Ein Glücksgriff
Der Ruf des HenkersIch bin richtig froh, dass mir dieses Buch als Rezensionsexemplar angeboten wurde, denn so habe ich eine kleine Perle gefunden, die ich so im Buchladen aufgrund des Covers wohl nicht in die Hand genommen ...
Ich bin richtig froh, dass mir dieses Buch als Rezensionsexemplar angeboten wurde, denn so habe ich eine kleine Perle gefunden, die ich so im Buchladen aufgrund des Covers wohl nicht in die Hand genommen hätte, da mir das Cover irgendwie zu kindlich wirkt und ich gedacht hätte, es wäre eher für ein jüngeres Publikum.
Dabei weit gefehlt! Es geht darin um Richard Winters. Ein Jüngling der zum Henkerslehrling wird, als er seine Angebetete vor dem Strick retten wollte. Fortan zieht er mit dem mürrischen, immer schlecht gelaunten Henker William durch England und bringt einen Mann nach dem anderen an den Galgen. Bis auf einmal Richard den wahren Grund hinter der Tätigkeit seines Meisters heraus findet und nichts mehr ist, wie es schien.
Eigentlich eine kleine makabere Geschichte, die mich durch ihre Andersartigkeit wirklich begeistern konnte. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Richard und William erzählt, sind dabei jedoch chronologisch passend. Zum späteren Punkt fließen mitunter auch Tagebucheinträge von Rose (die Tochter von Benjamin, dem Gastwirt) ein, die sich ein wenig in Richard verguckt hat. Die Perspektiven wurden aus der "ich-Form" geschrieben und sind dadurch etwas ungewöhnlich. Dennoch fällt es dem Leser immer sehr leicht, mal aus den Augen von Richard und im nächsten Kapitel aus den Augen vom Henker zu schauen.
Mitunter wirken die Szenen recht grausam, aber auch stimmig. Das Verhältnis zwischen William und Richard gefiel mir wirklich sehr, vor allem weil man auch eine Weiterentwicklung während des Romans erkennen konnte. Auch Nebenfiguren wie Liz und Rose bekamen ihren Raum, ihre Beschreibungen und wirkten sehr plastisch.
Auch sagte mir der Schreibstil des Autors wirklich zu. Es ließ sich flüssig lesen, blieb aufgrund seiner Grausamkeit sehr spannend und gerade den Schluss mit der Quintessenz vom Leben und Tod fand ich sehr gelungen. Der Ruf des Henkers hatte zudem eine echte historische Figur (der des Henkers: William) wie man im Nachwort erfuhr.
Bei diesem Buch schwanke ich zwischen 4 und 5 Sterne, runde aber gerne auf 5 Sterne auf, eben weil das Buch von der Idee her, mal etwas wirklich anderes war und absolut lesenswert. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich zu diesem Jugendroman gegriffen habe, denn sonst wäre mir hier wohl etwas entgangen. Das Ende liest sich des Weiteren auch so, als würde es fortgesetzt werden können. Muss aber nicht. Wer weiß. Ein durchaus lesenswertes Buch!