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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2018

Sommerfreundinnen on tour

Wir sehen uns im Sommer
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Der Roman „ Wir sehen uns im Sommer“ von Asa Hellberg handelt von drei Frauen, die sich auf eine Reise um die ganze Welt begeben, die von ihrer Freundin Sonja vor ihrem Tod organisert wurde.
Das Cover ...

Der Roman „ Wir sehen uns im Sommer“ von Asa Hellberg handelt von drei Frauen, die sich auf eine Reise um die ganze Welt begeben, die von ihrer Freundin Sonja vor ihrem Tod organisert wurde.
Das Cover ist gewohnt sommerlich und frisch. Der Klappentext verspricht bereits eine tolle Reise mit den Sommerfreundinnen. Sonja schickt die Freundinnen nach ihrem Tod auf eine Reise, man ahnt, dass das Buch emotional wird, aber dennoch trifft einen der Brief zu Beginn des Romans mit voller Wucht. Der Brief berührt den Leser, er weckt Spannung und man freut sich Teil der Reise zu werden. Es ist toll, wie unterschiedlich die Freundinnen sind, man findet in jeder von ihnen etwas vons ich selbst wieder.
Asa Hellberg schreibt wunderbar einfühlsam mit sehr bewegenden Worten. Ein toller Roman über Freundschaft, Liebe, Verlust und der Weg zurück ins Leben und zu sich selbst. Die Idee anhand von Filmen und Briefen die Frauen auf eine wunderbare Reise zu schicken ist klasse. Es entbehrt sich nicht einer gewissen Komik, wenn Sonjas Asche in Puderdosen durch den Zoll geschmuggelt wird.
Es muss schönsein, auch nach dem Tod noch so viel über seine Freunde zu erfahren. Die Reise führt sie an die unterschiedlichsten Orte und an Spannung fehlt es dem Buch nicht, als die Frauen unerwartet in Lebensgefahr geraten. Aber so schnell hält die Freundinnen nichts auf.
Zwischendurch ist man als Leser traurig, wie viel Sonja ihren Freundinnen zeit ihres Lebens verschwiegen hat, aber dennoch schön, dass sie nun die Wahrheit erfahren. Man wäre mit jeder einzelnen der Sommerfrauen gerne befreundet, aber besonders Sonjas Beschreibung und ihre Art haben mich berührt.
Schön ist der Bezug zu den anderen Büchern von Asa Hellberg, als träfe man alte Bekannte wieder. Die Reise dient nicht nur der Trauerbewältigung und Suche nach sich selbst, sondern es geht auch um das Wohl anderer, für das sich die Frauen auf ihrer Reise und danach sehr stark einsetzen.
Das Buch ist eine perfekte Mischung zwischen Lebenslust und Melancholie. Wieder zuhause angekommen warten die Probleme des Lebens, die die taffen Frauen jede auf ihre eigene Art lösen.
Der Roman ist ein kurzweiliger Lesegenuss mit einem schönen Ende.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Überraschungshit

Ohne ein einziges Wort
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Der Roman „Ohne ein einziges Wort“ von Rosie Walsh handelt von Sarah und Eddie, die sich innerhalb einer Woche unsterblich ineinander verliebt haben, deren Glück aber nur von kurzer Dauer ist, da Eddie ...

Der Roman „Ohne ein einziges Wort“ von Rosie Walsh handelt von Sarah und Eddie, die sich innerhalb einer Woche unsterblich ineinander verliebt haben, deren Glück aber nur von kurzer Dauer ist, da Eddie sich nicht mehr meldet und von Erdboden verschwindet.
Bereits das Cover spricht mich, aufgrund meiner Lieblingsfarbe türkis, natürlich sehr an. Ich finde es toll, dass die Autorin ihren Heimatort auch als Handlungsort für ihr Buch genommen hat. Das erste Kapitel beginnt mit einem Brief, sodass man sich direkt angesprochen fühlt.
Die besondere Verbindung zwischen Eddie und Sarah geht aus dem Roman vom ersten Augenblick heraus, dass es sich nicht nur um einen harmlosen Flirt handelt, ist bereits nach wenigen Seiten erkennbar. Im nächsten Kapitel ist Eddie dann verschwunden und man kann selbst kaum glauben, dass es so ist. Man leidet mit Sarah, stellt Theorien auf, fragt sich ob sie an einen Betrüger geraten ist. Dieses Thema ist uns allen bekannt, wir haben alle schon einmal auf diesen einen Anruf gewartet und sind in dieser Zeit schier verrückt geworden. Egal wie alt oder taff und selbstbewusst man ist, dieser eine ausbleibende Anruf verändert uns alle. Aktuelle Themen wie Onlinedating und die damit verbundenen Problematiken sind in der heutigen Zeit wohl allen geläufig. Auf dem Weg zu ihrer alten Schule diskutieren Sarah und ihre Freunde über den Grund für Eddies Verschwinden, während im nächsten Kapitel das Kennenlernen von Eddie und Sarah im Vordergrund steht. Dadurch ist der Leser schnell im Bilde und man findet sehr leicht in die Geschichte. Die Briefe zwischendurch sind eine nette Abwechslung, die zur Handlung beitragen, ohne die Spannung zu mindern. Man fühlt sich Sarah verbunden, möchte aber auch mit ihr und ihrer aktuellen Situation nicht tauschen: vom mann geschieden, Eddie ruft nicht an, an ihrer alten Schule trifft sie die Frauen, die ihr damals den Schulalltag zur Hölle machten.
Rosie Walsh findet genau die richtigen Worte, um diese besondere Beziehung zwischen Eddie und Sarah zu beschreiben. Die Geschichte der beiden wird immer spannender, aber auch merkwürdiger. Die Spannung wird im ganzen Buch sehr gut aufgebaut und kontinuierlich gehalten. Man kann Sarah verstehen, aber gerade wenn man den Eindruck erhält, dass sie vielleicht doch etwas zu verzweifelt ist und überreagiert, passiert etwas mit dem man nicht gerechnet hat. Welches Geheimnis verbirgt Eddie?
Die Mailentwürfe, die nie an Sarah gesendet wurden, sind eine gute Idee. Dadurch erhält man einen Einblick in Eddies Gefühlslage.
Sarahs Freunde sind Gold wert, sie sind immer für sie da und unterstützen sie bei allem. Man erinnert sich bei der Lektüre des Buches an seinen eigenen Freundeskreis und schwierige Situationen, die man gemeinsam gemeistert hat.
Gerade als ich dachte, dass das Buch etwas vorhersehbar wird, kommt eine Wendung mit der ich so nicht gerechnet hätte. Ich war überrascht und völlig begeistert. Dieses Buch ist kein romantisch vorhersehbarer Kitschroman. Er ist spannend, überraschend und beschreibt mit den richtigen Worten Situationen, die wir so alle schon einmal erlebt haben. Ein tolles Buch!

Veröffentlicht am 14.05.2018

Krimi und Komik

Bullenbrüder: Tote haben kalte Füße
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Im Krimi „Bullenbrüder, Tote haben kalte Füße“ verschwindet eine der berühmten Smoothie-Sisters. Die beiden Brüder und Ermittler Charlie und Holger begeben sich auf eine spannende Suche.
Als Leser findet ...

Im Krimi „Bullenbrüder, Tote haben kalte Füße“ verschwindet eine der berühmten Smoothie-Sisters. Die beiden Brüder und Ermittler Charlie und Holger begeben sich auf eine spannende Suche.
Als Leser findet man sehr leicht ins Buch, auffällig sind schon zu Beginn die witzigen Formulierungen. „ Holgers Gesicht sieht aus, als hätte eine Umzugsfirma sein Gehirn ausgeräumt, besenrein!“ ist nur einer von vielen komischen Sprüchen.
Am Anfang hatte ich etwas Sorge, dass das Buch unübersichtlich wird, da schon im Klappentext so viele Personen erwähnt werden. Die Personen erscheinen nach und nach in der Handlung und werden entsprechend vorgestellt, sodass man zu keiner Zeit den Überblick verliert. Das Buch ist sehr angenehm zu lesen, es ist locker, witzig und schlagfertig. Die beiden Brüder Charlie und Holger ergänzen sich gut, die Verbindung der beiden Fälle wird schnell hergestellt. Die chaotische Hippiemutter der beiden, die alle mit ihren Hochzeitsplänen durcheinanderbringt, ist herrlich witzig. Im Buch ist immer was los, ohne dass man beim Lesen den Überblick verliert.
Ein humorvoller, aber durchweg spannender Krimi mit viel Kaltschnäuzigkeit und tollen Sprüchen. Eine perfekte Mischung aus Komik und Krimi. Absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 03.05.2018

Für alle, die "Meer" wollen

Ans Meer
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Der Roman „Ans Meer“ von René Freund handelt von dem Linienbusfahrer Anton, der in seine Nachbarin Doris verliebt ist und das erste Mal in seinem Leben über sich hinauswächst, indem er mit seinem Bus von ...

Der Roman „Ans Meer“ von René Freund handelt von dem Linienbusfahrer Anton, der in seine Nachbarin Doris verliebt ist und das erste Mal in seinem Leben über sich hinauswächst, indem er mit seinem Bus von der Linie abkommt und mitsamt Insassen nach Italien ans Meer fährt.
Anton ist dem Leser ab der ersten Seite sympathisch. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, den Kindern, die er täglich zur Schule bringt, wenigstens das Grüßen beizubringen. Anton wirkt wie ein sehr angenehmer Zeitgenosse, den man sich gut als Busfahrer vorstellen kann. Anton ist unglücklich in Doris verliebt, die allerdings einen hustenden Mann in ihrer Wohnung beherbergt. Neben der Fahrt zum Meer ist die Entwicklung zwischen Doris und Anton der zweite interessante Handlungsstrang des Buches.
Der Autor ist Österreicher, daher ist der Roman gespickt mit so zauberhaften Begriffen wie „Jause“ oder „Speckgürtel“. Diese Sprache liest sich einfach wunderschön. Die Kapitel wechseln zwischen der Annäherung von Anton und Doris und der Fahrt zum Meer. Man taucht sofort ganz in dieses Buch ein und gewinnt jeden Reisenden lieb.
Zu Anton in den Bus steigt die krebskranke Carla, die im Rollstuhl sitzt und nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Begleitet wird sie von ihrer Tochter. Carla möchte noch einmal ans Meer fahren und ausgerechnet der zurückhaltende Anton erfüllt ihr diesen Wunsch. Damit beginnt ein außergewöhnlicher Roadtrip mit Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Schulkinder, eine todkranke Frau mit Tochter, der gemütliche Busfahrer Anton, der sich endlich etwas traut und eine demente Seniorin. Diese Kombination ist eine absolut herrliche Truppe. Zwischendurch ruft noch Antons nervige Übermutti Mechthild an, einfach herrlich.
Das Buch ist witzig und voller Lebensfreude und Esprit. Es ist schön, als Leser Teil dieser Reise zu sein. Der Roman bringt einen dazu fremde Menschen im Bus anzulächeln und über die Geschichte, die sie verbergen, nachzudenken. Es schafft eine Verbindung zu fremden Menschen, die man dennoch jeden Tag sieht. Die Geschichte ist skurril und mitreißend, trotzdem hat die Fahrt einen sehr ernsten Ursprung, dies gibt dem Buch eine zusätzliche Tiefe.
Eine wunderschöne, berührende Geschichte, die das Bedürfnis weckt sein Leben zu genießen und einfach mal etwas Verrücktes zu tun.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Starker Anfang, schwacher Abgang

Die Herzen der Männer
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Der Roman „Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler handelt von der Männerfreundschaft von Jonathan und Nelson, die sich über mehrere Generationen entwickelt und auch die Kinder und Enkelkinder einschließt. ...

Der Roman „Die Herzen der Männer“ von Nickolas Butler handelt von der Männerfreundschaft von Jonathan und Nelson, die sich über mehrere Generationen entwickelt und auch die Kinder und Enkelkinder einschließt.
Der Titel des Buches war mir im ersten Moment zu kitschig. Das Cover ist nett, entfernt man den Schutzumschlag hat das Buch doch eine sehr gewöhnungsbedürftige Farbe. Das Buch beginnt mit der Beschreibung Nelsons, ein todtrauriger Außenseiter, dessen Geschichte dem Leser wirklich ans Herz geht. Nelsons Vater ist ein Arschloch, die Mutter hilflos und die Beschreibung von Nelsons Geburtstagsparty ist so herzzerreißend traurig, das man nicht Weiterlesen mag. Selten hat mich ein Buch so angesprochen und ich hatte die Hoffnung, dass dieses Buch wirklich tiefe Emotionen wecken kann. Als Jonathan auftaucht, der einzige Junge der Nelson wirklich wahrnimmt, wünscht man sich so sehr, dass Nelson endlich einen echten Freund bekommt.
Nelson ist ein begeisterter Pfadfinder, was ihn in den Augen der anderen noch mehr zum Außenseiter macht. Das Pfadfindercamp ist zentraler Bestandteil des Buches, leider weckte dieser Teil nicht wirklich mein Interesse, wofür der Autor nichts kann.
Teilweise waren mir die Beschreibungen zu heftig. Mobbing, Gewalt etc. sollte man auf keinen Fall verharmlosen, aber die Beschreibung einiger Szenen, insbesondere der Mutprobe, haben in mir das Gefühl geweckt, nicht weiterlesen zu wollen.
Die Pfadfindergeschichten ziehen sich sehr in die Länge, es wirkt im Camp alles sehr spießig und regelorientiert. Die Entwicklung der Personen ist mir nicht tiefgehend genug, Nelsons Vater beispielsweise zeigt weichere Charakterzüge, bleibt aber während des ganzen Buches ein Arschloch. Nelsons Mutter bäumt sich einmal kurz auf, verfällt dann aber ebenfalls wieder in ihre alte Rolle.
Der zweite Teil des Buches beginnt mit Jonathans Leben als Erwachsener, im ersten Teil kam die Geschichte Jonathans etwas zu kurz. Jonathan und Nelson treffen im Camp wieder aufeinander, nach großer Freundschaft klingt das Ganze aber nicht.
Ich habe einfach keinen Zugang zu den Personen gefunden. Die Geschichte ist gut, aber ich konnte keine Verbindung zu den Charakteren herstellen, weder zu den Vätern, noch zu den Söhnen. Der Erzählstil ist sehr gut, der Pfadfinderhintergrund ist Geschmackssache, aber der letzte Funke zur Begeisterung hat bei mir einfach leider gefehlt.