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Veröffentlicht am 10.03.2024

Verwirrend bis zum Schluss

Die Einladung
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Das Szenario einer in sich geschlossenen Location, ein paar mehr oder weniger sympathische Charaktere und dann ein Mord ist eigentlich erst mal gar nicht so neu und wurde schon öfter als Hintergrund verwendet. ...

Das Szenario einer in sich geschlossenen Location, ein paar mehr oder weniger sympathische Charaktere und dann ein Mord ist eigentlich erst mal gar nicht so neu und wurde schon öfter als Hintergrund verwendet. Aber…

Marla ist eine facettenreiche, junge Frau, die viel in ihrem Leben erlebt hat. Im Grunde möchte man sie für die vielen erlebten Traumata fast bedauern, aber sie ist stark und intelligent. Und so traut man ihr durchaus zu, dass sie ihr Ziel, wieder zu der alten Marla zu werden, durchaus erreichen kann.
Auf die Einladung zum Klassentreffen möchte sie eigentlich gar nicht eingehen, wenn da nicht Kilian wäre, der ebenfalls dort sein würde. Zu ihm hatte sie den Kontakt längst abgebrochen, ihn aber nie vergessen. Und deshalb sagt sie doch zu und reist in die Alpen zur Nebelhütte.

Bereits mit den ersten Kapitelüberschriften stiftet Fitzek Verwirrung. Was bitte für eine Entscheidung? Und weiter geht’s mit den Kapitelinhalten. Der Gedanke “Da stimmt doch was nicht”, hat mich eigentlich bis auf die letzten Seiten - bis zur Auflösung - begleitet. Wann immer ich glaubte, ich hätte eine logische Lösung gefunden, wurde sie auch prompt wieder umgestürzt. Das Buch einfach so an sich vorbeiplätschern zu lassen - Fehlanzeige! Ich war von der ersten bis zur letzten Seite immer mit Spannung dabei und hoffte, von Kapitel zu Kapitel auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was hier eigentlich los ist.

Man lernt auf der Nebelhütte einige von Marlas ehemaligen Schulkameraden kennen und nicht nur Marla wundert sich über die “Zusammenstellung”. Sie scheint wenig Sinn zu machen. Dieser ergibt sich erst im Verlauf der Handlung und dann ist er auch sehr logisch. Auch die Charaktere der einzelnen Figuren ergeben sich erst im Laufe der Zeit. Man weiß ja, dass sich Menschen in Stresssituationen anders verhalten (können), als wenn es nicht so stressig ist. Oftmals zeigen sie dann ihr wahres Gesicht. So auch hier… Man bekommt also die Möglichkeit, hinter die Kulisse der einzelnen Menschen zu schauen und sich zu überlegen, wer sympathisch ist und wer nicht.

Die Schreibweise des Autoren mag ich. Die kurzen Kapitel vermitteln ein ordentliches Tempo. Hin und wieder lässt der Autor einen gern mal im Regen stehen - und zwar meistens dann, wenn man glaubt, dass man den Knackpunkt gefunden hat. Er versteht es meisterlich, den Spannungsbogen hoch zu halten und das, obwohl er ohne Blut auskommt. Ein Punkt, den ich sehr schätze. Es findet alles nur im Kopf statt.

😊 Fazit:
Ich habe längst nicht alle Bücher von Fitzek gelesen und kann mir insofern keinen Vergleich erlauben. Das hier vorliegende lohnt sich aber auf jeden Fall - zumindest, wenn man es ertragen kann, erst nach 350 Seiten zu wissen, wie es wirklich ist.

PS: Es lohnt sich übrigens durchaus, das Nachwort zu lesen. Schon innerhalb des Romans hatte ich öfter mal das Gefühl, dass der Autor über einen guten Humor verfügt. Im Nachwort stellt er es zweifelsfrei unter Beweis!

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Spannender Auftakt, aber etwas wenig Abenteuer

Anderwald (Band 1) - Das Geheimnis der Silberwölfin
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Mit dem Buch Anderwald - Das Geheimnis der Silberwölfin legt die Autorin den ersten Band einer Kinderbuchreihe vor. Fiona sieht auf einer Lichtung im Wald ein Steintor, welches bisher nicht dort gewesen ...

Mit dem Buch Anderwald - Das Geheimnis der Silberwölfin legt die Autorin den ersten Band einer Kinderbuchreihe vor. Fiona sieht auf einer Lichtung im Wald ein Steintor, welches bisher nicht dort gewesen ist. Mutig, wie sie ist, geht sie hindurch und findet sich im Anderwald wieder. Der Wald ähnelt “ihrem” Wald und ist doch auch ganz anders. Damit ist der Name des Waldes Programm. Sie trifft magische Geschöpfe, allen voran die Silberwölfin, die sich als ihr Krafttier vorstellt. Aber auch andere Geschöpfe, die sie aus “ihrem” Wald nicht kennt, trifft sie dort. Nachdem sie einige Male den Anderwald besucht hat, weiß sie sicher, dass der Wald in Gefahr ist und ihre Hilfe braucht.

Wir lernen in diesem Teil die Protagonisten Fiona, Olivia und Jakob kennen, die alle auf ihre eigene Weise Stärken und Schwächen haben. Zu dritt sind sie ein gutes Team, das eine starke Freundschaft verbindet - eine Freundschaft, in der nicht alles rosarot ist, sondern in der sich auch einmal gezankt und wieder versöhnt wird. Dieser Aspekt gefällt mir sehr gut; er zeigt, wie wichtig andere Menschen für einen selbst und umgekehrt sind. Die unterschiedlichen Charakterstärken der 3 Freunde machen recht schnell klar, dass in eben diesen Unterschieden echte Vorteile bestehen. Während mir Olivia als starke Persönlichkeit erscheint, Fiona durch und durch mutig ist, ist Jakob der eher vorsichtige Typ, der aber ungemein viel weiß und sich durch die beiden Mädchen auch mitziehen lässt. Eine Kombination, die mir gut gefällt.

Die Darstellung des Anderwaldes lädt den Leser zu Interpretationen ein. Einerseits hat die Natur, wie wir sie kennen, ja etwas Magisches, wie ich finde, andererseits kann man in die Bedrohung des Waldes eine ganze Menge hineininterpretieren - oder sie auch einfach so hinnehmen, wie sie hier dargestellt wird. Dieser Umstand regt den jungen Leser vielleicht auch zum Nachdenken an, wie er die Natur wahrnimmt, was er sieht und wie bedroht sie in seiner ganz realen Welt tatsächlich sein könnte.

Die Schreibweise der Autorin ist temporeich und kindgerecht. Die Sätze sind nicht zu lang, der Wortschatz angepasst an die Zielgruppe und die Szenen sind nicht breit ausgewalzt. Es passiert eine ganze Menge in diesem ersten Teil. Allerdings ist er hauptsächlich darauf ausgelegt, die Welt des Anderwaldes vorzustellen und die Protagonisten einzuführen. Was die Hilfe bezüglich der Bedrohung angeht, darüber findet sich hier zunächst noch nichts. Ich gehe aber davon aus, dass der 2. Teil dann direkt damit beginnen wird, denn die Weichen sind am Ende dieses ersten Teils gestellt, die Voraussetzungen geschaffen.

Die Illustrationen des Buches und das Cover gefallen mir sehr. Beides passt perfekt zur Geschichte, wie ich finde. Darüber hinaus ist die Haptik des Buches mit der erhabenen Schrift ganz toll. Die Gestaltung mit den vielen Details ist liebevoll. Richtig gut gefällt mir die Farbauswahl der Illustrationen in Schwarz und Grün. Grün verbinde ich mit Natur.

🙂 Fazit:
Aus meiner Sicht liefert das Buch einen gelungenen, spannenden Auftakt. Es liefert sympathische Charaktere, mit denen sich junge Leser gut identifizieren können. Ein bisschen mehr Abenteuer im Anderwald hätte ich mir schon gewünscht. Aber das Ende des Buches ist im Grunde offen, sodass man dem nächsten Teil entgegenfiebern kann.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Kein Buch für nebenbei!

Your Shadow Self
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Das Thema Arbeit am und mit dem inneren Kind ist ganz gewiss nicht neu, aber es gibt viele Wege, die zum Ziel führen können und so finde ich dieses Buch im Grunde genommen sehr gelungen. Aus meiner Sicht ...

Das Thema Arbeit am und mit dem inneren Kind ist ganz gewiss nicht neu, aber es gibt viele Wege, die zum Ziel führen können und so finde ich dieses Buch im Grunde genommen sehr gelungen. Aus meiner Sicht werden die wichtigen Themen behandelt. Man sollte nur nicht davon ausgehen, dass man dieses Buch einfach liest und alles ist Bestens. Vielmehr regt dieses Buch dazu an, sich seine eigenen Gedanken zu machen, eigene Verhaltensweisen zu reflektieren und insbesondere die Kindheit noch einmal ins Gedächtnis zu holen. Diese Gedanken werden auch Gefühle an die Oberfläche holen, die man vielleicht nicht (mehr) kennt und mit denen man dann erst einmal klarkommen muss.

Und genau da komme ich zunächst einmal an meine Grenzen. Ich finde das Thema spannend und interessant und werde auch mit diesem Buch arbeiten, aber da ich noch nicht besonders tief in diesem Thema drin stecke, fällt es mir außerordentlich schwer, mit den recht kurzen Erklärungen klarzukommen und jeden Fachbegriff korrekt einzuordnen. Für mich bedeutet das ganz konkret, dass ich zunächst einmal auf Informationssuche gehen muss, damit ich mich an wirklich alle Fragen heranwagen kann. Zumindest jetzt am Anfang habe ich nämlich das Gefühl, dass ich nicht mit allen Fragen etwas anfangen kann bzw. sie erschließen sich mir nicht. Andere Fragen wiederum erscheinen mir offensichtlich und lassen meine Gedanken frei fließen. Allerdings besteht das Buch auch nicht darauf, dass man die Fragen in einer bestimmten Reihenfolge bearbeiten sollte.

Die Aufmachung des Journals finde ich sehr gelungen. Ich mag das Buch anschauen und anfassen. Das dunkle Blau passt für meine Begriffe sehr gut zum Inhalt des Buches. Ebenfalls sehr gut gefällt es mir, dass im Grunde immer eine Seite für ein Thema eingeplant ist (manchmal sind es auch mehrere Seiten, wenn ein Thema mehrere Fragen umfasst). Ob der Platz zum Einschreiben für jeden ausreichend ist, hängt in erster Linie davon ab, wie viel einem einfällt, was man aufschreiben möchte. Aber da denke ich mir, dass man zu viel Text auf extra Seiten schreiben und ins Buch legen kann. Dass das Buch Platz zum Einschreiben bereithält, finde ich gut. So bekommt es etwas von einem Tagebuch. Es ist für die Tage, wann immer man bereit ist, sich auf die Reise zu sich selbst zu begeben.

Ebenfalls ein Pluspunkt ist aus meiner Sicht die Struktur der Themen. Sie sind für mich nachvollziehbar.

Inhaltlich sehe ich echte Pluspunkte in diversen Formulierungen. So ist oftmals die Rede von “etwas dürfen” statt von “etwas müssen”. Zudem will dieses Buch keine Therapie ersetzen oder das eigene Leben ändern, wenn man sich nur an das hält, was in dem Buch steht. Vielmehr steht dieses Buch mit all seinen Fragen dafür ein, dass der Leser sich selbst Gedanken macht, dass der Leser für sich selbst erkennt, was er ändern möchte und kann - und vor allem darf.

🙂 Fazit:
Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Buch 100%ig ideal für Einsteiger in diese Thematik ist. Zwar ist es schön, sich nicht mit viel Text auseinandersetzen zu müssen, sondern direkt losarbeiten zu können. Aber andererseits fehlt es dem Neuling vielleicht an Erklärung.
Es ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Es ist ein Buch, das gänzlich auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet. Es ist ein Buch, das es vielleicht schaffen wird, das eigene Ich besser zu verstehen und den Leser damit freier zu machen.

Ich bin zwar noch nicht ganz überzeugt, dass dieses Buch als mein erstes Buch zu diesem Thema das Richtige ist, aber es gefällt mir und es regt mich an, mich mit mir zu befassen.

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Veröffentlicht am 20.03.2023

Spannender Auftakt einer neuen Reihe

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Es ist Winter in Berlin und an der Siegessäule treibt der Schnee durch die Nacht. Das perfekte Szenario, um eine Leiche zu finden. Mitten auf der Straße steht ein Lieferwagen, auf dessen Ladefläche eine ...

Es ist Winter in Berlin und an der Siegessäule treibt der Schnee durch die Nacht. Das perfekte Szenario, um eine Leiche zu finden. Mitten auf der Straße steht ein Lieferwagen, auf dessen Ladefläche eine tote Frau liegt. Die Adresse auf ihrem Bauch führt die Ermittler direkt zum Bundeskanzler. Was mag dieser mit dieser toten Frau zu tun haben?

Art Mayer hatte seinen Dienst quittiert und sich in Kreuzberg verkrochen. Er wollte nichts mehr mit dem BKA zu tun haben, bis ihn Martin Buchwald anruft und ihn förmlich anfleht zurückzukommen. Seine Erfolgsquote spricht für sich, seine Methoden allerdings auch. Mit diesen eckt Art immer wieder an und dennoch brauchen die Kollegen ihn. Art ist nach außen hin ein unnahbarer Typ und dennoch machen ihn seine ganz persönlichen Erfahrungen und Verhaltensweisen irgendwie auch weich und verletzlich. Er ist eine vielseitige Figur und mir am Ende des Buches immer noch ein Rätsel. Und das, obwohl der Leser doch schon so einiges über ihn erfährt.

Nele Tschaikowski ist die Neue im Team. Man könnte meinen, sie sei ein Mäuschen, aber schnell bemerkt man, dass sie genau das nicht ist. Sie ist mutig, klug und tough, wenn auch noch unerfahren. Gerade deshalb lernt Art sie schnell zu schätzen. Ich hatte sogar den Eindruck, dass er ihr zum Ende hin mehr von sich offenbart als jedem anderen in seinem Umfeld. Ein Typ wie Art würde das wohl kaum ohne ein gewisses Maß an Vertrauen tun, obwohl er versucht, eine gewisse Distanz zu Nele (und zum Leser) zu halten. Andersherum weiß er jedoch auch, Neles Geheimnisse für sich zu behalten.

Der Roman entwickelt sich von der ersten Seite an stetig aufwärts. Die Spannung ist immer da und man möchte unbedingt wissen, was weiter passiert. Erst ziemlich am Ende wird die Auflösung präsentiert, wenngleich der Leser nicht umhin kommt, selbst Vermutungen anzustellen. Aber die immer wieder falschen Fährten lassen es spannend bleiben.

Marc Raabe hat hier - nach seiner Tom Babylon Reihe - ein neues, sehr unterschiedliches Ermittlerduo geschaffen, das absolut authentisch wirkt und für den Leser nach einer Weile vertraut erscheint. Mir hat richtig gut gefallen, dass Art, der eigentlich ein eher abweisender Typ ist, schon recht früh zeigt, dass er durchaus empathisch sein kann und vor allem, dass er Neles Vorzüge zu schätzen weiß. Es entsteht also auch ganz am Anfang kein wirkliches Hick-Hack zwischen den beiden, sondern jeder weiß, was er am Anderen hat. Und zwischen allem “Profi sein” kommt hin und wieder das Menschliche zum Vorschein, was die beiden so sympathisch macht.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Da jedoch anfänglich nicht klar ist, wer aus der Vergangenheit wer in der Gegenwart ist, kommen die Erkenntnisse eher häppchenweise. Das hat der Autor sehr geschickt gelöst. Ebenso, dass er die Hintergründe seiner Figuren, die in der Vergangenheit ihre Erklärung haben, nicht sofort präsentiert, sondern auch nach und nach, hält die Spannung hoch.
Mit der Erzählung auf zwei Zeitebenen hat Raabe ja bereits Erfahrung und das merkt man auch. Allerdings ist die Gegenwart sehr nah an der momentanen, sehr realen Gegenwart, wie wir sie kennen. Themen wie Corona, der Ukrainekrieg oder auch die Probleme mit der Gasversorgung halten Einzug. Ein besonderes Augenmerk legt der Autor jedoch auf die digitalen Medien, welche Auswirkungen sie haben können und wie vor allem die Öffentlichkeit durch sie beeinflusst wird. Das macht den Roman überaus authentisch, ohne dass sich der Autor zu sehr in Politik ergehen würde.

Der Schreibstil ist gewohnt leicht zu lesen. Mir gefällt es, dass der Autor es vermag, Stimmungen einzufangen und Örtlichkeiten zu beschreiben, ohne dabei allzu ausschweifend zu werden. Die Beschreibungen schwingen immer mit, aber die Handlung bleibt stets im Vordergrund. So wird ein gewisses Kopfkino erreicht. Ich denke, auch Leser, die Berlin nicht kennen, werden sich dennoch wie zu Hause fühlen, sich einfangen lassen von dem, was der Autor beschreibt.

Normalerweise sind Cover für mich nicht wirklich wichtig. Aber in diesem Fall ist es einfach speziell. Das grelle Pink dürfte im Buchladen aus den ganzen anderen Covers hervorstechen und der schwarze Buchschnitt tut sein Übriges. Ich finde es sehr gelungen, schon deshalb, weil es etwas anderes ist, als man es gewohnt ist.

Fazit:
Ein rundum gelungener Roman, ein Pageturner, der trotz seiner knapp 600 Seiten nie langweilig wird. Wer Tom Babylon mochte, der wird Art Mayer zu schätzen wissen. Ich bin sehr gespannt auf den 2. Teil, der allerdings erst in 2024 kommen soll. Klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Starker Auftakt einer neuen Märchenreihe

Magic Kingdom. Im Reich der Märchen, Band 1: Der Fluch der dreizehnten Fee (Abenteuerliche, humorvolle Märchen-Fantasy)
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Zunächst habe ich geglaubt, die Idee, alte Märchen neu zu erzählen, sei nicht wirklich neu. Auch glaubte ich, dass die Idee, aus der Sicht der bösen Figuren zu erzählen, nicht neu ist. Es gibt inzwischen ...

Zunächst habe ich geglaubt, die Idee, alte Märchen neu zu erzählen, sei nicht wirklich neu. Auch glaubte ich, dass die Idee, aus der Sicht der bösen Figuren zu erzählen, nicht neu ist. Es gibt inzwischen ja einige Reihen, die sich mit diesem Thema befassen. Im vorliegenden Buch geht es aber nicht vordergründig darum, alte Märchen neu zu erzählen, sondern diese Geschichte ist eine ganz eigene. Sie spielt im Märchenland und uns begegnen auch einige - nicht allzu viele übrigens! - Figuren, die wir aus uns bekannten Märchen kennen, aber der Grundtenor dieser Geschichte ist die Geschichte um Filomena.

Filomena ist 12 Jahre alt und ein ganz normales Mädchen mit ganz normalen Sorgen. Okay, vielleicht ist bei ihr alles etwas mehr als nur ganz normal. Sie hat nicht besonders viele Freunde, wird von ihren Eltern mehr als überbehütet, was sie auch gründlich nervt, und sie ist der größte Fan der Magic Kingdom Buchreihe. Als der letzte Teil ihrer geliebten Buchreihe einfach nicht erscheint, obwohl er über ein Jahr gehypt wurde, bricht zuerst ihre Welt zusammen und kurz darauf findet sie sich in einer völlig anderen Welt wieder. Natürlich nicht ganz freiwillig, aber…

Filomena ist mir sofort ans Herz gewachsen. Sie ist klug und liebenswürdig. Sie liebt ihre Eltern, obwohl diese sie keinen Schritt allein tun lassen. In der Schule hat sie ständig Ärger mit den Alfredos - einer fiesen Gang, die sie ständig mobben, obwohl sie doch nur in Ruhe gelassen werden will. Ich habe herzlich gelacht über die vielen Namen, die Filomena ihnen im Verlauf der Geschichte gibt. Allein schon daran merkt der Leser sehr deutlich, wie sehr sie diese Schüler verachtet.
Obwohl Filomena durch ihre Eltern viele Ängste eingepflanzt bekommt, lernt der Leser sehr schnell, dass sie alles andere als feige ist. Sie ist ein sehr mutiges Mädchen, das ihre Angst zwar kennt, sich von ihr aber nicht kontrollieren lässt.

Ihr zur Seite stehen Jack Stalker und Alistair Bartholomäus Barnaby - ihre liebsten Figuren aus Magic Kingdom. Die beiden sind etwa in Filomenas Alter, aber schon echte Helden, die sich um das Märchenland verdient gemacht haben. Nun aber brauchen sie dringend Hilfe - von ihr, einer Sterblichen. Ich mag Jack und Alistair. Ich habe so oft mit ihnen gelacht, wenn ihnen in unserer Welt etwas seltsam vorkam, und um sie gezittert, wenn sie sich in ein neues Abenteuer stürzen mussten. Darüber hinaus lernt der Leser auch sie im Verlauf der Geschichte besser kennen. Häppchenweise werden ihre Geschichten erzählt, die so das Geschehen untermalen und zugleich verständlicher machen.

Und natürlich gibt es - wie in jedem Märchen - auch die böse Rolle. Königin Olga will unbedingt das ganze Märchenland beherrschen und jedes Mittel ist ihr Recht, um an ihr Ziel zu kommen. Man kann sie mit gutem Gewissen verachten, denn schon dass sie Königin ist, geht nicht mit rechten Dingen zu. Die Autorin hat eine glaubwürdige Antagonistin kreiert, die durch Boshaftigkeit und Hässlichkeit gekennzeichnet ist. Sie tritt nicht besonders häufig in Erscheinung, ist aber zu jeder Zeit präsent.

Der Autorin gelingt es ganz hervorragend, das Märchenland und unsere Welt miteinander zu verbinden. Man weiß zu jeder Zeit, wo man sich befindet und es ist herrlich zu beobachten, wie sich die Kinder gegenseitig ihre Welt erklären. Darüber hinaus finde ich es wirklich amüsant, wenn sich die Autorin mitten im Märchenland der Jugendsprache, wie wir sie kennen, bedient. Ich schätze, da wird sich jeder Leser gleich zu Hause und gut aufgehoben fühlen.

Die Autorin vermag es auch, die Beschreibungen von Märchenland und realer Welt so darzustellen, dass sich spontan Bilder im Kopf bilden und man eine ganz konkrete Vorstellung hat, wie es wo aussieht. Das gefällt mir sehr. Es erleichtert das Eintauchen in die Geschichte ungemein.

Der Schreibstil ist aus meiner Sicht der Zielgruppe angepasst. Er lässt sich wunderbar leicht lesen und man muss sich nicht auf schwierige Satzkonstruktionen konzentrieren, sondern kann ganz gebannt seinen Helden folgen. Einzig der Umstand, dass sich hier und da Rechtschreibfehler eingeschlichen haben, gefällt mir nicht so gut.

Der gesamte Aufbau der Geschichte ist wunderbar. Sie ist in 4 Teile eingeteilt, welche jeweils mit einem Prolog beginnen. Diese Prologe erzählen ihre ganz eigene Geschichte, die letztlich zum Erkennen der Wahrheit beiträgt. Die Kapitel sind kurz gehalten, sodass auch ungeübtere Leser ganze Kapitel lesen können. Durch die Kürze der Kapitel baut sich die Spannung schnell auf und man ist stets mehr mittendrin als nur dabei.

Last but not least: Ich mag das Cover. Mit den goldenen Buchstaben ist es ein echter Hingucker und es passt zum Inhalt des Buches.

😊 Fazit:
Das vorliegende Buch ist ein starker Auftakt zu einer neuen Kiinderbuchreihe, der mir mir sehr gut gefällt. Die Protagonisten wirken authentisch und nicht zu überzeichnet. Durch Sprachstil und Geschichtenaufbau kann die Autorin ihre Zielgruppe ganz bestimmt erreichen. Wer Märchen mag, wird dieses Buch lieben und wohl ebenfalls zum Fan von Magic Kingdom werden. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den 2. Teil.

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