Das Buch der Spiegel
Das Buch der SpiegelKatz, ein Literaturagent, wird auf ein Teil-Manuskript aufmerksam, welches ihm schon vor einiger Zeit von einem Herrn Flynn zugesendet worden ist. Allein schon das Anschreiben von Richard Flynn lässt ihn ...
Katz, ein Literaturagent, wird auf ein Teil-Manuskript aufmerksam, welches ihm schon vor einiger Zeit von einem Herrn Flynn zugesendet worden ist. Allein schon das Anschreiben von Richard Flynn lässt ihn aufhorchen, da dieses sehr ungewöhnlich formuliert ist. Also beginnt er mit der Lektüre und findet schnell einen Zugang zu der Story, die sich mit dem genialen Psychologie Professor Wieder beschäftigt. Dieser wurde vor etlichen Jahren brutal in seinem Haus ermordet und Flynn scheint mit seinem Buch diesen Mord und somit den Mörder aufdecken zu wollen. Flynn, damals ein Student, hatte einen guten Draht zu dem Professor und hat eine zeit lang für ihn als Hilfskraft gearbeitet. Er, so scheint es, will nun im hohen Alter die Lasten von seinen Schultern abwerfen und für Aufklärung sorgen.
Begeistert und fasziniert von dem Inhalt des Manuskriptes möchte Katz Flynn unter Vertrag nehmen und den Rest der Story lesen. Er wird hier nur vor das große Problem gestellt, dass Flynn in der Zwischenzeit verstorben ist und niemand weiß wo er das komplette Manuskript versteckt hat. Katz beauftragt daraufhin John Keller, einen Reporter, mit der Recherche- und Sucharbeit und möchte, dass dieser jeder erdenklichen Spur nachgeht und alle Beteiligten von damals aufsucht und befragt. Doch je mehr Beteiligte, Verdächtige und Angehörige Keller befragt, desto mehr Fragen treten auf und umso undurchsichtiger wird der ganze Fall.
Für den Leser bietet dieses Buch nicht nur viel Spannung und Rätselraten, sondern auch viel Verwirrung und Denkarbeit. Zunächst liest der Leser das Teil-Manuskript von Flynn mit und lernt so alle Protagonisten kennen. Sofort versucht man hier die Handlungen ebendieser zu analysieren und fragt sich schon zu Beginn wer vielleicht der Mörder oder die Mörderin sein könnte. Im weiteren Verlauf begleitet der Leser Keller bei seinen Befragungen und möchte auch hier alle Puzzleteile zusammenfügen und dem Täter/der Täterin auf die Schliche kommen. Doch so einfach ist das nicht. Das Buch ist so intelligent geschrieben und so spezifisch aufgebaut, dass man die Story einfach nicht durchschauen kann. Es entsteht ein Verwirrspiel auf höchstem Niveau.
Als Leser muss man regelrecht bei der Stange bleiben, um nicht den Anschluss oder gar wichtige Hinweise zu verpassen. Dies kann sich ein wenig anstrengend auf den Lesegenuss auswirken, aber dafür wird man mit einer dramatischen, unterhaltsamen und bemerkenswerten Story belohnt.
Durchweg fragt man sich, was nun die Wahrheit und was nur Fiktion ist? Wer sagt die Wahrheit, wer versucht zu manipulieren, wer spielt ein falsches Spiel und wer will von sich ablenken? Wer kann das, was damals in der Mordnacht geschehen ist noch exakt wiedergeben und wessen Erinnerungen sind über all die Jahre tatsächlich verblasst?
Die Perspektivenwechsel in den Abschnitten und die Menge an Charakteren haben mir keine Probleme bereitet und der Spannungsbogen blieb bis zuletzt erhalten. Ein nebulöses, fesselndes und aufregendes Buch mit absoluter Leseempfehlung.