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Annafrieda

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2020

Ein Blick auf Juist zu Zeiten der Weimarer Republik

Die Schule am Meer
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Der Roman entführt uns nach Juist und umfasst die Jahre 1925 bis 1934, also in die Zeit, in der Hitler an die Macht strebte und der Nationalsozialismus auch auf dieser kleinen Insel aufkeimte. Um so erfreulicher ...

Der Roman entführt uns nach Juist und umfasst die Jahre 1925 bis 1934, also in die Zeit, in der Hitler an die Macht strebte und der Nationalsozialismus auch auf dieser kleinen Insel aufkeimte. Um so erfreulicher empfand ich den Enthusiasmus einer Gruppe von Lehrern, die auf diesem Eiland in der rauen Nordsee ein Internat gründete, um ihre Ideale einer kinder- und jugendgerechten Schule zu leben. In einer Zeit, in der man die Kinder sonst nur mit Härte und Strafen erzog, war das ein Meilenstein in der Pädagogik. Man berücksichtigte die Individualität eines jeden Schülers, setzte auf die Gemeinsamkeit. Es entstand eine funktionierende Gemeinschaft fernab von Klassifizierung und Ausgrenzung. Doch die bunte Schar hatte auch mit Widrigkeiten zu kämpfen. Die eingeschworene Inselgemeinschaft, die aufkeimende Fremdenfeindlichkeit und der Judenhass trafen auch die kleine Gemeinschaft im Loog. Und auch mit den Launen der Natur hatten sie zu kämpfen. Doch sie gaben nicht auf und kämpften bis zum Schluss für ihre Ideale.
Der Roman hat mich sehr beeindruckt. Das Zusammenspiel von Fiktion und realem Geschehen hat wunderbar funktioniert. Sandra Lüpkes hat hier die Vergangenheit wieder aufleben und ein lebendiges Bild der Schule am Meer und ihrer Bewohner auferstehen lassen. Das liebevolle "Drumherum" - die Bilder im Buch, die Lagepläne und das Nachwort der Autorin tragen dazu bei, das ganze Buch als eine Einheit zu sehen. Sehr gelungen!
Hier und da hätten die Kapitel etwas geraffter sein können, aber das erwähne ich nur am Rande und es tut diesem wundervollen Buch keinen Abbruch.
Herausragend ist auch der Schreibstil von Sandra Lüpkes. Die Charaktere sind rund, viele sind mir ans Herz gewachsen.
Ich denke, es muss nicht alles bis ins kleinste Detail zu Ende erzählt werden, einiges kann auch stehen gelassen und meiner Fantasie überlassen werden. Für mich war die Geschichte absolut rund und gab mir ein Bild eines Kapitels der deutschen Geschichte, gemalt auf einem winzigen Flecken Erde. Natürlich erschrecken auch hier die Gebaren der Hitleranhängerschaft aber viel deutlicher zeichnete sich für mich ab, was positive Ziele und echte Gemeinschaft zustande bringen: denkende Menschen und die Hoffnung auf eine positive Zukunft und ehrliches Miteinander. Ein Lese-Highlight und absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Ein starkes Buch

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
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Der 17jährige Jessup lebt in einem Wohnwagenpark in einer US-Kleinstadt. Seine junge Mutter hat ihn und seinen größeren Bruder Ricky mit in die Ehe von David John gebracht, der die beiden Jungen liebt ...

Der 17jährige Jessup lebt in einem Wohnwagenpark in einer US-Kleinstadt. Seine junge Mutter hat ihn und seinen größeren Bruder Ricky mit in die Ehe von David John gebracht, der die beiden Jungen liebt und sie gut behandelt. Sie gehören der der "Weißen Kirche des heiligen Amerikas" an, einer rassistischen Vereinigung, die uner dem Deckmantel des Glaubens ihre Ziele verfolgt. Doch Jessup ist anders. Er möche seinen eigenen Weg gehen, der Armut und der Kleinstandt entfliehen und hat aufgrund seiner guten schulischen Leistungen und als toller Foodball-Spieler eine positive Zukunft vor sich mit Aussicht auf ein Stipendium an einer Uni. Er hat mit der Kirche nichts am Hut, er hat allen Menschen gegenüber eine positive Einstellung und sogar eine schwarze Freundin. Doch die Loyalität seiner Familie gegenüber bringt ihn in Konflikte.

Sein Bruder Ricky und sein Stiefvaer David John wurden wegen des Mordes an zwei jungen Schwarzen verurteilt, sie sitzen ihre Strafe ab. Für den Rest der Familie beginnt eine schwere, entbehrungsreiche Zeit. Jessup ist sehr besorgt um seine jüngere Schwester, zu der er ein sehr gutes Verhältnis hat. Dann wird David John entlassen, alle hoffen auf leichtere Zeiten. Doch dann geschieht ein Unglück. Ein schwarzer Junge wird getötet, mit dem Jessup vorher eine Auseinandersetzung hatte. Es ist ein Unfall, doch Jessup entscheidet sich für den falschen Weg und vertuscht ihn. Die "Weiße Kirche d. h. Am." nimmt das zum Anlass, um Missgunst und Hass zu schüren und setzt alles dran, ihre rassischtischen Ziele zu verfolgen. Jessup wird zum Spielball ihfer Machenschaften.

Am Anfang des Buches kam ich nicht so richtig rein in die Geschichte, ich konnte nicht so viel mit dem breit gewalzten Foodballspiel anfangen. Doch nach dem holprigen Start hat mich das Buch sofort gefangen genommen. Der Autor beschreibt die Geschehnisse in wunderbarer Art, teilweise in kühlen Bildern, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Charaktere finde ich großartig skizziert, die "Figur" Jessup empfand ich in seiner Komplexität stimmig, seine Zerissenheit, sein innerer Kampf zwischen der Loyalität seiner Familie gegenüber und seinen Wünschen, seine Angst und seine Zweifel ließ mit mitfiebern. Ein toller Charakter, der das Buch getragen hat. Das Grauen konnte sich in seiner ganzen Breite entwickeln und auch die inneren Konflikte der Personen waren gut nachzuvollziehen. Das ganze Thema bedrückend und leider wieder so aktuell. Doch es war auch schön zu sehen, dass es auch um Zusammenhalt ging, um feste Freundschaften, um Menschen, auf die man sich auch in schweren Zeiten verlassen kann.

En wichtiges Buch, das ich jedem emfehlen kann, der sich objekiv mit Rassismus auseinandersetzten möchte. Das aber auch Mut macht, nicht auf der Welle mitzuschimmen, sondern eigene Wege zu finden. Zu erkennen, dass Gewalt nicht das Maß der Dinge ist, sondern die Schwäche aufzeigt, die der Verursacher vertuschen möchte.

Unbedingt lesenswert!

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Ein besonderes Buch

Nach Mattias
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Mattias stirbt mit 31 Jahren. Doch hier geht es nicht primär um Mattias (obwohl man am Ende ein sehr genaues Bild von ihm vor Augen hat), sondern um die Menschen, die er zurück lässt. Um deren Leben, das ...

Mattias stirbt mit 31 Jahren. Doch hier geht es nicht primär um Mattias (obwohl man am Ende ein sehr genaues Bild von ihm vor Augen hat), sondern um die Menschen, die er zurück lässt. Um deren Leben, das nach seinem Tod einen anderen, ungeplanten Fortgang nimmt. Um die Trauer, mit der jeder auf seine eigene Art und Weise umgeht. Hier geht es nicht darum, wie man es schaffen kann, mit dem schrecklichen Verlust zu leben. Es geht vielmehr um die Individualität mit diesem umzugehen, darum, dass alles richtig und wichtig ist, was danach kommt. Darum, es auszuhalten, es zuzulassen, sich einlassen zu können auf den unsagbaren Schmerz. Und trotzdem offen zu sein für das "neue" Leben. Und das man nicht alleine ist. Das Leben geht weiter - hier ist es keine abgegriffene Phrase - es steht zwischen den Zeilen und macht Mut.

Wir lernen 8 Menschen aus Mattias näherem Umfeld kennen und am Ende fügt sich alles zu einem Ganzen. Jeder geht anders mit seinem Verlust um. Seine Mutter z. B. vestummt bis sie einen Menschen trifft, der ein ähnliches Schicksal hat. Dem Autor ist es gelungen, mich mit seiner fast poetischen Sprache zu entführen. Eine Reise in ein Thema, das uns alle angeht und dem wir nicht entkommen können. Wir erleiden in unserem Leben viele Verluste und es ist so wichtig, auch eine Chance darin zu erkennen. Denn "In jedem Ende liegt ein neuer Anfang" - in diesem Buch konnte ich das entdecken.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Hält nicht, was der Klappentext verspricht

Diabolic – Fatales Vergehen
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Drei sechzehnjährige Mädchen - Shiloh, Kathrina und Ruth - werden beim nächtlichen Baden im See von einem Vergewaltiger überrascht, sie entkommen nur knapp. 15 Jahre später sind alle wieder in ihrer Heimatstadt ...

Drei sechzehnjährige Mädchen - Shiloh, Kathrina und Ruth - werden beim nächtlichen Baden im See von einem Vergewaltiger überrascht, sie entkommen nur knapp. 15 Jahre später sind alle wieder in ihrer Heimatstadt und müssen schockiert feststellen, dass während der Zeit ihrer Abwesenheit 3 junge Frauen verschwunden sind. Hat das was mit ihrem Erlebnis von damals zu tun?

Der Anfang war richtg toll und versprach viel Spannung. Auch die Vorstellung der heutigen Shiloh hat mir gefallen. Und dann kam so allmählich ein Einbruch der Geschichte für mich. Vielleicht lag es dran, dass sich die drei Geschichten der Frauen aufgrund der ähnlichen Liebesgeschichten doch stark ähnelten. Die ständigen erotischen Wiederholungen langweilten mich auf Dauer und ich finde, man hätte das kürzer fassen müssen. Und der Mittelteil zog sich und das letzte Drittel verlor sich in z. T. unwichtigen Kleinigkeiten. Vielleicht merkt man daran doch, dass hier mehr als ein Autor gewirkt haben. Das Ende kam dann rasant daher, der Täter blieb mir fremd bzw. fehlten mir mehr Hintergrundinformationen zu seinen Motiven. Auch fehlten mir wichtige Verknüpfungen der drei Frauen, vielleicht wäre mehr Spanung aufgekommen, hätte man die Geschichten nicht jede einzelne für sich erzählt. Shiloh war plötzlich gänzlich von der Bildfäche verschwunden, und dabei war gerade sie für mich der interessanteste Charakter. Mir fehlte hier die konsuquente Linie, irgendwie waren es drei einzelne Geschichten, die zusammen gefügt werden mussten. Für mich war es kein Thriller, viel Spannung kam nicht wirklich auf, alles zog sich in die Länge. Der als mit "Spannung hoch drei!" angekündigte Thriller konnte diesen Anspruch leider nicht erfüllen. Etwas gestrafft wäre sicher besser gewesen. Einige Charaktere erschienen mir nicht rund genug. Schade, ich hatte mir deutlich mehr vom Inhalt versprochen.
Der Schreibstil des Autoren hat mir meistens gut gefallen, lediglich im letzten Drittel tat ich mich mit dem auschweifenden Stil etwas schwer.
Ich vergebe 3 Sterne, da mich der Inhalt als Ganzes nicht wirklich überzeugt hat.

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Veröffentlicht am 01.02.2020

Cybermobbing - ein ernstes Thema

Im Netz des Lemming
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Der Junge Mario ist durch eine Hasenscharte gezeichnet und wird Opfer eines Mobbing-Angriffs. Vor den Augen des ehemaligen Polizisten Wallisch, genannt Lemming, springt er in den Tod. Wallisch un Polivka, ...

Der Junge Mario ist durch eine Hasenscharte gezeichnet und wird Opfer eines Mobbing-Angriffs. Vor den Augen des ehemaligen Polizisten Wallisch, genannt Lemming, springt er in den Tod. Wallisch un Polivka, ein beurlaubter Polizist, ermitteln und kommen ungeheuren Dingen auf die Spur.

Wallisch und Polivko treffen auf ihrem Weg zum Ziel die unterschiedlichsten Menschen. Obwohl mir die tiefgründigen Gedankengänge und Unterhaltungen der Protagonisten sehr gefallen und ich die öffentlichen Dialoge unheimlich wichtig finde - um die Menschen zum Nachdenken und Hinterfragen anzuregen- und sehr zu schätzen weiß kommt jetzt das Aber...

Ich finde das alles auf Dauer zu lang, zu gewollt, zu politisch für einen Krimi., ich habe teilweise '"verrgessen", dass ja immer noch Marios Mörder gesucht wird. Die wortgewaltige "Sprache" des Autors finde ich wunderbar, die Dialoge sitzen und alles transportiert eine wichtige Message. Mir fehlt jedoch mehr Spannung, die ich in einem Krimi erwarte. Der Sapnnungsbogen konnte nicht gehalten werden, es waren viele Phasen da, die sich nur um Politik drehten, das war mir zu viel.

Beeindruckt hat mich das akutelle Thema, denn Cybermnobbing ist ein Problem der Gegenwart, und es wäre gut, wenn sich viele Menschen mal Gedanken darüber machen würden, wie schlimm so was für die Betroffeen ist. Auch haben mich der Schreibstil, die Wortgewandtheit des Autoren und die Dialoge beeindruckt. Doch leider lässt das Buch kein Gefühl der Zufriedenheit in mir zurück. Mir wurde das Augenmerk zu sehr auf politische Aussagent gelegt. Ob hier der Krimi der richtige Ort dafür ist? Mir war das zu viel des Guten. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Augenmerk auf den kriminalistischen Handlungen gelegen hätte. Vielleicht hätten dem Buch ein paar Nebenstränge gut getan. Dramatik gab es nur ganz am Anfang mit Mario (was mich sehr berührt hat) und zum Ende hin im Keller.

Alles in allem vergebe ich drei Sterne.

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