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Veröffentlicht am 10.04.2017

Langeweile in Ostfriesland

Blindgänger
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Die Ermittler des Morddezernats Aurich in Ostfriesland langweilen sich. Es gibt keine Morde. Also drehen sie Däumchen und sind so träge geworden, dass sie nicht einmal in einem Vermisstenfall ermitteln ...

Die Ermittler des Morddezernats Aurich in Ostfriesland langweilen sich. Es gibt keine Morde. Also drehen sie Däumchen und sind so träge geworden, dass sie nicht einmal in einem Vermisstenfall ermitteln wollen. Ein pensionierter Malermeister ist verschwunden, und obwohl sein Auto leer in einem Forst gefunden wird mitsamt seinem toten, erschlagenen Hund auf der Motorhaube, sehen die Hauptpersonen Lisa und Jan keinen großen Grund zur Besorgnis. Das ändert sich, als ein abgelegener Hof gefunden wird mit einem halben Dutzend Leichen, eine davon der grausam zugerichtete Vermisste.

Es ist Winter in Ostfriesland und so winterlich eingefroren war und blieb die Geschichte. Die Hauptpersonen wissen nicht, was sie tun sollen, am liebsten "ermitteln" sie von zu Hause aus am warmen Kamin mit ein oder auch zwei Weinflaschen. Von dem Profiler Jan habe ich eigentlich nicht viel mehr behalten, als dass er ein eigenbrötlerischer Misanthrop ist, der Fälle durch Erleuchtung oder Eingebung löst - Profile erstellen sehen habe ich ihn nicht. Seine Kollegin ist blasser als ein vierhundert Jahre alter Hausgeist, jeder Windstoß fegt sie aus dem Gedächtnis, selbst nachdem sie gerade eine Szene hatte. Die Leute benehmen sich durchweg seltsam und die Logik der Täter oder der Taten konnte ich bis zum Schluss nicht erschließen. Einen Punkt für die Idee, einen halben für den Anflug von Spannung, der zum Schluss aufkam; weder Ausführung, Lektorat, Schreibstil oder die Protagonisten konnten mich ansonsten überzeugen. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.03.2017

Asthmatische Purge

AchtNacht
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Fitzek sagt selbst, dass er sich von The Purge, mehreren bekannten US-Filmen (sehr empfehlenswert!), hat beeinflussen lassen. Das ist überhaupt kein Problem, wenn er es gut umsetzt, aber genau daran scheiterte ...

Fitzek sagt selbst, dass er sich von The Purge, mehreren bekannten US-Filmen (sehr empfehlenswert!), hat beeinflussen lassen. Das ist überhaupt kein Problem, wenn er es gut umsetzt, aber genau daran scheiterte das Buch.

Es beginnt mit dem Loser Ben, der eigentlich recht unloserhaft versucht, einer jungen Frau zu helfen, die scheinbar überfallen wird. Doch er ist nicht up to date, denn die Frau hat sich für Geld misshandeln lassen. Doch damit nicht genug. Ben ist offensichtlich so ahnungslos, dass ihm völlig entgeht, dass das ganze Netz und selbst große Radio- und Fernsehsender über etwas sprechen, das sich AchtNacht nennt: eine Todeslotterie, bei der man einen Namen nennen kann, und bei der am 8. August um 8 Uhr 8 ein Opfer gezogen wird. Angeblich ist dieses Opfer für 24 Stunden lang vogelfrei und darf von jedem getötet werden, straffrei und mit einer Belohnung von 10 Millionen Euro. Eher zufällig bekommt Ben mit, dass er eines der beiden Opfer ist und muss sich auf eine Flucht quer durch Berlin begeben. Doch das ist nicht einfach, denn gewisse Leute halten seine im Koma liegende Tochter als Geisel und verlangen von ihm bald unlösbare Aufgaben.

AchtNacht ist seit langem das erste Buch von Fitzek, das mich wirklich interessiert hat. Als The-Purge-Fan habe ich natürlich Großartiges erwartet, auf Deutschland umgesetzt. Und allein die Idee und die Psychologie dahinter ist sehr interessant, zumal Fitzek auch flüssig schreibt. Aber wenn ich über das erste Drittel eine langweilige Familiengeschichte ertragen muss, wo über Bens Loserqualitäten geschwafelt wird, kann mich das nicht fesseln. Dass er Cameos eigener Figuren einbaut, ist eine nette Idee, aber weder für die Spannung noch überhaupt für die Story relevant. Das Ende empfinde ich als dermaßen unlogisch - zumal sämtliche Beteiligten eh halbtot zu Dingen fähig sind, obwohl sie eigentlich ohnmächtig irgendwo in der Gegend rumliegen müssten - dass es mir die ganze Geschichte fast gänzlich verleidet hat. Ein Punkt für Idee und Psychologie, ein Punkt für den Schreibstil, mehr ist nicht drin.


Veröffentlicht am 20.03.2017

Deutsches Ultimatum

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 08
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Im Dezember 1895 kommt es zu einem internationalen Eklat: Deutschland bezichtigt England, einen ihrer berühmtesten Forscher entführt zu haben und stellt ein siebentägiges Ultimatum, ihn wieder herauszugeben, ...

Im Dezember 1895 kommt es zu einem internationalen Eklat: Deutschland bezichtigt England, einen ihrer berühmtesten Forscher entführt zu haben und stellt ein siebentägiges Ultimatum, ihn wieder herauszugeben, oder es käme zum Krieg. Es geht um Wilhelm Conrad Röntgen, der soeben seine X-Strahlen dem wissenschaftlichen Publikum vorgestellt hat. Mycroft Holmes ist schnell klar, dass es sich um den Zirkel der Sieben handeln muss, der seine Finger im Spiel hat, und er schickt sein bestes (einziges) Pferd im Stall los, um den Wissenschaftler zu retten und zwei Völker vor einem grauenhaften Krieg zu bewahren. In den Schweizer Bergen kommt es daraufhin zwischen Oscar Wilde (dem betreffenden besten/einzigen Pferd), zweien Begleitern und den Männern des Zirkels zu einem Kampf auf Leben und Tod - und das mitten im tiefsten, kältesten Winter.

Ich denke, die Talfahrt, die diese Serie genommen hat, ist (hoffentlich :/ ) endlich erreicht. Das war mit Abstand die schlechteste Folge, die in den bisher erschienenen acht Folgen möglich war. Es war eine ziemlich lächerlich zusammengestöpselte Geschichte, die vorne und hinten nicht viel Sinn ergab und ich hatte das Gefühl, das zum ersten Mal selbst die Sprecher keinen großen Bock mehr auf diesen Teil hatten. Mycroft Holmes, der ältere Bruder des berühmten Detektivs, wird nur noch als Lachfigur dargestellt, der sich in die Hosen macht, wenn er vom Premierminister aufgesucht wird. Warum? Warum macht ihr diese anfangs so viel versprechende Serie so kaputt? Was hat euch Conan Doyle getan, oder Oscar Wilde, der in dieser Folge so blass wie eine uralte weiße Milkaschokolade wirkte? Das macht echt keinen Spaß mehr - und ich bin nicht sicher, ob ich mir die nächsten Folgen echt noch antun werde.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Weltallumfassende Langeweile

Die Krone der Sterne
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Das ist eine Hörbuchrezension, vielleicht schreibe ich ein paar Namen falsch.

Iniza ist eine Adlige vom Rande des von Hexen beherrschten Teil des Weltraums. Sie soll der Gottkaiserin als Braut zugeführt ...

Das ist eine Hörbuchrezension, vielleicht schreibe ich ein paar Namen falsch.

Iniza ist eine Adlige vom Rande des von Hexen beherrschten Teil des Weltraums. Sie soll der Gottkaiserin als Braut zugeführt werden, ein Tribut, den die Völker zu zahlen haben. Doch die junge Baroness hat andere Pläne für ihr Leben und beschließt zusammen mit dem Hauptmann ihrer Leibgarde Glanis (also der hat sich jedenfalls vorbildlich um ihren Leib gekümmert, das ist echt lobenswert ^^), vom Schiff der Hexen zu fliehen. Doch während ihrer Flucht geht etwas schief; Iniza wird von Kranit, dem letzten Waffenmeister von Amun, gekidnapt. Ganz nebenbei jedoch rettet Kranit ihr und dem Hauptmann das Leben – mehrmals. Gemeinsam sind sie jetzt auf der Flucht vor den Hexen und einer zweiten Partei, der Gilde, die von dem fanatischen Onkel von Iniza vertreten wird. Als sie auf die Alleshändlerin Shara Bitterstern treffen, ist das Chaos perfekt und Iniza und Glanis weiter denn je davon entfernt, ihr Ziel zu erreichen: das sagenumwobene Noa, dem Piratenstützpunkt, der von Inizas zweitem Onkel geführt wird.

Der Sprecher ist top und hat sich redlich Mühe gegeben, diese Story irgendwie mit unterschiedlichen Stimmen für die jeweiligen Personen aufzupeppen. Doch nach einem recht spannenden Anfang schlich sich gähnende Langeweile in die Geschichte, die sich eigentlich nur durch unendliches Geschwätz und wilde Fluchten auszeichnet. Das hätte eine mitreißende Sache werden können, denn die Idee von Hexen, die den Weltraum beherrschen, hat was. Doch ein paar Raumschiffe und Blaster und Lasersalven (oder wie der Sprecher regelmäßig sagte: Laserssssalven) machen noch kein Weltraumabenteuer, ein bisschen mehr Substanz hätte es haben dürfen. Stattdessen bekommt man endlose Diskussionen von Seiten Inizas und Glanis', besonders in Situationen, in denen wirklich keine Zeit für so sinnloses Aufbegehren ist; schlimmer ist, dass mir – mit Abstrichen -, außer Kranit niemand auch nur annähernd sympathisch war. Iniza ist eine Dumpfbacke, Glanis ist lediglich ein Schattencharakter, der so wenige Eigenschaften hat, dass ich auch nicht annähernd eine Vorstellung bekam, was ihn für Iniza interessant machte (umgekehrt dasselbe, übrigens), Shara eine Psychopathenkuh, die ich an Kranits Stelle zehnmal aus der Schleuse geworfen hätte. Zusammen mit Glanis und Iniza, Ende der Story. Ok, das ist nicht das Ende der Story, leider. Es gibt noch (eine oder mehr) Fortsetzung(en), allerdings nicht für mich.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Die Spur führt nach Rumänien

Schlaflied
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Die Flüchtlingswellen haben Schweden eingeholt. An den Bahnhöfen der großen Städte nehmen Freiwillige die verstörten Menschen in Empfang, versorgen sie zunächst einmal mit Essen, Trinken, Decken, dem Allernötigsten. ...

Die Flüchtlingswellen haben Schweden eingeholt. An den Bahnhöfen der großen Städte nehmen Freiwillige die verstörten Menschen in Empfang, versorgen sie zunächst einmal mit Essen, Trinken, Decken, dem Allernötigsten. Doch nicht alle meinen es gut mit den Flüchtlingen, und gerade die allein ankommenden Kinder und Jugendlichen sind hochgefährdet, denn wer vermisst schon diese Kinder aus Kriegsgebieten? Als erst ein Junge ermordet aufgefunden wird und wenig später zwei weitere Jugendliche, aktiviert Mette, die Chefin der Kriminalpolizei Tom Stilton, der aus welchen Gründen auch immer eine Zeitlang nicht als Ermittler gearbeitet hat. Sie finden schnell einen Pädophilen aus der Gegend, der den Jungen möglicherweise kannte, doch dann führt sie die Spur nach Rumänien und der dortigen Mafia.

Andere sehen das vielleicht nicht so, aber mich nerven Krimis, die erst mal hundert Seiten brauchen, bevor überhaupt mal etwas Kriminelles passiert. Bestimmt haben die Autoren viel über die Flüchtlinge und das globale Dilemma recherchiert, aber deshalb brauchen sie meinetwegen in einem Krimi trotzdem nicht ewig über die Situationen auf dem Bahnhof reden, auch interessiert mich das Privatleben der Ermittler nur am Rande, das muss nicht ewig und drei Tage ausgebreitet werden. Es geht hauptsächlich um die Ermittler Tom Stilton und Olivia Rönning, doch warum Mette diesen Tom überhaupt wieder aktiviert hat, ist eine Frage, die ich für mich nicht beantworten konnte. Der macht sowieso immer sein eigenes Ding, was der bei der Kripo zu suchen hat, bleibt ein Rätsel. Zwischendurch wird noch ein Typ eingespannt, der mit der Polizei nichts zu tun hat, alles ein wenig am Rande der Legalität. Für ein Drehbuch hätte der Krimi auch besser gepasst, denn mich nervten die ständigen Perspektivwechsel sogar innerhalb einzelner Sätze. Das Ende war nicht überzeugend und logisch finde ich die Ankunft des Obermafiosis in einer privaten Vendetta auch nicht gerade. Alles in allem kein Krimihighlight, aber ich habe das Gefühl, da braucht nur „schwedischer Autor“ drauf stehen, dann ist es schon ein Bestseller. Ach, und übrigens: Ich finde Selbstjustiz total abartig.