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AndyRiedl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2025

Leider overhyped

Beste Zeiten
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Jenny Mustard ist eine der gefeierten Autorinnen der Stunde. Ihr Debüt-Roman „Okaye Tage“ hat für die ein oder andere positive Empfehlung gesorgt und – obwohl ich ihn selbst nicht gelesen habe – bei mir ...

Jenny Mustard ist eine der gefeierten Autorinnen der Stunde. Ihr Debüt-Roman „Okaye Tage“ hat für die ein oder andere positive Empfehlung gesorgt und – obwohl ich ihn selbst nicht gelesen habe – bei mir dazu geführt, dass ich mir den Namen der Autorin eingeprägt habe. „Beste Zeiten“ ist nun nicht nur dem Titel nach, sondern auch in der Realität, das Folgewerk. Hm. Über das Cover hülle ich zusätzlich den Mantel des Schweigens. Es gefällt mir halt nicht.
Und leider ist das dann auch bei diesem Roman insgesamt so. Ja, Jenny Mustard erzählt nuanciert, detailversessen gar, mit Blick auf die kleinen Besonderheiten des menschlichen Lebens. Sie hat ein gutes Auge für diese vielschichtigen Facetten und vermag auch diese herauszuarbeiten. Aber für mich ist das halt zu langweilig. Handlung: Puh. Die großen Linien wirken dann auch sehr gezwungen. Natürlich braucht es dann bei der Hauptfigur den Hang zum Kreativen. Was denn sonst? Es ist stellenweise anstrengend. Leider nicht auf die gute Art.
Wer die Ruhe weg hat, kann diesen Roman diesen Herbst lesen. Ich habe alleine in den letzten Wochen mehrere Bücher gelesen, die origineller, glaubwürdiger und mit mehr Witz mir viel besser gefallen haben. Diesmal gibt es keine Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 05.10.2025

Wie eine warme Decke

Deep Cuts
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Deep Cuts wirkt erst einmal unscheinbar. Wenn man sich dennoch auf die Lektüre einlässt, ist das Buch ein schönes Feelgood-Werk mit zwei hauptsächlichen Schwerpunkten. Zum einen ist da die Musik. Es geht ...

Deep Cuts wirkt erst einmal unscheinbar. Wenn man sich dennoch auf die Lektüre einlässt, ist das Buch ein schönes Feelgood-Werk mit zwei hauptsächlichen Schwerpunkten. Zum einen ist da die Musik. Es geht um die Lust am kreativen Prozess, an der Arbeit an Songs, an der stückweisen Verbesserung und an den Vorzügen der Kollaboration. Die Roman-Hauptfigur Percy muss ihren Weg zu ihrer eigenen kreativen Identität finden und dagegen anarbeiten, dass sie gerne mal ihr Licht unter den Scheffel stellt.
Der zweite Hauptstrang ist die Liebesgeschichte zwischen ihr und ihrer College-Liebe, die zudem auch ihr erster Songwriting-Partner war. Die Liebesgeschichte ist eine klassische Heldengeschichte und die Hauptfiguren müssen einige Hindernisse überwinden. Dieser Strang ist solide ausgearbeitet. Was dieses Buch dann hervorhebt, ist die Struktur. Die Kapitel sind nach Songs benannt, die jeweils eine Bedeutung in diesem Kapitel haben. Ein Deep Cut Song ist dann auch ein tiefgreifender Song, der einen stark berührt. Die Idee ist nicht super-originell, aber nachdem ich eine Schwäche für musik-affine Konzepte habe, gefällt mir das sehr gut. Insgesamt habe ich das Buch gerne gelesen. Es haut einen jetzt nicht direkt vom Hocker, aber es ist eine schöne Herbstlektüre, mit der man wenig falsch machen kann.

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Veröffentlicht am 27.09.2025

Wenn der Hustle zum Hit wird

Hustle
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Ich mag das Cover nicht, so von der Ästhetik her. Auf der anderen Seite habe ich das Cover vermehrt in meine Timeline gespült bekommen und war interessiert. Und nachdem ich einen anderen Roman beendet ...

Ich mag das Cover nicht, so von der Ästhetik her. Auf der anderen Seite habe ich das Cover vermehrt in meine Timeline gespült bekommen und war interessiert. Und nachdem ich einen anderen Roman beendet hatte, war dieses Buch gerade hier hereingeflattert und gefühlt legte ich es erst wieder aus der Hand, als ich es wenige Tage später beendet hatte. Was war in der Zwischenzeit passiert?
Julia Bährs Roman Hustle verfügt über ein sehr angenehm zu lesendes Erzähltempo. Die Handlung erstreckt sich ungefähr über ein Jahr und der Erzählrhythmus ist einfach großartig. Derweil werden die unterschiedlichsten Thematiken verwoben. Die Wohnungskrise ist ein Bestandteil, genau wie obskure Hobbies, als auch die Sinnfrage und die Suche nach Nervenkitzel. Ich mag hie bewusst nicht spoilern, der Roman strotzt von originellen Ideen. Die Kunst des Romans liegt darin, diese vielen, tollen Ideen zu einem großen Ganzen sinnvoll zu verweben. Das ist sehr gut gelungen.
Dies gelingt Julia Bähr auch deshalb so gut, weil sie viele Fragen nicht auflöst. Genug, aber nicht alle. Und damit passt der Roman sehr gut in den aktuellen Zeitgeist. Das Leben ist komplex und es gibt nicht auf alles Antworten, und schon gar keine leichten. Das ist okay, weil die Hauptcharaktere, die weiblichen Münchner Avengers rund um Leonie, sich beweisen und den Herausforderungen stellen. Insgesamt habe ich das sehr gerne gelesen und empfehle es mit vollem Herzen weiter. Was ein Hit, der Hustle. Bravo!

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Veröffentlicht am 20.09.2025

Overhypte Mittelmäßigkeit

Lázár
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Nelio Biedermanns Roman „Lazar“ schlägt ja gerade Wellen. Da werden direkt die großen Vergleiche ausgepackt, z.B. mit Thomas Manns Buddenbrooks. Kann man machen, tut dem Buch aber unrecht. Einige Punkte ...

Nelio Biedermanns Roman „Lazar“ schlägt ja gerade Wellen. Da werden direkt die großen Vergleiche ausgepackt, z.B. mit Thomas Manns Buddenbrooks. Kann man machen, tut dem Buch aber unrecht. Einige Punkte mag ich hierzu feststellen: Biedermann hantiert gekonnt mit der deutschen Sprache. Er tut das für sein Alter ungewohnt filigran. Sein Wortschatz ist überdurchschnittlich groß und seine Sätze schön zu lesen.
Lazar ist dann aber leider trotzdem kein sehr gutes Buch. Warum? Biedermann erzählt die Geschichte einer Familie über mehrere Jahrzehnte hinweg. Dabei tritt keines der Familienmitglieder in den Mittelpunkt. Ein paar Stunden nach Ende der Lektüre muss ich mich bemühen, mich an die einzelnen Familienmitglieder zu erinnern. Es sind gute Ausschnitte dabei, die es an sich auch wert gewesen wären, detaillierter ausgearbeitet zu werden. Alleine, das Buch bringt das nicht mit. Was ich zu schätzen weiß, sind die gelungenen Einblicke in die eingearbeitete ungarische Landesgeschichte.
Und so schürft Biedermann an der Oberfläche dieser generationenübergreifenden Geschichte und verpackt alles in seine tolle Sprache. Als Leser musste ich mich durch Längen kämpfen und vergesse das Buch recht schnell wieder. Schade. Aber da gab es dieses Jahr schon bessere deutschsprachige Neuerscheinungen.

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Veröffentlicht am 07.09.2025

Eine weirde Mischung

Dr. No
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Vorweg mach ich festhalten: Das war meine erste Lektüre eines Buchs von Percival Everett. Ich habe mich hier drauf gestürzt und hatte große Vorfreude, nachdem James bei vielen Bekannten so viel Zuneigung ...

Vorweg mach ich festhalten: Das war meine erste Lektüre eines Buchs von Percival Everett. Ich habe mich hier drauf gestürzt und hatte große Vorfreude, nachdem James bei vielen Bekannten so viel Zuneigung erfahren hat. Eine hohe Erwartungshaltung kann einem den Spaß auch verderben. Ich glaube das löst einen Teil meiner Enttäuschung in diesem Fall aus. Der Roman ist aber auch eine wilde Mischung unterschiedlicher Einflüsse und Elemente. Und aus meiner Sicht ist diese leider nicht sehr gut gelungen.
Wenn wir mal das wenig ansprechende Cover vernachlässigen und uns „nur“ auf den Inhalt konzentrieren, dann finden wir einen spannenden Hauptcharakter vor, der Mathematikprofessor und Asperger-Autist ist. Das Buch könnte sich nur um sein Leben drehen, und damit wäre es schon spannend. Was nämlich funktioniert, ist die Kombination mit seinem Forschungsschwerpunkt „nichts“. Da stecken originelle Ideen drin, die ein Buch tragen können. Percival Everett hat das nun in James Bond Bösewicht Setup gepackt, das schlicht absurd ist. Er erzeugt einen Bruch zwischen den unterschiedlichen Perspektiven, der zumindest in meinem Kopf nicht durch seine gelungene und gut lesbare Erzählweise gekittet werden kann. Das Konzept des Buchs geht einfach nicht auf und Dr. No ist eben nicht das nächste Station Eleven. Schade, schade Marmelade. Da gab es dieses Jahr schon bessere Bücher und ich empfehle dieses Buch nicht.

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