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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2023

Der Weg ist der Weg und nicht das Ziel

Warum Ziele Quatsch sind – und wie wir sie trotzdem erreichen
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Das ist nicht der erste „Ratgeber“ den ich lese, allerdings der erste, den ich rezensiere. Der provokante Titel spricht natürlich direkt an, ich habe mich sogar leicht beleidigt gefühlt, da Ziele setzen ...

Das ist nicht der erste „Ratgeber“ den ich lese, allerdings der erste, den ich rezensiere. Der provokante Titel spricht natürlich direkt an, ich habe mich sogar leicht beleidigt gefühlt, da Ziele setzen und erreichen zu meinem Leben dazugehört wie der Kaffee am Morgen.
Ironischerweise habe ich mich direkt mit einem Textmarker bewaffnet, um wichtige Stellen zu markieren, das Buch wird also eine echte Herausforderung für mich.
Die Kapitel sind gut und sehr strukturiert aufgebaut und weder zu lang, noch inhaltlich zu umfangreich. Die Einleitung ist sehr persönlich, sehr empathisch. Man fand sofort eine Verbindung und hatte direkt Lust weiterzulesen. Die Beispiele sind praxisnah. In jeder Situation befand man sich selbst schon einmal. Sätze wie „wichtiger als das Ziel ist das Verhalten, das da hinführt“ gehen einem beim Lesen sehr nah.
Super fand ich die Idee bestimmte Motivationssprüche näher zu beleuchten, denn vieles ist mehr Schein als Sein, beeinflusst uns aber leider doch häufiger, als uns lieb ist. Es entkräftet die gängige Meinung mit logischen Beispielen (Terminieren von Zielen vs. Laufen lernen von Kindern).
Jede Phase und jede Empfehlung wird akribisch beleuchtet, sodass man sich nachher tatsächlich fragt, warum man so einen Quatsch mal geglaubt hat und warum sich Menschen an solche hohlen Phrasen klammern, besonders in wichtigen Lebenssituationen.
Ich liebe Bücher, die mich zum Nachdenken bringen. Frädrich schafft es, dass ich das Buch immer erst wieder weglegen muss, um die Worte wirken zu lassen.
Wer esoterisches Blabla erwartet hat, wird bitter enttäuscht: logische Schlussfolgerungen mit Hinweisen auf die gesellschaftliche und politische Lage erklären, warum Ziele wenig sinnvoll sind.
Ich bin überrascht und überzeugt, Frädrich sprang bereits nach einer Seite aus der spirituellen Selbstverwirklichungs-Schublade, in die ich ihn steckte. Mit wachen Augen und seiner betriebswirtschaftlichen Denke hat er mich erreicht. Häufig fühlt man sich ertappt, aber nicht auf eine unangenehme Art, sondern mehr nach dem Motto „Hey Stefan, dank dir fürs Augen öffnen. Ich fang direkt mal an den Fokus zu ändern.“ Die richtigen Gedankenanstöße liefert er freundlicherweise gleich mit.
So komisch es auch klingt, das Buch nimmt Druck raus aus dem Leben.
Er bringt Dinge auf den Punkt, ungeschönt und ungefiltert, macht die Leere ausfindig, die wir von Zeit zu Zeit alle in uns fühlen. Frädrich ist nie esoterisch und überzogen, höchstens philosophisch, aber vor allem im höchsten Maße authentisch.
Die Gedankenanstöße und Fragen in den Kästchen sind noch einmal eine tolle Hilfestellung bei der Selbstreflexion. Man lernt viel über sich selbst, aber auch andere besser zu verstehen und ihr Verhalten besser einzuschätzen. Die Zusammenfassungen am Ende der Kapitel sind wie liebevolle Ratschläge an dich selbst. Nutze und verinnerliche sie.
Für dieses Buch muss man sich Zeit nehmen, es erleben. Aber dann fühlt man es mit Haut und Haaren. Ein sehr hoher Mehrwert, von dem ich noch lange profitieren werde.
Frädrich ist so gut, weil er viel erlebt hat und neben dem Reden ist sein großes Talent das Teilen von Erfahrungen und die Weitergabe von Lebenswissen. Ich danke ihm, dass er seine jahrelange Selbstreflexion mit uns teilt.
Dieses Buch gibt mit ein positives Gefühl, das noch lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 02.02.2023

I feel it

Ohne mich
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Das Cover spricht mich nicht unbedingt an, der Klappentext dafür umso mehr. Die Autorin hat in Münster studiert. Ich lebe in Münster und liebe diese Stadt. Sie spricht genau ein Thema an, das viele beschäftigt, ...

Das Cover spricht mich nicht unbedingt an, der Klappentext dafür umso mehr. Die Autorin hat in Münster studiert. Ich lebe in Münster und liebe diese Stadt. Sie spricht genau ein Thema an, das viele beschäftigt, nicht nur in der Generation Z, sondern auch darüber hinaus. Es stellt sich die Frage, ob eine frühe gescheiterte Ehe mit Anfang 20 besser ist, als mit Mitte 30 unverheiratet und Single zu sein oder welches Konzept tatsächlich individuell glücklich macht.
Es geht um verpasste Chancen und Möglichkeiten oder um Entscheidungen, die man bereut und vor allem um die Frage, ob man überhaupt etwas bereuen sollte.
Daher habe ich die ersten Seiten des Buches mit einer gewissen Spannung gelesen. Besonders auch, da ich das Interview mit Esther Schüttpelz vorher gelesen habe, bevor ich das Buch begonnen hab. Das war eine Bauchentscheidung und für mich auch neu, das Buch von hinten zu beginnen. Nach dem Interview hatte ich umso mehr Lust das Buch zu beginnen. Esther ist super sympathisch und ich wollte wissen, ob die Protagonistin den gleichen ersten Eindruck auf mich macht. Dazu kann ich nur sagen: absolut, sie klingt jung, mal taff, dann wieder zerbrechlich. Sie ist unfassbar witzig, mit dem Humor konnte ich mich direkt identifizieren.
Durch die Erzählung fühlt man sich ihr manchmal sehr nah und dann wieder ganz weit weg. Einen Namen hat sie nicht, genauso wie der Ehemann der dann zum Ex-Ehemann wurde. Der Wechsel zwischen Nähe und Distanz sorgt für unfassbare Spannung und fesselt den Leser an jede Seite. Der Schreibstil ist schnell, aber angenehm. Man fliegt nur so durch die Seiten.
Sie passt in ihre Generation, ist dann aber auch wieder individuell, ein Wechsel der Extremen, der sie undurchschaubar wirken lässt.
Die Worte sind tief und eindringlich, trotz der vermeintlichen Distanz spürt man sie deutlich. Ich liebe diesen einzigartigen Erzählstil wirklich sehr. Manchmal ist es so Klischee-Generation z und manchmal so alt und weise.
Einige Themen werden erwähnt ohne dass sie starken Bezug zur Handlung haben (Drogen, Depression, Selbstreflektion) so als müsste man sie einfließen lassen, um sie mal erwähnt zu haben. Das ist etwas störend. Es folgt eine überraschende Wendung mit der man nun wirklich nicht gerechnet hat.
Eine grandiose Beschreibung der Entwicklung von Freundschaften, Ansichten, Beziehungen und der Person selbst im Laufe des Erwachsenwerdens. Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Ergreifende Familiengeschichte

Isidor
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Endlich mal wieder ein Buch vom Diogenes Verlag. Ich bin sehr gespannt, denn Diogenes hat mich schließlich noch nie enttäuscht.
Ich mag Lebensgeschichten von Vertriebenen und liebe Wien, von daher ist ...

Endlich mal wieder ein Buch vom Diogenes Verlag. Ich bin sehr gespannt, denn Diogenes hat mich schließlich noch nie enttäuscht.
Ich mag Lebensgeschichten von Vertriebenen und liebe Wien, von daher ist das Buch perfekt für mich. Dass Kupferberg von ihrem eigenen Großonkel schreibt macht die Geschichte authentisch und reizt mich sehr.
Der Prolog macht bereits richtig Lust in Isidors Leben einzutauchen, es scheint die ein oder andere skurrile Anekdote zu lauern. Anhand seiner Briefe kann die Geschichte rekonstruiert werden, ein Zeichen dafür wie wichtig Tagebücher und schriftliche Aufzeichnungen sein können.
Die Erzählungen zogen mich bereits nach wenigen Seiten in ihren Bann, man taucht ein ins alte Wien, fast wie eine literarische Zeitreise. Wie schlimm muss es sein aus einer Stadt vertrieben zu werden, die man so sehr liebt.
Ein schillerndes Leben, das Isidor führt und in vollen Zügen genießt. Er ist es gewohnt, dass sich alle nach seinem Willen richten. Wie schlimm muss also die Gefangenschaft für ihn sein, er der sonst immer die Kontrolle hat? Von einem Extrem ins andere, vom Luxusleben in Gefangenschaft.
Das Buch beschreibt sehr anschaulich den weiten Weg der Familie nach Wien – Stück für Stück. Ich liebe Familiengeschichten, eine jüdische ist natürlich immer noch mal ergreifender. Kupferberg gelingt ein authentischer Blick auf das jüdische Leben in Wien. Die Ich-Erzählperspektive der Autorin lässt die Geschichte noch näher wirken.
Das Buch schildert großartig das Leben der Familie vor und nach dem Krieg. Anhand der Aufzeichnungen können die Geschehnisse sehr gut nachvollzogen werden. Es ist immer wieder zutiefst ergreifend, darüber zu lesen. Ein paar Mal musste ich das Buch erst einen Moment zur Seite legen…
Das Interview am Ende ist klasse, der Stammbaum hilft gerade am Anfang den Überblick zu behalten.
Die Danksagung ist so berührend, wie das gesamte Buch.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Wie man in den Wald hineinruft...

Spaziergang zu dir selbst
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Ich bin ein großer Fan von Biyon, seinem Podcast und seinen Videos und ich liebe spazieren gehen im Wald. Die ideale Voraussetzung für diese Lektüre. Ich komme generell im Wald sehr schnell runter und ...

Ich bin ein großer Fan von Biyon, seinem Podcast und seinen Videos und ich liebe spazieren gehen im Wald. Die ideale Voraussetzung für diese Lektüre. Ich komme generell im Wald sehr schnell runter und zur Ruhe und kann wunderbar die Natur genießen. Der Wald strahlt eine Ruhe aus, die ich sehr genieße, ähnlich wie der Blick aufs Meer. Daher bin ich unfassbar gespannt, welche neuen Erkenntnisse ich über den Wald und über mich selbst über Biyon erreiche. Vermutlich wie immer auf seine positive Art, die einen einfach zum Lächeln bringen miss.
Schon im Vorwort spricht Biyon mir aus dem Herzen: der Wald beruhigt und stärkt zugleich. Der Veröffentlichungszeitpunkt ist natürlich perfekt, da der Herbst die schönste Jahreszeit im Wald ist.
„Egal wo wir hingehen, wir nehmen uns mit“ das sind so kraftvolle Sätze, die einfach direkt ins Herz gehen.
Die Illustrationen des Buches sind so schön und liebevoll gestaltet. Über die QR-Codes bekommt man das Gefühl direkt neben Biyon herzulaufen. Der ganze Stress, die ganze Hektik, auch mich zieht es immer wieder zum Ursprung auf der Suche nach Ruhe.
Biyon hat diese unvergleichliche Art einen direkt anzusprechen, man fühlt sich sehr direkt berührt von seinen warmen Worten. Das ist absolut unglaublich, denn mir war ein fremder noch nie so nah. Er kann wirklich hervorragend Verbindungen zu Menschen aufbauen.
Selbst beim Lesen komme ich bereits zur Ruhe. Man bekommt so viel Lust auf die Natur, dass man das Buch weglegt und erst einmal in den Wald eintaucht. Teile des Buches habe ich im Wald gelesen, was nochmal eine ganz andere Atmosphäre schafft, richtig erhaben und unglaublich positiv.
Geschickt webt Biyon seine eigene Geschichte und Erfahrungen ein, sodass man Biyon noch ein Stück näher kommt. Eine wunderschöne Verbindung, man fühlt sich gehört, ernst genommen und beraten.
So viel Weisheit und Schönheit in einem Buch, das Lesen ist bereits eine wertvolle Erfahrung.
Biyon und der Wald haben eine gleichermaßen beruhigende, aber auch motivierende Wirkung auf mich. Wenn man sich Zeit für dieses Buch nimmt, gibt es einem unerwartet viel.
Ich liebe Biyon und ich liebe den Wald und nach diesem Buch liebe ich beides noch ein wenig mehr.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Was sich liebt....

Zehn Jahre du und ich
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Ein spannendes und neues Thema. Auch ich mochte nicht jeden Partner meiner guten Freundinnen, daher interessiert es mich sehr, ob ein Schicksalsschlag wirklich dazu führen kann einer Person so nah zu kommen, ...

Ein spannendes und neues Thema. Auch ich mochte nicht jeden Partner meiner guten Freundinnen, daher interessiert es mich sehr, ob ein Schicksalsschlag wirklich dazu führen kann einer Person so nah zu kommen, wie im Klappentext angedeutet.
Liebesroman, die sich nicht offensichtlich als Liebesschnulzen anpreisen, sondern eine Tiefe andeuten interessierten mich schon immer.
Ich mag das Cover und vor allem den Umschlag, der sich wie eine schützende Box um das Buch schließt und gleichzeitig als Lesezeichen dient. Der Prolog geht unverblümt in die Vollen, das erste Kapitel beginnt mit Allys Beerdigung, die sie selbst bis ins kleinste Detail geplant hatte. Selbst auf der Beerdigung gehen sich Becca und Charlie richtig an, keine Spur von „was sich neckt, das liebt sich“. Ein rasanter Einstieg und es bleibt spannend.
Auch wenn Ally tot ist, agiert sie trotzdem und hat die Fäden in der Hand. Becca und Charlie sehen sich an Allys Todestag bei ihrer Mutter wieder, denn freiwillig würden sich ihre Wege wohl nie wieder kreuzen und dann beginnt auch schon das erste Abenteuer.
Man verschlingt die Seiten, weil man an den Punkt kommen will, wo die beiden sich endlich näher kommen. Die Mischung ist sehr gut: das Leben geht weiter, aber Ally ist auf liebevolle Art und Weise noch präsent im Leben von Charlie. Ally hat für jedes Jahr eine Aufgabe für Becca und Charlie und man freut sich beim Lesen wie ein kleines Kind auf die nächste Aufgabe.
Man wünscht sich solche Freunde, die einen nie vergessen, wirklich sehr berührend. Beide kommen auf ihre eigene Art und Weise über Allys Tod hinweg, aber sie sind immer durch Ally miteinander verbunden.
Eine wirklich schöne Geschichte über Freundschaft, Liebe, Tragödien und das kleine und große Glück. Einige Aufgaben sind so absurd und witzig, dass man auf der Stelle mitmachen möchte. Als Leser hat man durchweg das Gefühl live dabei zu sein.
Die Spannung bleibt erhalten, da man sich die Frage stellt, was passiert, wenn die Aufgaben enden. Man wird nicht enttäuscht, sondern mit einem berührenden Ende belohnt. Es bleibt ein gutes Gefühl nach dem Zuklappen des Buches.

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