Cover-Bild Lil
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17,99
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 25.01.2024
  • ISBN: 9783406813764
Markus Gasser

Lil

Roman
Die brillante Unternehmerin Lillian Cutting ist so erfolgreich und unabhängig, wie es eine Frau um 1880 nur sein kann. Auf ihrem eigensinnigen Weg nach oben hat sie gegen alle gesellschaftlichen Konventionen verstoßen und ganz New York gegen sich aufgebracht. Dort ist man sich einig: Diese Frau muss verschwinden. Ein für alle Mal. Koste es, was es wolle. Dabei hätten alle damit rechnen können, dass Lil ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Vermögen niemals opfern würde. Und als es so weit kommt, dass es um ihr nacktes Überleben geht, dreht "Lil the Kill" den Spieß um.

Sie ist eine Ausnahmeerscheinung im New York um 1880, nicht nur unter den herrschenden Familien der Stadt, den Belmorals und Vandermeers: Lange Zeit hat die Eisenbahnmagnatin Lillian Cutting, an der Seite ihres loyalen Mannes Chev, mit ihrem exzentrischen Führungsstil noch die kühnsten Spekulanten überflügelt. Und sich mächtige Feinde gemacht. So scheint es ihrem Sohn Robert nach Chevs Tod ein Leichtes, Lillian mit Hilfe eines sendungsbewussten Psychiaters zu entmündigen und in eine geschlossene Anstalt wegsperren zu lassen. Aber Lil nimmt den Kampf auf - gegen eine Gesellschaft, die Eigensinn als Krankheit denunziert.
Rasant, komisch und unerschrocken schildert Markus Gasser, wie eine furchtlose Frau an ihren hochmütigen Peinigern fantasievoll Rache nimmt. «Lil» ist eine universelle Geschichte voller Zorn und Trost über die Jagd nach dem großen Geld, listige Söhne und unversöhnliche Töchter, das Recht auf den eigenen Lebensentwurf und über Machtkämpfe, wie wir sie heute noch führen - erzählt von Lils Nachfahrin Sarah, die mit den verfänglichen Methoden der Psychiatrie noch eine ganz persönliche Rechnung offen hat.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Stilvolle Rache

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“Lil” von Markus Gasser lässt uns eintauchen in die Welt der gesellschaftlichen Konventionen um 1880 in New York.

Die Unternehmerin Lilian Cutting besitzt Macht, Geld und einen scharfen Verstand. Ihr ...

“Lil” von Markus Gasser lässt uns eintauchen in die Welt der gesellschaftlichen Konventionen um 1880 in New York.

Die Unternehmerin Lilian Cutting besitzt Macht, Geld und einen scharfen Verstand. Ihr etwas älterer Ehemann Chev steht voll
und ganz hinter seiner außergewöhnlichen Frau, sein Respekt und seine Achtung ihr gegenüber sind vorbildlich. Nur die herrschenden Familien der Stadt sind mit der extravaganten, vorlauten und geschäftstüchtigen Lil nicht begeistert. Als ihr geliebter Mann stirbt, setzt ihr Sohn Robert all sein Geschick ein und bringt mit Hilfe von seinem
Bekannten, dem Psychiater Dr. Fairwell seine Mutter in dessen Anstalt. Hier werden ihr unter dem Mantel der Heilung Menschen verachtende und würdelose Behandlungen angetan. Ihre neidvollen Peiniger schrecken vor nichts zurück und die Highsociety der Stadt feiert es, diese starke Frau zermürbt in einer geschlossenen Anstalt zu sehen.
Und hoffen, dass sie dort für immer bleiben muss.

Erzählt wird diese Geschichte von Sarah, einer späten Nachfahrin von Lil, ihrer Hündin Ms. Brontë.
Sarah kämpft mit einer Krebserkrankung und spricht mit ihrem Hund; was an sich noch nicht verwundert. Jedoch, dass die Hündin auch mit ihr spricht, lässt Sarah schmunzeln und über Irrsinn und psychische Probleme nachdenken.

Genau diese Thematik wurde in der Vergangenheit missbraucht und auch in der Gegenwart ist man davor nicht gefeit.

Der Autor baut eine unglaublich intensive Bindung zum Leser auf, seine Figuren sind authentisch und die bildliche Sprache zeichnet den Roman aus. Die Macht der Gesellschaft wird hervorgehoben und zeigt auf, was “normal” sein sollte und verbindet die Verfehlungen der Vergangenheit mit der Gegenwart. Emanzipation, Würde, Respekt und Achtung werden auf 238 Seiten unglaublich gut verarbeitet und dem Leser hallt der Machtmissbrauch, der Verrat und auch die geschickte Wendung in der Geschichte nach. Der süße Geschmack von stilvoller Rache einer kultivierten, intelligenten Frau lässt uns atemlos der Geschichte folgen.

Ein Lesehighlight mit einer großen Leseempfehlung.




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Veröffentlicht am 23.03.2024

Lil - die Geschichte einer eigensinnigen Frau

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In eine Welt der höheren Gesellschaft in New York im Jahre 1880 überführt uns Markus Gasser in seinen neuesten Roman „Lil“.
Es war nicht leicht den Gepflogenheiten der damaligen Reichen und Schönen zu ...

In eine Welt der höheren Gesellschaft in New York im Jahre 1880 überführt uns Markus Gasser in seinen neuesten Roman „Lil“.
Es war nicht leicht den Gepflogenheiten der damaligen Reichen und Schönen zu entsprechen. Lil Cutting, selbst vermögend und als Unternehmerin sehr erfolgreich, bekam dies auf eigenem Leibe zu spüren. Mit ihrem exzentrischen Führungsstil und fortschriftlichen Ansichten hat sie die in New York herrschenden Familien gegen sich aufgebracht.

Zu ihren erbittertsten Feinden gehörte auch ihr einziger Sohn Robert, der nach dem Tod seines Vaters das gesamte Erbe übernehmen wollte. Dem hinterlistigen Robert gelang es leicht Lil in eine psychiatrische Klinik einsperren zu lassen und alles in die Wege zu leiten, um sie zu entmündigen.
Das Aufgeben kam für Lil jedoch nicht in Frage; ein Kampf ums Überleben begann.

Im Sommer 2017 findet man Lils letzten Brief – ein Hilferuf, die Verwaltung der psychiatrischen Klinik beschlagnahmt und nie abgeschickt hat. Der Brief ist für die Journalistin Sarah, eine Nachfahrin von Lil, ein Anlass um die ganze Geschichte zu erzählen.
Ein lebendiges Bild der erlauchten Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts präsentiert Markus Gassner in seinem Roman. Die edlen Damen und Herren der vornehmen Gesellschaft waren jedoch alles andere als fein. Es herrschte ein Kampf um Macht und Geld, ein Kampf voller Missgunst, Neid und Heimtücke. Eine Frau wurde nur dann als ebenbürtig akzeptiert, wenn an ihrer Seite ein starker Mann stand. Unter dem Mantel der Barmherzigkeit und Wohltätigkeit verbargen sich die Respektlosigkeit gegenüber den Bedürftigen und das Streben nach Anerkennung der eigenen Überlegenheit.

Auch die eigene Familie bat oft keine Unterstützung. Das beste Beispiel dafür ist Robert, der - ohne Geld - keine Liebe für seine Mutter empfinden konnte. Jedes Mittel war ihm recht, um an das Vermögen seiner Eltern zu kommen.

Einen wichtigen Part der Geschichte nimmt die psychiatrische Behandlung der Frauen in der Klinik von Doktor Fairwell. Diese Passagen sind meistens schwer zu ertragen, sie wecken starke Emotionen, das ganze Leid der misshandelten Lil berührt sehr.
Eine Genugtuung bieten dann die Worte, die sie an ihren Psychiater richtet: „Irrenhäuser werden gebaut, (…) weil sich ein paar Dilettanten mit drei Semestern Medizinstudium im Rücken einbilden, sie wüssten, was in den Köpfen anderer vorgeht. Und da die Irrenhäuser nun einmal da sind, muss man sie eben auch mit Irren fühlen, obwohl keiner dieser sogenannten Irrenärzte mit Sicherheit sagen kann, wer irre ist und wer nicht.“ (49)

Scharfsinnig und humorvoll sind Sarahs Gespräche mit ihrer Hündin Miss Brontë, der sie die ganze Geschichte erzählt. Die Hündin spendet der krebskranken Sarah Trost und Unterstützung, ihre pfiffigen Kommentare sind einfach genial und lockern das schwierige Thema auf.

Die Geschichte über Lil Cutting ist fiktional, doch genauso wie damals, gibt es auch heute viele Frauen, die das ähnliche Schicksal erleiden müssen. „Lil“ ist ein vielschichtiger, kluger Roman, über viele wichtigen Themen, die immer noch brisant sind. Dank der lebendigen und anschaulichen Erzählweise des Autors ist der Roman ein wahrer Lesegenuss, den ich wärmstens empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Bissig und skurril

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Lil Cutting, eine – rein fiktive – Geschäftsfrau im New York um 1880, ist durch ihre „unweiblichen“ Eigenschaften – Durchsetzungsvermögen, Geschäftssinn, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit – vielen in ...

Lil Cutting, eine – rein fiktive – Geschäftsfrau im New York um 1880, ist durch ihre „unweiblichen“ Eigenschaften – Durchsetzungsvermögen, Geschäftssinn, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit – vielen in der „besseren Gesellschaft“ ein Dorn im Auge, insbesondere ihrem eigenen Sohn, der ebenso untalentiert wie moralisch verkommen ist und nach dem Tod seines Vaters an das Familienvermögen kommen möchte. Mithilfe eines ehemaligen Studienfreundes, der inzwischen Direktor einer psychiatrischen Privatklinik ist, will er seine Mutter, die durch die Trauer um ihren Mann geschwächt ist, für geistesgestört erklären und für den Rest ihres Lebens wegsperren lassen. Doch er unterschätzt Lils Kampfgeist und ihre Freunde…
Der Roman besteht aus zwei Erzählebenen. In der Rahmenhandlung erzählt Sarah, Ururururenkelin Lils und schwer krebskrank, im Jahr 2018 die Geschichte ihrer Ahnin ihrem Hund Miss Brontë (ein literarischer Gruß an die drei britischen Schriftsteller-Schwestern, die alle unter männlichem Pseudonym veröffentlichten?). Die Binnenerzählung um Lil Cutting spielt überwiegend in den Jahren 1880 und 1881.
Der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich, und ich musste mich zunächst etwas einfinden. Konnte ich mich mit Miss Brontë als sprechendem Dobermann noch abfinden bzw. dies als eine Illusion Sarahs interpretieren, waren mir die sprechenden Pflanzen dann doch etwas zuviel. Insgesamt wäre etwas weniger Skurillität mehr gewesen, und gelegentlich driftet die Handlung zu sehr ins Alberne. Auch der Sprachduktus vieler Personen, u.a. der Sandbergs, passt für mich nicht ins ausgehende 19. Jahrhundert. Die Figurenzeichnung bleibt mir generell zu sehr im Gut-Böse-Schema verhaftet, mir fehlen Zwischentöne und Ambivalenz (auch wenn Zuspitzungen natürlich zur Satire gehören). Inhaltlich überzeugt mich die Handlung stellenweise nicht, viele Ereignisse folgen zu schnell aufeinander, die aus Gründen der Logik besser über einen größeren Zeitraum verteilt hätten werden sollen, hinzu kommen inhaltliche Ungenauigkeiten (eine Person stirbt 1882 an einer Fischgräte, doch bereits im Frühjahr 1881 wird darauf Bezug genommen). Lils Figur bleibt merkwürdig blass, tritt selbst kaum in Erscheinung und wird vor allem aus der Sicht Dritter beschrieben.
„Lil“ ist eine scharfzüngige und bitterböse Satire auf die verlogene, dekadente Gesellschaft der „Erlauchten Vierhundert“ und wirft ein grelles Licht auf den Antisemitismus, den Rassismus und die Misogynie der damaligen Zeit sowie auf den entwürdigenden Umgang mit psychisch erkrankten oder körperlich beeinträchtigten Menschen. Lils Erlebnisse in der Psychiatrie ließen mich an die Erfahrungen der Mutter im Film „Der fremde Sohn“ denken (gespielt von Angelina Jolie), und die Vorstellung davon, wie viele Frauen unter fadenscheinigen Begründungen psychisch pathologisiert und für immer weggesperrt wurden, ist schwer erträglich. Die Kritik an den wenig wissenschaftlichen und von Willkür geprägten Anfängen der Psychologie und Psychiatrie nimmt im Buch einen großen Raum ein und ist auch historisch belegbar. Zweifelhaft hingegen ist Sarahs pauschale Kritik an psychiatrischen Einrichtungen und Ärzt*innen der Gegenwart. Auch heute gibt es sicher noch immer schwarze Schafe und schwerwiegende Fehldiagnosen (wie in anderen Fachrichtungen auch), doch das undifferenzierte Abqualifizieren einer gesamten Fachrichtung erscheint mir nicht gerechtfertigt und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.

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