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Veröffentlicht am 24.01.2021

Female Cop Kopp

Die unvergleichliche Miss Kopp schlägt zurück
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Constance Kopp will weder nähen noch als Anhängsel eines Mannes ihren Lebensunterhalt fristen. Sie möchte ein weiblicher Polizist werden - nicht ganz einfach in New Jersey des Jahres 1915, denn Cop kann ...

Constance Kopp will weder nähen noch als Anhängsel eines Mannes ihren Lebensunterhalt fristen. Sie möchte ein weiblicher Polizist werden - nicht ganz einfach in New Jersey des Jahres 1915, denn Cop kann nur jemand werden, der wahlberechtigt ist, was Frauen nicht sind. Dennoch macht sie sich unersetzlich bei Sheriff Heath, zumindest bis zu dem Moment, als sie einen Sträfling fliehen lässt. Und das Gesetz sagt eindeutig, dass der Sheriff, in dessen Obhut ein Sträfling entkommt, selbst ins Gefängnis geht. Jetzt hat Constance alle Hände voll zu tun, nicht nur ihren Fehler wieder gutzumachen, sondern auch den Sheriff vor dem Knast zu bewahren und en passant einen Mord aufzuklären.

Das ist schon eine interessante Lektüre gewesen, die uns zum Anfang des 20. Jahrhunderts mitgenommen hat. Wobei sich beim Frauenbashing ja auch hundert Jahre später nicht viel geändert hat. Das Ganze hätte sogar ein herausragendes Buch werden können, wenn es ein bisschen spannender geraten wäre. So hatte es ein paar Längen, gerade zwischendrin, auf die ich gut hätte verzichten können. Auch fand ich einige Handlungen von Constance nicht immer nachvollziehbar, gerade in den entsprechenden Situationen. Alles in allem hat es mich jedoch gut unterhalten können. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 21.01.2021

Glück ist ...

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Gewinner des Lovelybooks-Leserpreises 2021)
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Glück ist, wenn man das Buch beendet hat, ohne dauernd eingeschlafen zu sein.

Cara ist neu am College, dafür hat ihre ganze Familie Geld aufgenommen, um ihr das zu ermöglichen. Deshalb lebt sie auch ...

Glück ist, wenn man das Buch beendet hat, ohne dauernd eingeschlafen zu sein.

Cara ist neu am College, dafür hat ihre ganze Familie Geld aufgenommen, um ihr das zu ermöglichen. Deshalb lebt sie auch weit vom College entfernt in einer Bruchbude und arbeitet in einem Café. Doch plötzlich bekommt sie die Möglichkeit, in der Studentenverbindung der Ravens aufgenommen zu werden. Wenn sie das schafft, bekommt sie freie Kost und Logis und das Studium wird bezahlt, außerdem sind die Absolventen meistens Leute in hohen Positionen. Dafür muss sie aber mit einem Fremden ein Paar spielen, Bälle besuchen und muss die Regeln des Fight Clubs einhalten.

Alles ist ein Test und wer versagt, fliegt raus. Doch dann bekommt Cara Informationen, die alles ändern könnten.

So eine coole Idee plus Klappentext. Und dann versinkt die Geschichte in Langeweile. Vielleicht ist das spannend für Leute, die gerne Prinzessinnen wären, voluminöse Kleider tragen, im Luxus schwelgen würden und Bälle besuchen möchten. Natürlich müssen sich auch zwei heiße Typen für die Personen interessieren, die dieses Buch spannend finden. Alle, die sich zum Geburtstag kein Barbiehaus plus Plastikschimmel wünschen, könnten sich wohl langweilen. Zumal man sich ständig fragt, warum Cara - wenn sie denn so unbedingt in die Verbindung möchte - nicht einmal für zwei Wochen lang ihren Hintern zusammenkneifen kann und nichts tut, um das zu riskieren. Aber das wäre ja vielleicht noch ereignisloser, also muss sie genau das tun, was in der Zeit das Unlogischste ist. Außerdem finde ich die Protagonistin zickig und wenig sympathisch, selbiges gilt für ihren heißen Präsisohn. Mit Abstrichen am angenehmsten kommt Tyler rüber, da nützt auch der schwachbrüstige Cliffhanger nichts mehr.

Was soll ich abschließend sagen? Die Geschichte ist für mich abgeschlossen.

Veröffentlicht am 13.01.2021

Kleine, alte Frau mit Hut

Das Windsor-Komplott
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Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal ...

Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal genug, lässt sein Tod auf entweder interessante sexuelle Vorlieben schließen oder gar ... Mord. Die Queen, die kurz vor ihrem neunzigsten Geburtstag steht, kann diese Sache natürlich nicht dem MI5 oder anderen Polizisten überlassen, schließlich ist es in ihrem Schloss passiert! Mit Hilfe von Rozie, ihrer jungen, neuen stellvertretenden Assistentin macht sie sich auf, diesen Fall zu lösen; ohne Schirm, dafür mit Charme und Hut.

Positiv empfinde ich, dass mit Rozie, der Assistentin, eine junge Frau entworfen wurde, die wirklich sehr cool, sehr weiblich und trotzdem mit allen Wassern gewaschen daherkommt. Interessant sind sicherlich auch die ganzen Protokolle, die es für eine Königin einzuhalten gilt oder was die Gesellschaft so glaubt, was eingehalten werden muss. Der Fall selbst ist zwar äußerst cozy, aber auch äußerst an den Haaren herbeigezogen. Und was mir wirklich auf Dauer extrem gegen den Strich ging, war dieses furchtbar servile Verhalten, das alle Leute der Queen und anderen royalen und adligen Parasiten gegenüber an den Tag gelegt wurde. Wofür noch mal hat die Arbeiterklasse gekämpft und beinahe auf der ganzen Welt diese Leute in Schimpf und Schande verjagt? Zwischen den Zeilen liest man hier heraus, dass die Angestellten der Queen - obwohl sie neben J. K. Rowling so ziemlich die reichste Person Großbritanniens ist - recht schlecht bezahlt werden. Und dennoch würden sie alle ihr Leben opfern, um das ihrer Königin zu retten bla bla. Mein Revoluzzerherz war hier permanent auf 180 und ist eher nicht geneigt, weitere Abenteuer einer schnüffelnden Queen zu verfolgen.

Veröffentlicht am 11.01.2021

Immer der Nase nach

Mopsa – Eine Maus kommt ganz groß raus
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Mopsa ist eine kleine, weiße Maus mit einem großen, bunten Traum: Sie möchte auf der Bühne stehen und eine berühmte Schauspielerin werden. Fast unmöglich zu schaffen, denn wer sollte überhaupt eine Maus ...

Mopsa ist eine kleine, weiße Maus mit einem großen, bunten Traum: Sie möchte auf der Bühne stehen und eine berühmte Schauspielerin werden. Fast unmöglich zu schaffen, denn wer sollte überhaupt eine Maus engagieren, wenn doch alle Menschen vor ihnen Angst haben oder sich ekeln? Und Mopsa lebt außerdem unter der der Fuchtel ihres Königs, des Mausbeuters Tartar. Doch dann rebelliert sie einmal zu oft gegen den König und wird verbannt. Zusammen mit ihrem Bruder Otto macht sie sich auf in die große Stadt. Und dann werden sie ausgerechnet auf einem Rummel getrennt und für Mopsa beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

Mit diesem Buch haben wir ein wirklich niedliches Abenteuer für Kinder vorliegen, das nicht nur aus der Perspektive von jemandem erzählt, der viel kleiner und schwächer ist als Leute und damit sicherlich von Kindern gut projiziert werden kann. Die Bilder von Laura Fuchs (witziger Name beim Zeichnen einer Maus!) sind so süß, dass man kurz vor einem Zuckerschock steht. Mein sechsjähriges Vorlesekind war jedenfalls sowohl von der Geschichte als auch von den Bildern hoch begeistert und auch mir gefiel das Buch sehr gut, wenn es natürlich auch alles sehr, sehr happy endig ausgeht. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 09.01.2021

Der deutsche Blick

Vaterland
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April 1964: Das dritte Reich hat den Krieg vor zwanzig Jahren gewonnen. Die Nazis beherrschen Europa und Deutschland, insbesondere Berlin, bereitet sich auf den 75. Geburtstag des Führers vor. Ausgerechnet ...

April 1964: Das dritte Reich hat den Krieg vor zwanzig Jahren gewonnen. Die Nazis beherrschen Europa und Deutschland, insbesondere Berlin, bereitet sich auf den 75. Geburtstag des Führers vor. Ausgerechnet jetzt wird die Leiche eines hochrangigen SS-Offiziers gefunden. Xaver March, Ermittler der Mordkommission, wird auf den Fall angesetzt. Doch überall wird gemauert, er findet keinen Zugang zu dem Fall und plötzlich mischt sich auch noch der Sicherheitsdienst ein und entzieht ihm das Ganze. Doch Xaver hat Blut geleckt und je tiefer er gräbt, desto scheußlicher werden die Verbrechen und desto lauter schreit sein Gewissen.

Ich mag ja diese Was-wäre-wenn-Szenarien sehr. Mit diesem Buch hat der Autor wohl vor 25 Jahren in Deutschland einen Skandal heraufbeschworen, hat er doch Ängste und Schuldbewusstsein ordentlich wieder aufgewühlt. Andererseits finde ich das Ganze gar nicht abwegig, schon gar nicht im Licht heutiger Ereignisse betrachtet. Es war eine beklemmende, spannende und durchaus authentische Lektüre, die zwischendrin manchmal ein bisschen langatmig daherkam, ganz besonders, wenn es um das amerikanische Loveinterest von Xaver ging. Dafür riss der Schluss vieles wieder heraus; er war unglaublich intensiv, hoffnungslos, realistisch und vor allem - offen. Nicht was das Schicksal einzelner Beteiligter angeht, aber dafür das Schicksal der ganzen Welt. Fast wie im echten Leben.