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Arambol

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2024

Gewöhnungsbedürftig

Verbrannte Gnade
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"Er flog mit dem Herzen voran durch die Welt. Er lief mit einem Schlüssel in der Hand herum und wartete darauf, dass er irgendwo passte. Wie wir alle."

Das auffallende, in dunklen Rot- und Lilatönen gehaltene ...

"Er flog mit dem Herzen voran durch die Welt. Er lief mit einem Schlüssel in der Hand herum und wartete darauf, dass er irgendwo passte. Wie wir alle."

Das auffallende, in dunklen Rot- und Lilatönen gehaltene Buchcover, ist einem sakralem Buntglasfenster nachempfunden. Durch eine besondere Art der Prägung glaubt man sogar, die einzelnen Bleiruten der Verglasung haptisch ertasten zu können. Nett gemacht.

Zur Geschichte: Als ein Brandanschlag auf die katholische Privatschule Saint Sebastian in New Orleans verübt wird, und dabei einer der Hausmeister ums Leben kommt, entschließt sich Schwester Holiday, aus deren Sicht der Kriminalroman erzählt wird, eigene Ermittlungen aufzunehmen. Gleichzeitig gewährt die "rauchende Nonne" auch Einblicke in ihre eigene Vergangenheit und man erfährt nach und nach, wie sie zum Orden der "Schwestern vom Erhabenen Blut" kam.

Margot Douaihy benutzt eine bildhafte, temperamentvolle und wortgewaltige Sprache, die immer mal wieder ins Philosophische abdriftet und zum Nachdenken zwingt. Oftmals sind es sehr kurze, wie abgehackt wirkende Sätze, die ein flüssiges Lesen fast unmöglich machen und ein hohes Maß an Konzentration einfordern.
Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie auch ein treffendes Stilmittel um für diese queere Erzählung eine ganz eigene und einzigartige Atmosphäre zu erschaffen. Durchaus gelungen, trifft es aber leider überhaupt nicht meinen persönlichen Geschmack.

Der angelegte Spannungsbogen ist durchgängig eher flach, die Handlung bleibt unspektakulär, auch wenn in der zweiten Buchhälfte etwas mehr Tempo aufkommt. Überraschende oder gar unerwartete Storywendungen sucht man vergebens.

Schwester Holiday selbst ist bereits anstrengend anders. Aber gleichzeitig agieren auch die meisten der weiteren Protagonisten wenig sympathisch, allen voran die sehr bizarre und merkwürdige Brandermittlerin Magnolia Riveaux.

Das Ende der Geschichte kommt dann irgendwie überraschend plötzlich, die Lösung des eigentlichen Falls ist wenig beeindruckend.

Obwohl der Titel bereits in diversen Buchforen sehr positiv bewertet wird, konnte er mich weder sprachlich noch inhaltlich wirklich überzeugen. Von mir gibt es für die "Verbrannte Gnade" deshalb auch nur zwei Sterne, wohl wissend und verstehend, dass dieses Buch und auch Schwester Holiday seine/ihre Liebhaber (zu Recht) findet.

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Veröffentlicht am 18.07.2024

Entspanntes Friesenklima

Leichenstarr an der Bar
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"Für die Welt mochte Sünnum ein bedeutungslosss Kaff im Niemandsland sein, aber für sie würde dieser Ort immer ihre Heimat bleiben."

Der Kroog hat endlich wieder geöffnet, und alle alten Bekannten sind ...


"Für die Welt mochte Sünnum ein bedeutungslosss Kaff im Niemandsland sein, aber für sie würde dieser Ort immer ihre Heimat bleiben."

Der Kroog hat endlich wieder geöffnet, und alle alten Bekannten sind da: die Friesenbrauerin Gesine Felber mit ihrer Tochter Wiebke, der alte Kapitän Joris Harms, Tischler Hinnerk Gravenhorst, Wattführer Sören Gebhard und viele andere mehr.

Diesmal braucht es sprichwörtlich das gesamte Sünnum, die eingeschworene Dorfgemeinschaft, um einen äußerst persönlichen Mordfall zu lösen. Der Umweltaktivist Enno Prester stirbt im Kroog in den Armen der Friesenbrauerin und hinterlässt ein Rätsel, das Gesine Felber direkt zur Firma Friesenklima AG führt. Welche dunklen Machenschaften
verbergen sich hinter der Fassade des Ökounternehmens, das den Bau einer klimaneutralen Ferienanlage verspricht?

Die Ermittlungen gestalten sich sehr spannend und abwechslungsreich, immer wieder begibt sich die Friesenbrauerin, zum Leidwesen ihrer Tochter, der Polizistin Wiebke, in allerhöchste Gefahr.

Alle Protagonisten sind überzeugend liebevoll mit viel ostfriesischem Charme gezeichnet. Die Dialoge kommen recht humorvoll, zuweilen aber auch derb nordfriesisch daher. Das Buch ist leicht verständlich, die Kapitel übersichtlich kurz: ein flüssig geschriebener Krimi mit viel Lokalkolorit, der eigentlich viel zu schnell ausgelesen ist.

Leseempfehlung: Für mich wiederum ein sehr gelungener und humorvoller Regionalkrimi. Schade eigentlich, dass er so schnell vorbei war, hat mir erneut viel Spaß gemacht in Sünnum.

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Veröffentlicht am 28.06.2024

Schön gestaltet, inhaltlich aber detailarm

Stolz und Vorurteil - Die Graphic Novel nach Jane Austen
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Leider kenne ich weder das klassische Original von Jane Austin, noch habe ich eine der Verfilmungen gesehen. Da ich deshalb gar kein Vorwissen bezüglich der Hintergrundgeschichte hatte, fiel es mir zugegebenermaßen ...


Leider kenne ich weder das klassische Original von Jane Austin, noch habe ich eine der Verfilmungen gesehen. Da ich deshalb gar kein Vorwissen bezüglich der Hintergrundgeschichte hatte, fiel es mir zugegebenermaßen schwer, der Erzählung inhaltlich zu folgen. Offensichtlich nimmt Claudia Kühn in dieser Graphic Novel die ein oder andere "Abkürzung", ich fand mich in der erzählten Geschichte nur schwer zurecht.

Der klare Zeichenstil von Tara Spruit hat mir sehr gut gefallen, viele der Bilder fangen eine wunderschöne Atmosphäre ein. Kompliment.
Leider sind die Charaktermodelle aber zu ähnlich geraten, so dass ich die fünf Schwestern und auch die männlichen Protagonisten ständig durcheinander gebracht habe. Auch die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren waren streckenweise für mich arg verwirrend.

Das Buch ist schnell ausgelesen; die Erzählung bleibt leider durchgehend sehr oberflächlich und deshalb auch wohl kaum in Erinnerung. Eigentlich schade, den die grundlegende Idee, eine "Alte Geschichte in neuen Bildern" zu erzählen erscheint durchaus reizvoll, um klassische Literatur unterhaltsam zu präsentieren.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Hatte mir mehr erhofft

Hast du Zeit?
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"...wer sich in der Vergangenheit suhlte oder die Zukunft plante, lief Gefahr, die Gegenwart zu verpassen."

Der Thriller startet vielversprechend spannend mit mehreren verschiedenen Handlungsssträngen. ...

"...wer sich in der Vergangenheit suhlte oder die Zukunft plante, lief Gefahr, die Gegenwart zu verpassen."

Der Thriller startet vielversprechend spannend mit mehreren verschiedenen Handlungsssträngen. Ab Kapitel drei (von insgesamt sechs) zieht sich die Erzählung für einen Winkelmann aber ungewohnt zähflüssig dahin und die Spannung fällt, durch zu viele und damit verwirrende Erzählstränge, deutlich ab.

Die regelmäßig eingestreuten und in einem auffallend anderem Schriftbild gesetzten und mit "Hinter der Zeit" überschriebenen Aufzeichnungen des vermeintlichen Täters wirken zunächst nur verwirrend. Erst recht spät offenbart sich ihr eigentlicher Sinn.

Es gibt durchaus einige genretypische Schockmomente und irgendwann sorgt allein schon die Frage "Hast du Zeit?" für Gänsehautmomente.

Der nicht so wirklich freiwillig in die Ermittlungen verwickelte Polizeibeamte in Ruhestand Lars Erik Grotheer und sein Hund namens "Jemand" waren mir auf Anhieb sympathisch. Viele der weiteren Charaktere konnten mich dann allerdings nicht so recht überzeugen und wirkten zuweilen wenig lebensnah.

Das Finale ist heftig und definitiv nichts für schwache Nerven, aber für einen Thriller durchaus angemessen und legitim.

Andreas Winkelmann liefert mit "Hast du Zeit?" einen soliden und routiniert geschriebenen Thriller ab, von dem ich mir allerdings deutlich mehr erwartet hatte. Schade: aufgrund unnötiger Längen ragt der Thriller leider nicht über Durchschnittsniveau hinaus.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Rasant fesselnder ÖkoThriller

Partikel
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"Da laufen schlimme Dinge, und ich werde nicht danebenstehen und zugucken."

Durch den ständigen Wechsel zwischen mehreren Erzählsträngen und vielen Handlungsorten ist der ÖkoThriller "Partikel" überaus ...


"Da laufen schlimme Dinge, und ich werde nicht danebenstehen und zugucken."

Durch den ständigen Wechsel zwischen mehreren Erzählsträngen und vielen Handlungsorten ist der ÖkoThriller "Partikel" überaus abwechslungsreich geschrieben. Zwischen den zahlreichen Kapiteln werden als Zäsur regelmäßig und in Dokumentform (sowohl fiktive, als auch real nachweisbare) Fakten, Artikel, Meldungen und weitere Informationen zum Thema Mikroplastik und Umweltverschmutzung eingefügt.

Die handelden Personen sind jederzeit glaubwürdig beschrieben, allen voran die Journalistin Melissa, die zusammen mit ihrer Freundin Victoria, ihrem Bruder Tobias und dem Cyaclean-Mitarbeiter Leon, einer großen Verschwörung auf die Spur kommt.

Auch die, bereits aus den Vorgängern „Systemfehler“ und „Schmelzpunkt“ bekannten Ermittler des BND, Nelson Carius und Diana Winkels, sind wieder dabei und decken diesmal einen großen Umweltskandal auf.

Aufgrund der durchgängig vorhandenen Hochspannung bei einer gleichzeitig äußerst rasanten und temporeichen Erzählweise sind die 600 Buchseiten zügig ausgelesen.

Fazit:
Mit seinem neuen ÖkoThriller "Partikel" greift Wolf Harlander ein brisantes, hochaktuelles und zudem sensibles Thema auf, das bei mir bislang noch viel zu wenig präsent war.

Nach der Lektüre überdenke ich meine eigene Einstellung und meinen Umgang mit dem "Wertstoff" Plastik zunehmend kritisch.

Unbedingte Leseempfehlung.

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