Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.03.2025

Seraph

Hell Followed with us – Das Monster in uns: Eine düstere postapokalyptische Fantasy – Auf Goodreads gefeiert! Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt
0

Sie nennen sich selbst Engel und Todesschwadronen - Mitglieder der Sekte, vor der Benji flüchtet. Durch ein Virus haben sie fast die gesamte Menschheit getötet und sind wild entschlossen, auch alle anderen ...

Sie nennen sich selbst Engel und Todesschwadronen - Mitglieder der Sekte, vor der Benji flüchtet. Durch ein Virus haben sie fast die gesamte Menschheit getötet und sind wild entschlossen, auch alle anderen zu töten, die sich ihnen nicht anschließen. Benji ist ein Transjunge und er muss zusehen, wie sein Vater bei ihrer Flucht getötet wird. Im letzten Moment wird er gerettet: von Nick, einem charismatischen, autistischen Jungen, der zusammen mit anderen Jugendlichen in einem ehemaligen LGBTQ+-Zentrum lebt bzw. mit ihnen um ihr Überleben kämpft. Nick weiß, wer Benji ist: die furchtbarste Bio-Waffe, die die Sekte je hervorgebracht hat. Dennoch geben ihm die Jugendlichen bei sich ein Zuhause, eines, für das Benji kämpfen will ...

Das war wirklich ein wilder Ritt, der aus Zähnen und Klauen, aus Unmengen an Blut und zerschmetterten Gliedmaßen und Eingeweiden und allem dazwischen und mehr besteht. Also nichts für schwache Nerven, das ist eine Dystopie, die den Namen verdient. Auch dass religiöse Fanatiker unter dem Banner ihres Glaubens alle Andersdenkenden ausrotten wollen, ist glaubhaft (punch intented). Das Buch ist nichts für Homophobiker, die in Tränen ausbrechen, wenn gegendert und die richtigen Pronomen verwendet werden. Zwischendrin ist mir manchmal ein bisschen viel wiederholt worden; ab und zu als Stilmittel ist cool, aber hier war es ein Tick zu viel. Und auch, wenn mir klar ist, dass die meisten Charaktere hier einen religiös-fanatischen Hintergrund haben, so gab es für meine Verhältnisse zu viele Gebete. Trotzdem konnte mich das Buch bis zum Schluss fesseln und ich bin gespannt, was der Autor noch zu bieten hat.

Veröffentlicht am 25.03.2025

Deeptalk

People Pleaser
0

Nina und Teo sind schon immer die besten Freundinnen. Während jedoch Teo seit zwei Jahren die Sau rauslässt und gerne mal säuft und über die Stränge schlägt, versucht Nina immer, allen und jedem behilflich ...

Nina und Teo sind schon immer die besten Freundinnen. Während jedoch Teo seit zwei Jahren die Sau rauslässt und gerne mal säuft und über die Stränge schlägt, versucht Nina immer, allen und jedem behilflich zu sein. Ihre eigenen Bedürfnisse und Probleme stellt sie immer hintenan; es geht soweit, dass sie sogar eine Therapie macht, dort die Probleme ihrer Freundin beschreibt, um Teo helfen zu können. Als dann der Bad Boy Aleks neu in ihre Klasse kommt und sofort etwas mit Teo anfängt, ist Nina klar: Damit er ihrer Freundin nicht wehtut, muss aus dem Bad Boy und Red Flag Typen ein anständiger Kerl werden. Also versucht sie es auch mit Deeptalks bei ihm. Je mehr sich Nina für andere aufgibt, desto mehr entfernt sie sich von ihnen und dabei merkt sie kaum, dass sie in ihren eigenen Problemen zu ertrinken droht ...

Obwohl dieses Buch ein paar sehr aktuelle Themen und Probleme von Jugendlichen aufgreift, ist es doch locker-lässig geschrieben und schafft den schmalen Grat zwischen Slapstick/Humor und Ernstnehmen der Charaktere. Man möchte gelegentlich nicht nur Nina schütteln, auch die Eltern spielen allesamt keine überragende Rolle. Deshalb ist der Schluss vielleicht ein bisschen zu sehr happy, zu sehr people pleasing, aber insgesamt gesehen hatte ich sehr viel Spaß an der Geschichte und empfehle sie weiter. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 22.03.2025

Emerald Stairway

If We Were Gods
0

Olivia stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat es trotzdem an die Arcane Academy in Schottland geschafft. Zusammen mit den anderen fünf besten Absolventen ihrer ersten Unis bildet sie eine Studiengruppe ...

Olivia stammt aus ärmlichen Verhältnissen und hat es trotzdem an die Arcane Academy in Schottland geschafft. Zusammen mit den anderen fünf besten Absolventen ihrer ersten Unis bildet sie eine Studiengruppe unter einem charismatischen Professor. Nur hier in Schottland können sie die arkanen Ebenen dank der Emerald Stairway richtig erforschen. Nur auf die verbotenen Ebenen dürfen sie nicht, weil ... Keks. (Die sind so gefährlich - never mind, dass man auf jeder der anderen Ebene auch überall sterben kann. Wer achtet schon auf Logik, isso.) Allerdings ist Olivias Gruppe und ganz besonders der arrogante, ABER extrem gut aussehende Milo der Meinung, dass sie es auf die verbotenen Ebenen schaffen können. Um dort dann gottgleich zu werden, weil ... Ja, okay, den Teil hatte keiner so richtig durchdacht, ist aber auch egal. Natürlich geht ab einem bestimmten Punkt alles schief, was schief gehen kann, die Inquisition taucht auf und die sechs machen es eigentlich immer nur noch schlimmer.

Ich glaube, ich habe zehn Tage oder so für das Buch gebraucht. Normalerweise dauert es bei dieser Seitenzahl höchstens drei Tage Lesezeit, aber es hat mich einfach nur so sehr gelangweilt. Mal davon abgesehen, dass ich mir vorkam wie in einer schlechten Fanfiction. Ein Schloss in Schottland, das an einem See liegt, der übersetzt Schwarzer See heißt? (Ja, die gängigen gälischen Worte kennt man halt.) Dazu Harry Potter, der hier ohne Narbe, dafür mit sehr viel Arroganz durch die Gegend läuft. Und huch: Eine Inquisition, die da einreitet. Saxa kam mir vor wie aus der Serie "Ragnarök" entnommen, und das lag nicht nur am zufällig gleichen Namen. Hier wurden viele Versatzstücke genommen, die man aus anderen Büchern oder auch Serien kennt. Das Magiesystem schien mir tatsächlich ein Original der Autorin zu sein - das Problem hier nur: Welchen Sinn hat diese Art von Magie? Auf allen Ebenen lauern Gefahren, aber nach der 13. darf man nicht weiter, weil es zu gefährlich ist - und niemand zweifelt in hundertfünfzig Jahren oder so diese Regel an?

Das alles hätte immer noch eine coole Geschichte werden können. Aber die Charaktere waren einfach so von Grund auf unsympathisch. Olivia will unbedingt zu den reichen Kids dazu gehören (warum eigentlich? Die waren echt nur nervig!) und belügt sie nach Strich und Faden. Dann verliebt sie sich auch noch in diesen extrem anstrengenden Milo, der ja so heiß ist, aber alle Leute um sich behandelt, als wären sie minderbemittelt. (Wenn man bedenkt, dass alle mit ihm befreundet sein wollten, hat er vielleicht gar nicht so unrecht.) Die Leute aus der Gruppe hatten keine Persönlichkeit, die waren reine Stereotypen. Oder doch, sie waren alle einfach nur Ar... öcher, die sich für was Besseres hielten. Was sie allein schon Himari angetan haben und auch ansonsten waren sie bereit, über Leichen zu gehen. Und selbst das hätte wenigstens noch spannend werden können - wenn es denn auch nur einen Hauch von Spannung aufgebaut hätte. Aber es hat sich alles so gezogen wie ein uralter Kaugummi unter einer noch älteren Schulbank. Langer Rede, kurzer Sinn: Das wunderschöne Cover plus Farbschnitt ist das einzig Erwähnenswerte an dem Buch, das um mindestens 200 Seiten gekürzt gehört.

Veröffentlicht am 22.03.2025

Geborgte Lebenszeit

Academy of Lies (Band 1) - Anatomie einer Verschwörung
0

Quinn Schreiber ist gerade mal achtzehn, dennoch läuft ihre Zeit ab. Seit zehn Jahren trägt sie ein Spenderherz und das droht aufzugeben. Eigentlich hat sie sich damit abgefunden, dass sie sterben wird. ...

Quinn Schreiber ist gerade mal achtzehn, dennoch läuft ihre Zeit ab. Seit zehn Jahren trägt sie ein Spenderherz und das droht aufzugeben. Eigentlich hat sie sich damit abgefunden, dass sie sterben wird. Ihre verbliebene Zeit nutzt sie, um an der berühmten Schreiber-Akademie - gegründet von ihrem Großvater - Medizin zu studieren. Direkt am ersten Tag wird quasi vor ihren Augen der Rektor der Akademie getötet und nur wenige Tage später stirbt eine Studentin. Ausgerechnet ihr eigener Bruder scheint in beide Todesfälle verwickelt zu sein, doch dann kommt Quinn einer Verschwörung auf die Schliche, die über Leichen geht, um ihre Geheimnisse zu bewahren.

Das klingt alles so spannend und als positiv vermerken kann ich, dass die Sprecherin wirklich richtig gut ist. Sie hat mich auch bis zum Schluss bei der Stange gehalten, sonst hätte ich das Buch abgebrochen. Es fing stark an - mit dem Mord an dem Rektor. Aber danach versandete es in furchtbar langweiligem und vor allem typisch Jugendbuch aufbereitetem Studentenkram; außerdem gab es immer wieder einen nüchternen, männlichen Sprecher, der verschiedene Todesarten erklärt hat. Warum? Weil Quinn den Tod verstehen möchte, schließlich wird sie auch bald sterben. Hä? Ja, so habe ich auch geschaut. Quinn selbst ist eine schreckliche Protagonistin, extrem unsympathisch und zickig. Ich konnte sie nicht ausstehen, ganz besonders nicht im Hinblick, wie sie die Katze behandelt hat. Außerdem war sie so, so langsam im Denken. Ehe sie mal auf die naheliegendsten Dinge gekommen ist: Ich wollte nur schreien. Stattdessen hat sie lieber den Typen, der ihr dauernd geholfen hat, dumm angemacht. Die Geschichte ist langweilig und vorhersehbar und unnötig grausam, was diverse Todesfälle angeht. Das Problem hier war wirklich, dass die Sprecherin einfach zu gut war - sie hat das zickige Gehabe der Protagonistin perfekt rübergebracht. Dank ihr bekommt die Geschichte noch wohlwollende 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 22.03.2025

Last men standing

Lyneham
0

Als es dank der Menschen mit der Erde endgültig zu Ende geht, ist Henry Meadows gerade einmal zwölf Jahre alt. Zusammen mit seiner kleinen Schwester, seinem älteren Bruder und seinem Vater besteigt er ...

Als es dank der Menschen mit der Erde endgültig zu Ende geht, ist Henry Meadows gerade einmal zwölf Jahre alt. Zusammen mit seiner kleinen Schwester, seinem älteren Bruder und seinem Vater besteigt er eines der Raumschiffe, das die letzten Menschen zu ihrer neuen Heimat bringt: Perm. Ein Mond, irgendwo so weit entfernt, dass nicht nur Henry keine Ahnung hat, wie lange die Reise dahin in den Schlafkapseln dauert. Ihre Mutter Mildred, eine Wissenschaftlerin, fliegt mit einem späteren, aber dafür schnelleren Raumschiff. Sie und ihre Mannschaft sind lange vor Henry und den anderen da und werden den Mond für die menschlichen Siedler bewohnbar machen. Doch ihr Chef, eine Art Musk-Verschnitt, hat seine eigene Agenda und er bringt damit alles in Gefahr. Lange Zeit später wird selbst Henry noch diese Auswirkungen zu spüren bekommen ...

Wow. Das war ein wilder Ritt, ganz ehrlich. Und Westerboer hat es geschafft, ein einzigartiges Buch zu schreiben. Nicht nur, dass er eine äußerst komplexe Geschichte aus der Sicht eines Kindes schreibt, er lässt auch zwischendrin Mildred zu Wort kommen. Sowohl Mildred als auch Henry sind - glaube ich - Asperger und gehen daher mit einigen Situationen auf ganz spezielle Weise um. Das fügt der Handlung noch das gewisse Etwas hinzu. Ich könnte mir vorstellen, dass sich viele Lesenden aufgrund der beschriebenen Technik und der Tatsache, dass der Autor erwartet, dass man mitdenkt, schnell überfordert fühlen könnten. Manche Sachen muss man sich zusammenreimen - und das klappt eigentlich auch ganz gut, wenn man keine Raketentechnik studiert hat. Um ehrlich zu sein, der Schluss war mir ein bisschen zu drüber, aber als Gesamtpaket war das eine einzigartige Geschichte, die mich mitgenommen und gefesselt hat, zumal auch der Schreibstil des Autors sehr gefällig ist. 4.5/5 Punkten.