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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2018

Bedrückend und spannend bis zum Schluss

Das Haus der Mädchen
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Alles beginnt mit einer verstörenden Beobachtung des Pflegers Oliver, der unerwünscht Zeuge einer Entführung wird und dafür teuer bezahlen muss. Doch davon ahnt die unsichere Leni nichts, die ein Praktikum ...

Alles beginnt mit einer verstörenden Beobachtung des Pflegers Oliver, der unerwünscht Zeuge einer Entführung wird und dafür teuer bezahlen muss. Doch davon ahnt die unsichere Leni nichts, die ein Praktikum bei einem kleinen Verlag in Hamburg beginnt und dafür in ein Zimmer in einer herrschaftlichen Villa zieht. Dort trifft sie bei der Ankunft auf die selbstbewusste und wunderschöne Vivien, die sie prompt aus ihrem Schneckenhaus zu locken versucht und mit auf eine Party schleppt. Am nächsten Tag jedoch scheint sie wie vom Erdboden verschluckt. Niemand gibt an sie zu kennen und erreichbar ist sie auch nicht. Leni denkt sich nichts dabei, bis sie durch einen unglücklichen Zwischenfall den Obdachlosen Freddy trifft, der ihr eine ungeheuerliche Geschichte erzählt...

Die ersten Seiten fangen den Leser sofort und erzeugen eine wahnsinnige Spannung, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Dabei gibt der Autor nicht zu viel preis und lässt vieles im Dunkeln, sodass viel Spielraum für eigene Vorstellungen und Erklärungen bleibt. Die Protagonistin Leni war mir trotz ihrer eigenbrötlerischen Art sofort sympathisch. Ehrlich gesagt konnte ich mich noch nie mit einem Protagonisten derart identifizieren wie mit Leni. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten, dass ich schlichtweg begeistert war ;). Obgleich sie sehr introvertiert ist, hat sie das Herz am rechten Fleck und setzt sich für andere ein, dabei wächst sie im Laufe der Geschichte über sich hinaus. Den Obdachlosen Freddy fand ich auch sehr ehrlich und sympathisch,trotz seiner unehrenhaften Vergangenheit. Es war unheimlich aufregend ihn dabei zu begleiten wie er vor dem Täter flüchtet und nicht weiß wohin. Zusätzlich glaubt ihm keiner oder nimmt ihn ernst, weil er ja "nur" ein Obdachloser ist. Das Pärchen, welches im Verborgenen wirkt, fand ich von Anfang an komisch und nach und nach hat sich meine Vermutung bestätigt, auch wenn es wirklich sehr geschickt und irreführend vom Autor konstruiert ist. Was jedoch die Identität des männlichen Täters angeht, da hat mich der Autor total an der Nase herumgeführt. Ich hatte schon recht früh die wildesten Verdächtigungen, aber den echten Täter hatte ich gar nicht auf dem Schirm und war, unter anderem, auch aus diesem Grund mehr als begeistert über die Geschicktheit mit der der Autor die Handlungen inszenierte. Die Ermittlungen von Jens wirkten manchmal etwas Tollpatschig und Laienhaft. Er hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert und besonders interessant fand ich ihn auch nicht.

Insgesamt ein klug ausgearbeiteter Thriller, der im Laufe der Geschichte ganz andere Wendungen und Taten bereithält, als man anfangs vermutet.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Eigenartig und undurchsichtig

Seht, was ich getan habe
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Die Geschichte dieses Buches beruht auf einer wahren Geschichte rund um die zwei Todesfälle im Hause Borden. Die jüngste Tochter der Familie Lizzy findet ihren Vater und ihre Stiefmutter tot im Haus vor. ...

Die Geschichte dieses Buches beruht auf einer wahren Geschichte rund um die zwei Todesfälle im Hause Borden. Die jüngste Tochter der Familie Lizzy findet ihren Vater und ihre Stiefmutter tot im Haus vor. Bis auf Lizzy und das Hausmädchen Bridget war niemand im Haus. Nachdem sich Lizzy immer mehr in widersprüchlichen Aussagen verstrickt, wird sie wegen Mordverdachts festgenommen und Anklage wird erhoben. Die Morde werden rekonstruiert, doch bleibt die Tatwaffe unauffindbar. Zusätzlich hat Lizzys Onkel seine Finger im Spiel und engagiert einen Landstreicher, der die Geschehnisse auf seine Art und Weise beeinflusst. Doch am Ende bleibt die Frage: Wer hat die beiden tatsächlich ermordet?

Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Lizzy, Bridget, Emma und dem unbekannten Landstreicher geschildert. Dabei springt die Zeit zwischen Tagen und Jahren um die Geschehnisse in seiner Vollkommenheit darzustellen. Lizzy empfand ich als seltsames, unverständlichen Charakter. Einerseits will sie respektiert und geachtet werden und ihr eigenes Leben führen, andererseits jedoch hängt sie am Rockzipfel ihrer älteren Schwester und benimmt sich oft wie ein kleines Kind. Dieses widersprüchliche Verhalten hat mich verwirrt und nach und nach immens gestört, weil sie sich einfach unmöglich benimmt, wie eine verwöhnte Göre, könnte man schon fast sagen. Emma ist die Leidtragende und ist durch ein Versprechen an Lizzy gebunden, welches sie doch bereit ist aufzugeben um endlich selbstständig ihr eigenes Leben führen zu können. Bridget war mir von allen noch am sympathischsten. Sie kommt aus einer großen Familie aus bäuerlichen Verhältnissen und kennt das einfache Leben. Sie benimmt sich demnach auch nicht sehr eitel und denkt die Welt liege ihr zu Füßen. Nachdem so einige brisante Details der Familie Borden, die mir zunehmend unsympathischer wurde, ans Licht gekommen sind, tat mir Bridget einfach nur leid. Bei solch einer beziehungsgestörte kalte Familie zu arbeiten setzt ihr stetig zu und eigentlich ist sie dafür zu schade.

Allgemein setzt die Geschichte stark auf die vorhandenen und häufig verstörenden Beziehungsverhältnisse und Abhängigkeiten der Familienmitglieder, die durchsetzt sind von Egoismus, Intrigen, Eitelkeit, Einsamkeit und Gefühlskälte. Aufgemischt wird alles durch den unbekannten Obdachlosen, den es so im realen Fall nicht gegeben hat.

Der Schreibstil ist etwas anstrengend zu lesen, weil häufig heutzutage ungebräuchliche Begriffe verwendet werden und versucht wurde die Sprache an das 19. Jahrhundert anzupassen.

Letztendlich lässt mich die Geschichte fraglos zurück. Es ist nicht wirklich spannend, aber dennoch interessant geschrieben. Vor allem die Beziehungsverhältnisse untereinander geben Stück für Stück ein einheitliches Bild von der Geschichte, die dann doch so offen endet wie damals im realen Geschehen, sodass nur die Spekulation bleibt.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Kurz, aber dennoch bedeutungsschwer

Schuldfrage
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Seit einer schwerwiegenden Erfahrung aus seiner Kindheit leidet der junge Cedric an Angstzuständen, vor allem wenn die Dunkelheit über ihn hereinbricht. Nur sein Freund kann ihm dann helfen die Situation ...

Seit einer schwerwiegenden Erfahrung aus seiner Kindheit leidet der junge Cedric an Angstzuständen, vor allem wenn die Dunkelheit über ihn hereinbricht. Nur sein Freund kann ihm dann helfen die Situation zu meistern, auch wenn dieser nicht weiß woher seine Probleme kommen.

Niemals wird der Landstreicher Mika vergessen, was vor so vielen Jahren geschehen ist. Die Schuld lastet auf ihm und erscheint ihn erdrücken zu wollen. Hilfe findet er bei einer älteren Frau, die ihn in ihrem Haus duldet und unterstützt.

Alles hängt irgendwie zusammen und als Mika zufällig Cedric begegnet, stürzt seine Mauer ein, die er errichtet hat um mit der Schuld leben zu können und ihm wird seine Tat abermals bewusst...

Obwohl die Geschichte sehr kurz und strukturell einfach gehalten ist, sind mir Cedric und Mika sofort ans Herz gewachsen. Man lernt einige Seiten an ihnen kennen und kann eine Entwicklung ausmachen. Die Zerrissenheit zwischen Schuld und dem Wunsch nach Vergebung macht Mika sehr menschlich, trotz seiner Tat, und ihren Konsequenzen, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Cedric tut einem einfach nur leid. Er ist ebenso gefangen zwischen seinen Gefühlen, die er nie verarbeiten konnte. Es geht hierbei um ein ernstes Thema, welches meiner Meinung nach allerdings nicht ausreichend ausgearbeitet wurde, was dem Buch aber keinen Abbruch tut. Denn trotz Kürze sind die Szenen bedeutungsschwer und bleiben im Kopf, da sie sehr emotional und authentisch geschrieben sind und einen sofort einnehmen.

Ein emotionales, bedrückendes Buch, das ein schwieriges Thema interessant und überzeugend darstellt, sofern das bei einer Kurzgeschichte möglich ist.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Zu oberflächlich

Madness
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Die junge Alice fühlt sich von der kalten unnahbaren Verhalten ihres Vaters vor den Kopf gestoßen und versucht auf ihre eigene Art und Weise gegen ihn zu rebellieren. Eines Abends landet sie mit ihren ...

Die junge Alice fühlt sich von der kalten unnahbaren Verhalten ihres Vaters vor den Kopf gestoßen und versucht auf ihre eigene Art und Weise gegen ihn zu rebellieren. Eines Abends landet sie mit ihren Freundinnen auf einer illegalen Party und trifft dort auf einen seltsam wirkenden Hasen, der mit einer tickenden Uhr vor ihr flüchtet. Als sie ihm folgt, fällt sie versehentlich in einen großen Kaninchenbau und findet sich in einer ihr völlig fremdartigen Welt wieder. Dort trifft sie auf seltsame Geschöpfe, verliert ihr Herz und trifft auf die eine Person, nach der sie sich schon seit ihrer Kindheit sehnt.

Die Geschichte ähnelt dem Werk Alice im Wunderland, wie auch schon der Titel und der Klappentext andeuten, dennoch hat sie viele besondere Eigenheiten und innovative Ideen. Alice ist einerseits typisch Alice, andererseits besitzt sie einen eigenen Charme und sieht die Welt anders, allein schon aufgrund ihrer Rebellion gegen Autoritätspersonen. Sie wirkt wie ein Mädchen, dass sich in der heutigen Welt noch finden muss und dabei viel Neues ausprobiert, quasi wie eine typische Jugendliche. Das ändert sich jedoch als sie in das Wunderland kommt und dort auf seltsame Lebewesen stößt. Es gibt zwar die obligatorischen Wesen wie Hutmacher, Raupe und Grinsekatze, aber sie unterscheiden sich schon beträchtlich. Vor allem da das Wunderland ganz im Stil des Steampunks gestaltet ist und dadurch sehr mechanisch und technisch wirkt. Diese neuen Ideen und tollen, fantastischen Beschreibungen waren genial und konnten mich faszinieren. Auch die Story weicht ein ganzes Stück vom Original ab. Obgleich der Sprachstil sehr fantastisch und wundersam ist, konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Zwischendurch fand ich sie langweilig und langatmig, da durch die ganzen Beschreibungen der Fortgang der Geschichte aufgehalten wurde und dadurch insgesamt nicht viel (Spannendes) geschieht. Die Charaktere waren zu oberflächlich und eintönig ausgearbeitet und eine Charakterentwicklung war kaum vorhanden. Mir fehlte da mehr Hintergrundgeschichte und allgemein mehr Handlungen, die Spannung und Interesse erzeugten. So leider nicht überzeugend, auch wenn die Hauptidee super ist!

Veröffentlicht am 22.06.2018

Trotz der emotionalen Thematik nicht überzeugend

For Good
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Charlie hat eine der schlimmsten Erfahrungen gemacht, die ein Mensch machen kann. Sie hat einen geliebten Menschen aus ihrem Leben verloren, der ihr mehr bedeutete als sonst jemand. Nun muss sie mit den ...

Charlie hat eine der schlimmsten Erfahrungen gemacht, die ein Mensch machen kann. Sie hat einen geliebten Menschen aus ihrem Leben verloren, der ihr mehr bedeutete als sonst jemand. Nun muss sie mit den Folgen des plötzlichen Todes lernen das Leben wieder neu zu entdecken. Doch das misslingt ihr, da sie jede Sekunde in ihrer Trauer versinkt, bis die Trauer sie erdrückt und sie daraufhin eine schwere und gefährliche Entscheidung trifft.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird die aktuelle Situation von Charlie dargestellt und als Leser bekommt man intensiv mit wie sie sich fühlt, was sie denkt und wie stark sie darunter leidet. Im zweiten Teil wird die Geschichte von Charlie und Ben erzählt, vom Kennenlernen bis zu dem unglücklichen Geschehnis, dass alles für immer verändern wird und so plötzlich und brutal in ihre alltägliches Leben einbricht, dass man es kaum fassen kann. Obwohl mir solche Geschichten meistens zusagen und mich emotional berühren und überzeugen, war dies hier leider nicht so. Irgendwann hat mich Charlie nur noch genervt, weil ihre Gedanken ununterbrochen um Charlie kreisen, als gäbe es nichts und niemand anderen mehr. Einerseits verständlich, aber es wiederholte sich so oft, dass ich die Passagen als langweilig und unnötig empfunden habe. Mit der Vergangenheit von Charlie und Ben war es andersherum. Das Kennenlernen empfand ich als sehr öde und langweilig, aber nach und nach konnten mich eben diese Situationen total einnehmen und zum Schluss konnte ich dann auch mitfühlen und Charlies Verlust teilweise nachempfinden. Davor war das Buch leider gar nicht mein Fall und ich bin enttäuscht davon, da ich mir viel mehr erhofft hatte.