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Veröffentlicht am 27.11.2023

Ex-Agenten im Unruhestand

Spy Coast - Die Spionin
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Es gibt etwas Neues von Tess Gerritsen. Und es ist KEIN neuer Rizzoli & Isles-Band, sondern wirklich etwas komplett Neues. Statt es im Alter von mittlerweile 70 Jahren ruhig angehen zu lassen, beginnt ...

Es gibt etwas Neues von Tess Gerritsen. Und es ist KEIN neuer Rizzoli & Isles-Band, sondern wirklich etwas komplett Neues. Statt es im Alter von mittlerweile 70 Jahren ruhig angehen zu lassen, beginnt die amerikanische Bestsellerautorin quasi nochmal von vorne und legt Band 1 der neuen SPY COAST-Reihe vor. Treue Gerritsen-Leser*innen müssen sich also auf ein neues Setting und ein neues Figuren-Ensemble einstellen. Das Konzept passt aber wie die Faust aufs Auge.
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Darum geht’s: Ein Grüppchen von Senioren trifft sich zu regelmäßigen gemütlichen Buchclub-Abenden. Die Mitglieder des Martini-Clubs sind allesamt ehemalige Agenten. Sie haben ihre Laufbahn beim CIA beendet und sich im beschaulichen Örtchen Purity in Maine zur Ruhe gesetzt. Eine von ihnen ist Maggie. Sie findet eines Nachts eine Leiche in ihrer Einfahrt. Damit öffnet sich das Tor zur Vergangenheit…
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Tess Gerritsen ist mit “Die Spionin” ein ansprechender Reihenauftakt gelungen. Die Story legt einen echten Spagat hin: Auf der einen Seite Cosy-Crime mit Humor, auf der anderen Seite Spionage-Thriller. Man merkt, dass Tess Gerritsen viel Spaß an den Möglichkeiten hat, die ihr die neuen Charaktere bieten.
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Maggie ist der Hauptcharakter des ersten Spy Coast-Bandes. In Rückblenden erfahren wir mehr über ihre Vergangenheit, die sich unvermittelt auf die Gegenwart auswirkt. Die anderen Mitglieder des Martini-Clubs (Declan, Ben, Ingrid & Lloyd) bleiben vergleichsweise noch Randfiguren, weil eben alles auf Maggie zugeschnitten ist. Das Zusammenspiel der Truppe hat mir aber trotzdem schon großen Spaß bereitet und zeigt, wo die Reise hingehen soll. Ein weiterer wichtiger Charakter ist Puritys stellvertretender Polizeichefin Jo Thibodeau, die es hier mit den “seltsamen Alten” zu tun bekommt, was auch für einen gewissen Humor sorgt.
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Das Buch ist durchweg flüssig und gut geschrieben, so wie ich es von Tess Gerritsen gewohnt bin. Seine Stärken spielt es aber so richtig erst in der 2. Hälfte aus. n die Ermittlungen des Rentnertrupps Fahrt auf. Hier kommen dann neben Maggie auch endlich die anderen Charaktere besser zum Zug. Die Geschichte wird noch richtig spannend und actionreich und die Entwicklung zum Schluss konnte mich definitiv überraschen.
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Fazit: “Die Spionin” ist ein typischer Reihenauftakt, der gekonnt anfüttert und neugierig auf mehr macht. Ich bin jedenfalls gespannt, was der Martini-Club als nächstes erlebt.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Eingeschlossen mit Serienmördern

The Institution
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Ein grausames Verbrechen: Fötusraub. Der schwangeren Tara wurde ihr Baby aus dem Bauch geschnitten. Das Opfer war Krankenschwester in der Perry Institution, einer Hochsicherheitspsychiatrie für Serienmörder. ...

Ein grausames Verbrechen: Fötusraub. Der schwangeren Tara wurde ihr Baby aus dem Bauch geschnitten. Das Opfer war Krankenschwester in der Perry Institution, einer Hochsicherheitspsychiatrie für Serienmörder. Profilerin Dr. Connie Woolwine und ihr Kollege Baarda werden undercover auf der Station eingeschleust. Sie sollen den Täter finden und das Leben des Babys retten…
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Abgeschnitten von der Außenwelt irgendwo im Nirgendwo. Dieses Setting hatte mal was Besonderes. Aktuell wird es gefühlt inflationär verwendet und ziemlich überstrapaziert, weil die um den jeweiligen Schauplatz drumherum gestrickten Geschichten leider oft nicht gut sind. Autorin Helen Fields musste also erst mal zeigen, was sie kann. Und sie hat abgeliefert.
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Ein gutes Setting allein reicht nicht aus. Hier ist aber was draus gemacht worden. Gott sei Dank was Gutes. Der geniale Schauplatz wird angemessen beschrieben und mit Leben gefüllt. Das unheilvolle Gemäuer war für mich sicht- und spürbar. Die Atmosphäre ist düster, klaustrophobisch und bedrohlich. Der Plot geht unter die Haut.
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Dr. Connie ist eine starke Hauptfigur. Sie hat mich gleich zu Beginn für sich eingenommen. Ihr Umgang mit dem Opfer ist äußerst empathisch und ganz besonders. Dadurch war mir die Protagonistin sofort sympathisch. Dabei ist sie durchaus eine ambivalente Persönlichkeit, die mit eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Die Handlung lastet komplett auf den Schultern dieses zentralen Charakters. Aber auch die anderen Figuren haben Profile mit Wiedererkennungswert. Ob Serienmörder oder Normalo - ständig fragt man sich, wem man hier tatsächlich vertrauen kann. Damit wird der Spannungsbogen angefüttert. Zwischendurch erschlafft er kurzzeitig etwas. Das furiose Finale macht kleine Schwächen aber komplett wett.
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Fazit: “The Institution” ist für mich ein sehr guter Thriller. Davon hätte ich gerne mehr. Der Schluss lässt hoffen, dass es ein Wiedersehen mit Dr. Connie geben könnte.

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Veröffentlicht am 17.11.2023

Luft nach oben

One Second to Love (Breaking Waves 1)
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Das Buch ist der Auftakt der Breaking Waves-Reihe, die auf insgesamt vier Bände angelegt ist. Es geht um fünf Freundinnen, vier Liebesgeschichten und eine große Schuld. Denn: Eine der Freundinnen verschwindet ...

Das Buch ist der Auftakt der Breaking Waves-Reihe, die auf insgesamt vier Bände angelegt ist. Es geht um fünf Freundinnen, vier Liebesgeschichten und eine große Schuld. Denn: Eine der Freundinnen verschwindet von jetzt auf gleich spurlos. Erst zehn Jahre später gibt es eine Spur.

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Das Buch will ganz schön viel auf einmal sein. Im Vorfeld hatte ich was von Spannung im Stil der Serie “Pretty Little Liars” gehört. Zum anderen ist im Klappentext von einer Second Star Rockstar Romance die Rede. Ich sage mal so: Von beidem steckt was drin. Ich persönlich hätte mir aber eine andere Gewichtung gewünscht. Zwar konnte ich recht schnell in die Handlung eintauchen und die Story hat auch ihre starken Momente - allerdings würde ich sie in diesem Band als eher “sparsam” bezeichnen. Der Vergleich mit PLL hat die Messlatte natürlich hochgelegt. Er hinkt aber ziemlich. Vergleichbar spannend ist “One second to love” nämlich nicht. Und was die Freundschaft der Mädels und die Lovestory im Buch betrifft: Auch die habe ich nicht annähernd so intensiv gefühlt wie bei PLL. Man könnte genausogut sagen, dass die Storyline um Rockstar Avery, ihre Band und ihren Kollegen Jake “Daisy Jones & The Six”-Vibes hat. Das wäre nicht falsch, aber eben auch viel zu hoch gegriffen.

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Also: Man bekommt hier definitiv deutlich mehr Love als Suspense. Die Geschichte um das geheimnisvolle Verschwinden von Josie hat sich darin zu sehr verloren. Band 2 “Two lives to rise” liegt bei mir trotzdem schon bereit. Irgendwie hoffe ich, dass ich in der Fortsetzung einfach schon mehr Verbindung zu der Clique aufgebaut habe und die Gefühle dadurch besser bei mir ankommen. Darüber hinaus würde ich mir natürlich wünschen, dass sich die Spannung steigert. Ob das eintrifft, werde ich sehen…



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Veröffentlicht am 15.11.2023

Cold Case in Island

Reykjavík
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“Reykjavik” ist das Ergebnis einer nicht alltäglichen Kollaboration. Viele kennen sicherlich die Hulda-Trilogie von Ragnar Jonasson kennen. Sein neues Buch hat der Thriller-Autor zusammen mit Islands Premierministerin ...

“Reykjavik” ist das Ergebnis einer nicht alltäglichen Kollaboration. Viele kennen sicherlich die Hulda-Trilogie von Ragnar Jonasson kennen. Sein neues Buch hat der Thriller-Autor zusammen mit Islands Premierministerin Katrin Jakobsdottir geschrieben. Beide bezeichnen sich als leidenschaftliche Krimifans. Ihr gemeinsames Buch haben sie dann auch der Queen of Crime Agatha Christie gewidmet.
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Darum geht’s: 1956 verschwindet die 15-jährige Lara spurlos. 30 Jahre später recherchiert der junge Journalist Valdur in dem Cold Case - mit fatalen Folgen…
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Dem Krimi ist eine eineinhalb Seiten lange Auflistung der wichtigsten Personen vorangestellt. Lasst euch davon sowie von den isländischen Namen aber nicht abschrecken. Bei einem rasanten und verzwickten Thriller hätte das problematisch werden können. Hier haben wir es aber mit einem ruhigen Krimi zu tun, der langsam, geradlinig und überschaubar entwickelt wird. Dadurch kann man die Personen und Namen gut auseinanderhalten und läuft nicht Gefahr, den Faden zu verlieren.
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Den Leser*innen wird hier ein klassisch-kriminalistischer Cold Case serviert. Der Fall kommt nicht allzu spektakulär daher. Das Erzähltempo ist bedächtig und die Spannung nicht gerade atemlos. Trotzdem hat mir der Krimi gefallen. Die Geschichte ist für meinen Geschmack durchaus interessant aufgearbeitet und die 350 Seiten lassen sich sehr flüssig lesen. Die Erzählweise hat mich schnell in eine bestimmte Richtung gelenkt. Ich hatte aus der Auswahl der Charaktere eine verdächtige Person ins Auge gefasst. Ich lag aber falsch. Auch wenn das Motiv am Ende schon bekannt war, konnten die Autoren mich mit der Enthüllung des Täters doch noch überraschen.
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Fazit: Ich habe das Buch gerne gelesen. Die Recherchearbeit steht hier im Mittelpunkt. “Reykjavik” ist letztendlich KEIN Thriller, sondern ein solider Kriminalroman im klassischen Gewand. Als solcher ist er für mich auch lesenswert.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Dr. Tsokos trifft Jane Austen

Stalking Jack the Ripper
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Die berühmte Jack the Ripper-Thematik gehört zu den Motiven, die mich Krimi-technisch schon recht früh magisch angezogen, begeistert und geprägt haben. Ein True Crime aus dem Jahr 1888 um ungeklärte Prostituiertenmorde ...

Die berühmte Jack the Ripper-Thematik gehört zu den Motiven, die mich Krimi-technisch schon recht früh magisch angezogen, begeistert und geprägt haben. Ein True Crime aus dem Jahr 1888 um ungeklärte Prostituiertenmorde im Londoner Stadtteil Whitechapel. Darum ranken sich bis heute zahlreiche Mythen und Legenden. Unzählige Bücher, Filme und Serien haben sich immer wieder der Geschichte bedient. Mich fasziniert sie immer wieder aufs Neue. Und Kerri Maniscalco hat es geschafft, aus dem alt(bekannt)en Fall sogar nochmal ein Highlight zu machen.
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Die Handlung ist für mich innovativ umgesetzt. Der Roman mixt verschiedene Genres. Krimi, Thriller, Schauer- und Horror-Elemente werden mit History, Gesellschaft, Dark Academia und Romance gepaart. Es ist ein bisschen, als hätten Gerichtsmediziner Dr. Tsokos und Klassiker-Queen Jane Austen ein gemeinsames Buch geschrieben. Das Ergebnis ist ein herrliches Mashup, das bei mir voll aufgegangen ist.
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Das Buch konnte mich komplett in den Bann ziehen. Allem voran liebe ich das einerseits vornehme, andererseits aber auch das düstere und geheimnisvolle London-Setting. Dann hat mich die Darstellung der Jack the Ripper-Morde mal wieder fasziniert. Neu war für mich, dass hier abseits der Opfer eine Frau in den Mittelpunkt und auf die ermittelnde Position rückt. Audrey Rose Wadsworth - Was für eine mega-tolle Protagonistin! Das Töchterchen aus gutem Hause widmet sich heimlich der Gerichtsmedizin. Während Audrey Leichen aufschneiden, lernt sie den attraktiven Thomas Creswell kennen. Er ist eine Art Sherlock Holmes-Hirn. Zwischen beiden entsteht ein herrlicher Schlagabtausch mit tollen Wortgefechten und einem gewissen Prickeln. Alles in allem einfach ein tolles Gespann. Die Ermittlungen im Ripper-Fall führen in Audreys eigenes Umfeld. Ich konnte mir früh denken, wen die Autorin sich hier als Täter auserkoren hat. Aber das hat mir überhaupt nichts ausgemacht, weil ich selten eine so gute Ripper-Adaption gelesen habe.
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azit: Der Roman war für mich ein Hochgenuss. Lesevergnügen pur. Ein Highlight. Ich freue mich so sehr auf mehr und hoffe, dass Wadsworth & Creswell mich auch in "Hunting Prince Dracula" (VÖ 1.2.24) wieder begeistern können.

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