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Veröffentlicht am 06.12.2021

L.J. Shen hat mich tief in Herz und Seele getroffen

Boston Belles - Villain
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Cillian Fitzpatrick ist ein skrupelloser und knallharter Geschäftsmann und in Boston und den Medien als „der Schurke“ bekannt. Rücksichtslos und vor allem gefühllos setzt er seine Interessen durch. Seit ...

Cillian Fitzpatrick ist ein skrupelloser und knallharter Geschäftsmann und in Boston und den Medien als „der Schurke“ bekannt. Rücksichtslos und vor allem gefühllos setzt er seine Interessen durch. Seit Persephone Penrose ihn das erste Mal auf einer Gala gesehen hat, ist sie verliebt in ihn. Als sie ihn aufgrund einer für sie bedrohlichen Notlage um Hilfe ersucht, gewährt er sie ihr unter der Voraussetzung, seine Ehefrau zu spielen. Persy sieht ihre Chance gekommen. Es muss doch möglich sein, diesen Mann zu knacken und sein Herz zu gewinnen.

Shen schreibt im Nachwort, dass das Schreiben dieses Buches „ihr mental und physisch einiges abverlangt“ hat. Nicht nur ihr. Es gibt wenige Bücher, die mich Wort für Wort, Zeile für Zeile so fesseln, dass ich beim Lesen fast vergesse zu atmen. Und es gibt ebenso wenige Bücher, die mich so schmerzen, dass ich Tage brauche, um eine Rezension zu schreiben. Manchmal habe ich gelacht, wenn andere in ihren Kritiken schreiben, dass „ihr Herz in tausend Teile zerbrochen und wieder zusammengesetzt wurde“. So melodramatisch. Aber nun ist es auch mir passiert.

Cillian ist eine ganz neue Steigerung eines Bad Boys und Alphamännchens. Er ist kalt bis ins Mark, versagt sich jegliches Gefühl - egal, ob positiv oder negativ, ist gnadenlos und brutal ehrlich. Wie oft er Persy alleine mit seinen Worten und seinem Zynismus verletzt, ist erbarmungslos. Dass er sich so verhält, um sich selbst und sein lange gehütetes Geheimnis zu schützen, wird immer klarer im Verlauf des Buches, ist aber trotzdem schwer zu ertragen.

Percy hingegen ist eine weichherzige Frau, die mit ihrer Freundlichkeit und Güte keine Gefahr für ihn zu sein scheint. Trotz schlechter Erfahrungen glaubt sie unerschütterlich an die Liebe und daran, ihn retten zu können. Cillian hat nicht mit ihrer Stärke und Standhaftigkeit gerechnet, die ihm schwer zu schaffen machen und langsam aber sicher in die Knie zwingen. Ihre Stärke ist seine Schwäche und den kleinen Tricks, die sie anwendet, um sein eiskaltes Herz zu gewinnen, steht er hilflos gegenüber.

„Villain“ ist aber nicht nur eine Romanze. Es ist zugleich auch ein Familiendrama, ein Krimi und ein Hohelied auf Freundschaft und Zusammenhalt. Wie schon im ersten Band der Reihe spielen Freunde und Geschwister der beiden eine große Rolle. Offen und ehrlich sagen sie Kill und Persy ihre Meinung, stehen ihnen aber unerschütterlich zur Seite, wenn es hart auf hart kommt. Neu eingeführt in die Clique wird Devon, Cillians Anwalt. Es sieht so aus, als könnte er in einem der nächsten Bände das Gegenstück von Emmabelle werden, Persephones Schwester.

Bei allem Schmerz, bei aller Rohheit blitzt doch auch Humor hervor. Es gibt durchaus immer mal wieder witzige Dialoge und wie Kill zunehmend seine Fassung und Kontrolle verliert, hat mich oft grinsen lassen. Doch mehr als das habe ich geweint. Nicht nur um Cillian, weil ich ihn verloren glaubte, sondern auch um Persy. Es gab wirklich Momente, da schien das Happy End in unerreichbare Ferne gerückt und ich fürchtete, dass Kill sie nun wirklich gebrochen hatte. Das letzte Kapitel vor dem Epilog habe ich tatsächlich zweimal gelesen, weil ich mich doppelt vergewissern musste, dass alles in Ordnung kommen wird.

Herz und Seele sind ein großes Thema in diesem überwältigenden Roman. L.J. Shen hat mich tief in beide getroffen. Ich kann kaum erwarten, dass es Februar wird und „Monster“ erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 01.12.2021

Wunderbare romantische Komödie - beste Unterhaltung

Man of the Year - True Love
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Olive Dunn ist Biologielehrerin an der Highschool, an der sie selbst auch ihren Abschluss gemacht hat. Sie hat die Kleinstadt Haven nie verlassen und fühlt sich inmitten der vertrauten Mitmenschen wohl. ...

Olive Dunn ist Biologielehrerin an der Highschool, an der sie selbst auch ihren Abschluss gemacht hat. Sie hat die Kleinstadt Haven nie verlassen und fühlt sich inmitten der vertrauten Mitmenschen wohl. Carter Ramsay dagegen, einst Mitschüler und Olives Partner im Chemielabor, ist heute einer der erfolgreichsten Baseballspieler der USA. Dieser Erfolg beschert ihm ein Titelbild auf einem Magazin als „Man of the Year“. Momentan ruht seine Karriere allerdings aufgrund eines gebrochenen Arms und einer Schulterverletzung. Fraglich, ob er mit seinen 28 Jahren noch eine erfolgreiche Saison spielen kann. Und was kommt nach dem Sport? Er nutzt die erzwungene Auszeit und reist nach Haven, um auf Drängen seiner Zwillingsschwester am bald stattfindenden Klassentreffen teilzunehmen. Und diese Veranstaltung wird von Olive organisiert.

Lauren Layne hat hier eine für mich makellose romantische Komödie geschrieben, die mich mit vielen Gags und oft derbem Humor bestens unterhalten hat. Die Dialoge zwischen Olive und Carter haben mich Tränen lachen lassen. Olive ist zwar irgendwie ein bisschen nerdig und fühlt sich selbst als Außenseiterin, hat sich aber in diese Rolle eingefunden und so perfektioniert, dass alle in der Stadt sie lieben. Sie spricht immer frei heraus und ist trotz ihrer burschikosen Art feinfühlig genug, um Carters Unsicherheiten zu erkennen und ihn aufzubauen. Sie hat nicht den geringsten Respekt vor seinem Promi-Status und behandelt ihn wie einen alten Kumpel.

Hatte Carter sich zunächst erhofft, bei dem Klassentreffen auf seine alte Highschoolliebe zu treffen, so kann er sich bald dem seltsamen Charme von Olive nicht mehr entziehen. Es dauert ein bisschen, bis es knistert, aber dann spürt man den Funkenflug zwischen ihnen in jeder Zeile.

Wenn man andere Kleinstadtromanzen liest, spielt oft das behäbige, ruhige Leben dort eine Rolle. Hier verpasst Lauren Layne den Einwohnern von Haven eine gewisse Skurrilität, die zum Humor einen großen Teil beiträgt. Jeder kennt jeden, jeder weiß über jeden mehr als die Betreffenden vielleicht selber, die Gerüchteküche kocht über und wird in Gruppenchats breitgetreten. Aber all dies nie hämisch, sondern warmherzig und wohlwollend.

Baseball spielt im Buch immer mal wieder eine größere Rolle. Nun zählt das in unserem Teil der Welt nicht unbedingt zum Breitensport, über den man wenigstens ein wenig Bescheid weiß. Aber ich fühlte mich nicht einmal gelangweilt oder genervt von Fachbegriffen, weil auch diese Kapitel so lustig sind, dass ich Tränen gelacht habe.

Man kann „True Love“ schlecht in eine Schublade stecken. Second Chance, Freunde zu Liebenden, Feinde zu Liebenden - nichts davon passt wirklich. Ein ganz und gar eigenes Buch und deshalb etwas Besonderes.

Hatte ich für den ersten Teil der Reihe nur 3 Sterne vergeben, so gibt es diesmal verdiente 5 Sterne. Da es es zum schwächeren Band keinerlei Bezugspunkt gibt, ist es eine wunderbare Unterhaltung für einen düsteren Tag.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Westernromanze mit Potenzial nach oben

Bullheart: Wenn die Arena dich ruft
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Avanna Archer liebt Bullriding und reist mir ihrem kleinen Bruder Ty von Turnier zu Turnier. Nachdem sein bester Freund aber bei einem Wettkampf tödlich verletzt wird, verliert Ty den Halt und verschwindet ...

Avanna Archer liebt Bullriding und reist mir ihrem kleinen Bruder Ty von Turnier zu Turnier. Nachdem sein bester Freund aber bei einem Wettkampf tödlich verletzt wird, verliert Ty den Halt und verschwindet spurlos. Avanna findet ihn auf der Ranch des Bullriding-Meisters Eliu Valdez. Ty hat dessen neuesten Zuchtbullen in den Tod getrieben und muss nun seine Schuld abarbeiten. Avanna unterstützt ihn dabei, gerät aber immer wieder mit Eliu aneinander. Ihre offene, aufmüpfige Art und sein düsteres, geheimnisvolles Wesen passen einfach nicht zueinander.

Avanna scheut keine Herausforderung und keine körperliche Arbeit, mag sie noch so schwer sein. So stelle ich mir ein typisch amerikanisches Cowgirl vor. In einer von Männern dominierten Welt lässt sie sich nichts gefallen und nicht unterbuttern. Allerdings ist sie auch gewissen Zwängen unterworfen. Statt ihre Familie beim Erhalt ihrer Ranch zu unterstützen, würde sie lieber studieren und hätte sogar schon das passende Stipendium.

Eliu hingegen ist eher ruhig, zurückhaltend und konzentriert sich auf den Ausbau seiner Ranch. Auch wenn das Bullriding ihm immer wieder Verletzungen zufügt, ist es eine Aktivität, auf die er nicht verzichten möchte. Avanna ist da eine unliebsame Ablenkung.

Lara Kalenborn ist mir durchaus als Autorin diverser Kurzgeschichten bekannt. Auf ihren Roman unter der Obhut eines bekannten Verlages habe ich mich daher gefreut. Trotzdem hinterlässt mich das Buch eher zwiegespalten, denn es gibt - aus meiner Sicht - einige Schwächen.

Oft gibt es Sprünge innerhalb eines Kapitels, die mich verwirrt zurücklassen, weil mir dadurch Informationen fehlen. Beispiel: Eliu hat nach einem Kampf einen erheblich verletzten Arm, der ihm große Schmerzen bereitet. Einige Seiten weiter ist davon keine Rede mehr und er schwingt sich wieder auf einen Bullen. Derartiges findet sich immer mal wieder. Für eine Kurzgeschichte ist das völlig in Ordnung, bei einem Roman aber darf gerne mehr erläutert werden. Auf der anderen Seite habe ich nach dem x-ten Mal schon lange verstanden, dass Avannas Fuchsstute Right Now heisst. Auf der einen Seite also öfter mal zu viel, auf der anderen Seite zu wenig des Guten.

Mir sind auch die Charaktere nicht wirklich nahe gekommen. Avanna fand ich oft sehr anstrengend und nervig. Ihre Verhaltensweisen sind nicht immer in sich stimmig. So direkt sie Eliu gegenüber auftritt, so sehr steckt sie auch ein, wenn sie Anweisungen von Elius Mutter oder ihrer eigenen bekommt. Das geht bis zur Selbstverleugnung, wird aber nicht weiter thematisiert. Eliu fand ich da schon besser skizziert, auch wenn es natürlich immer schwer ist, hinter die Mauern verschlossener Menschen zu schauen. Erotische Szenen sind wohldosiert und nicht übermässig vorhanden. Aber auch da ist leider der Funke nicht wirklich übergesprungen. Was in einer Kurzgeschichte sinnlich sein kann, braucht in einem Roman mehr Ausarbeitung.

Gut eingefangen hat die Autorin die Atmosphäre Wyomings und der Wettkämpfe. Liebhaber*Innen von Westernromanzen kommen hier sicherlich auf ihre Kosten. Auch wenn es für mich nicht für die volle Punktzahl gereicht hat, sehe ich für Lara Kalenborn zweifellos Potenzial.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Love is love - jeder verdient Liebe

Felix Ever After
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Der 17-jährige Felix Love war noch nie verliebt, seinem verheißungsvollen Namen zum Trotz. Als Schüler an einer Kunstakademie sieht er, wie sich um ihn herum die Menschen verlieben und das macht ihn oft ...

Der 17-jährige Felix Love war noch nie verliebt, seinem verheißungsvollen Namen zum Trotz. Als Schüler an einer Kunstakademie sieht er, wie sich um ihn herum die Menschen verlieben und das macht ihn oft traurig. Vielleicht verdient er es nicht, geliebt zu werden. Zu allem Überfluss ist er farbig, queer und trans, was die Sache nicht einfacher macht. Noch dazu scheint es jemand auf ihn abgesehen zu haben, denn eines Tages werden Bilder seines früheren Aussehens als Mädchen und sein früherer Name in der Schule öffentlich gemacht. Anscheinend hat jemand seinen Instagram-Account gehackt und will ihn demütigen und verletzen. Felix versucht herauszufinden, wer das war und will sich rächen.

Kacen Callender hat einen wichtigen und berührenden Roman vorgelegt, der eigentlich zur Pflichtlektüre an Schulen gehören sollte. Zum einen geht es um die ganz normalen Probleme von Teenagern. Mit ihren Eltern, ihren Lehrern und mit der Welt insgesamt. Alkohol und Gras werden konsumiert und dabei kommen durchaus philosophische Fragen auf, die selten beantwortet werden können. Zum anderen dreht sich sehr viel um die Gefühlswelt queerer Jugendlicher und welche Mühe sie haben, mit sich selbst und ihrer Identität - nicht nur der sexuellen - klarzukommen.

Vordergründig sind sie großspurig und abweisend, verhalten sich wie die letzten Idioten - so zum Beispiel Felix’ Mitschüler Declan. Oder sie sind die besten Freunde - so wie Ezra - und haben trotzdem Geheimnisse und seelische Verletzungen. Blickt man hinter ihre Fassaden, so kommen ganz erstaunliche junge Menschen zum Vorschein, die mich im Verlaufe des Buches immer mal wieder überrascht haben. Positiv wie negativ.

Ich selbst bin nicht mehr die Jüngste und haben schon mein Leben lang queere Freunde und Bekannte. Natürlich halte ich mich für eine tolerante und aufgeschlossene Person. Doch beim Lesen dieses Romans ist mir bewusst geworden, dass auch ich vermutlich unbedacht und unwissentlich in das ein oder andere Fettnäpfchen getreten bin und vielleicht auch jemanden verletzt habe, wenn auch niemals böswillig. Es gibt eine Stelle im Buch, als sich Felix’ Mitschüler James rechtfertigt, dass er wirklich, wirklich nur einen Witz über Lesben gemacht habe. Aber wir müssen uns eben vor Augen halten, dass selbst der dämlichste Witz jemanden verletzen kann, der auch nur im weitesten Sinn betroffen ist. Dasselbe gilt für das zurzeit so oft verwendete Schlagwort gendern. Im Buch wird es natürlich selbstverständlich benutzt und zeigt damit, wie selbstverständlich es im Sprachgebrauch sein kann.

Es ist sicher ein langer Weg der Akzeptanz in der Gesellschaft gewesen und wird es noch sein. Selbst innerhalb der LGBTQ+-Community gibt es untereinander Vorbehalte und Anfeindungen. Callender wirbt mit „Felix ever after“ für Toleranz und Akzeptanz. Aber bitte, das gilt in beide Richtungen. Auch aufgeschlossene und unterstützende Menschen werden Fehler machen, beispielsweise mit der Verwendung des falschen Pronomens oder der korrekten Anrede.

Ein ganz großes Lob geht an den LYX-Verlag, der sich dieses Themas angenommen hat und mit dem außergewöhnlich schönen Cover die Blicke auf das Buch zieht. Ich hoffe, es findet die Beachtung, die es verdient. Mein wirklich einziger Kritikpunkt ist die Preisgestaltung. Um gerade auch die jungen, vielleicht an sich zweifelnden Personen zu erreichen, wäre ein moderater Preis unter 10 Euro vorteilhafter gewesen.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Solide Romanze, routiniert geschrieben

Mister Mayfair
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Stella London bekommt von ihrem Ex-Freund Matt eine Einladung zu seiner Hochzeit. Obwohl sie sich erst vor zwei Monaten getrennt haben, hat er sich anscheinend schnell anders orientiert und mit ihrer besten ...

Stella London bekommt von ihrem Ex-Freund Matt eine Einladung zu seiner Hochzeit. Obwohl sie sich erst vor zwei Monaten getrennt haben, hat er sich anscheinend schnell anders orientiert und mit ihrer besten Freundin Karen verlobt. Stellas Enttäuschung sitzt tief, hatte sie doch fast täglich Kontakt zu Karen, die ihre Verlobung mit keinem Wort erwähnt hat. Da Stella nach der Trennung weiter die Hypothek für die gemeinsam gekaufte Wohnung abtragen muss, arbeitet sie als Personalberaterin. Denn ihre eigene Firma, die sie als Innenarchitektin betrieb, hatte sie Matt zuliebe aufgegeben. Um keinen Preis ist sie bereit, zu dieser Feier zu gehen, die sich über eine ganze Woche erstreckt.

Beck Wilde dagegen will unbedingt zu dieser Hochzeit, weil er als Immobilienentwickler ein Grundstück von jemandem kaufen möchte, der Gast dort sein wird. Er spürt Stella auf und überredet sie, ihn als Begleiter mitzunehmen. Stella stimmt zu, macht aber zur Bedingung, dass er als ihr neuer Freund auftaucht und sie anschließend bei seinem Projekt mitwirken kann.

Wie fast immer bei Louise Bay treffen wir auf ein Paar, dass den Leser*innen rundum sympathisch ist und mit dem man sich schnell wohl fühlt. Man steht an Stellas Seite und möchte am liebsten den Menschen, die sie so hintergangen haben, deutlich sagen, was man von ihnen hält. Denn sie ist ein so wunderbarer Mensch, der sich eher um andere als sich selber kümmert. Leider hat genau das sie in diese schwierige Lage gebracht. Sie macht nicht mehr den Job, den sie liebt, sie verleugnet ihren Geschmack und ihre Persönlichkeit. Zuviel hat sie in eine Beziehung investiert, die eigentlich schon lange keinen Biss mehr hatte.

Umso erstaunlicher für Stella, dass sie von Beck, der ja eigentlich ein Fremder ist, wertgeschätzt wird und Unterstützung in allen Bereichen erfährt. Er ist im Innern ein gutherziger, sensibler Mensch mit feinen Antennen für ihre Bedürfnisse. Gegenseitige Hilfestellung ohne Aufrechnung kennzeichnet ihre Beziehung. Es knistert auch heftig, aber Beck hatte noch nie eine Beziehung mit einer Frau und Stella ist natürlich nach ihrer schlechten Erfahrung misstrauisch und tief verletzt. Becks Trauma dagegen liegt in seiner Kindheit und um das zu bewältigen, braucht er das begehrte Grundstück.

Bay kommt erneut ohne große Twists aus und lässt ihre Protagonisten ohne viel Drama zueinander finden. Routiniert, flüssig und fehlerfrei spult sie Romantik, Erotik und Humor ab und Freundschaft und Vertrauen sind wie immer ein wichtiger Inhalt. Fake-Beziehungen sind kein Novum in diesem Genre, ebenso wie sich aus gutem Sex ergebende Liebe. Klingt nach einem langweiligen Stereotyp? Eigentlich ja, aber trotzdem ist es gute und solide Unterhaltung für einen trüben Herbsttag. Nicht der ganz große Wurf, aber ich freue mich dennoch schon auf Mr. Knightsbridge mit Dexter in der Hauptrolle.

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