Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen
Von der Autorin des Bestsellers »Die Wut, die bleibt«
Manche sagen: Wenn Mütter ihren Kindern antipatriarchales Wissen vermittelten, hätten wir dank der nächsten Generationen schnell Gleichberechtigung. Dass es so einfach nicht ist, davon handelt dieses Buch. Denn während junge Frauen zunehmend feministisch denken, wenden sich junge Männer verstärkt misogynem Gedankengut zu. Wie gehen wir in Familie und Gesellschaft damit um? Wie schaffen wir es, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen? Und was muss geschehen, damit Männer Verbündete werden? In ihrem ersten Sachbuch plädiert Bestsellerautorin Mareike Fallwickl für einen neuen Feminismus, der alle einschließt – und alle befreit.
"Ich bin weiss, hatte Zugang zu Bildung und Beruf, meine Marginalisierung und die Diskriminierungserfahrungen als Frau im Patriarchat habe ich nicht als solche erkannt. Bis ich Mutter geworden bin. Und ...
"Ich bin weiss, hatte Zugang zu Bildung und Beruf, meine Marginalisierung und die Diskriminierungserfahrungen als Frau im Patriarchat habe ich nicht als solche erkannt. Bis ich Mutter geworden bin. Und gemerkt habe, dass die grosse Freiheit von der ich geglaubt hatte sie zu leben, in Wahrheit ein Käfig war. Mit goldenen Gitterstäben weil ich saumässig privilegiert bin, aber dennoch ein Käfig."
Mareike Fallwickl zeigt in diesem Essay, warum wir einen neuen "Feminismus des Miteinanders" brauchen. Das Buch ist in einer Reihe des Kjona Verlags erschienen. Hier konnte mich die Autorin wirklich überzeugen. Das Hörbuch wird von Fallwickl selbst gelesen, eine sehr besondere Erfahrung. Ich habe es drei mal gehört und bin begeistert. Sie zeigt sehr viele interessante Seiten zum Miteinander auf, es geht sehr viel um die Rolle von Jungs und Männern im Patriarchat, und ich denke hier ist für jeden etwas dabei, vor allem auch für Eltern und Männer. Ich hätte sehr gerne auch das Hardcover, um manche Textstellen markieren zu können. Was für ein wunderbares Buch.
"Um zu Überleben müssen Jungen zu den Männern werden, die wir im Patriarchat haben wollen. Um zu Überleben müssen sie alles sanfte ablegen, sich dem Drill beugen und mitmachen. Ja, Männer haben eine Vormachtsstellung in unserer aktuellen Gesellschaftsform. Aber sie haben sich nicht aktiv dafür entschieden. Sie sind ins Patriarchat hinein geboren worden. Sie sind zu diesen Männern gemacht worden. Und zwar von uns."
Mareike Fallwickl hat ihr erstes Sachbuch veröffentlicht, und es ist einfach großartig!
In der im Kjona-Verlag erschienenen Reihe “Briefe an die kommenden Generationen“ wendet sich Mareike Fallwickl mit ...
Mareike Fallwickl hat ihr erstes Sachbuch veröffentlicht, und es ist einfach großartig!
In der im Kjona-Verlag erschienenen Reihe “Briefe an die kommenden Generationen“ wendet sich Mareike Fallwickl mit „Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen“ in Briefform an ihre Freundin Jorinde Droese - gleichzeitig ist ihr Text aber auch an die jüngere Generation adressiert.
„Ich halte es für falsch, der nächsten Generation die Zukunft umzuhängen mit einem gut gemeinten 'Sorry, wir haben es nicht hingekriegt, ihr müsst es besser machen, viel Glück' und uns aus der Verantwortung zu stehlen."
Mareike Fallwickl kann nicht nur großartige feministische Romane schreiben, sondern findet auch hier genau die richtigen Worte.
Das Buch hat zwar gerade mal 72 Seiten, aber die haben es wirklich in sich. Das Thema wird sehr vielschichtig und tiefgreifend behandelt. Mareike Fallwickl stellt sehr gute Fragen, die viel Stoff zum Nachdenken bieten.
"Vom Feminismus wird so viel Einheitlichkeit und Klarheit verlangt wie von keine anderen Strömung. Dass es keine Veränderung geben könne, solange sich die Feministinnen nicht einig sein, hören wir, aber ich bin anderer Meinung: Lasst uns streiten, lasst uns grübeln, lasst uns unsicher sein. Wir Frauen dürfen erst seit so kurzer Zeit öffentlich darüber sprechen, wer wir sein wollen, wie wir leben wollen, wir dürfen erst seit so kurzer Zeit überhaupt laut über unsere Position in dieser Welt nachdenken, wir müssen nicht sofort für alles eine Lösung haben. Das Miteinander, für das ich plädiere, muss nicht in allen Punkten mit Einigkeit einhergehen - auch Menschen, die gegen Faschismus sind, gegen Rassismus, gegen Klassismus, müssen nicht in allen Belangen einer Meinung sein -, aber es muss die Basis, die Grundvoraussetzung für unser Handeln sein: dass wir gemeinsam versuchen, dass Patriarchat zu überwinden, weil es uns allen kollektiv schadet."
Sie zeigt auf, dass es im Feminismus nicht um „Frauen gegen Männer“ geht, sondern dass wir ALLE davon profitieren können, wenn wir das Patriarchat besiegen; ja, dass sich etwas ändern MUSS.
"Der erste Schritt zur Veränderung ist Bewusstwerdung: Wir müssen in der Lage sein, ein Problem zu erkennen, es zu definieren und klarzmachen, warum es gelöst werden muss."
Die eine Seite ist es, die Mädchen zu motivieren, stark und unabhängig zu machen. Aber wir (sowohl als Einzelne, als Familie und auch als Gesellschaft) dürfen dabei die Jungs und Männer nicht vergessen. Wir müssen Einfluss nehmen auf die gängigen „Role Models“, die „typisch“ männlichen (und weiblichen) Rollenklischees. Wir müssen die Jungs und Männer ermutigen, Gefühle zuzulassen.
"Ja, Männer haben eine Vormachtstellung in unserer aktuellen Gesellschaftsform. Aber sie haben sich nicht aktiv dafür entschieden. Sie sind ins Patriarchat hineingeboren worden, sie sind zu diesen Männern gemacht worden. Und zwar von uns. Sich diese Verstrickung bewusst zu machen, ist für einen Feminismus des Miteinanders essenziell."
"Ich glaube nicht an das Vakuum, das Jungs angeblich handlungsunfähig macht. Ich glaube vielmehr daran, dass das Aufbrechen patriarchaler Muster uns allen - Männern, Frauen, nicht binären und trans Menschen - Luft zum Atmen gibt und die weltbewegende Chance, das Miteinander der Zukunft mit einer neuen Ausrichtung auf Fürsorge, Empathie und Menschlichkeit zu gestalten."
Das Buch hat in mir zahlreiche Gefühle geweckt; es hat mich aufgeregt, mich herausgefordert, mich bestätigt, mich motiviert.
Ich möchte meine Rezension mit einer ausdrücklichen Leseempfehlung für ALLE Menschen und Mareike Fallwickls Worten "Ich fordere Hoffnung ein." abschließen.
„Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen“ von Mareike Fallwickl gelesen und geschrieben hat mir wieder unglaublich gut gefallen!
In diesem Buch berichtet die Autorin ...
„Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen“ von Mareike Fallwickl gelesen und geschrieben hat mir wieder unglaublich gut gefallen!
In diesem Buch berichtet die Autorin von Gesprächsinhalten mit ihrer Freundin Jorinde, in denen es vor allem um patriarchale Strukturen geht. Auch aktuelle Einschätzungen zu der Machtübernahme Trumps und Musks sind mit in das Buch eingeflossen.
Mareike Fallwickl spricht ebenso ehrlich an, dass sie sich erst wirklich mit dem Feminismus auseinander gesetzt hat, als sie Mutter wurde und ihr bewusst wurden, wie wichtig bereits die Erziehung ist, um Jungs wie auch Mädchen nicht patriarchal zu erziehen.
Dies war ein unglaublich gutes Buch. Ich kann es JEDEM Menschen empfehlen. Es beinhaltet meiner Meinung nach ein elementares Thema unserer Gesellschaft und ist auch noch schnell gelesen bzw. Gehört!
Ich war sofort neugierig auf diesen Essay, weil ich Mareike Fallwickl bereits durch ihren Beitrag zu „Das Pen!smuseum“ kennengelernt habe. Ihre klare, pointierte Art, patriarchale Strukturen offenzulegen, ...
Ich war sofort neugierig auf diesen Essay, weil ich Mareike Fallwickl bereits durch ihren Beitrag zu „Das Pen!smuseum“ kennengelernt habe. Ihre klare, pointierte Art, patriarchale Strukturen offenzulegen, hat mich damals beeindruckt – entsprechend gespannt war ich darauf, wie sie das Thema in diesem kurzen, aber dichten Text angehen würde. Spätestens nach dem Lesen dieses Essays muss auch der/die letzte begriffen haben, dass das Patriarchat wirklich ALLEN schadet. Wir haben Mädchen in den letzten Jahren konsequent ermutigt, stark, unabhängig und kämpferisch zu sein. Doch wie oft haben wir Jungen vermittelt, dass auch sie emotional sein dürfen, Fürsorge leben können und Schwäche kein Makel ist? Mareike Fallwickl zeigt hier knapp aber sehr klar auf, wie diese Lücke ganze Generationen prägt.
"Unsere Söhne, die wir beide geboren haben (ist das nicht verrückt?) haben Privilegien, die wir niemals haben werden...”
Der Essay ist in Briefform an ihre Freundin Jorinde gehalten. Dieser persönliche Rahmen schafft Nähe und verleiht dem Text eine Sanftheit, die sich bewusst von dem abhebt, was viele aktuell von feministischen Veröffentlichungen erwarten: radikale Wut, klare Kampfansagen, kompromisslose Abrechnung. Ich habe länger darüber nachgedacht, warum dieser Essay so unterschiedlich bewertet wird, wieso er einigen RezensentInnen nicht wütend und konsequent genug war und wieso er auch in mir selbst verschiedene Gefühle ausgelöst hat. Ich denke dies ist dadurch begründet dass Fallwickl hier einen Gegenentwurf zur sogenannten Female Rage bietet – oder vielleicht besser eine mögliche Weiterentwicklung davon. Denn natürlich müssen wir zuerst auf das Problem aufmerksam werden, uns für die patriarchalen Strukturen in unserer Gesellschaft und in unseren Leben sensibilisieren, dann müssen wir sie als ungerecht erkennen und wütend werden. Diese Wut zu fühlen, sie zuzulassen und ihr Ausdruck zu verleihen (als "Female Rage") ist unbedingt nötig, um uns Gehör zu verschaffen und gesund mit unseren Gefühlen umzugehen. Ohne diese Wut gäbe es keine Bewegung. Doch was kommt nach der Wut?
"Männer wissen Bescheid, sie wissen genau Bescheid. Und sie tun nichts dagegen.”
Genau damit beschäftigt sich dieser Essay. Denn so sehr wie das in unserer (wirklich gerechtfertigten!) Wut gerne vergessen: allein Anklage und Sichtbarkeit verändern noch nichts. Für einen wirklich fruchtbaren Feminismus brauchen wir ein Miteinander und dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Männer, die ebenfalls anerkennen, dass das System geändert werden muss und dafür Verantwortung übernehmen. Das heißt nicht, dass wir uns in Konsequenz anbiedern, möglichst nett fragen oder hoffen sollen, dass uns „die Männer“ irgendwann helfen. Es heißt vielmehr, sie aktiv mitzunehmen, gerade dort, wo wir Einfluss haben: bei unseren Söhnen, Brüdern, Partnern und Freunden. Und wenn man nicht optimistisch genug ist, auf ein Erfolg dieses Vorgehens zu hoffen, dann kann man es mit dem Feminismus eigentlich gleich lassen. Denn wenn wir nicht daran glauben, dass ein gemeinsames Miteinander möglich ist, dann führt der Feminismus nur zu Verbitterung und neuem Hass und verliert seine transformative Kraft.
Fazit
"Liebe Jorinde" ist ein sanfter, aber eindringlicher feministischer Essay, der weniger auf Konfrontation als auf Verbindung setzt. Mareike Fallwickl erinnert uns daran, dass echte Gleichberechtigung nur entstehen kann, wenn wir nicht in geschlechtergetrennten Fronten verharren, sondern gemeinsam Verantwortung übernehmen. Er fordert uns heraus, weiterzudenken und den Mut aufzubringen, das Gespräch mit denen zu suchen, die wir manchmal am liebsten aufgeben würden.