Profilbild von Akantha

Akantha

Lesejury Star
offline

Akantha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Akantha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2019

Spannendes und emotionales Finale

Fire & Frost, Band 3: Von der Dunkelheit geliebt
0

"Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt" bildet den Abschluss von Elly Blakes Trilogie. Kenntnisse aus Band eins ("Vom Eis berührt") und zwei ("Vom Feuer geküsst") sind zwingend erforderlich, da es ...

"Fire & Frost - Von der Dunkelheit geliebt" bildet den Abschluss von Elly Blakes Trilogie. Kenntnisse aus Band eins ("Vom Eis berührt") und zwei ("Vom Feuer geküsst") sind zwingend erforderlich, da es sich um eine zusammenhängende Geschichte handelt. Im Folgenden können daher Spoiler zu den beiden ersten Teilen enthalten sein, nicht aber zum Abschlussband.

Ruby, Arcus und Kai sind auf dem Rückweg nach Tempesien um Eurus aufzuhalten. Der Minax in Ruby wird jedoch immer stärker und sie droht zunehmend die Kontrolle zu verlieren.

Wie auch die beiden Vorgänger, ist der Abschlussband vollständig aus der Sicht von Ruby geschrieben. Dies empfand ich als sehr angenehme Abwechslung, da aktuell viele Jugendbücher mit wechselnder Perspektive zwischen weiblichem und männlichem Protagonisten arbeiten. Hier war es sehr einfach, sich in Ruby hineinzuversetzen und die Erzählung hatte einen angenehmen Fluss ohne harte Brüche.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Geschichten ist diesmal die Lore leider etwas in den Hintergrund gerückt. Auf der einen Seite ist dies verständlich, da die Leser*innen mittlerweile alles an Wissen angesammelt haben, was sie brauchen, um die Handlung zu verstehen. Andererseits habe ich diese schönen Mythen und Prophezeiungen etwas vermisst. Dafür steht aber der reale Hintergrund dieser Legenden nun im Mittelpunkt.

Das Spannungslevel ist durchweg hoch. Gerade zum Finale wollte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Lediglich die Vernunft, genug zu schlafen, hat mich aufgehalten. Vor allem die konstante unterschwellige Bedrohung durch den Minax in Rubys Innerem gibt den Leser/innen das Gefühl, dass jederzeit etwas passieren könnte. Dabei folgt Elly Blake einem klaren roten Faden, sodass keine Längen aufkommen.

In meiner Rezension zu Band zwei habe ich lobend erwähnt, dass die Autorin nicht zu viel Lovestory einfließen lässt, sodass der Fokus weiterhin auf der Hauptgeschichte, der "Rettung der Welt", liegt. Band drei geht etwas intensiver auf die Liebesgeschichte ein, an manchen Stellen ist es wirklich zu viel und zu repetitiv. Was dennoch nichts daran ändert, dass mir an einer Stelle die Tränen kamen. Auch die romantischen Aspekte hat Elly Blake nun mal sehr gut in Worte gekleidet, nur hätten diese Worte ruhig etwas seltener in Erscheinung treten dürfen.

Was ich aus den beiden vorherigen Bänden nicht kenne und was mich sehr gestört hat, waren Black Outs in der Story. Es gab zwei bis drei Stellen an denen ich zurückblättern musste, weil ich mir sicher war, ein Kapitel versehentlich übersprungen zu haben. Dinge (und zum Teil sehr wichtige Dinge) geschehen, ohne, dass Ruby aktiv dabei ist. Vor allem am Ende erfährt sie nur aus zweiter Hand, was sich rund um den finalen Kampf gegen den Antagonisten ereignet hat. Wirklich unschön, nachdem die Leser/innen so lange darauf gewartet haben.

Das Finale der Reihe war durchweg spannend und zum Teil sehr emotional. Trotz des etwas höheren Romantikanteils und der Black Outs komme ich dennoch zu 4 von 5 Sternen. Ich bin dankbar, dass ich in diese tolle Lore eintauchen durfte und habe seit langer Zeit mal wieder das Gefühl, dass eine Trilogie nötig war, um der Story gerecht zu werden und nicht den Portemonnaies.

Veröffentlicht am 24.10.2019

Spannender Mittelalter-Krimi

Die Tote in der Henkersgasse
0

Es wird wieder spannend im mittelalterlichen Freiburg. „Die Tote in der Henkersgasse“ ist der fünfte Fall für die ehemalige Begine und jetzt angesehene Stadtarztfrau Serafina Stadlerin, erdacht von Astrid ...

Es wird wieder spannend im mittelalterlichen Freiburg. „Die Tote in der Henkersgasse“ ist der fünfte Fall für die ehemalige Begine und jetzt angesehene Stadtarztfrau Serafina Stadlerin, erdacht von Astrid Fritz.
Die Ehefrau eines reichen Kaufmanns wird nachts auf der titelgebenden Straße gefunden - mit rot bemalten Wangen und einem falschen Muttermal. Während Serafina nicht von diesem interessanten Fall lassen kann, muss sie diesmal aber auch gegen ganz persönliche Probleme kämpfen: Ihr Bruder taucht nach Jahren überraschend auf, doch seine Motive sind höchst zweifelhaft.

Es dauert tatsächlich nur wenige Seiten, bis die Leser/innen wieder vollständig in Serafinas Leben eingetaucht sind. Das etwas prophetische und definitiv mit einem zwinkernden Auge geschriebene Personenregister zu Beginn des Buches hilft dabei sehr. Doch auch, wenn man bisher keine Berührungspunkte mit Serafina und „ihrem“ Freiburg hatte, können Leser der Geschichte gut folgen. Wissen aus den vorherigen Bänden ist nicht zwingend notwendig, auch wenn es zum Teil Anspielung dahingehend gibt.
Besonders gut gefallen hat mir, dass es nicht lange dauert, bis der Mord geschieht bzw. die Leiche gefunden wird. Viele andere Krimis lassen hier Kapitel um Kapitel verstreichen in denen sie über das Leben der Protagonisten berichten. Bei Astrid Fritz hingegen, geht es nach kurzer Einleitung schnell zur Sache – perfekt, denn genau für die dadurch einsetzenden Ermittlungen nehmen wir einen Krimi doch in die Hand!

Serafina ist und bleibt eine tolle Persönlichkeit. Sie ist mutig, neugierig, sehr zielstrebig, gibt nicht auf und ist auch etwas stur. Das alles macht sie zu einer hervorragenden Ermittlerin, die – hätte es einen vergleichbaren Beruf gegeben und wäre dieser überhaupt für Frauen zugelassen gewesen – eine großartige Polizistin sein könnte. Auch ihr Mann Adalbert ist ein wunderbar gezeichneter Charakter. An ihm gefällt mir besonders, dass er nicht der perfekte Mann ist, der alles weiß und alles kann. Er ist Serafina ein liebevoller, unterstützender Partner und den Leser/innen sympathisch.

Das Spannungslevel ist durchweg hoch. Es gibt so viele Hinweise und Vermutungen, die beim Lesen angestellt werden können und immer kommt etwas Neues hinzu, was ein anderes Licht auf den Fall wirft. Die letztendliche Auflösung habe ich so allerdings nicht kommen sehen. Das gefällt mir sehr gut bei einem Krimi: ein unerwartetes, aber dennoch plausibles Ende.
Astrid Fritz garniert das noch mit einer Prise Humor, die ihren angenehmen und flüssigen Schreibstil noch lebendiger macht. Hier ist vor allem die bärbeißige Hausmagd Irmla hervorzuheben, die getreu dem Motto „Harte Schale, weicher Kern“ schnell zu meinem Lieblingsnebencharakter avanciert ist. Ihre Sprüche sind immer ein Treffer und pointieren hervorragend, was für ein Irrsinn zum Teil im Haus des Stadtarztes vor sich geht.

Den Abschluss des Buches bildet zum einen ein umfangreiches Glossar. Hierin werden die verwendeten historischen Begrifflichkeiten gut erklärt. Eine besondere Zuckerkirsche für Freiburg-Kenner*innen sind auch die Erläuterungen, welche damaligen Straßen und Gebäude, welchen heutigen Orten entsprechen. Ich persönlich konnte damit nicht so viel anfangen, aber in jedem Punkt spürt man die gründliche Recherche der Autorin. Zum anderen rundet ein historisches Nachwort die Geschichte ab. Dies ist eine gelungene Ergänzung, um das Gelesene in den richtigen historischen Kontext zu setzen und nebenbei wieder einiges über die damalige Epoche zu lernen. Astrid Fritz kann auch diese vermeintlich trockenen Fakten leicht verständlich und interessant rüberbringen.

Der fünfte Teil der Serafina-Reihe ist wieder spannend und unvorhersehbar. Die Charaktere sind wie immer wunderbar und diesmal ist das Ende auch wieder stimmiger als beim Vorgänger "Tod im Höllental". Zusammenfassend komme ich daher zu 4 von 5 Sternen und freue mich auf Band sechs!

Veröffentlicht am 03.10.2019

Wenn nichts bleibt, außer die Hoffnung

Eine Familie in Deutschland
0

„Eine Familie in Deutschland – Am Ende die Hoffnung“ ist das Finale von Peter Pranges Zweiteiler rund um die Familie Ising im Zweiten Weltkrieg. Kenntnis des ersten Bandes, „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, ...

„Eine Familie in Deutschland – Am Ende die Hoffnung“ ist das Finale von Peter Pranges Zweiteiler rund um die Familie Ising im Zweiten Weltkrieg. Kenntnis des ersten Bandes, „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“, ist zwingend nötig, denn der Autor knüpft nahtlos an die Geschehnisse in 1939 an und erzählt die Geschichte von hier aus bis zum Kriegsende und einem kurzen Epilog in 1955. Der Verlauf des Krieges und welche Auswirkungen er auf die einzelnen Protagonisten hat, steht hier im Mittelpunkt, doch die im ersten Teil begonnene Geschichte des Volkswagens verliert sich nicht.

Zwischen dem Buchdeckel und der allerersten Seite findet der Leser ein vertrautes Bild: die Familie am Kaffeetisch, sowie kleine Absätze mit dem jeweiligen Namen, dem Alter und einer Kurzbeschreibung der Person. Im Vergleich zum ersten Band wurde diese aktualisiert, was sehr hilfreich ist, um nach fast einem Jahr wieder in die Geschichte einzusteigen. Doch der Wiedereinstieg fiel allgemein nicht schwer, denn Prange lässt die wichtigsten Informationen zu jeder Person subtil in die ersten Kapitel einfließen. Dies wirkt sehr natürlich, sodass der Leser nicht das Gefühl hat, er lese nochmal eine Zusammenfassung. Ein umfangreicheres Personenregister befindet sich zur Hilfestellung erneut am Ende des Romans.

Der Roman ist, abgesehen von drei großen Abschnitten, in viele kleine Kapitel (im Durchschnitt zwei bis vier Seiten) aus wechselnden Perspektiven unterteilt. So weiß der Erzähler immer, was im Leben und in den Köpfen der einzelnen Personen, und später auch an den unterschiedlichen Schauplätzen, vor sich geht. Die kurzen Kapitel sind zudem praktisch, da der Leser immer mal zwischendurch etwas lesen kann. Die Überwindung, so ein dickes Buch in die Hand zu nehmen, ist dadurch sehr viel geringer, sodass man dann doch schnell vorankommt.

Meine positive Meinung zur Gestaltung der Charaktere bleibt auch in Band zwei erhalten. Die einzelnen Figuren sind so unterschiedlich, wie man sie auch in einer echten Familie vorfindet. Gerade mit Beginn des Krieges zeigt sich nochmal deutlich, für wen Moral und Anstand wie viel bedeuten und wer nur auf seinen persönlichen Vorteil hinarbeitet. Dadurch wird eine authentische Ausgangslage für den Roman geschaffen. Die Motive der Charaktere sind nachvollziehbar: sich anzupassen um zu überleben ist leicht, aber auch wichtig - sich aufzulehnen ist risikoreich und schwer. Prange gelingt es hervorragend, dieses Dilemma zu transportieren. Mich hat zudem auch häufig die Leitfrage des Autors beschäftigt „Wie hätte ich mich damals verhalten?“. So viel wir heute wissen und so nobel wir auch denken, wäre nicht jeder damals der Held gewesen, der uns vorschwebt.

Leider gibt es aber einen Charakter, der in der zweiten Hälfte des Buches für mich von jetzt auf gleich seine Nachvollziehbarkeit verliert. Vorher war dies einer der spannendsten Handlungsstränge, aber nach einer kurzen Sequenz kann ich Gedanken, Gefühle und Motive dieser Person leider bis zum Ende nicht mehr nachvollziehen. Wirklich schade!

Wenn auch immer mal wieder angeschnitten, tritt die Entwicklung des Volkswagens etwas weiter in den Hintergrund – verständlich und authentisch, wenn ein Krieg ausbricht. Darüber konnte ich also nicht mehr begeistert neues Wissen aufnehmen. Einige Dinge über den Zweiten Weltkrieg habe ich dennoch gelernt – ein schöner Nebeneffekt bei einem historischen Roman, den allerdings nicht jeder Autor erzielt.

Während ich in Band eins noch das Gefühl hatte, dass den Protagonisten gar nichts Schlimmes passieren kann und die Spannung darunter litt, hat Peter Prange in der Fortsetzung eine andere Seite aufgezogen. Diese münden in teilweise ungeahnte Wendungen. Der Leser leidet mit seinen Charakteren, ist geschockt über deren Erlebnisse, verabscheut die damaligen Ereignisse und schluckt schwer, wenn er bekannte Schlagwörter wie „Stalingrad“ liest. Jede noch so kleine positive Begebenheit ist ein Lichtblick, sowohl für die Personen im Buch, als auch für die davor. Um jeden der bekannten Charaktere hofft und bangt man. Das zeigt auch eine wertvolle Wahrheit des Krieges auf: Niemand wird verschont. Man muss nicht an vorderster Front gewesen sein, um darunter zu leiden. Der Krieg verändert alle Menschen – für immer.

Für dieses Auf und Ab der Gefühle und die hervorragende, authentische Erzählung vergebe ich daher 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 27.09.2019

Yoga, Streiten und ganz viel Versöhnen

Lotus House - Sinnliches Verlangen (Die Lotus House-Serie 3)
0

Mit „Sinnliches Verlangen“ präsentiert Audrey Carlan den dritten Teil ihrer sieben Bände umfassenden Lotus House – Reihe. Protagonisten in dieser Etappe sind Mila Mercado und Atlas Powers, welche der Leser ...

Mit „Sinnliches Verlangen“ präsentiert Audrey Carlan den dritten Teil ihrer sieben Bände umfassenden Lotus House – Reihe. Protagonisten in dieser Etappe sind Mila Mercado und Atlas Powers, welche der Leser am Ende vom zweiten Band („Sanfte Hingabe“) bereits ganz kurz kennenlernt.
Beide sind Yogalehrer im Lotus House, aber vor allem mit Leib und Seele Künstler – sie als Malerin, er als Musiker. Was sie allerdings genauso gerne tun, ist, sich von ihrer ersten Begegnung an zu provozieren und zu streiten. Die körperliche Anziehung lodert hell zwischen ihnen, doch Mila sieht in ihrem Leben keinen Platz für eine feste Beziehung. Atlas allerdings legt sich heftig ins Zeug, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Die einzelnen Kapitel sind im Wechsel aus der Perspektive von Mila und Atlas geschrieben. Dies macht es dem Leser leicht, sich in beide gut hineinzuversetzen, weil er immer weiß, was die Person denkt und fühlt. Außerdem offenbart es den vielseitigen Schreibstil der Autorin, denn Atlas und Milas Gedanken unterscheiden sich natürlich auch vor allem in ihrer Wortwahl. Audrey Carlan hat beiden auf diese Weise ein signifikantes Profil verliehen. Die Sexszenen enthalten explizite Sprache.

Mehrere Kapitel sind zu jeweils einem Abschnitt zusammengefasst, der mit einer kleinen, gezeichneten Blume sowie einer wissenswerten Information über Chakra oder eine Yoga Position (ein „Asana“) beginnt. Das ist für den Leser nicht nur interessant und hilfreich, nein, es hat auch inhaltlich immer etwas mit den Kapiteln des entsprechenden Abschnitts zu tun. Der Leser merkt, dass Audrey Carlan sich hier viele Gedanken gemacht hat, statt willkürliche, schöne Sinnsprüche einzufügen. Dadurch hat sie bereits in Band eins mein Interesse an Yoga (wieder-)erweckt.

Mila und Atlas sind beide sympathische Charaktere. Sie haben in der Vergangenheit schlimme Schicksalsschläge erlitten, lassen sich aber nicht unterkriegen. Wie ausdauernd beide ihre großen Träume verfolgen, war sehr inspirierend zu lesen. Hohen Unterhaltungswert hatten auch immer die Spötteleien und kleinen Streitereien, welche leider im Verlauf der Geschichte weniger wurden.

Was mir an diesem Band wieder besser gefallen hat, im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger, sind die unverfälschten Gefühle. Es geht nicht dauernd hin und her, sondern Mila und Atlas prallen wie zwei Stürme aufeinander und ziehen danach in dieselbe Richtung. Sie passen so gut zusammen und dass sie die Kunst als eine Leidenschaft teilen, sie jedoch auf unterschiedliche Art ausüben, empfand ich beim Lesen als sehr harmonisch und gelungen. Auch als Leser, der der Kunst nicht derart zugewandt ist, genoss ich es davon zu lesen, wie viel den beiden das Ausleben ihrer Kreativität bedeutet.

Natürlich gab es auch ein paar Probleme für ihr Glück (davon ein Versuch der Autorin eher halbherzig), aber das gehört meistens in einen Liebesroman, um die Handlung nicht komplett friedlich zu gestalten. Ein bisschen mehr Spannung und weniger Vorhersehbarkeit hätte mir hier gut gefallen – ein klassisches Problem des Genres.

Insgesamt hat mir Band drei wieder besser gefallen als Band zwei. Die Geschichte wirkt runder, leidenschaftlicher und hat gleichzeitig noch eine ruhigere, künstlerische Seite. Aufgrund der Vorhersehbarkeit leider ein Punkt Abzug, sodass ich zu 4 von 5 Sternen komme.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Spannender Auftakt der neuen Trilogie. Erotik, Gefahr und Kunst – eine interessante Mischung.

Sinful Prince
0

Mit „Sinful Prince“ beginnt Meghan March ihre neue „Sinful Royalty“-Trilogie – ein Spinn-Off ihrer in diesem Jahr abgeschlossenen „Sinful“ Empire-Reihe. Protagonistin ist Temperance Ransom, Keira Kilgores ...

Mit „Sinful Prince“ beginnt Meghan March ihre neue „Sinful Royalty“-Trilogie – ein Spinn-Off ihrer in diesem Jahr abgeschlossenen „Sinful“ Empire-Reihe. Protagonistin ist Temperance Ransom, Keira Kilgores Assistentin, die beide bereits aus dem ursprünglichen Dreiteiler bekannt sind. Ich kann aber bereits vorwegnehmen: Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich. Es treten zwar bekannte Personen am Rande wieder auf und es wird sehr entfernt auf vergangene Ereignisse Bezug genommen, aber der Leser oder die Leserin kann der Geschichte inhaltlich auch dann problemlos folgen, wenn dies das erste Buch der Autorin für ihn oder sie ist.

Temperance arbeitet hart und ist stolz auf das, was sie erreicht hat. Als sie allerdings ungeplant eine wilde Nacht mit einem Fremden verbringt, erwacht ihre wilde Seite. Sie kann danach kaum noch an etwas Anderes denken, als an das nächste Treffen mit ihm und welche geheimen Sehnsüchte er ihr erfüllt. Auf der anderen Seite will sie ihren seriösen, schwer erarbeiteten Lebensstil, nicht aufs Spiel setzen. Und ganz ungefährlich scheint der Unbekannte auch nicht zu sein.

Was mir bei dem Cover auf den ersten Blick am besten gefällt, ist, dass es - entgegen dem Trend im Genre - nicht einen Mann mit nacktem Oberkörper oder im Anzug zeigt. Diese wirken alle generisch und austauschbar und ich finde es schön, dass LYX bei dieser Reihe zeigt, dass es auch anders geht. Der Tropfen, der ins Wasser fällt und es nach oben spritzen lässt, ist ein perfekt passendes Sinnbild für Temperance Erlebnis mit dem Fremden. Nach Außen hin ist sie eigentlich das sprichwörtliche „Stille Wasser“ und die Begegnung mit dem Unbekannten ist der Tropfen, der sie durcheinanderwirbelt und eine unterdrückte Seite in ihr aufweckt. Das passiert auf eine unkontrollierbare Weise, genau wie man nicht vorhersagen kann, wo das Wasser hin spritzt. Eine großartige Gestaltungsidee ist außerdem, dass das aufspritzende Wasser wie eine Krone aussieht. Dies spiegelt den Namen der Reihe und des Teils gut wider. Wie auch bei der „Sinful Empire“-Reihe bin ich wieder begeistert, wie viele Gedanken man sich hier über das Design gemacht hat.

Der Schreibstil von Meghan March gefällt mir gut. Alles, was sie beschrieb, konnte ich bis ins kleinste Detail vor meinen Augen sehen. Auch die explizite Sprache finde ich für die Geschichte absolut passend.

Das Buch ist vollständig aus der Perspektive von Temperance geschrieben. Der Leser oder die Leserin kennt sie ja bereits aus Meghan Marchs vorangegangener Reihe. Hier fand ich sie immer sehr sympathisch und habe mich jetzt gefreut, sie etwas besser kennenzulernen. Dass sie diese wilden Fantasien in sich trägt, hätte ich überhaupt nicht erwartet! Ihren Charakter finde ich in dem neuen Buch nachvollziehbar und authentisch gestaltet, vor allem durch den inneren Kampf, der Lust nachzugeben gegen das Festhalten am Bekannten und Sicheren. Das alles lässt Temperance sehr menschlich wirken und ich konnte sehr gut mit ihr mitfühlen.

In ihrer neuen Reihe hat Meghan March auch etwas Neues gewagt. Neben der bekannten prickelnden Erotik und der gefährlichen Spannung, lässt sie ein interessantes Thema einfließen: Kunst und Selbstverwirklichung. Das hat dem Buch eine neue, viel tiefere und glaubhaftere Ebene hinzugefügt, die manchen Erotikromanen fehlt.

Leider waren viele andere Darstellungen im Buch absolut nicht glaubhaft und haben sich künstlich angefühlt. Temperance scheint gar kein Problem damit zu haben, ihre intimen Erlebnisse jedem anzuvertrauen, egal wie kurz sie die Person erst kennt. Von einem aufdringlichen Charakter – welcher allerdings eine tolle Prise Humor mit in die Geschichte bringt – lässt sie sich bis auf innerste ausfragen und auch mehreren Frauen, die sie erst kurz kennt, vertraut sie sofort alles an. Dies wirkte beim Lesen nicht realistisch auf mich.

Ein bisschen gestört hat mich außerdem noch die immense Geheimniskrämerei, die Meghan March auch diesmal wieder betreibt. Nirgendwo erfährt man etwas Konkretes, unendlich viele Fragen sammeln sich im Kopf und man beginnt auch in unwichtige Sachen viel zu viel hineinzuinterpretieren. Die Autorin lässt ihre Charaktere alle sehr vage und verhüllt sprechen und auch denken. Wenn man am Ende dann mal auf das Buch zurückschaut, muss man ehrlicherweise feststellen, dass man keine wirkliche Geschichte geliefert bekommen hat. Da ich aber wieder auf so eine unerwartete Auflösung wie in der „Sinful Empire“-Trilogie hoffe, kann ich meinen Unmut darüber gerade noch unterdrücken. Nach wie vor bleibt aber auch der fade Beigeschmack, ob nicht alle drei Bände in ein Buch gepasst hätten.

Temperance ist ein authentischer Charakter und sicher für viele Leser und Leserinnen absolut nachvollziehbar. Durch den zusätzlichen, neuen Aspekt hat Meghan March sich als Autorin verbessert, was ich definitiv positiv bewerte. Zu Lasten meiner Bepunktung gehen jedoch einige künstliche, unrealistische Szenen. Da ich meinen Ärger über die ganzen eingestreuten Nebelkerzen (oder auch nicht?) aber noch zurückhalten kann, komme ich insgesamt zu 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Gefühl/Erotik