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Veröffentlicht am 11.02.2017

Eine ordentliche Portion Spannung und ein Spritzer Liebe

Wenn du mich siehst
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Kurzmeinung:
Keine typische Sparks Geschichte, aber sein typischer Schreibstil. Spannend und zum einfach Weglesen.

Zum Buch:
Colin ist Student, Maria schon fertige Anwältin. Colin hat eine düstere Vergangenheit, ...

Kurzmeinung:
Keine typische Sparks Geschichte, aber sein typischer Schreibstil. Spannend und zum einfach Weglesen.

Zum Buch:
Colin ist Student, Maria schon fertige Anwältin. Colin hat eine düstere Vergangenheit, mit Drogen, Schlägereien und Diebstählen, während Maria hat eine Zeit lang bei der Staatsanwaltschaft genau "diese Art von Menschen" hinter Gitter gebracht hat. Colin hat ein Kontaktverbot zu seiner Familie, Maria hat ihre liebende Großfamilie vor Ort. Verschiedener könnten die beiden nicht sein, doch durch einen Zufall lernen sie sich kennen und schnell auch lieben.
Dank Colins direkter Art und Weise, ehrlich mit seiner Vergangenheit um zu gehen, weiß Maria ziemlich schnell über seine Vergangenheit Bescheid und lernt damit umzugehen. Doch auch Maria plagen Geister. Ein Fall ist damals bei der Staatsanwaltschaft ist völlig schief gelaufen. Ein junges Mädchen wurde brutal ermordet, weil Maria keine ausreichende Strafe aushandeln konnte und ein Stalker wieder auf freien Fuß kam.
Zwischen Maria und Colin entwickelt sich eine junge Liebe mit vielen gemeinsamen Abenden, Ausflügen und romantischen Nächten. Es hätte für beide nicht schöner sein, bis Maria einen Straus Rosen mit einer merkwürdigen Nachricht erhält.

Meine Meinung:
Ich hatte eine klassische Nicholas Sparks Liebesgeschichte erwartet, mit viel Liebe und noch mehr Herzschmerz, die sich leicht weg lesen lässt. So etwas für zwischen durch. Es kommt aber völlig anders: das Buch beginnt mit einem Prolog, der eher einen Thriller erinnert, als an einen Liebesroman. Außerdem liegen die Karten gleich zu Anfang auf dem Tisch. Die Vergangenheit der Hauptcharaktere kann eigentlich nicht mehr zu einem späterem Problem werden, jedenfalls nicht so, wie man es von Sparks gewohnt ist.
Aus einer zu Beginn schönen Liebesgeschichte, entwickelt sich ab der Hälfte des Buches ein wahrer Thriller. Es hat mich so gefesselt, dass ich es ab dann einfach nur verschlungen habe. Man leidet mit den Charakteren mit, möchte an der Lösung des Problem mithelfen uns ist völlig gebannt davon, wie es wohl weitergehen mag. Die Tatsache, dass die Polizei Maria nicht glauben will und Colin anfängt eigenmächtig zu handeln, macht die Geschichte äußerst spannend.
Durch den einfachen Schreibstil kann man das Buch fast an einem Stück durchlesen. Er ist zwar nicht besonders großartig, aber erlaubt ein flüssiges Lesen und dadurch hat mich das Buch dann irgendwie auch noch mehr gefesselt.

Fazit:
Kein "must-read", aber ein solider Roman, den ich verschlungen habe wie einen Thriller. Durch den einfachen Schreibstil sehr gut zu lesen, wenn man vielleicht gerade viel zu tun hat und den Kopf nicht frei hat für eine "schwere" Lektüre.

Veröffentlicht am 11.02.2017

Kommt nicht ganz an die TV Serie heran

Pretty Little Liars - Unschuldig
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Kurzmeinung:
Das Buch ist zwar viel "teeniemäßiger" als die Serie, aber trotzdem recht spannend. Auf jeden Fall eher eine leichte Lektüre.


Klappentext (vom Verlag):
Vier Mädchen, ein dunkles Geheimnis
Geheimnisvolle ...

Kurzmeinung:
Das Buch ist zwar viel "teeniemäßiger" als die Serie, aber trotzdem recht spannend. Auf jeden Fall eher eine leichte Lektüre.


Klappentext (vom Verlag):
Vier Mädchen, ein dunkles Geheimnis
Geheimnisvolle Nachrichten von einer gewissen A. versetzen Spencer und ihre Freundinnen in Angst und Schrecken. Woher kennt A. ihre intimsten Geheimnisse? Steckt dahinter Alison, die eines Tages spurlos verschwunden war?

Explosive Mischung aus Glamour und tödlichen Intrigen

Zum Buch:
In dem Buch geht es um 4 Mädchen: Aria, Spencer, Emily und Hanna. Früher gehörten sie zu einer angesagten 5er Clique, doch als das fünfte Mädchen, Alison spurlos verschwand, löste sich die Gruppe auf und die andren lebten sich auseinander. Alison ist die Anführerin der Truppe gewesen und hat sie durch Geheimnisse zusammengehalten. Jede der vier verbliebenen Mädchen geht anders mit dem Verlust ihrer Freundin um.
Doch Monate später bekommen die Vier plötzlich geheimnisvolle Nachrichten, in denen der ominöse Absender A. erkennen lässt, dass er von ihren intimsten Geheimnissen weiß. Geheimnisse, die eigentlich nur Alison kannte. Er droht, alles aufzudecken und erpresst die Mädchen. Und plötzlich stellt sich das Leben der Mädchen auf den Kopf, als sie versuchen, ihre Geheimnisse zu hüten und den Absender der Nachricht zu identifizieren.


Meine Meinung:
Normalerweise lese ich ja lieber zuerst die Bücher und schaue mir danach die Filme an. Hier war es aber mal umgekehrt. Ich bin erst über die TV- Serie auf die Reihe aufmerksam geworden.
Die Serie hat mir damals richtig gut gefallen und weil es im Moment keine neuen Folgen gibt, bin ich darauf gekommen, mir mal die Bücher anzusehen.
Und das hat sich schon gelohnt.
Obwohl ich ja die Handlung der Serie schon kannte, war das Buch trotzdem noch spannend zu lesen. Der Plot ist zwar recht ähnlich zur Verfilmung, aber es gab dennoch die ein oder andere Überraschung. Die Charaktere werden ausführlicher beschrieben und so gibt es im Buch mehr Raum für deren Entwicklung, Gedanken und Hintergründe zu den Personen. Das macht schon einen besonderen Reiz der Bücher aus. Allerdings gibt es in der Handlung der Bücher auch weniger "Action". Es passiert in einem Buch gefühlt nicht ganz so viel, wie in einer TV- Folge, eben weil es neben der aktuellen Haupthandlung noch die Hintergrundinformationen zu den Protagonisten und einige Nebenschauplätze gibt. Aber das hat mir insgesamt eben trotzdem ganz gut gefallen, weil es so noch zusätzlichen Input gab, was man nicht schon aus dem Fernsehen kannte.


Fazit:
Auch wenn man die TV- Serie kennt, kann man die Bücher trotzdem noch gut lesen. Es ist keine anspruchsvolle Lektüre, aber es ist recht spannend und gut zum "so weg lesen". Allerdings sind die Bücher meiner Meinung nach "Teenie-mäßiger" als die Serie, also ist sie bestimmt nicht für jeden Leser das richtige.

Veröffentlicht am 20.10.2016

Das Besondere im Alltäglichen erkennen

Das Leben ist gut
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Kurzmeinung
Ich hatte beim Hören sehr gemischte Gefühle. Feinfühligen Beobachtungen und Beschreibungen und witzigen Anekdoten haben mich begeistert. Aber dann gab es auch unzusammenhängende Aneinanderreihungen ...

Kurzmeinung
Ich hatte beim Hören sehr gemischte Gefühle. Feinfühligen Beobachtungen und Beschreibungen und witzigen Anekdoten haben mich begeistert. Aber dann gab es auch unzusammenhängende Aneinanderreihungen von Banalitäten, die echte Längen entstehen ließen.





Zur Handlung
Dieses Buch hat eigentlich keine richtige Handlung in dem Sinne. Der Protagonist Max plaudert ein wenig aus seinem Leben und seine Erzählungen plätschern so dahin. Er erzählt uns von seinem Alltag, seinem Eheleben, seiner Arbeit in der Bar und deren Gästen. Er gibt Anekdoten zum Besten und erzählt von seinen Freunden, seiner Jugend. Max hat schon immer in der selben kleinen Stadt gelebt. Er liebt seine Familie, seine Frau und seine Söhne. Und er liebt seine Arbeit in der Bar. Sein Leben ist eigentlich ganz gewöhnlich -und Max ist sehr zufrieden damit. Denn sein Leben ist gut.

Meine Meinung
Ich habe vor einiger Zeit Léon und Louise von Alex Capus gelesen und was von dem Buch sehr begeistert. Als ich dann von diesem neuen Buch von ihm gehört habe, war klar, dass ich es haben muss. Es hat sich so ergeben, dass ich es als Hörbuch bekommen habe. Das war sehr spannend, denn der Autor hat es selbst gelesen. Am Anfang fand ich es eher anstrengend ihm zuzuhören, wegen seines Akzents. Aber dann habe ich mich daran gewöhnt und fand es am Ende sogar sehr charmant.

Die Geschichte an sich hat bei mir sehr gemischte Gefühle ausgelöst.
Teilweise bietet uns Capus hier sehr genaue Beobachtungen und feinfühlige Beschreibungen, die leicht überspitzt dargestellt sind, so dass einem bestimmte Eigenarten erst richtig auffallen und einen zum Schmunzeln bringen. Solche Beschreibungen von sozialer Interaktion und bestimmten Typen Menschen sind ein wahrer Genuss. In seiner Bar lernen wir extravagante Charaktere kennen, die herrlich schillernd und bunt beschrieben werden. Aber auch ganz normale 0-8-15 Typen, wie wir sie alle kennen. Und gerade deren ehrliche und trockene, humorvolle Beschreibungen sind es, die einen zum Lachen bringen. Wenn er zum Beispiel zwei Frauen beschreibt, die in seine Bar kommen, beide nur einen Fürchtetee bestellen, aber stundenlang an einem Tisch sitzen, ununterbrochen reden und sich dabei immer abwechselnd gegenseitig über den Arm streicheln. Einfach herrlich. Da hat jeder sofort eigene Bilder im Kopf. Und Capus spitze Bemerkungen und feinen Beobachtungen bringen eben andere Aspekte viel mehr in den Vordergrund oder lassen uns das Komische in solchen Alltagssituationen erst erkennen.

Auf der anderen Seite gibt es dazwischen aber auch lange Beschreibungen von Banalitäten, aneinander Reihungen von unzusammenhängenden Anekdoten die teilweise echte Längen entstehen lassen. Da plätschert die Geschichte dann so vor sich hin und weil es eben ein Hörbuch ist, besteht die Gefahr, dass man in Gedanken abschweift und erst nach ein paar Minuten merkt, dass man gar nicht mehr zugehört hat. Aber irgendwie hat man dann auch nichts verpasst.
Das ist wirklich schade, denn von früheren Lektüren weiß ich, das Alex Capus das eigentlich besser kann. Und auch in diesem Buch gibt es ja viele Stellen, wo er sein schriftstellerisches Können grandios unter Beweis stellt.

Fazit
Eine Geschichte mit Längen. Aber ich finde, es ist trotzdem lesenswert. Denn dazwischen findet man echte Juwelen an genauen Beobachtungen und spitzen Beschreibungen. Die sind ein echter Genuss und man ist geneigt, über das eigene Leben zu philosophieren. Eine "Hymne auf die große Liebe" ist es finde ich nicht. Eher eine Hymne an das alltägliche Leben und an die kleinen Dinge, die es so besonders machen.

Auch das Hörbuch kann ich empfehlen. Am Anfang muss man sich vielleicht etwas "einhören". Aber dann ist es schön und Capus wirkt sehr sympathisch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gemischte Gefühle

Mein bester letzter Sommer
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Kurzmeinung:
Wieder ein viel gelobtes Buch, das mich nicht ganz so begeistern konnte. Die Charaktere waren mit etwas zu platt und die Geschichte hat mich erst weit nach der Hälfte wirklich mitgerissen. ...

Kurzmeinung:
Wieder ein viel gelobtes Buch, das mich nicht ganz so begeistern konnte. Die Charaktere waren mit etwas zu platt und die Geschichte hat mich erst weit nach der Hälfte wirklich mitgerissen. Dafür ist der Schreibstil sehr angenehm und das Ende hat mich total umgehauen.


Klappentext:
Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …


Zum Buch:
Tessa ist ein ganz normales Mädchen. Sie war immer fleißig, gut in der Schule, brav, hat keine Drogen genommen oder Unsinn gemacht. Sie hat mit ihren Freundinnen Pläne für die Zukunft geschmiedet und noch nie mit einem Jungen geschlafen. Sie kann ja schließlich warten, sie hat ja Zeit. Ein durchschnittliches Mädchen. Wäre da jetzt nicht die Gewissheit, dass sie bald sterben muss. Seit sie die schreckliche Nachricht erfahren hat, hat sich alles verändert und Tessa hat sich sehr zurückgezogen. Auch ihre Freundschaften haben gelitten und sind nach und nach in die Brüche gegangen. Auf der anderen Seite ist sie trotzdem noch ein normales Mädchen und macht sich genau wie alle anderen viele Gedanken über sich und die Liebe und verpasste Chancen. Naja, vielleicht macht sie sich ein paar mehr Gedanken als die anderen, denn Tessa ist sehr verkopft.
Bis sie eines Tages Oskar trifft. Sie sieht ihn das erste Mal in der U- Bahn und verliebt sich auf den ersten Blick. Doch die Begegnung wird zu einer dieser verpassten Chancen. Wie es der Zufall will, bekommen Tessa und Oskar aber eine zweite Chance -und die nutzen sie. Tessa fällt es anfangs sehr schwer, jemanden hinter ihren Schutzwall nah an sich ran zu lassen. Doch der charmante, lebhafte Oskar erobert sich schnell einen Platz in ihrem Herzen. Er möchte ihr einen letzten perfekten Sommer schenken und gemeinsam gehen sie auf eine emotionale Reise mit vielen Hoch- und Tiefpunkten.


Meine Meinung:
Ja, also dieses Buch hat ja viele Leser sehr begeistert. Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil es ständig in meiner Instagram und Twitter Timeline aufgetaucht ist -meist begleitet von Lobeshymnen und Applaus. Das hat mich natürlich neugierig gemacht und ich wollte mir meine eigene Meinung bilden.
Gut gefallen hat mir der sehr flüssige Schreibstil. Das Buch war schön zu lesen und die Seiten sind schnell nur so dahingeflogen. Außerdem ist das ganze Buch sehr liebevoll gestaltet. Das fängt mit dem hübsch gestalteten Cover an und geht über kleine Zeichnungen am Anfang und Ende der Kapitel bis zu einer Karte der Reiseroute von Tessa und Oksar im Buch.
Musik spielt in dem Buch eine große Rolle, zum Beispiel wenn Tessa und Oskar sich gegenseitig Lieblingsbands zeigen oder das perfekte Lied für einen Moment finden wollen. Passend dazu wurde extra eine Playlist zum Buch erstellt, die auch auf der Umschlag- Innenseite zu finden ist. Man kann die Liste zum Beispiel auch direkt bei Spotify hören und so beim Lesen die passende Musik genießen. Das hat mir richtig gut gefallen und es ist eine tolle Idee, die das Buch von anderen abhebt.
Man merkt wirklich, dass sich da jemand viele Gedanken gemacht hat und es ist alles wirklich liebevoll gestaltet.

Allerdings hat das Buch meiner Meinung nach auch einige Schwächen. Das Thema ist eben ein sehr schwieriges, hat aber auch sehr viel Potential, da es viele essenzielle Fragen aufkommen lässt. Wenn man sich bewusst mit der Endlichkeit der eigenen Existenz beschäftigt, gewinnt alles an Bedeutung und man hinterfragt eigene Entscheidungen. Hätte man sein Leben anders leben sollen? Was ist der Sinn hinter all dem? War es das alles wert?
Und Tessa macht sich auch ihre Gedanken dazu, allerdings bleibt die Auseinandersetzung mit den Themen für mich manchmal zu sehr an der Oberfläche, so dass nicht das ganze Potential ausgeschöpft wurde.
Die Situation, in der sich Tessa, ihre Familie und auch Oskar befinden, ist unglaublich schwierig und sensibel. Der drohende Verlust der Tochter, Schwester, Freundin. Abschied nehmen, jemanden gehen lassen. Auch hier wieder unglaublich viel Potential für feine Beobachtungen, große Gefühle und viel Menschlichkeit. Aber auch hier wurde das Potential nicht genutzt. Viele Konflikte werden aufgezeigt und angerissen, aber es fehlt die Tiefe und Komplexität. Entwicklungen der Charaktere passieren viel zu schnell, so dass es für mich umplausibel und nicht echt wirkte. Tessa zum Beispiel ist am Anfang (verständlicherweise) unglaublich wütend, ängstlich, verzweifelt. Das wird auch schön dargestellt, besonders in der Beziehung zu ihrer Mutter. Doch dann trifft sie Oskar und all das verschwindet meiner Meinung nach viel zu schnell und macht Platz für unbeschwerte Leichtigkeit. Ja, zwischendurch hadert sie immer mal wieder mit sich, aber es sind immer die selben Gedanken, die sie denkt.
Genauso hätte ich Oskar ein breiteres Gefühlsspektrum gewünscht. Er ist meistens der Sonny Boy, der immer geduldig ist und immer alles richtig macht. Ja, auch er hat seine Geschichte und seinen Ballast. Aber es geht mir wieder alles zu schnell und zu einfach in der Beziehungsentwicklung mit Tessa.
Die Eltern bleiben mir viel zu blass. Der Vater wird immer mit den selben Floskeln beschrieben und aus dem Konflikt mit der Mutter hätte man mehr machen können.


Fazit:
Das klingt jetzt alles so negativ, oh je. Dabei ist "Mein bester letzter Sommer" bei weitem kein schlechtes Buch. Wie gesagt lässt es sich toll lesen; es sind teilweise schöne Zitate drin, die man auch gerne zwei- oder dreimal lesen mag. Und während des Lesens haben sich #teskar auch wirklich in mein Herz geschlichen. Das Ende war sehr gut und auch bei mir blieb kein Auge trocken.
Aber insgesamt hätte die Geschichte einfach noch viel mehr Potential gehabt, mehr echte Menschlichkeit zu zeigen, mehr großes Gefühlsspektrum und Tiefe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein präzise beobachteter Gesellschaftsroman, leider mit einigen Längen

Unterleuten
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Kurzmeinung:

Vielleicht bin ich bei diesem so viel gelobten Buch mit zu hohen Erwartungen herangegangen. Aber ich konnte mich beim Lesen dieses Romans nicht so richtig entscheiden, ob ihn genial oder ...

Kurzmeinung:

Vielleicht bin ich bei diesem so viel gelobten Buch mit zu hohen Erwartungen herangegangen. Aber ich konnte mich beim Lesen dieses Romans nicht so richtig entscheiden, ob ihn genial oder doch eher etwas langweilig finden soll...



Klappentext:

Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf "Unterleuten" irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtlinge aus Berlin gerne kaufen, um sich den Traum von einem unschuldigen und unverdorbenen Leben außerhalb der Hauptstadthektik zu erfüllen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Denn da ist nicht nur der Gegensatz zwischen den neu zugezogenen Berliner Aussteigern, die mit großstädtischer Selbstgerechtigkeit und Arroganz und wenig Sensibilität in sämtliche Fettnäpfchen der Provinz treten. Da ist auch der nach wie vor untergründig schwelende Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern. Kein Wunder, dass im Dorf schon bald die Hölle los ist …


Zum Buch:

Die Geschichte spielt also im auf den ersten Blick so idyllischen Unterleuten. Bevölkert wird es von den Alteingesessenen, die schon zu DDR- Zeiten dort gelebt und gearbeitet haben und für die sich im Grunde seit Jahrzehnten kaum etwas geändert hat; und von den neu Hinzugezogenen, die dem Stadtleben Berlins entfliehen wollten.
Das Buch ist aus Sicht eines allwissenden Beobachters geschrieben, es wird immer abwechselnd auf einen der Hauptakteure im Dorf fokussiert.
Zunächst werden die Bewohner und ihre Hintergründe vorgestellt und in welchen Beziehungen sie zueinander stehen. Der Leser lernt das alltägliche Dorfleben kennen und welche Dynamiken das Miteinander bestimmen. In Unterleuten herrschen nämlich bestimmte Bräuche und Sitten, Konflikte werden stets untereinander gelöst, die Behörden werden mir Streitigkeiten nicht belästigt -man lässt sich nicht von Fremden in seine Angelegenheiten reinreden.
In Unterleuten gibt es schon genug Konfliktpotential, etwas zwischen den alteingesessenen Wendegewinner und -verlieren. Aber auch die Städter haben ihre Probleme -sei es der nervige Nachbar, oder Ärger mit der Naturschutzbehörde wegen der Baugenehmigung.
Und dieses volle Fass beginnt Überzulaufen, als ein Energiekonzern verkündet, in Unterleuten solle ein Windpark gebaut werden. Jetzt gilt es nur noch zu entscheiden, wo. Verschiedene Eignungsgebiete (bzw Teile davon) befinden sich im Besitz verschiedener Bewohner und dem späteren Windpark- Partner blühen hohe Gewinne.
Und so wird das weiter Dorf gespalten: In die Naturschützer und Windkraftgegner und die Landbesitzer und potentiellen Gewinner.
Und diese brisante Situation ist Auslöser für das Aufbrechen alter vor sich hin siedender Konflikte und bringt die ganze Dorfdynamik durcheinander. Allianzen werden geschmiedet und wieder verraten, ungewöhnliche Partnerschaften und neue Feindschaften entstehen. Und ausgerechnet eine Städterin ist im Besitz des entschiedenen Stücks vom Eignungsgebiet -doch sie verfolgt ihre ganz eigenen Pläne.


Meinung:

Ja, also wie gesagt, habe ich bei diesem Buch gemischte Gefühle.
Einerseits sind die Charaktere toll beschrieben und die zwischenmenschlichen Beziehungsdynamiken sehr genau beobachtet. Die Stimmung, die im Dorf herrscht ist gut eingefangen, so dass man sich richtig in die Situationen hineinversetzen kann.
Die Charaktere sind sehr schön herausgearbeitet und komplex. Ihre jeweiligen Motive werden nach und nach deutlich, und auch ihre Beziehungen zu den anderen Dorfbewohnern und wie ihre Vergangenheit sie beeinflusst. Dabei wird nicht Beschönigt, sondern die jeweilige Wahrheit ungeschminkt berichtet. Das kann auf Dauer allerdings ein recht tristes Bild zeichnen, da einem kein Charakter so richtig sympathisch ist.

Und jetzt kommt das große Aaaaaber: Zwischendurch gibt es leider einige Längen. Zeh verliert sich manchmal in Beschreibungen und hochtrabenden Floskeln und schafft es dabei nicht, den Spannungsbogen zu halten. Das Buch lebt generell von der Stimmung und der intensiven Beobachtung der Charaktere. Aber wenn es sich dann zu sehr im Detail verliert, dann verliert dieser Stil meiner Meinung nach auch an Reiz.

Fazit:

Insgesamt hat Juli Zeh hier einen Roman geschaffen, der am Beispiel des Mikro-Kosmos der Dorfgemeinschaft wichtige Gesellschaftsdynamiken und -strömungen sehr gut einfängt und beschreibt.
Allerdings gibt es auf den 640 Seiten auch viele Längen und einige Szenen und Beschreibungen, die man bestimmt auch kürzer hätte fassen können.
Der Roman ist sicher nicht umsonst so hoch gelobt, meine (zugegeben sehr hohen) Erwartungen konnte er aber nicht ganz erfüllen.