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Veröffentlicht am 16.02.2024

Sozialstunden

Run For Love
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Luca und ihre Freundin Charles sitzen in einer Bar und unterhalten sich, als sie massiv von einem Mann belästigt werden. Irgendwann platzt Luca der Kragen - und dem Kerl dadurch die Nase. Weil er Anzeige ...

Luca und ihre Freundin Charles sitzen in einer Bar und unterhalten sich, als sie massiv von einem Mann belästigt werden. Irgendwann platzt Luca der Kragen - und dem Kerl dadurch die Nase. Weil er Anzeige erstattet, muss Luca Sozialstunden leisten, ausgerechnet in einem Jugendclub und ausgerechnet mit dem durchtrainierten Jugendtrainer Noel. Zwischen ihnen fliegen von Anfang an die Funken, nur kann Luca nicht glauben, dass einer wie er etwas Ernsthaftes mit einer wie ihr haben möchte. Und dann sind da noch Lucas Mutter, die knallhart Bodyshaming bei ihr praktiziert, und ihre Freundin Charles, deren perfektes Leben gar nicht so perfekt ist, wie es scheint.

Mir ist klar, was die Autorin beabsichtigt: Es soll ein humorvolles Buch über eine mehrgewichtige Frau sein, die zu sich steht oder wenigstens lernt, sich zu lieben, wie sie ist. Allerdings erweist sie damit normalen Mädchen einen Bärendienst. Luca wird als 1,80 m große Frau beschrieben und alle schreien "zu fett", weil sie Größe 44 trägt? Echt jetzt? Ich habe eine Freundin, die völlig normalgewichtig ist und bei weitem keine Leuchtturmgrößen aufweisen kann und die trägt 44. Also fängt hier schon mal der Ärger an. Wenn Frauen oder Mädchen das hier lesen, müssen sie ja schon Komplexe kriegen. Und es geht weiter: Plötzlich fängt Luca zu laufen an - aus Wut. Und dann immer wieder regelmäßig. Wenigstens wird sie keine Marathonläuferin oder trägt auf einmal Größe XS, aber welche Message soll da übertragen werden? Sport nur aus Wut? Um sich abzureagieren? Zum Spaß scheint ja völlig unmöglich zu sein. Dazu pendelt die Geschichte zwischen Überreaktionen von Luca - die übrigens immer Toleranz von allen einfordert, aber selbst nur wenig davon austeilt - und dem absoluten Verständnis von Noel und dessen perfekter Freundesgruppe hin und her. Da gab es irgendwie trotz stark an den Haaren herbeigezogenen Beziehungsproblemen absolut keine, um diese dann zu lösen. Und last but not least: Wenn schon die Autorin keine Ahnung von Inquit-Formeln hat, sollte es wenigstens im Lektorat korrigiert werden. Das ist kein gutes Handwerk. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.09.2023

Unstern

The Romeo & Juliet Society, Band 1: Rosenfluch (SPIEGEL-Bestseller-Autorin |Knisternde Romantasy | Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
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Joy begleitet ihren alleinerziehenden Vater, der als Schauspieler arbeitet, an viele Orte. Kurz vor seinem nächsten Auftritt werden sie von seltsamen Leuten entführt. Sie nennen sich die Romeo-&-Juliet-Society ...

Joy begleitet ihren alleinerziehenden Vater, der als Schauspieler arbeitet, an viele Orte. Kurz vor seinem nächsten Auftritt werden sie von seltsamen Leuten entführt. Sie nennen sich die Romeo-&-Juliet-Society und behaupten, Joy gehöre zu ihnen und würde sterben, wenn sie nicht mit ihnen nach Verona käme. Dort wird sie in eine Akademie aufgenommen, an die nur Nachfahren der Montagues und Capulets bzw. deren Freunde gehen. Dort wird es noch seltsamer. Der Fluch zwingt die Jugendlichen alle 17 Jahre, sich in einen Angehörigen des anderen Hauses zu verlieben, nur um dann das Liebespaar zu opfern. Joy wird als Capulet dem Haus des Schlangenfürsten Rhyme zugeteilt und sieht sich bald Gefahren ausgesetzt, die sowohl ihr Leben als auch das Herz bedrohen.

Auch nach zwei Tagen weiß ich nicht so recht, was ich von der Geschichte halten soll. Deshalb erstmal das Positive: Die Autorin kann schreiben und sie hat zwar YA-typisch zwei megaheiße, aber dafür auch Frauen gegenüber nette Loveinterests erschaffen. Und mir gefiel der Anfang, als Joy noch nicht an der Akademie war. Aber dann wird es seltsam und liest sich immer mehr wie eine Harry-Potter-Fanfiction. Der Draco-Verschnitt heißt Rhyme, hat einen Body zum Niederknien, helle, blonde Haare - und eine Vorliebe für Schlangen. Sein Gegenpart heißt Cut, ist strubbelig-schwarzhaarig, ebenso hot und mag ... (Groß)Katzen. Die Erwachsenen nutzen dauernd eine Art Magie, mit der sie Leute beeinflussen - also quasi den Imperius. Joy selbst ist ein Lily-Klon mit grünen Augen.

Aber gut, man muss ja das Rad nicht neu erfinden, um gute Geschichten zu erzählen. Was mich viel mehr gestört hat als irgendwelche FF-Anwandlungen, war das seltsame Worldbuilding, das überhaupt keinen Sinn ergibt. Da ist ein Fluch, weil ...? Und schuld daran ist der Unstern - ein Komet, den nur Capulets und Montagues sehen können, weil ...? Welches Interesse hat ein Komet an Leuten? Warum spucken die Verfluchten Rosen? Sind sie auch noch mit dem Biest von der Schönen verwandt? Was lernt man an dieser Akademie außer Tanzen und Kämpfen? Gefühlt wurden eigentlich ständig nur irgendwelche Klamotten anprobiert (habe ich schon erwähnt, dass die da alle megareich sind? - Okay, wäre ich auch, wenn ich Imperius könnte, just saying.) Und was für großartige Gene die dort haben müssen - alle waren richtig gutaussehend und fit. Jedes Mädchen konnte da quasi durchsichtige Badeanzüge tragen, ohne sich unwohl zu fühlen, den Jungs wurden beim Joggen schon die Klamotten von liebeshungrigen Mädchen vom Leib gerissen. Keine Ahnung, was die Autorin damit rüberbringen wollte, ich persönlich fand das cringeworthy.

Was ist eigentlich mit den Eltern der Jungs? Es gab einen Vater (Cut) und eine Tante (Rhyme), die dort einen auf Haus Malfoy und Haus Potter machten, aber keine anderen Erwachsenen außer den Souffleuren/Souffleusen, die dazu wurden, weil man ihnen eine Maske aufs Auge drückt? Welche Logik bitte steckt dahinter? Man muss mir ja nicht alles im ersten Buch erzählen, aber ein bisschen nachvollziehbares Worldbuilding erwarte ich schon. Welchen Sinn haben die seltsamen Namen aller Beteiligten? Warum sollen Tränen oder Lachen jemanden stärken, warum sollten manche immun gegen Schlangengift oder Feuer sein? Dass man es vermeiden sollte, sich in jemanden vom anderen Haus zu verlieben, ist rein von den Konsequenzen her verständlich, aber jede*r fand es okay, sich in ein eigenes Familienmitglied zu verlieben? Inzest ist quasi legal, aber alles andere uncool, wenn man überleben möchte? Sorry, aber "isso" ist keine Antwort. Im Übrigen empfand ich mehr Love-Vibes zwischen den beiden Jungs als zwischen einem der Jungs und Joy.

Es gab zwischendurch ein paar geheimnisvolle Andeutungen zu Joys Herkunft und ich frage mich, warum eigentlich bis zum Schluss niemand die richtigen Fragen gestellt hat (die ich aus Spoilergründen nicht aufführen kann). Aber gut. Vermutlich werden 99 Prozent der LeserInnen das Buch feiern, denn es hat einen Farbschnitt. Darauf kommt es mittlerweile viel eher an als nach sinnvollen Handlungen. Bis zur Hälfte fand ich die Geschichte ein bisschen zäh, danach habe ich sie nicht ungern gelesen, auch wenn mich all die unbeantworteten Fragen und mangelnde Logik immer wieder seufzen ließen. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 06.06.2023

Goldfink

The Darkest Gold – Die Verräterin
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Auren scheint es vom Regen in die Traufe verschlagen zu haben. Obwohl sie jetzt nicht mehr die Gefangene der Schneepiraten ist, befindet sie sich mitten in dem feindlichen Heer der 4. Armee, die direkt ...

Auren scheint es vom Regen in die Traufe verschlagen zu haben. Obwohl sie jetzt nicht mehr die Gefangene der Schneepiraten ist, befindet sie sich mitten in dem feindlichen Heer der 4. Armee, die direkt auf das Königreich zumarschiert, in dem sich ihr geliebter Midas aufhält. Sie will ihn warnen, weiß aber nicht wie. Und die Soldaten des Feindes einschließlich ihres gefürchteten Anführers, Kommandant Riss, behandeln sie mit Respekt und ohne Zwang. Während sie durch Schnee und Eis marschieren, lernt Auren einiges über sich selbst und fängt an, ihr bisheriges Leben in Frage zu stellen. Doch Midas hat sie immer beschützt - oder nicht?

Dieser Teil hätte tatsächlich besser werden können - und nach dem ersten schlechten Einstieg war er das auf gewisse Weise auch. Schließlich hat die Autorin weitestgehend auf frauenverachtende Szenen verzichtet. Allerdings ist so ein Roadtrip samt Erkenntnisfindung wirklich nicht besonders spannend, zumal das eingetroffen ist, das ich bereits seit dem Märchen in Band 1 vermutet habe. Es war also ziemlich langweilig, auch weil Auren immer ewig braucht, um etwas zu begreifen, und wie es aussieht, fängt es also ab Buch 3 erst so richtig mit der Geschichte an. Wir haben hier also 900 Seiten Prolog bekommen, damit vielleicht mal eine halbwegs lesbare Story rauskommt. Gut geeignet für Leute mit langem Atem und solchen, denen Langatmigkeit und Vorhersehbarkeit nichts ausmacht. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 19.05.2023

Im Antiquariat

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Takako hat eigentlich alles, was sie sich wünscht: einen guten Job, eine gute Wohnung in Tokyo, einen guten Freund. Nur dass dieser ihr eines Tages eröffnet, dass er heiraten werde, allerdings eine andere. ...

Takako hat eigentlich alles, was sie sich wünscht: einen guten Job, eine gute Wohnung in Tokyo, einen guten Freund. Nur dass dieser ihr eines Tages eröffnet, dass er heiraten werde, allerdings eine andere. Vor lauter Kummer kündigt sie und als sich ein Onkel bei ihr meldet, den sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat, und sie bittet, ihn in seiner Buchhandlung zu unterstützen, zieht sie zu ihm. Aus Tagen in der Buchhandlung Morisaki werden Wochen, dann Monate. Takako schläft, isst, liest und benimmt sich unmöglich. Doch irgendwann kriegt sie sich mit Hilfe ihres Onkels wieder auf die Reihe. Und dann hilft sie ihrem Onkel bei einer gescheiterten Beziehung.

Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Aber so wie der Titel des Buches klingt, so ist das Buch auch. So spannend wie ein auftauender Kühlschrank. Takako ist zwar fünfundzwanzig, aber sie wirkt einfach alt. Sie schläft die ganze Zeit, ist ständig schnippig und behandelt den einzigen Menschen, der nett zu ihr ist, wie einen Fußabtreter. Und es passiert einfach nichts. Man ist schon geradezu dankbar, dass das Büchlein nur 180 Seiten hat. Und auf allen plätschert die Geschichte entlang wie ein Einkaufszettel, den man gelangweilt abhakt. Ich denke, ich gebe es jetzt auf mit der japanischen Literatur. Wenn ich mich langweilen möchte, kann ich auch einer Waschmaschine beim Waschen zusehen. 2.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Verschwundene Märchen

Finsterwelt 1. Das verbotene Buch
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Leonie ist zwölf und geht auf ein besonderes Internat: Schloss Rosenfels. Dorthin schicken die Nachfahren der Märchenhelden ihre Kinder. Leonie, die vom Froschkönig abstammt, fühlt sich nicht sehr heldenhaft, ...

Leonie ist zwölf und geht auf ein besonderes Internat: Schloss Rosenfels. Dorthin schicken die Nachfahren der Märchenhelden ihre Kinder. Leonie, die vom Froschkönig abstammt, fühlt sich nicht sehr heldenhaft, denn immer, wenn sie nervös ist, verwandelt sie sich in einen Frosch. Das passiert ihr ausgerechnet dann, als ein neuer, gutaussehender Mitschüler namens Tristan aus Schottland eintrifft. Als sie im Dornröschenzimmer ein verborgenes Buch öffnet, ändern sich auf einmal die Märchen und Märchenfiguren verschwinden. Jetzt muss sie mit Tristan zusammenarbeiten, um ihren Fehler wiedergutzumachen ...

Ich hatte schon zu Beginn ein paar Probleme mit dem Buch. Da dachte ich echt, ich hätte einen zweiten Teil in der Hand, weil so viele Sachen so beiläufig erwähnt wurden, dass ich nur dachte: Hä? Und ich gebe zu, mir war Leonie alles andere als sympathisch. Zwar behauptete sie immer, Rosa (Dornröschen) und Blanche (Schneewittchen) seien arrogant und zickig, aber tatsächlich war sie viel schlimmer, ganz besonders, was Tristan anging. Wie sie den armen Kerl permanent anpflaumt, war schon anstrengend. Dass er ihr dann überhaupt noch geholfen hat: ein Rätsel, das ich nicht zu lösen vermag. Dann lügt sie auch ständig, besonders auch bei Dingen, wo es völlig unnötig wäre (Stichwort Großonkels Haus/Museum). Der Schluss war auch recht unlogisch und hat mir nur bedingt gefallen. Die Sprecherin hingegeben war echt mega, aufgrund ihrer Leistung geht die Geschichte von 2 auf 2.5/5 Punkten hoch.