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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2020

Mein lieber Fuchs

Post mortem
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1878: Clarence Fox ist der Inhaber eines Fotostudios. Eines Tages betritt eine aufstrebende junge Sängerin seinen Laden, um ein Bewerbungsfoto machen zu lassen. Während Clarence alles vorbereitet, bekommt ...

1878: Clarence Fox ist der Inhaber eines Fotostudios. Eines Tages betritt eine aufstrebende junge Sängerin seinen Laden, um ein Bewerbungsfoto machen zu lassen. Während Clarence alles vorbereitet, bekommt die junge Dame erst einen Anfall und stirbt dann, bevor er seine Frau Mabel erreichen kann. Diese macht der plötzliche Tod der Sängerin misstrauisch. Als ehemalige Krankenschwester im Krimkrieg wird sie stutzig, als sie einen seltsamen Ausschlag entdeckt. Ist die junge Frau möglicherweise vergiftet worden? Erst gegen den Willen ihres Mannes, dann mit seiner Hilfe ermitteln die beiden älteren Herrschaften und stoßen bald auf Neid, Missgunst, unerwiderte Liebe und Rache.

Man muss der Autorin zugutehalten, dass sie wirklich sehr schön die damaligen Verhältnisse recherchiert hat und einen in das viktorianische Zeitalter mitnimmt. Mir ist natürlich auch klar, dass es damals keine der heutigen Methoden gab, den Tod von jemandem zu ermitteln. Mabel konnte nicht mal eben einen Facebookaufruf machen oder sich anderer Mittel bedienen, die heutzutage üblich sind. Von daher habe ich auch keinen Actionreißer erwartet. Aber ein bisschen spannender hätte es dann doch zugehen dürfen, irgendwie hat das Conan Doyle ja damals mit seinen Krimis auch geschafft. Mir war der Fall selbst zu banal und dass seine Lösung fast nur auf Zufall und Glück beruhte, machte das Ganze nicht fesselnder. Ich weiß nicht, ob es mit Mabel und Clarence noch weitere Fälle geben wird, aber ich hoffe in dem Fall, dass es dann nicht nur ein spannendes Bild des Zeitgeschehens geben wird, sondern auch einen Fall, der diesen Namen verdient.

Veröffentlicht am 11.12.2020

Die Hütte im Wald

Elchtage
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Johanna ist dreizehn und gerade in die siebte Klasse gekommen. Sie ist nicht die Beliebteste in der Schule, aber das war für sie immer okay, denn sie hatte ihre beste Freundin Sandra an ihrer Seite. Mit ...

Johanna ist dreizehn und gerade in die siebte Klasse gekommen. Sie ist nicht die Beliebteste in der Schule, aber das war für sie immer okay, denn sie hatte ihre beste Freundin Sandra an ihrer Seite. Mit ihr konnte sie sich immer unterhalten und nach der Schule in den Wald zu ihrer Hütte gehen. Doch seit diesem Jahr ist alles anders - Sandra ist anders. Sie möchte unbedingt dazugehören, hält sich immer bei der Clique der nervigen In-Mädchen auf. Johanna verbringt jetzt die Zeit in der Hütte allein - bis sie eines Tages auf Elche stößt. Doch die Elche sind in Gefahr, und dann sind da auch noch neue Freunde und neue Erfahrungen.

Ich mochte dieses Mädchen und ihre trockene Art zu erzählen. Johanna ist für ihr Alter ziemlich cool. Sie interessiert sich noch nicht für Jungs und ist vollkommen zufrieden, im Wald herumzustreichen und sich mit sich selbst zu beschäftigen. Die Probleme der Jugendlichen in dem Alter konnte ich sehr gut nachvollziehen. Womit ich im Endeffekt recht unzufrieden war, ist nicht die Geschichte an sich, sondern dass es zum Schluss kein wirkliches Ergebnis gab - weder was die Elche anging noch die Konsequenzen für die Jäger oder auch irgendwas in Bezug auf Johannas Eltern, die fleißig jagen gehen oder irgendetwas. So was finde ich, gerade in Jugendbüchern, eher subotimal. Klar, die Leser können sich jetzt selbst Gedanken machen, was weiter passieren könnte, aber vermutlich wird man resignieren und sagen: Alles bleibt, wie es ist. Und das gefällt mir nicht so richtig, wobei ich ansonsten wirklich Spaß beim Lesen hatte.

Veröffentlicht am 10.12.2020

Gott? Welcher Gott?

Fest der Finsternis
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Louis Marais war einstmals der bekannteste und beste Polizeibeamte in Paris, bis er in Ungnade fiel und nach Brest abgeschoben wurde. Ausgerechnet im Pestjahr 1805 wird er jedoch wieder in die Hauptstadt ...

Louis Marais war einstmals der bekannteste und beste Polizeibeamte in Paris, bis er in Ungnade fiel und nach Brest abgeschoben wurde. Ausgerechnet im Pestjahr 1805 wird er jedoch wieder in die Hauptstadt der Welt zurückgerufen. Immer wieder wurden verstümmelte Leichen junger Frauen gefunden - wer steckt dahinter? Das kann nur ein gotteslästerliches Monster sein, und wer könnte solche Monster besser verstehen als jemand, der selbst eines ist? Er holt sich Marquis de Sade an die Seite, einen Mann, der nicht nur alt und fett ist und aus dem Hochadel stammt, sondern auch allen seinen Trieben nachgeht. Gemeinsam geraten sie immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt und Brutalität und müssen aufpassen, dass sie nicht zwischen den verschiedenen Gruppierungen der Politik zerrieben werden.

Das war ein wahrhaft opulentes Mahl, das uns Meisterkoch Torreck hier anrichtet. Er wirft uns hinein in die Intrigen des ganz, ganz frühen 19. Jahrhunderts, stößt uns in den Schmutz der Gosse, lässt uns noch den den letzten Hauch der Pest einen Schauder über den Rücken jagen. (Und was für einen Schauder - schon vor Jahren hat der Autor hier ein paar interessante Dinge in Bezug auf eine Pandemie beschrieben, die so und ähnlich jetzt tatsächlich stattgefunden haben!) Dass ich nicht die volle Punktzahl gebe, liegt nicht direkt an der ausschweifenden Erzählweise, in der manches auch etwas kürzer gefasst hätte werden können, ganz besonders der Anfang, der mehr Beschreibung als Erzählung war. Eher ist es der Art geschuldet, immer wieder die Perspektive auch mitten im Absatz zu wechseln - etwas, das mich immer wieder stocken lässt und beim Lesen stört. Dass auch recht viele Schreib- und Kommafehler existieren, habe ich ärgerlich zur Kenntnis genommen, lasse das aber nicht in die Bewertung des Buches an und für sich einfließen. Dafür hat es mir dann doch eine zu gute Unterhaltung geboten, und ich empfehle diese Lektüre allen, die Spaß an historischen Geschehnissen, Persönlichkeiten und Ermittlungen haben.

Veröffentlicht am 05.12.2020

Braun und Rot

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Chloe Brown kommt aus gutem Hause, hat einen erfüllenden Job und ist sehr, sehr krank. Sie leidet an Myelofibrose, einer Krankheit, die das ganze Leben einschränkt. Als sie eines Tages beinahe von einem ...

Chloe Brown kommt aus gutem Hause, hat einen erfüllenden Job und ist sehr, sehr krank. Sie leidet an Myelofibrose, einer Krankheit, die das ganze Leben einschränkt. Als sie eines Tages beinahe von einem Auto überfahren wird, beschließt sie, ihr Leben zu ändern. Sie will all das machen, was andere auch können: rausgehen, Spaß haben, campen, sich betrinken, jemanden kennenlernen. Aber wer würde sich schon auf jemanden wie sie einlassen? POC, ein bisschen übergewichtig und körperlich total eingeschränkt? Nun, Red Morgan, der nette Hausmeister ihrer neuen Wohnung würde gern. Doch sie tragen beide eine Last, die sie nicht leicht zur Ruhe kommen lässt.

Das Positive vorneweg: Weder Chloe noch Redford sind in irgendeiner Form unsympathische Ar..., die hier als Helden verkauft werden, wie das so oft in Liebesromanen der Fall ist. Das muss man hervorheben. Auch dass es hier überhaupt kein Thema ist, welche Hautfarbe jemand hat. Ganz mega! Zwischendurch konnte ich über den Humor auch schmunzeln. Alles Pluspunkte. Damit endete das Außergewöhnliche. Denn der Rest entpuppte sich als extrem kitschige Liebesgeschichte mit zwei kleinen Problemchen, die natürlich beide auf einem Missverständnis beruhten. Die Geschichte plätscherte so dahin, wir durften Reds und Chloes durchgehender Erregung zuschauen, die eher Siebzehnjährigen als Leuten Anfang dreißig zuzuordnen wäre und zwischendrin war mir manchmal langweilig. Das Ganze ist wie ein Lebkuchen: Ende August noch frisch und außergewöhnlich und spätestens im Oktober mag man schon nicht mehr so richtig. Nett. Nicht mehr. Nicht weniger.

Veröffentlicht am 03.12.2020

Lord Hawk

Ein Kleid aus Seide und Sternen (Ein Kleid aus Seide und Sternen 1)
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Maia Tamarin ist die jüngste Tochter eines Schneiders. In dem Land, in dem sie lebt, dürfen Frauen keine Meisterin eines Fachs werden und dennoch wünscht sie sich nichts mehr, als die beste Schneiderin ...

Maia Tamarin ist die jüngste Tochter eines Schneiders. In dem Land, in dem sie lebt, dürfen Frauen keine Meisterin eines Fachs werden und dennoch wünscht sie sich nichts mehr, als die beste Schneiderin des Landes zu werden. Als der Kaiser zu einem Wettbewerb für die Nachfolge des Hofschneiders ruft, geht sie verkleidet als Mann hin und setzt sich gegen elf Mitbewerber durch. Doch das war erst der Anfang ihrer gefährlichen Unternehmungen. Die zukünftige Frau des Kaisers verlangt von ihr drei Kleider, die es nur in Mythen gibt - und um diese herstellen zu können, braucht Maia die Hilfe des Hofzauberers Edan.

Für meine Verhältnisse habe ich ziemlich lange gebraucht, um das Buch zu lesen, ich bin nicht richtig vorangekommen. Nicht, weil es so furchtbar schlecht oder nervig gewesen wäre, aber ich denke, ich hatte einfach andere Erwartungen. Wahrscheinlich, weil das Buch mit "wie Mulan" beworben wurde. Da werden einfach Erwartungen von unglaublich starken Frauen und Action geweckt, die hier nicht gehalten wurden. Mit Maia selbst bin ich nicht richtig warm geworden. Sie möchte immer das Richtige tun, und als sie zum Kaiserhof fährt, tut sie das auch. Aber sie ist nicht stark, egal wie oft das die Männer in ihrem Leben sagen. Ohne Edan ist sie verraten und verkauft. Mir ging auch ihre Art auf die Nerven, sich gegen vernünftige Vorschläge zu wehren, weil die halt ach-so-unfair-wären. Und manche ihrer Handlungen sind wirklich sehr fragwürdig, gerade als sie krank und fiebrig zu Edan zurückkehrt, der eh gerade kämpfen muss und sich dann auch noch um sie kümmern soll. Dazu ist das Ganze eine Mischung aus Lady Hawk, 3 Haselnüsse für Aschenbrödel und Dschinnerzählungen, hat aber nichts von Mulan. Ich hatte auch wirklich Probleme, mir eine nähende Schere vorzustellen - dafür reicht dann meine Fantasie dann doch nicht aus. Positiv vermerken möchte ich, dass das männliche Loveinterest kein A... ist, auch wenn Maia so was öfter behauptet. Dafür hat sie öfter Anwandlungen von Zickigkeit, die ich nicht hilfreich fand. Alles in allem war es nett, mehr aber auch nicht.