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Veröffentlicht am 13.09.2022

Der Weg zum Erwachsen werden

Jahre mit Martha
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Ein 15jähriger Junge mit Migrationshintergrund namens Željko lernt eine 40jährige deutsche Professorin kennen und verliebt sich in sie. Der Einfachheit halber wird er Jimmy genannt. Schnell werden die ...

Ein 15jähriger Junge mit Migrationshintergrund namens Željko lernt eine 40jährige deutsche Professorin kennen und verliebt sich in sie. Der Einfachheit halber wird er Jimmy genannt. Schnell werden die kulturellen wie sozialen Unterschiede sichtbar. Sie hat, was er sich wünscht: Bücher, Bildung, Wohlstand. Über viele Jahre verlieren sie sich nicht aus den Augen. Hauptsächlich wird jedoch sein Weg in die Welt der Erwachsenen skizziert; er geht seinen Weg, auch wenn er auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft einige Umwege nimmt.

Diese außergewöhnliche Geschichte thematisiert soziale Ungleichheit, Migration und Bildungschancen in Verbindung mit einer Liebesgeschichte, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, aus heutiger Sicht aber durchaus als gewöhnlich bezeichnet werden kann. Der flüssige Schreibstil schafft eine teils idyllische teils tiefgründige Atmosphäre. Einfühlsam erzählt der Autor aus Sicht des männlichen Protagonisten eine erdrückende Wirklichkeit und die Möglichkeiten, daraus auszubrechen. Er schafft es, mit seiner meist direkten, manchmal humorvollen Sprache ein Mitgefühl zu erzeugen, aber auch eine kurzweilige Unterhaltung. Ich halte dieses Buch für sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.09.2022

Tolles Porträt einer interessanten Frau

Mademoiselle Oppenheim – Sie liebte das Leben und erfand die moderne Kunst
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Meret Oppenheim rebellierte gegen das ländliche Leben im Südwesten Deutschlands und reist nach Paris, um dort ihre künstlerische Ader auszuleben. Zuerst noch unterstützt von ihren Eltern, steht sie peu ...

Meret Oppenheim rebellierte gegen das ländliche Leben im Südwesten Deutschlands und reist nach Paris, um dort ihre künstlerische Ader auszuleben. Zuerst noch unterstützt von ihren Eltern, steht sie peu à peu auf eigenen Beinen. Der Weg ist steinig, aber sie findet Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen ohne sich allzu sehr verbiegen zu müssen. Sie war eine starke Persönlichkeit, die leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Die Autorin zeichnet eine fiktive Geschichte im Rahmen ihrer nur unzulänglich bekannten Biographie. Geprägt und unterstützt wird die Protagonistin durch ihre in der Schweiz lebende Großmutter mütterlicherseits, die sie versteht, da sie selbst künstlerische Ambitionen hatte. Das Buch behandelt einen kurzen zeitlichen Ausschnitt aus dem Leben von Meret Oppenheim; eine Zeit, in der in Deutschland die politische Situation auch für ihre Eltern bedrohlich wird, denn ihr Vater ist Halbjude

Das Zitat „Die Freiheit wird einem nicht gegeben. Man muss sie nehmen.“ beschreibt Merets Lebenseinstellung auf eine direkte Art und Weise, und dazu äußerst treffend.

Mina Königs Schreibstil schafft eine realistische Atmosphäre rund um eine außergewöhnliche Künstlerin, die ihren Weg konsequent geht. Tolle bildhafte Beschreibungen, sowohl von Situationen als auch der Stadt Paris und der Personengruppe, mit der sie sich umgibt sorgen für eine Leseerlebnis. Sie zeichnet lebendige Charaktere. Dieses Buch ist aber auch ein Porträt der Kunstwelt und ihrer Künstler in den 1930er Jahren, insbesondere der Surrealisten. Sie bewegte sich im Kreise auch heute noch bekannter Künstler wie Pablo Picasso, Salvador Dali, Joan Miró, Alberto Giacometti, André Breton, Marcel Duchamp und Max Ernst. Gerne gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Friseurin auf Abwegen

Tote brauchen kein Shampoo - Mord in Obertanndorf
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Ein Friseursalon im idyllischen Allgäu und ein Wald, der einen Toten beherbergt, sind die Schauplätze dieses unterhaltsamen Regionalkrimis. Luisa tauscht für ein Jahr die Großstadt gegen die Landidylle ...

Ein Friseursalon im idyllischen Allgäu und ein Wald, der einen Toten beherbergt, sind die Schauplätze dieses unterhaltsamen Regionalkrimis. Luisa tauscht für ein Jahr die Großstadt gegen die Landidylle und übernimmt den Salon ihrer durch die Welt reisenden Tante. Beim Joggen im Wald entdeckt sie eine Leiche und schon beäugen die Dorfbewohnen sich skeptisch. Positiver Nebeneffekt ist die Neugier der Leute, die sich nach anfänglicher Flaute bald in ihrem Friseursalon stapeln. Zu guter Letzt ist der ermittelnde Kommissar ihr verunglücktes Date, mit dem sie sich in der Provinz ablenken wollte.

Bei diesem Buch liegt die Würze in der Kürze. Da Buch ist relativ kurz gehalten, dadurch aber auch auch sehr kurzweilig. Ich würde es in die Kategorie cosy crime einordnen; Spannung darf nicht erwartet werden. Eine sympathische Protagonistin mit Ecken und Kanten, eine erfrischende Assistentin, sowohl im Salon wie auch bei den Ermittlungen, sowie eine neugierige Dorfgemeinschaft und ein attraktiver Kommissar passen hervorragend zum Plot. Humorvoll geschrieben und angenehm leicht zu lesen, sind auch die amüsanten Kapitelüberschriften äußerst treffend. Ein Wohlfühlkrimi, den ich gerne für einen kurzweiligen Leseabend empfehle.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Klassiker, neu aufgelegt

Überredung
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Der letzte Roman von Jane Austen spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts und handelt von einer Frau, die zu einer Zeit, wo es nicht üblich war, ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt. Sie geht ihren Weg, ...

Der letzte Roman von Jane Austen spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts und handelt von einer Frau, die zu einer Zeit, wo es nicht üblich war, ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt. Sie geht ihren Weg, macht eine Entwicklung durch und erreicht auch ihr Ziel. Letztendlich handelt es sich um eine klassische Liebesgeschichte, die jedoch eine starke Frau in den Mittelpunkt stellt. Sie passt sehr gut in das 19. Jahrhundert, verfügt über viele Eigenschaften einer gehorsamen Tochter, Schwester, Freundin und entwickelt doch ihre Eigenheiten.

Ich mag die Sprache der damaligen Zeit, die in der Übersetzung von Gisela Reichel sehr gut erfasst ist. Man fühlt sich in die Zeit hinein versetzt und der Protagonistin verbunden. Die Gesellschaftsform des Adels wird als bekannt vorausgesetzt, was verständlich ist, da die Autorin auch zu dieser Zeit gelebt hat und sicherlich keine Notwendigkeit sah, sie näher zu verschreiben, Gut gefallen hat mir die Auflösung zum Titel des Romans. Wer Klassiker mag, und natürlich Jane Austen, sollte diesen Roman nicht verpassen.

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Veröffentlicht am 28.08.2022

Ein jüdisches Leben

Isidor
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Die Lebensgeschichte von Dr. Isidor Geller: geboren im ärmlichen Galizien hat er hart gearbeitet, um im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts anerkannt und respektiert zu werden. Er führte als Kommerzialrat ...

Die Lebensgeschichte von Dr. Isidor Geller: geboren im ärmlichen Galizien hat er hart gearbeitet, um im Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts anerkannt und respektiert zu werden. Er führte als Kommerzialrat und Berater des österreichischen Staates ein angenehmes Leben in den oberen Kreisen der Stadt und verlor nie den Kontakt zur ebenfalls emigrierten Familie jüdischen Glaubens. Als die Nationalsozialisten auch in Österreich stark werden, sind seine Errungenschaften schnell vergessen und verloren. Sein Leben findet ein brutales Ende.

Die Autorin mit israelischen Wurzeln hat ihre Familiengeschichte erforscht und widmet ihrem Urgroßonkel dieses Buch. Ein Stück Zeitgeschichte wird anhand eines Einzelschicksals eindrucksvoll erzählt. Ihre Recherche mit Zugang zu interessanten Unterlagen in Archiven und familieneigenen Belegen ist sehr fundiert, sicherlich war hier ihre Tätigkeit als Journalistin hilfreich. Ich finde den Schreibstil sehr gefühlvoll und angenehm zu lesen.

Dieses gelungene Debüt über eine schillernde Person, mit bewegenden Worten erzählt, ist sehr lesenswert. Den Stammbaum zum Ende des Buches gibt einen guten Überblick über Isidors Familie. Gerne empfehle ich die Lektüre dieser nahegehenden Geschichte.

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