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Veröffentlicht am 12.03.2017

London und seine jahrhundertealten Geheimnisse

Das Haus in der Nebelgasse
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Die junge Matilda Gray unterrichtet im Jahre 1900am Londoner Mädchenpensionat Riverview School. Sie versucht bei ihrer Arbeit dem Freiheits- und Wissensdrang ihrer Schülerinnen gerecht zu werden und doch ...

Die junge Matilda Gray unterrichtet im Jahre 1900am Londoner Mädchenpensionat Riverview School. Sie versucht bei ihrer Arbeit dem Freiheits- und Wissensdrang ihrer Schülerinnen gerecht zu werden und doch muss sie sich den strikten Regeln der Schule unterwerfen und sie stets beachten – dies bedeutet jeden Tag auf's Neue einen wahren Balanceakt hinzulegen. Eines Tages gesteht ihr Laura Ancroft ihre Liebe, Matilda versucht ihr möglichst schonend beizubringen, dass sie nicht so für ihre Schülerin empfindet. Als Laura nach den Sommerferien nicht an die Schule zurückkehrt, gibt sich Matilda zunächst die Schuld daran, sie glaubt, das Mädchen komme aus Schamgefühlen ihr gegenüber nicht zurück ins Pensionat. Aber als Matilda kurz darauf eine Postkarte Lauras erhält, erkennt sie einen geheimen Hinweis darauf. Nun beginnt eine abenteuerliche Zeit für Matilda, in der sie unter anderem zusammen mit Professor Stephen Fleming und natürlich ihrer Vermieterin Mrs. Westlake, versucht, dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Die Geschichte, die sie ans Licht bringen ist unfassbar spannend und groß. Schnell beginnt sich Matilda um Laura zu sorgen; werden sie das Geheimnis rechtzeitig lüften können?

Die Autorin Susanne Goga nimmt mich mit ihrer Geschichte sofort gefangen, die Atmosphäre der Stadt Londons im Jahre 1900 ist fast real spürbar. Dabei ist jede Szene liebevoll bis ins kleinste Detail durchdacht und ich merke als Leserin sofort, dass die Autorin über großes Fachwissen verfügt und ausgezeichnete Recherchearbeit geleistet hat. Unbedingt möchte ich ebenso wie die Protagonistin Matilda das Rätsel lösen. Die Spannung, die Susanne Goga aufbaut, ist grandios – dieses Buch ist tatsächlich ein Pageturner und ist schnell auf meiner Bestenliste gelandet. Die Sprache ist wunderbar ausgefeilt, die Dialoge reißen mit, die Stimmung im Buch ist immer greifbar. Wunderbare Charaktere runden das Ganze zur Perfektion ab. Susanne Goga liebt die Sprache und das kann ich mit jeder Zeile spüren.

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen, sowie ein gedachtes Extra-Sternchen für eine großartige Geschichte um ein ultimatives Geheimnis. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits für alle Leser großer, historischer Familienromane und natürlich an alle Liebhaber der Stadt Londons, die bei der Lektüre voll auf ihre Kosten kommen werden.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Die Kinder einer starken Frau

Maria Theresias Kinder
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Kaiser Karl VI hat das Erbfolgerecht ändern lassen, wollte er doch einen Krieg um den österreichischen Thron vermeiden. Seine Ehe mit Elisabeth Christine blieb jahrelang kinderlos. 1716 wurde dann endlich ...

Kaiser Karl VI hat das Erbfolgerecht ändern lassen, wollte er doch einen Krieg um den österreichischen Thron vermeiden. Seine Ehe mit Elisabeth Christine blieb jahrelang kinderlos. 1716 wurde dann endlich ein Thronfolger geboren, doch das Kind starb tragischerweise mit nur sieben Monaten. Da war Elisabeth Christine bereits wieder guter Hoffnung, dieses Mal mit Maria Theresia. Trotz der langen Kinderlosigkeit blieb stets die Hoffnung, doch noch einen männlichen Thronfolger zeugen zu können. Aber Maria Theresia, die trotz der Gesetzesänderung nicht wie eine Thronfolgerin unterrichtet und erzogen wurde, sollte die erste sein, die von der Änderung Nutzen zieht. Von den Eltern immer nur als ein Mädchen eingestuft und nicht der heiß ersehnte Sohn zu sein, hat Maria Theresia zu einer dominanten Frau heranwachsen lassen. Diese Dominanz bestimmt auch das Verhältnis zu ihren eigenen 16 Kindern, übermütterlich und streng in der Erziehung gleichermaßen. Unterstützt wurde sie von ihrem Ehemann, Franz Stephan von Lothringen, den sie bereits lange vor der Heirat am Hofe kennenlernte und mit dem sie eine tiefe Liebe verband. Ihrer beider Kinder sollten alle ihr eigenes, dramatisches Schicksal erfahren.

Pünktlich zum 300. Geburtstag der Maria Theresia von Österreich hat der Verlag Kremayr & Scheriau das Buch „Maria Theresias Kinder“ von Hanne Egghardt neu aufgelegt. Die Autorin erzählt darin in spannendem Schreibstil zuerst ein wenig aus Maria Theresias eigenem Lebenslauf und dann von all ihren Kindern. Die Autorin, die in Graz und Istanbul Germanistik und die türkische Sprache studierte, verfügt über ein exzellentes Fachwissen und hat ausgezeichnet für dieses Werk recherchiert. Wir Leser lernen viel über die Zeit, die Umgangsformen, das Leben am Hofe und vor allem über das Leben und Sterben am Kaiserhofe des 18. Jahrhunderts.

Diesem prächtigen Sachbuch vergebe ich gerne fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut weiter an Leser, die an historischem, geschichtlichen Wissen interessiert sind und die über das Leben am österreichischen Kaiserhof erfahren wollen. Ich habe mit dem Buch schöne Lesestunden verbracht und zudem viel gelernt.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Welche Farbe hat das Leben?

Alle Farben der Nacht
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Die siebzehnjährige Emilia ist ganz auf sich gestellt. Der Vater hat die Familie früh verlassen, die Mutter ist bereits verstorben. Nach dem endgültigen Zerwürfnis mit ihrer Großmutter lebt Emilia nun ...

Die siebzehnjährige Emilia ist ganz auf sich gestellt. Der Vater hat die Familie früh verlassen, die Mutter ist bereits verstorben. Nach dem endgültigen Zerwürfnis mit ihrer Großmutter lebt Emilia nun allein in einer eigenen Wohnung, die das Jugendamt finanziert. Durch die Stränge und Dominanz der Großmutter ist Emilia überbehütet und dadurch etwas naiv in ihren Handlungen. Sie bricht aus ihrem Leben aus, indem sie sich in Alkohol und Drogen flüchtet. Sie verliert komplett den Halt, findet Erfüllung in kurzen Beziehungen, die ihr nur den schnellen Sex bringen sollen. Zu tiefen Gefühlen und gar Bindungen scheint Emilia nicht fähig zu sein. Ist sie eine Gestörte? - Das bleibt zunächst offen. Auf jeden Fall jedoch ist sie eine Getriebene; wird sie finden, was sie sich ersehnt?

Mit Emilia ist dem Autoren Jonas Zauels in seinem Debütroman „Alle Farben der Nacht“ eine Hauptfigur geglückt, die brillanter nicht hätte sein können. Die Situation um das Mädchen spitzt sich im Roman immer mehr zu, der Autor gibt die Geschichte nach und nach preis. Und doch bleibt dem Leser viel Raum für Interpretation. Mich persönlich bringt Jonas Zauels zum Nachdenken und die Story wird mich noch eine Weile beschäftigen. Der Schreibstil ist beeindruckend, Jonas Zauels lässt die Wirklichkeit mit der Phantasie verschmelzen. Er tut dies mit auserwählten Worten, die Sprache ist klar und präzise sowie modern und jung. Abgerundet wird das Werk durch gute und fesselnde Dialoge. Das verwendete Tempo ist angenehm und mitreißend; der Autor kann mich das gesamte Buch hindurch fesseln und ich habe dem Ende und somit der Auflösung geradezu entgegengefiebert.

Mein Urteil: fünf von fünf möglichen Sternen und eine unbedingte Leseempfehlung an alle Leser, die sich für Coming-of-Age-Romane interessieren. Dieses wunderbare Debüt hat mir unterhaltsame Lesestunden gebracht und viele Denkanstöße vermittelt. Der Roman ist insgesamt ausdrucksstark, literarisch hochwertig und fast schon poetisch – mit vielen unvergesslichen Lieblingssätzen.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Phantasie und Wirklichkeit

Das Buch der Spiegel
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Peter Katz, seit fünf Jahren als Agent in der Literaturagentur Bronson & Matters tätig, erhält ein Manuskript von Richard Flynn. Das Anschreiben und die Leseprobe interessieren ihn, was er bei ungefragt ...

Peter Katz, seit fünf Jahren als Agent in der Literaturagentur Bronson & Matters tätig, erhält ein Manuskript von Richard Flynn. Das Anschreiben und die Leseprobe interessieren ihn, was er bei ungefragt eingesendeten Manuskripten fast schon nicht mehr für möglich hielt. Richard erzählt seine eigene Geschichte, beginnend im Oktober des Jahres 1987. Der in Brooklyn geborene Richard studiert gerade in Princeton Anglistik. Im Sommer hat er seinen Vater durch einen Herzinfarkt verloren, woraufhin seine Mutter mit Eddie, Richards jüngerem Bruder, nach Philadelphia zieht. Für Richard bedeutet dies, dass er seinen Rückzugsort für die Wochenenden verliert. Richtig heimisch hat er sich schon zuvor nicht in Princeton gefühlt, aber nun kommt er sich regelrecht heimatlos vor. Zu dieser Zeit erhält er in dem kleinen Haus, in dem er sich eingemietet hat, eine neue Mitbewohnerin – Laura Baines aus Illinois. Sie studiert Psychologie, nachdem sie bereits über einen Master in Mathematik verfügt. Schnell freunden sich die beiden an und unternehmen sehr viel gemeinsam. Für Richard übernimmt Laura schnell eine wichtige Rolle in seinem Leben, noch ahnt er nicht, dass er für immer mit ihr verbunden sein wird.

Neben der eigentlichen Geschichte, um Richard und Laura erfahren wir Leser auch viel über die politischen und geschichtlichen Ereignisse der Zeit sowie über das Leben in Amerika. Der Autor E.O. Chirovici erzählt mit ungeheurer Tiefe und geradezu eindringlich. Sehr früh erklärt uns bereits die Figur der Laura, dass unser Gehirn nicht wirklich zwischen Fiktion und Realität unterscheiden könne. Dadurch zweifeln wir Leser an den Erinnerungen Richards. Doch das nimmt nichts von der Spannung, da unklar bleibt, was fiktiv und real ist. Die Charaktere sind wunderbar geglückt und voller Leben. Die Sprache von E.O. Chirovici ist fein und erwählt.

Nur zu gerne vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an Leser, die anspruchsvolle, große Literatur lieben und sich mitnehmen lassen möchten auf die Suche des Peter Katz nach Antworten, der Wahrheit und Erinnerungen.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Freundschaften

Vom Glück der Pferde
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Seit ihr Vater seit zwei Jahren nicht mehr da ist, schottet sich die nunmehr 13-jährige Clara mehr und mehr von ihrer Umwelt ab, Kontakte oder gar Freundschaften pflegt sie gar nicht und mit ihrer Mutter ...

Seit ihr Vater seit zwei Jahren nicht mehr da ist, schottet sich die nunmehr 13-jährige Clara mehr und mehr von ihrer Umwelt ab, Kontakte oder gar Freundschaften pflegt sie gar nicht und mit ihrer Mutter bespricht sie nur das Nötigste. Auch Professor Emilie Michaelis, Claras Mutter schottet sich ab, allerdings flüchtet sie dazu in ihre Arbeit als Leiterin des Fachgebiets Germanistik/Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Uni. Frau Dr. Teichmann, Claras Therapeutin rät den beiden zu einem Urlaub. Einem Tapetenwechsel und mehr Zeit füreinander. Doch die Situation bessert sich für Mutter und Tochter in Spanien nicht, im Gegenteil, Dauerregen belastet die Nerven beider. So entschließen sie sich, den Heimweg anzutreten. Aber im schlechten Wetter geraten die beiden auf der Autobahn in eine Massenkarambolage. Zum Glück werden sie nicht verletzt. Für einen Pferdetransport geht es nicht so glimpflich aus, vier von fünf Pferden werden direkt von Polizisten erschossen, da ihre Verletzungen zu schwer sind. Das fünfte Pferd jedoch, wird von Emilie und Clara kurzerhand gerettet und mit nach Deutschland genommen. Jedoch scheint die Seele des Pferdes, das Clara Free Fellow tauft, tiefer und schon weit vor dem eigentlichen Unfall verletzt worden zu sein. Fellow verweigert die Nahrung und benötigt dringend professionelle Hilfe … kann der versierte Pferdetrainer Daniel Richter helfen?

Ein Buch voller Lieblingssätze, mit Szenen, die tief unter die Haut gehen und das Herz berühren – nicht bloß ein Favorit sondern ein Herzensbuch. Verfasst in wunderbarer Sprache, besticht es durch die Geschichte selbst und fesselt mich als Leserin sofort und lässt mich nicht mehr los. Das verwendete Tempo ist der Story hervorragend angepasst. Der Schreibstil besticht durch seine fesselnde Handlung und einzigartiger, perfekt ausgefeilter Charaktere voller Leben. Die Dialoge, die voller Realität stecken, runden das Ganze brillant ab. Voller Herzblut und mit unsagbaren Können erzählt die exzellente Geschichtenerzählerin Mirjam Müntefering wundervoller und liebenswerter Menschen und phantastischen, einfühlsamen Vierbeinern – Pferde!

Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es absolut lesenswert weiter. Nicht nur Pferdeverliebte werden das Buch schätzen und verschlingen, wie ich es tat. Dies ist ein Buch über Freundschaft und Vertrauen und tiefer Gefühle, Liebe.