Mittwoch also

Als mir "Mittwoch also" von Lotta Elstad beim Vertretergespräch empfohlen wurde, war ich sofort angetan von dieser Idee des Buches. Das auffällige Cover tat sein Übriges. Ich musste es lesen. Meine Meinung dazu ist wie eine Achterbahn. Eigentlich finde ich es gut, aber es gab für mich auch einige Schwachstellen, beziehungsweise Momente, die mich zum Grübeln brachten.
Das Buch behandelt ein Thema, das nicht allzu populär in der Literatur ist. Es geht um Abtreibung.
Hedda's heimliche Liebe distanziert sich von ihr, verletzt sie tief und lässt sich fluchtartig das Land verlassen. Nach einem Beinahe-Absturz verlässt sie das Flugzeug, lässt sich zu einem One-Night-Stand hinreißen und wird ungewollt schwanger. Sie fasst für sich den Entschluss das Kind nicht auf die Welt zu bringen und möchte abtreiben. Aber das norwegische Gesundheitssystem sieht für geplante Abtreibungen eine mehrtägige Bedenkzeit vor und genau diese setzt Hedda sehr zu.

Hedda ist eine eigenständige, zynische Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist. Sie ist sehr plump. Redet nicht um den heißen Brei und äußert sich häufig sehr gewöhnungsbedürftig. Die Kapitel sind kurz, ihre Worte treffend. Man bleibt am Text hängen, immer neugieriger darauf wie sich ihr Leben verändert und ob sie sich in dieser Bedenkzeit dazu entschließt, das Kind doch zu bekommen. Aber Hedda sucht Wege dieses Kind loszuwerden. Diese Wege sind manchmal einfach nur krass. Sie machen sprachlos. Sind unvorstellbar. Das Ende einfach traurig. Abartig. Unerwartet. Zielführend.

Der Schreibstil und die Sprache der Protagonistin sind hart, aber beeindruckend. Irgendwie blieb ich am Text hängen. Ein Zwiespalt. So manchmal dachte man, wie unpassend diese Worte jetzt sind. Aber so ist Hedda - unangepasst. Taff. Irgendwie hat es Lotta Elstad geschafft diese harte, unangenehme, aktuelle Thema mit Witz und Humor zu verpacken. Auf ihre Art und Weise.

Stellenweise fand ich die Texte und Kapitel zu kurz. Es gab fast leere Seiten, auf denen 1, 2 Sätze standen (Chats). Irgendwie störte mich das. Man überblätterte mehrere Seiten, dabei ist das Buch mit nicht mal dreihundert Seiten an sich schon kurz. Auf der andere Seite liest sich das Buch dadurch rasch weg. Perfekt für unterwegs im Prinzip.

Einige Dialoge waren für mich unnötig. Ich verstand den Sinn des ganzen nicht. Viel zu wenig ging es mir um die Schwangerschaft an sich. Ich hoffte auf die innerliche Zerrissenheit der Hedda, lernte davon jedoch nichts kennen. Ihre Meinung vom Anfang blieb unberührt. Schade. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Das Ende stellt mich absolut nicht zufrieden.

Das Cover ist ein wirklicher Hingucker. Im ersten Moment denkt man: Oh, irgendwie ist das zu viel. Nach weiteren Blicken auf diese knalligen Streifen ist man an den Anblick gewöhnt und empfindet Gefallen. Das Cover ist schön. Der Titel ist passend, denn am "Mittwoch also" muss Hedda ihre Entscheidung treffen.

Ich empfehle das Buch an junge Frauen Anfang 20. Man muss Lust auf dieses brisante Thema haben und sich durch derbe Wortwahl und harte Witze nicht abschrecken lassen. Dieses Buch hat einfach das gewisse Etwas. Es ist besonders. Es lässt uns über ein schwieriges Thema reden und nachdenken.