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Veröffentlicht am 23.02.2023

Wundervolle Charaktere, die direkt den Weg in mein Herz gefunden haben

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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Die 28-jährige Posy Morland, die in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge zu erleiden hatte, erbt einen kleinen, in die Jahre gekommenen Buchladen in Bloomsbury, in dem sie schon von Kindesbeinen an ...

Die 28-jährige Posy Morland, die in ihrem Leben schon viele Schicksalsschläge zu erleiden hatte, erbt einen kleinen, in die Jahre gekommenen Buchladen in Bloomsbury, in dem sie schon von Kindesbeinen an verwurzelt ist.Mit ihrer Idee nur noch Liebesromane mit Happy Ends zu verkaufen, möchte sie dem kleinen Laden wieder auf die Beine helfen. Allerdings ist da noch Sebastian, der Enkel der verstorbenen Besitzerin, der absolut nichts mit Büchern und Posys Leidenschaft zu ihnen anfangen kann und von ihrer Idee alles andere als begeistert ist.Gelingt es Posy den Laden mithilfe dieser neuen und innovativen Idee, wieder zum Laufen zu bringen? Oder sind die Steine, die ihr Sebastian in den Weg legt letzten endes doch zu groß?


Ein Buch, das von Büchern und einem Buchladen handelt! Da schlägt das Herz eines jeden Bücherwurms höher. So auch meins! Und ich wurde nicht enttäuscht.
Wir begleiten Posy vom Beginn ihrer Erbschaft des kleinen heruntergekommenen Buchladens, der schon seit vielen Jahren in Familienbesitz ist, über den Aufbau eines neuen Konzepts, das beinhaltet, dass nur noch romantische Literatur aus allen Epochen und Stilrichtungen verkauft wird, bis hin zur neuen Einrichtung, Namensfindung und Eröffnung des Ladens. Das ganze fand ich unheimlich spannend und es war wirklich interessant Einblick in diese Abläufe zu bekommen. Man fiebert die ganze Zeit gemeinsam mit der Protagonistin mit, ob all ihre Ideen umzusetzen sind und Anklang bei den Kunden und den Kollegen finden.

Der Schreibstil der Autorin konnte mich absolut begeistern. Er ist detailverliebt und sie versteht es die Magie von Büchern und Buchläden perfekt zu beschreiben. So hat man direkt den Duft von Papier und Druckertinte in der Nase und kann sich das Setting perfekt vorstellen. Man hat die kleinen Lädchen in der Umgebung genau vor seinem inneren Auge und kann die Waren die dort angeboten wurden quasi vor sich sehen, riechen, und fühlen.

Die Autorin hat einen feinsinnigen Humor und einen tollen Wortwitz, mit dem sie mich oft zum Lachen gebracht hat. Die kleinen Sticheleien und Wortgefechte zwischen Posy und Lavinias arrogantem Enkel Sebastian sind einfach nur herzerfrischend. Seitdem die beiden sich im Kinderalter verkracht haben, sind die Fronten zwischen den beiden nämlich verhärtet und nur selten kommen die beiden komplett gegenteiligen Charaktere auf einen Nenner.

Mit Posy haben wir endlich mal eine Protagonistin, die sich nicht die Wurst vom Brot nehmen lässt, schlagfertig ist und der Männerwelt (insbesondere Sebastian) ordentlich kontra gibt. Insgesamt wurde mit Posy ein sehr liebenswerter Charakter erschaffen. Ihre Leidenschaft für Bücher ist absolut ansteckend und mit ihrer verträumten, emotionalen und teils chaotischen Art konnte ich mich oft mit ihr identifizieren. Sie ist ein Mensch, den man einfach gern haben muss. Ihre heimliche Schwärmerei für Sebastian, die sie durch freche Sprüche und eine große Klappe gut zu überspielen weiß, verarbeitet sie in einem eigenen Geschichte mit dem Titel „Der Wüstling, der mein Herz stahl“. Die im Roman abgedruckten Auszüge aus diesem Buch waren für mich das einzige kleinen Manko an „Der kleine Laden der einsamen Herzen“. Ich fand sie kitschig und leider haben sie den Lesefluss mehr behindert, als die Geschichte bereichert.

Auch, wenn man Sebastian durch seine überhebliche, kühle, arrogante und Posy gegenüber oft herablassende Art unsympathisch finden möchte, so gelingt es einem nicht. Irgendwann schafft er es dann doch, sich durch kleine Aufmerksamkeiten, liebe Worte und Gesten ins Herz der Leser zu schleichen.

Selbst die Nebenfiguren sind sehr lebendig dargestellt: Sei es die extrovertierte Nina, die durch ihren auffälligen Kleidungsstil und ihren schlechten Männergeschmack etwas aus dem Rahmen fällt, die introvertierte, fast misanthropische Verity, oder der geldgierige, schmierige Investor, der alles tut um Posy den Laden abzuluchsen.
Über allem schwebt die verstorbene Lavinia wie ein guter Geist. Man spürt die stetige Anwesenheit der alten Dame und ihre warmherzige Art im kompletten Buch.

Außerdem hat die Autorin ein wunderbares Miteinander unter den Figuren geschaffen, sie gehen liebevoll miteinander um, und halten auch in schwierigen Situationen des Lebens zusammen. Man hat fast das Gefühl selbst Teil dieser familiären Gemeinschaft zu sein. Freundschaft und Zusammenhalt sind ein zentrales Thema dieses Buches und wurde für mich absolut gelungen umgesetzt.

Die Autorin hat mit „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ ein absolutes Wohlfühlbuch geschaffen, in das sich alle Buchliebhaber verlieben werden. Ich persönlich wäre definitiv Stammkundin in diesem besonderen Buchladen, würde mich mit Liebesromanen eindecken und in der angrenzenden Teestube stundenlang mit einem heißen Tee und leckeren Stück Kuchen in den Büchern schmökern.

Ich freue mich riesig, dass es bald in einem zweiten Band ein Wiedersehen mit diesen tollen Figuren gibt und ich sowohl die Charaktere als auch den Buchladen noch nicht ganz gehen lassen muss!

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Ein absoluter Pageturner! Ich habe zwischendurch das Atmen vergessen, weil es so spannend war!

Das Haus am Moor
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Kaum ist Kriminalhauptkommissarin Lyn Harms aus ihrer einjährigen Elternzeit in den aktiven Dienst zurückgekehrt, schon erwarten sie zwei schreckliche Verbrechen: Die Entführung des 11-jährigen Theo und ...

Kaum ist Kriminalhauptkommissarin Lyn Harms aus ihrer einjährigen Elternzeit in den aktiven Dienst zurückgekehrt, schon erwarten sie zwei schreckliche Verbrechen: Die Entführung des 11-jährigen Theo und die Ermordung einer jungen Frau aus seinem direkten Umfeld. Zwei jugendliche Ausreißerinnen aus einem Kinderheim lenken dabei den Fall noch einmal in eine ganz andere Richtung.

Verdächtige für Theos Entführung sind schnell gefunden: Sein älterer Bruder Sören,seine getrennt lebenden Eltern, die neue Partnerin des Vaters. Doch wer hat ein passendes Motiv für so eine Entführung? Und was hat der Mord mit dem ganzen zu tun?

In diesem 7. Band rund um die Kommissarin Lyn Harms, lässt sich die Autorin nicht viel Zeit mit Geplänkel, sondern wirft uns Leser direkt mitten ins Geschehen. Es geht Schlag auf Schlag und schon nach ein paar Sätzen erwartet uns die erste Überraschung, sodass einem gar nichts anderes übrig bleibt, als weiterzulesen und zu ergründen, was hinter dieser Situation steckt. Zu Beginn ist alles sehr kryptisch und geheimnisvoll und schon nach einigen Seiten stellt man die ersten eigenen Theorien und Hypothesen auf, wie alles zusammenhängen könnte. Zu keinem Moment hat man das Gefühl, dass sich nicht alles sinnvoll zueinanderfügen würde, die Fäden der Geschichte werden so geschickt gesponnen, dass alles als großes Ganzes einen Sinn ergibt und sehr stimmig ist.

Die Perspektivwechsel der verschiedenen Kapitel machen es einem möglich in unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Geschehnisse zu blicken und sich seine eigene Meinung zum Geschehen zu bilden. Wir erfahren Hintergründe zu den verschiedenen Personen und haben so die Möglichkeit die Handlung zu rekonstruieren und die Puzzleteile langsam zueinanderzubringen.

Der detailverliebte Schreibstil der Autorin gibt einem außerdem direkt das Gefühl Teil der Situation zu sein. Man ist mittendrin und nicht nur bloß Zuschauer. Mit ihrem Schreibstil werden viele Emotionen erzeugt und man ist komplett involviert in die Handlung.

Immer wenn man als Leser das Gefühl hat auf der richtigen Spur zu sein, passiert etwas, was die gesamte Therorie über den Haufen wirft. Seite um Seite treibt die Autorin die Handlung voran und mehr als einmal blieb mir während des Lesens das Herz stehen oder ich habe vergessen zu Atmen. Mini-Cliffhanger am Ende der Kapitel treiben die Spannung teilweise ins Unermessliche.

Wie bereits schon in den sechs vorherigen Bänden dieser Reihe beweist die Autorin ein tolles Gespür für ihre Charaktere. Sowohl die Protagonisten als auch die Antagonisten rufen bei einem Gefühlsregungen sämtlicher Art hervor: Von Sympathie über Mitleid bis hin zu Abscheu. Gerade bei einer der verdächtigen Personen war ich immer wieder schockiert über die Kaltblütigkeit, das gefühllose Handeln und das völlig fehlende Schuldbewusstsein. Heike Denzau haucht ihren Charakteren einfach so viel Leben ein, dass man das Gefühl hat sie persönlich zu kennen.

Auch die Gefühle der Opfer werden so eindringlich beschrieben, dass man als Leser ihr Martyrium mitdurchleidet. Besonders die Sicht des entführten Theo und das Schicksal der beiden Ausreißerinnen haben mich zutiefst berührt und erschreckt.

Es fasziniert mich in dieser Reihe um Lyn Harms immer wieder, wie man sich trotz eines Kriminalfalls so wohl in einer Geschichte fühlen kann. Es ist jedes Mal wie nach Hause kommen, wenn man den Figuren und ihren charakteristischen Eigenheiten wieder begegnet. Die Charaktere sind einfach herrlich unperfekt und menschlich, sodass man sich gut mit ihnen identifizieren kann.

Besonders die Szenen rund um Lyns Familie gefallen mir unglaublich gut. Sie strahlen so viel Verbundenheit aus, zeigen den liebevollen Umgang untereinander, aber geben auch Einblicke in die Realität des Familienlebens, in dem nicht immer alles Friede Freude Eierkuchen ist, sondern es auch mal zu Zickereien und Auseinandersetzungen kommt.

Lyn selbst besticht sowohl in ihrem Privatleben als auch in ihrem Job als Polizistin durch ihre Menschlichkeit und Empathie, trotz all der Grausamkeiten, die sie in ihrer täglichen Arbeit schon erleben musste. Jeder Fall berührt sie immer noch und gibt alles Menschenmögliche um die Opfer zu retten und ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Generell finde ich die Einblicke in die Polizeiarbeit sehr authentisch und interessant dargestellt.

Diese eingestreuten Familien- und Privatszenen geben dem Leser die Möglichkeit während der spannenden Handlung auch einmal Luft zu holen und das Adrenalinlevel wieder auf Normalniveau zu bringen.

Auch der Humor kommt in dieser Geschichte nicht zu kurz und es gibt immer wieder Augenblicke in denen man laut lachen und die ganze Anspannung des Kriminalfalls abfallen lassen kann.

Die Autorin hat sehr moderne Ansichten in ihrer Geschichte verarbeitet und räumt mit überholten Rollenklischees auf: So geht in dieser Geschichte als Beispiel der Vater in Elternzeit, kümmert sich um Kind und Haushalt und die Mutter geht arbeiten.

Zum Abschluss bleibt mir nur zu sagen, dass die Autorin sich selbst mal wieder selbst übertroffen hat und wir es hier fast eher mit einem Thriller als mit einem Krimi zu tun haben, der absolut nichts für schwache Nerven ist und bei dem man während des Lesens häufig mal das Atmen vergisst. Ich kann es kaum erwarten den nächsten Teil der Reihe zu lesen!

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Ein tiefgründiger Wohlfühlroman, in dem das Thema Verlust eine zentrale Rolle spielt und der mich tief im Herzen berührt hat.

Wildblütenzauber
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Die Förderschullehrerin Sarah verliert ihre Mutter bei einem Autofall. Nur ihre Kindheitsfreundin Doreen kann ihr in dieser schrecklichen Phase ihres Lebens Trost spenden und helfen, nicht den Boden unter ...

Die Förderschullehrerin Sarah verliert ihre Mutter bei einem Autofall. Nur ihre Kindheitsfreundin Doreen kann ihr in dieser schrecklichen Phase ihres Lebens Trost spenden und helfen, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. In der Nähe ihrer Freundin möchte sie nun einen Neustart wagen, um alles hinter sich zu lassen. Doch als sie den Nachlass ihrer Mutter ordnet, stößt sie auf Unterlagen, die ihr bisheriges Leben gehörig ins Wanken bringen.

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Bereits das Cover von „Wildblütenzauber“, das perfekt zum Vorgängerbuch „Das Brombeerzimmer“ passt, fällt direkt ins Auge und lässt vermuten, dass es wie in den anderen Büchern der Autorin, die auch unter ihrem richtigen Namen Andrea Russo, sowie den Pseudonymen Anne Barns und Anna Rosendahl schreibt, kulinarisch einiges zu entdecken gibt. Jede ihrer Geschichte ist mit einer Köstlichkeit verbunden, die Lust darauf macht, sie nachzubacken oder zu kochen. Dieses Mal spielt Sharbah,- ein Früchtesirup mit Essig- eine ganz besondere Rolle.

Wie immer besticht der Schreibstil der Autorin durch viele bildliche Beschreibungen und Detailliebe, die einen umhüllen, sodass man sich in der Geschichte einfach wohlfühlen muss. Man hat das Gefühl mitten in der Kulisse des Romans zu stehen und nicht nur ein Leser zu sein. Die Autorin weckt durch ihre Landschaftsbeschreibungen im Leser den Wunsch, den Koffer zu packen und zu verreisen. Schon im Vorgänger habe ich mich in die Boddenlandschaft verliebt und sie steht ganz oben auf meiner Reiseliste.

Bereits die ersten Sätze des Romans treffen tief ins Herz und der Großteil derer, die bereits einen geliebten Menschen verloren hat, finden sich sicher darin wieder. Und so geht es auch im weiteren Verlauf des Buches weiter. Die Autorin hat ein unglaublich gutes Gespür dafür, die Trauer eines Hinterbliebenen authentisch in Worte zu verpacken und die Emotionen zu beschreiben, die einem im Fall eines Verlustes überfluten. Oft überkam mich Gänsehaut, wildes Herzklopfen, oder ich bekam Tränen in den Augen, weil mir so sehr aus der Seele gesprochen wurde.

Aber, auch wenn dieses Buch ernster als die anderen der Autorin ist, kommt der Humor nicht zu kurz. Viele kleine Begebenheiten haben es geschafft, mich zum Schmunzeln und zum Lachen zu bringen. Wie immer, gibt es auch eine Liebesgeschichte (..oder zwei) in der Geschichte. Diese nimmt aber keinen großen Raum ein, was mir sehr gut gefallen hat, weil in dieser Phase des Verlustes andere Dinge im Vordergrund stehen.

Die Charaktere dieser Geschichte sind mitten aus dem Leben gegriffen, völlig real und greifbar für die Leser, sodass man sie direkt ins Herz schließt. Sie sind nicht perfekt und haben Ecken und Kanten, sowohl vom Aussehen, als auch charakterlich. So kann man sich mit ihnen identifizieren und sich selbst in ihnen wiederfinden. Sie wirken einfach lebensecht und authentisch.

Sarah ist eine Protagonistin, die mir in ihrem Handeln und ihren Gedanken am ähnlichsten ist und in deren Gefühlswelt ich mich zu 100% wiederfinden konnte. Am meisten mochte ich an ihr, ihre bedächtige, besonnene Art. Ihre positive Einstellung zum Leben, trotz ihres Verlusts und ihren Mut für einen Neuanfang haben mir sehr imponiert.

Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin ihre eigene Arbeit als Förderschullehrerin in die Geschichte eingebunden hat und damit auch Vorurteile, die manche Menschen haben könnten, abbaut. Es ist ein Thema, das viel zu wenig in Büchern behandelt wird, sodass es mir hier ganz besonders ins Auge gestochen ist. Ich glaube, dass man viele persönliche Ansichten der Autorin in Sarah wiederfinden kann.

Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Mandy gefreut, die ich in „Das Brombeerzimmer“ schon sehr lieb gewonnen hatte. Ihre Gastfreundschaft und Offenheit gaben mir beim Lesen einfach ein gutes Gefühl und ich habe mich direkt wohlgefühlt. Auch, dass andere Charaktere aus dem Vorgängerbuch, kleine Gastauftritte hatten, fand ich super. Vielleicht ist das ja ein Zeichen, dass noch mehr „Teile“ folgen werden?

Die Freundschaft zwischen den besten Freundinnen Doreen und Sarah hat mir unglaublich gut gefallen. Die beiden agieren auf Augenhöhe, sprechen Gefühle und Probleme an, statt sie totzuschweigen, sind ehrlich miteinander und lassen sich gegenseitig Freiraum. Sie gehen gemeinsam durch diese Trauer und sind füreinander da, auch wenn es schwierig wird. Auch, wenn der Verlust dadurch nicht einfacher wird, aber es hilft zu wissen, dass man nicht allein mit seinen Gefühlen ist und jemand einem hilft, die Trauer zu bewältigen. Die Autorin bildet für mich einfach eine tiefgründige und erwachsene Freundschaft ab. Ich mag diese Art langjähriger Freundschaft, weil sie sehr selten geworden sind, weil viele Menschen Freundschaften beenden, sobald es schwierig wird. Generell ist der Zusammenhalt zwischen den Charakteren einfach etwas ganz besonders. Und das nicht nur zwischen Sarah und Doreen, sondern auch allen anderen Beteiligten. Die Gruppendynamik zwischen Sarah, Doreen, Mandy und Bernd gefällt mir total. Es fühlt sich so eingeschworen und selbstverständlich zwischen ihnen an. Sie sind sehr liebevoll, wertschätzend und fürsorglich miteinander.

Was mir immer sehr gut in den Büchern der Autorin gefällt, ist dass die Protagonisten besondere Hobbys und Fähigkeiten haben. So wie in dieser Geschichte das Töpfern. Man lernt quasi nebenbei etwas über eine besondere Tätigkeit und es wird die Lust geweckt, es selbst einmal auszuprobieren.

Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne noch 200 Seiten mehr haben können, weil ich gerne noch so viel mehr über Mandy, Bernd, Sarah, Doreen und Florian erfahren hätte und sie weiter begleitet hätte. Die Bücher der Autorin schaffen es einfach immer, dass ich mich so wegträumen kann, dass ich diese Welt gar nicht verlassen möchte. Das auf dem Klappentext angepriesene Familiengeheimnis hätte für meinen Geschmack gerne noch ausführlicher aufgelöst und beschrieben werden können, nichtsdestotrotz, war dieses Buch für mich ein absolutes Highlight, das mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird, und das sowohl in meinem Herzen, als auch in meinem Bücherregal einen besonderen Platz bekommt!

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem ich mich selbst so wiedergefunden habe. Beim Lesen liefen die Tränen immer mal wieder in Strömen.

Wie lange dauert Traurigsein?
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„Dein Leben wird nicht mehr so werden, wie es früher einmal war, es wird anders sein, von Grund auf verändert. Das bedeutet aber nicht, dass es kein schönes Leben sein wird“.

Genau diese Worte der Autorin ...

„Dein Leben wird nicht mehr so werden, wie es früher einmal war, es wird anders sein, von Grund auf verändert. Das bedeutet aber nicht, dass es kein schönes Leben sein wird“.

Genau diese Worte der Autorin beschreiben, worum es in ihrem Buch geht: Um den Verlust eines geliebten Menschen. Den Schock, der einen nach seinem Tod trifft, die Fassungslosigkeit, die einen im Alltag lähmt. Die Angst, dass man keine Freude in seinem Leben mehr empfinden kann ohne die verstorbene Person. Den Wunsch, die Zeit zurückdrehen zu wollen, und all diese Gefühle, die auf einen einprasseln nicht fühlen zu müssen.

Aber es geht auch um die Wichtigkeit der Verarbeitung dieser Trauer, die hilft wieder ins Leben zurückzufinden und die kleinen Lichtblicke im Laufe der Trauerarbeit, die den Hinterbliebenen den Lebensmut wiederfinden lassen.

Hierbei erklärt sie in kurzen kindgerechten Kapiteln, welche Trauerphasen es gibt und was beim Schock, der Reaktionsphase, der Verarbeitung und der Neuorientierung erfahrungsgemäß in Trauernden vorgeht.

Sie erläutert, was der Tod und Sterben überhaupt ist, welche Arten es gibt und welche Gefühle auf einen einprasseln können, wenn man einen Verlust erleidet.

Die Gefühlswelt der Trauernden, wie Wut, Zorn und die Trauer fängt die Autorin dabei realistisch ein und beschreibt sie sehr sensibel.

Meiner Meinung nach ist dieses Buch für jeden geeignet, der einmal die Erfahrung machen musste, dass eine Person, die einem sehr am Herzen lag, verstorben ist, unabhängig vom Alter. Auch Erwachsene werden sich in diesen Zeilen wiederfinden, auch wenn sie nicht der Hauptadressat der Autorin sind. Diese wendet sich in sehr kindgerechter, leicht verständlicher Ansprache an Kinder ab 9 Jahren. Die im Buch vorherrschende bildliche Ausdrucksweise mit vielen Vergleichen hilft dem lesenden Kind, komplexe Emotionen einfach zu verstehen und sich selbst in den Beschreibungen wiederzufinden.

Die Autorin spricht feinfühlig, empathisch und nicht von oben herab. Sie erklärt auf Augenhöhe, ohne das Gefühl zu vermitteln, bevormundet zu werden.

Die Illustrationen und das detailverliebte Layout sind ebenfalls sehr kindgerecht und wunderschön und berührend gestaltet.

Die Autorin nimmt die Leser an die Hand, gibt lebensnahe Tipps, wie man mit seiner Trauer umgehen kann, etwa indem man Briefe oder Tagebuch schreibt oder einen „Ort der Erinnerung“ schafft.

Auch ermutigt sie die Kinder für sich und ihre Gefühle einzustehen, sagt mit Nachdruck, dass alle Emotionen richtig sind und ihre Legitimation haben. Sie macht deutlich, dass es beim Trauern kein richtig oder falsch gibt und es in Ordnung ist, wie man empfindet. Sie motiviert die Kinder in diesem Buch, über ihre Gefühle zu reden sich Unterstützung von Erwachsenen zu holen, wenn sie glauben alleine nicht mit dem Verlust klarzukommen.

„Wie lange dauert Traurigsein“ ist ein Buch, das dazu führt, dass beim Leser gewiss die eine oder andere Träne vergossen wird, weil man sich selbst so sehr in den Zeilen wiederfindet, das einem aber auch Hoffnung macht, dass irgendwann der Punkt kommen wird, an dem man besser mit dem Verlust und seiner Gefühlswelt umzugehen lernt und vielleicht sogar positiv und mit einem Lächeln in die eigene Zukunft schauen kann.

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Eine Protagonistin, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird

Der Ruf des Eisvogels
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Die sommerliche Farbgebung und die wunderschöne Blütenpracht auf dem Cover haben mich direkt angesprochen, sodass ich mich Knall auf Fall in die Aufmachung des Buches verliebt habe und es unbedingt lesen ...

Die sommerliche Farbgebung und die wunderschöne Blütenpracht auf dem Cover haben mich direkt angesprochen, sodass ich mich Knall auf Fall in die Aufmachung des Buches verliebt habe und es unbedingt lesen wollte. Es ist ein echter Eyecatcher und wird sicher vielen Lesern in der Buchhandlung direkt ins Auge fallen, sodass sie diese Geschichte ebenfalls entdecken wollen.


Direkt auf den ersten Seiten wird man als Leser in eine dramatische und ebenso tragische Situation geworfen, die das Interesse für die Geschichte weckt. Ich war sofort emotional involviert und wollte wissen, wie es in der Handlung weitergeht.

Wir sind am 1.April 1925 in Ginsterburg bei der Geburt von Olga Blume dabei, die die Protagonistin im weiteren Roman darstellen wird.

Ein einschneidendes Geschehnis an diesem Tag hat Auswirkungen auf ihr komplettes weiteres Leben, bei dem wir sie begleiten dürfen.

Wir lernen Olgas familiären Background kennen, erfahren mehr über ihren Vater Otto- einen Arzt, sowie die Mutter Elli, ihren Bruder Karl und ihren Großvater, ihren „Pa“, der ebenfalls als Arzt praktiziert.

Zu letzterem entwickelt sie im Laufe ihres Lebens eine ganz besondere Bindung und er hilft ihr, sich zu dem selbstbewussten Mädchen zu entwickeln, das uns in der Geschichte begegnet.

Sie darf ihm während seiner Behandlungen assistieren und weckt damit ihr Interesse an Medizin. Die Szenen zwischen den beiden sind einfach herzerwärmend und das Band zwischen den beiden ist etwas ganz besonderes. Generell ist Pa mein absoluter Lieblingscharakter in diesem Roman. Er hat sehr moderne, weltoffene Ansichten und war auch unvoreingenommen gegenüber Menschen, die er während des Nationalsozialismus laut der Regierung eigentlich als seine Feinde hätte ansehen sollen.


Im Laufe der Geschichte gibt es immer wieder verschieden große Zeitsprünge. Einen wesentlichen Teil nimmt das Jahr 1991 ein, in dem Olga, mittlerweile 66 Jahre alt, gemeinsam mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin eine Reise in ihre Vergangenheit unternimmt. Sie erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend und besucht eine Station ihres früheren Lebens.

Bisher hat sie nur wenig von ihrer Vergangenheit preisgegeben, öffnet sich aber ihren Angehörigen Stück für Stück.

Auch uns als Leser wird ein großer Zeitraum von Olgas Leben nahegebracht. Wir lernen eine selbstbewusste, intelligente, wissbegierige und unabhängige junge Frau kennen, die für sich, ihre Interessen und Träume einsteht.

Schon früh zeigte sie Interesse an der Medizin und ging dieser Leidenschaft trotz vieler Steine, die ihr in den Weg gelegt wurden, immer nach. Sie ist sehr engagiert und hat auch kein Problem sich gegen Autoritäten aufzulehnen. Es ist absolut spannend zu lesen, wie Olga sich gegen alle Vorbehalte durchsetzt und ihr Ziel nicht aus den Augen verliert.

Des Weiteren begleiten wir Olga in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens bei Problemen mit Freunden, Eltern, Schule und Beruf, sowie der Liebe.

Wir lernen ihre Freunde kennen, die lebensfrohe Lotte, die am gleichen Tag wie Olga geboren ist, sowie den verwegenen Fritz und die Geschwister Annemie und Gero.

Gerade in der Jugend feiern sie gemeinsam das Leben trotz der äußeren Widrigkeiten des Kriegs und genießen es in vollen Zügen. Wir begleiten sie, wie sie gemeinsam erwachsen werden, zwischen HJ und BDM und umgeben von den schrecklichen Geschehnissen des Nationalsozialismus.

Fast alle genannten Thematiken ließen sich problemlos auf die Lebenswelt heutiger Jugendlicher übertragen. Auf gewisse Weise haben sie die gleichen und doch zeitgleich ganz andere Probleme mit denen sie zu kämpfen haben, als die Jugendlichen heutzutage.

Die oben genannten Charaktere waren allesamt sehr detailliert ausgearbeitet , aber ich habe stets eine große Distanz beim Lesen gespürt, weswegen mir die Figuren leider größtenteils eher fremd blieben.

An manchen Stellen waren mir persönlich die Zeitabstände zu groß und ich hatte das Gefühl zu viel in Olgas Entwicklung verpasst zu haben. Teilweise geht die Handlung sehr kleinschrittig voran, hielt sich an Unwichtigkeiten auf und an anderen Stellen werden dann große zeitliche Sprünge gemacht. Gerne hätte ich noch mehr über die zahlreichen Stationen in Olgas Leben gelesen um mich ihr näher zu fühlen.


Der Schreibstil ist sowohl bildlich als auch sehr eindringlich und gefühlvoll.

Er schafft es, dass man als Leser alles vor seinem inneren Auge sieht und sich als Teil der Geschichte fühlt. Großen Wert legt die Autorin außerdem auf Landschaftsbeschreibungen, die sie sehr malerisch darstellt.

An manchen Stellen hätte ich mir allerdings gewünscht, dass der Fokus mehr auf dem Inhalt und weniger auf der Sprache gelegen hätte. Aufgrund dessen wirkten manche Gespräche für mich sehr konstruiert und konnten trotz ernsthafter Thematik keine Emotionen bei mir erzeugen.

Die Autorin versteht es, gekonnt Fakten in ihren Roman einzuarbeiten. Man bekommt interessante Einblicke in die Medizin und Naturheilkunde und erfährt viel wissenswertes.

Zwischendurch fließt immer wieder politisches Zeitgeschehen in die Geschichte ein, welches aber relativ dezent eingesetzt wurde, sodass auch Leser ohne große politische Vorkenntnis der Handlung gut folgen können.

Die Kapitel sind kurz und prägnant, manche enden mit kleinen Cliffhangern, sodass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht.

Der Zeitgeist des dritten Reiches wurden in meinen Augen sehr gut eingefangen. Wir erfahren viel über den Alltag der Jugendlichen während des Nationalsozialismus, die schrecklichen Zustände wie Verzicht, Krankheiten und Flucht wurden dabei eindringlich dargestellt.

Auch die Themen Euthanasie und die schreckliche Vorkommnisse im Pflegewesen wurden sehr intensiv thematisiert und haben mich sehr berührt.


Abschließend lässt sich sagen, dass die Autorin einen Roman verfasst hat, der auf spannende Art und Weise die Lebensumstände von Jugendlichen rund um den 2. Weltkrieg eingefangen hat, und einen tollen Hauptcharakter erschaffen hat, der stark, unabhängig und seiner Zeit weit voraus war.

Wer sich für Familiengeschichten interessiert, in denen man viel wissenswertes rund um Medizin und Naturheilkunde erfährt und die mit einem blumigen Schreibstil bestechen, ist hier eindeutig an der richtigen Stelle.

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