beiden Frauen ?

Lest diese Geschichte und ihr werdet es herausfinden. In einer sehr sensiblen Art und Weise erzählt die Autorin von zwei Familien, deren Leben sich nach der fatalen Entscheidung einer Person von heute auf morgen ändert und Wunden hinterlässt, die nie wieder heilen.

Die Geschichte um Ruthie und Norma berührt nachhaltig. Es ist keine leichte Geschichte, die unterhält, sondern geht tief unter die Haut geht. Themen wie Rassismus, Identitätsfindung, Alkoholismus und Familienbande sind Themen in diesem Buch das in der Mitte einige Längen aufwies, die mich aber nicht weiter gestört haben. Das Ende der Geschichte versöhnt, was ich sehr schön fand.

Eine sehr schöne Sprache begleitet den Leser die ganze Zeit und macht das Lesen zu einem besonderen Vergnügen.

Große Leseempfehlung.

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