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Veröffentlicht am 15.09.2023

Atmosphärischer Krimi aus Südtirol

Treue hat ihre Grenzen
1

„Treue hat ihre Grenzen“ ist bereits der 10. Südtirol-Krimi mit Fabio Fameo - der inzwischen stellvertretender Polizeipräsident ist - des Autors Ralph Neubauer. Die Fälle sind in sich abgeschlossen und ...

„Treue hat ihre Grenzen“ ist bereits der 10. Südtirol-Krimi mit Fabio Fameo - der inzwischen stellvertretender Polizeipräsident ist - des Autors Ralph Neubauer. Die Fälle sind in sich abgeschlossen und auch ohne Vorwissen aus den vorherigen Bänden verständlich.

Ein alteingesessener Weinbauer ohne Feinde wird in seinen Weinbergen erschossen aufgefunden. Schnell entstehen die ersten Gerüchte. Es dauert nicht lange bis einer der Gerüchtestreuer ebenfalls tot – in einem See ertrunken – aufgefunden wird.
Außerdem gibt es noch einen Cold Case, der für weitere Fragezeichen sorgt.

Der Schreibstil von Ralph Neubauer ist lebendig und voller interessanter Einzelheiten. So beschreibt er die Landschaft rund um Bozen mit viel Liebe zum Detail, so dass Ortskundige direkt wissen, wo sie sind und bei Lesern, die die Region nicht kennen direkt Bilder vor dem inneren Auge entstehen.
Die Ermittlungsarbeiten gestalten sich dieses Mal ein wenig anders. Fabio Fameo wurde befördert und nun übernimmt Commissario Francesca Giardi seine Aufgaben.

Der Fall ist spannend und ich habe gerne mitgerätselt, was hinter den Verbrechen steckt.
Nebenbei erhält man viele wissenswerte Fakten über die Weinerzeugung.
Interessant und hilfreich fand ich auch die Erläuterung der verschiedenen Begriffe aus der italienischen Polizeiwelt, die leider erst nach der Lektüre des Buches entdeckt habe.

Für mich war der Krimi wieder spannende Unterhaltung mit viel Lokalkolorit, so dass ich mich schon auf weitere Fälle aus Südtirol freue.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Großartig geschrieben – berührend & humorvoll zugleich

Eigentum
1

"Eigentum" ist ein sehr persönliches Buch des in Wien lebenden Autors Wolf Haas.
Es geht um die letzten drei Tage im Leben seiner Mutter Marianne, die inzwischen 95 Jahre und ein wenig dement ist.

Die ...

"Eigentum" ist ein sehr persönliches Buch des in Wien lebenden Autors Wolf Haas.
Es geht um die letzten drei Tage im Leben seiner Mutter Marianne, die inzwischen 95 Jahre und ein wenig dement ist.

Die Handlung wird im Wechsel aus der Perspektive des Autors – wie er seine Mutter erlebt hat – und der von Marianne erzählt. So erfährt man viel über ihr Leben, aus ihrer Kindheit und Jugend, den entbehrungsreichen Kriegsjahren, ihrem Kampfgeist und permanenten Wunsch nach Eigentum.
Dabei berichtet Wolf Haas in einer ihm ganz eigenen Art, die mir sehr gut gefiel. Einige Äußerungen von ihm erscheinen grenzwertig, da sie ein wenig bissig sind, gleichzeitig bekommt der Leser so ein umfassendes Bild von der Familie und der gesamten Situation.

Das Schicksal der Mutter ist tragisch, ihren Wunsch nach Eigenheim konnte sie sich nicht erfüllen und anderen Menschen gegenüber wurde sie schwierig. Ihr Verhalten ist aber - durch das, was sie erleben musste - durchaus nachvollziehbar.

Es ist ein Buch, das wirklich aus dem Leben gegriffen ist. Viele Situationen kennt man so oder ähnlich, es kommen Erinnerungen hoch und man wird nachdenklich. Während des Lesens habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber auch einige Tränen verdrückt.

Der Autor zieht hier auf bissige, ironische und humorvolle Art und Weise schonungslos Bilanz. Dabei ist das gesamte Werk in sich stimmig abgerundet, vom Originalton der Mutter bis hin zur perfekten Gestaltung des Covers.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Brutal & atmosphärisch

NACHT
1

Ich habe schon einige nervenaufreibende Thriller von Yrsa Sigurdardóttir gelesen, die mich gefesselt und begeistert haben. Mit „Nacht“ hat die isländische Autorin einen weiteren großartigen Thriller geschrieben.

Die ...

Ich habe schon einige nervenaufreibende Thriller von Yrsa Sigurdardóttir gelesen, die mich gefesselt und begeistert haben. Mit „Nacht“ hat die isländische Autorin einen weiteren großartigen Thriller geschrieben.

Die Handlung spielt wieder einmal in Island. Ein amerikanisches Ehepaar hat sich einen Bauernhof zu einem luxuriösem Anwesen umgebaut und lebt dort mit seinen zwei Kindern und einer Haushaltshilfe.
Nachdem Nachbar Karl auffällt, dass irgendetwas nicht stimmt, begibt er sich zu dem Haus. Dort erwartet ihn ein erschreckender Anblick. Alle Anwesenden wurden auf grausamste Weise ermordet.

Die Story besteht aus zwei Handlungssträngen. In dem einen erfahren wir, was sich vor den Morden ereignet hat und der andere spielt in der Gegenwart.
In der Vergangenheit lernen wir die Familie mit ihren alltäglichen Problemen kennen.
In der Gegenwart dreht sich alles um die Ermittlungen, die der frisch aus Schweden zurückgekehrte Polizist Týr und die Gerichtsmedizinerin Iðunn führen.

Der Schreibstil von Yrsa Sigurdardóttir liest sich angenehm und das Tempo ist von Anfang an hoch. Durch den Wechsel der Zeiten entwickelt die Handlung eine Sogwirkung, da beide Ebenen interessant sind. Die kurzen Kapitel - insgesamt 33 auf nur 432 Seiten - machen es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Eines geht da immer noch.
Der Autorin gelingt es schnell die Atmosphäre Islands zu vermitteln. Ich konnte mir die Umgebung gut vorstellen, die Einsamkeit und die Kälte des Schnees regelrecht spüren.
Die Charaktere sind interessant und vielschichtig, wodurch jeder für sich authentisch wirkt.

Das Ende des Romans ist passend und stimmig, lässt aber einige Fragen offen, die auf weitere Fälle mit dem Polizisten Týr schließen lassen.

Mich hat Yrsa Sigurdardóttir auch mit diesem Buch wieder einmal gefesselt und bei mir für Gänsehautmomente gesorgt. Die Beschreibungen der Morde sind recht brutal, so dass ich zartbesaiteten Lesern eher davon abraten möchte. Wer aber die Atmosphäre Islands liebt und auch vor detailliert beschriebenen Grausamkeiten nicht zurückschreckt, der liegt mit diesem Thriller genau richtig.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Ein erschütterndes Buch

Ich, Sperling
1

„Ich, Sperling“ ist ein historischer Roman des in Texas lebenden Autors James Hynes.

Ein alter Mann, der sich Jakob nennt, blickt zurück auf sein Leben und schreibt in einer Bibliothek seine Erinnerungen ...

„Ich, Sperling“ ist ein historischer Roman des in Texas lebenden Autors James Hynes.

Ein alter Mann, der sich Jakob nennt, blickt zurück auf sein Leben und schreibt in einer Bibliothek seine Erinnerungen auf.
Er wurde im 4. Jahrhundert nach Christus geboren und ist in einem Bordell aufgewachsen. Zunächst hat er Arbeiten als Küchenjunge und Kellner verrichtet, aber dann wird er im oberen Stockwerk dem Bordell der „Wölfinnen“ eingesetzt.
Mit der Köchin und der Prostituierten Euterpe hat er zwei Bezugspersonen, die ihm Halt geben und die Welt erklären. Von ihnen erhält er auch sein Wissen, u.A. auch das über den Sperling, mit dem er sich schnell verbunden fühlt und dessen Perspektive einnimmt.

Der Schreibstil von James Hynes liest sich angenehm. Jakobs Gedanken sind klar und es ist leicht seinen Erzählungen zu folgen. Inhaltlich sind diese allerdings weniger leicht verdaulich. Als Waisenjunge ohne Namen ist er in einer Welt von Brutalität, Schmerz und Gewalt groß geworden. Das Leben des Jungen ist geprägt von Grausamkeiten. Ich habe beim Lesen gelitten und vor Schreck die Luft angehalten.
Auch wenn es sich hier um einen fiktiven Roman handelt, ist zu merken, dass der Autor sehr ausgiebig recherchiert haben muss. Es gelingt ihm ausgezeichnet seine Leser um knapp 2000 Jahre zurückzuversetzen und sie in das spätrömische Reich eintauchen zu lassen.

Der Roman steckt voller Schrecken, berichtet von Zusammenhalt und Verrat und gibt damit einen unfassbar authentischen Einblick in das Leben der Vergangenheit.
Liebhabern historischer Romane kann ich dieses Buch nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Eine Reise in die Vergangenheit

Sylter Welle
1

„Sylter Welle“ ist ein autofiktionaler Roman des in Berlin lebenden Autors Max Richard Leßmann.

Max hat in seiner Kindheit seine Sommertage bei seinen Großeltern - Oma Lore und Opa Ludwig - auf dem Campingplatz ...

„Sylter Welle“ ist ein autofiktionaler Roman des in Berlin lebenden Autors Max Richard Leßmann.

Max hat in seiner Kindheit seine Sommertage bei seinen Großeltern - Oma Lore und Opa Ludwig - auf dem Campingplatz auf Sylt verbracht. Nun besucht er seine Großeltern noch einmal für drei Tage und es kommen eine Menge Erinnerungen hoch.

Der Schreibstil von Max Richard Leßmann liest sich ausgesprochen angenehm und leicht. Zwischen den Ereignissen in der Gegenwart erinnert sich Max zurück und wir erfahren eine Menge über ihn, seine Großeltern und den Rest der Familie. Dabei gibt es ebenso viele humorvolle Momente wie auch solche, die nachdenklich machen.

Seine Familienmitglieder beschreibt er nicht immer ganz liebevoll, aber genau dadurch sehr authentisch. In jeder Familie gibt es Menschen mit Ecken und Kanten und solche, die einem auf Anhieb ans Herz wachsen.
Das Buch besteht aus vielen kurzen Episoden. Die Übergänge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit sind oft fließend, so dass ich einige Male kurz irritiert war in welcher Zeit wir uns gerade befinden.

Das Buch bietet keine außergewöhnlichen Ereignisse, sondern lebt von ganz normalen Familienmomenten. Vieles hat dafür gesorgt, dass ich mich an meine Kindheit zurückerinnert habe.

Es ist eine liebevolle Hommage an die Familie und insbesondere an die Großeltern des Autors, die ich gerne gelesen habe und die mich nachdenklich zurückgelassen hat.

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