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Veröffentlicht am 05.10.2019

Spannend, aber schwächer als Teil 2

Catwoman – Diebin von Gotham City
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Selina Kyle führt ein berühmt berüchtigtes Doppelleben- bei Tag treibt sie sich mit den Reichen und Schönen als Holly Vanderhees herum, abends versetzt sie Gotham City als Catwoman in Angst und Schrecken. ...

Selina Kyle führt ein berühmt berüchtigtes Doppelleben- bei Tag treibt sie sich mit den Reichen und Schönen als Holly Vanderhees herum, abends versetzt sie Gotham City als Catwoman in Angst und Schrecken. Sie ist furchtlos, unbesiegbar und ausgebildet zum Töten- doch trotz allem schlägt in ihrer Brust ein Herz, dass vor allen Dingen ihr Nachbar Luke Fox zum Höherschlagen bringt. Doch was sie nicht ahnt- der Mann, der sie nachts als Batwing jagt, wenn sie die Stadt mit den anderen Verbrecherinnen Ivy und Harley unsicher macht, ist ihr bekannter, als sie glaubt...

Meinung:
Bereits die Vorgängerteile der DC Icons-Superhero-Reihe, besonders "Batman-Nightwalker", haben mir sehr gut gefallen, dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich auch. Ich wurde nicht enttäuscht, dennoch hat mir Batman noch ein Stückchen besser gefallen. Jetzt jedoch zu Catwoman:
Das Buch war extrem gut durchdacht, in sich schlüssig und von Anfang bis Ende spannend. Selinas Doppelleben ließ sich gut verfolgen, sie war mir als Protagonistin sehr sympathisch, obwohl sie ausgebildet wurde, um zu töten. Doch in ihrer Brust schlug ein Herz, was man im Laufe des Buches immer wieder gemerkt hat. Sie hat Rücksicht genommen und ihre Überfälle waren extrem gut durchdacht und geplant, was mir beim Lesen eine große Freude bereitet hat. Sie hat sich für ihre Schwester Maggie eingesetzt und es war rührend, wie sie praktisch ihr eigenes Leben geopfert hat, um ihrer Schwester eines zu ermöglichen.
Auch die "Verbrecherfreundschaft" von Ivy, die bekannt für ihre Pflanzengifte ist, und Harley, die sehr treffsicher ist, hat mich positiv überrascht, da aus ihr eine engere Bindung entsprungen ist, die dem Buch zwischenzeitlich menschliche Züge gegeben haben. Denn stellenweise war das Buch nicht ganz greifbar für mich. In Batman hatte ich stets das Gefühl eines Realitätbezuges, der mir in Catwoman immer etwas gefehlt hat, da die Handlung abstrakter war. Manchmal bin ich nicht ganz hinterhergekommen, wenn sich am Ende auch alles zu einem schlüssigen Bild zusammenfügen ließ.
Luke Fox konnte mich überzeugen, und das zarte Knistern zwischen Batwing und Catwoman waren für mich persönlich Highlights der Geschichte. Das Verbotene dieser Anziehung verlieh der ganzen Geschichte Spannung, da man als Leser immer wissen wollte, was daraus wird, wie alles sein Ende findet.
Generell war das Ende fulminant und sehr überzeugend. Das liebe ich an den Teilen der Reihe so sehr- das Ende, zu dem hin sich alles steigert, auf das Alles im Buch hinausläuft und perfekt abrundet.

Insgesamt eine gut durchdachte, wirklich empfehlenswerte Geschichte, wenn ich den Teil auch etwas schwächer als die Vorgänger fand.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Zu viel Handlung in der Horizontalen und allgemein viel zu oberflächlich- schade!

Cherish Love
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Auf "Cherish Love" von Nalini Singh hatte ich mich wirklich sehr gefreut. Das Cover sprang mir direkt ins Auge und auch der Klappentext konnte mein Interesse wecken. Desweiteren hat mich der LYX-Verlag ...

Auf "Cherish Love" von Nalini Singh hatte ich mich wirklich sehr gefreut. Das Cover sprang mir direkt ins Auge und auch der Klappentext konnte mein Interesse wecken. Desweiteren hat mich der LYX-Verlag bisher nie enttäuscht, die Bücher konnten mich bisher durchweg begeistern und fesseln. Doch ich muss gestehen: "Cherish Love" wurde den hohen Erwartungen nicht gerecht.

Klappentext:
Sailor Bishop hat nur ein Ziel: ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Diesem Traum hat er sein Leben verschrieben, und er investiert seine ganze Energie und Zeit, um ihn wahr werden zu lassen. Ablenkung kann er daher absolut nicht gebrauchen- auch nicht in Form seiner neuen Auftraggeberin. Doch die schöne Ísa Rain macht Sailor unmissverständlich klar, dass sie mehr von ihm will als nur einen unvergesslichen Kuss. Viel zu lange hat sie ausschließlich das getan, was andere von ihr erwarten. Sailor muss sich entscheiden: zwischen der Frau, die sein Herz berührt wie keine andere zuvor und seinem großen Traum!

Meinung:
Das Buch konnte mich einfach insgesamt überhaupt nicht überzeugen. Was mich wohl am meisten gestört hat, waren all die expliziten Sexszenen, die den größten Teil des Buches ausmachen, denn die Handlung des Buches spielte sich überwiegend im Bett ab. Obwohl, vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck, denn die beiden waren.... sehr kreativ dabei, auch in allen anderen Situationen solche expliziten Szenen durchzuführen oder anzudeuten. Und sei es nur in Form von, ich zitiere, "Verbalerotik". Vielleicht liegt dort das Problem bei mir, da ich derartige Szenen größtenteils überspringe beziehungsweise überfliege, um zumindest die wörtliche Rede zwischen den Protagonisten zu lesen. Doch in diesem Buch war es technisch einfach nicht möglich, jene Szenen zu überspringen, da ich gefühlt nur wenige Seiten gelesen habe, in denen es nicht in irgendeiner Weise um die erotische Anziehung zwischen den beiden ging.

Dadurch, dass sich die Interaktion zwischen den beiden größtenteils in der Horizontalen abspielte, hatte ich insgesamt das Gefühl, dass die Beziehung der beiden an sich oberflächlich war. Getrieben waren die beiden stets von ihrem gegenseitigen Verlangen. Die ganze Handlung überschlug sich, alles ging mir viel zu schnell. Erst kannten die beiden sich überhaupt nicht richtig, haben im Grunde kein richtiges Gespräch geführt (und ich meine dabei wahre verbale Kommunikation zum Kennenlernen, keine "Verbalerotik") und sprachen dann schon plötzlich davon, sich halsüberkopf ineinander verliebt zu haben.

Mir fehlte einfach der Teil an Liebesgeschichten, den ich am liebsten lese. Wie zwei Menschen, die im Grunde komplett unterschiedliche Leben führen, die oftmals nicht einmal miteinander kompatibel sind, sich langsam kennenlernen. Sich Dinge anvertrauen, sich zunächst anfreunden, doch schon dieses "gewisse etwas" merken. Doch sie bauen zunächst eine enge Bindung zueinander auf, die nicht (nur) von körperlichen Begehren geprägt ist. Und genau das fehlte mir bei "Cherish Love". Dadurch, dass Isa, unsere Protagonistin, Sailor, ihrem "sexy Gärtner" und ebenfalls Protagonist, hormongesteuert um den Hals fiel, ohne vorher auch nur ein einziges Wort mit ihm gewechselt zu haben, baute die ganze Handlung von Anfang an auf einer anderen Basis auf.



Sowohl mit Isa als auch mit Sailor bin ich nicht richtig warm geworden. Ich konnte mich nicht wirklich mit ihnen identifizieren und beide hatten Charakterzüge, die mich in irgendeiner Weise gestört haben. Ich muss Isa loben, dass sie die "gute Seele" ihrer Familie ist. Während ihre Mutter Jacquline sehr auf ihre Arbeit fixiert war und Familie und Kinder eher vernachlässigt hat, hält Isa die Familie mit aller Kraft zusammen, wobei sie öfters auch Kompromisse eingehen und zurückstecken muss, um ihre Lieben glücklich zu wissen.
Auch Sailor hat das Herz prinzipiell am rechten Fleck, gerade die Szenen am Ende, in denen er mit seiner Familie zusammen auftritt, konnten sein Bild bei mir etwas zurechtrücken. Nichtsdestoweniger hatte ich aber mit beiden meine Probleme, da sie sich manchmal wirklich so verhalten haben, dass ich vor Fremdscham am liebsten im Boden versunken wäre.


Isa erwähnte zum Beispiel gerne ihre "innere Teufelin", die sie zu "verwegenen Dingen" praktisch nötigte. Diese inneren Monologe mit ihrer "Teufelin" fand ich immer ziemlich zum fremdschämen, da sie sie, natürlich, zu nur noch verwegeneren Dingen gedrängt hat. Vielleicht bin ich verklemmt oder spießig, aber die Konversationen zwischen Sailor und Isa fand ich teilweise wirklich schlimm. Wenn sie ihn auffordert, ihr "Toyboy" zu sein, dann fand ich das wirklich etwas unangebracht und eigenartig...

Ich hatte inständig gehofft, dass das Buch irgendwann besser wird. Dass nach dem anfänglichen Begehren vielleicht irgendwann die übersprungene Kennenlernphase folgt. Aber irgendwie haben die beiden das komplett ausgelassen- vielleicht ein Zeichen wahrer Liebe, wer weiß. Zwar kamen am Ende "Seelenstriptease" der beiden, doch ihre Enthüllungen haben mich nicht so ergriffen oder schockiert, wie ich es von anderen New Adult Romanen aus dem LYX-Verlag gewöhnt bin.
Mit dem Schreibstil bin ich leider auch nicht warm geworden. Gegen die Perspektive aus der dritten Person habe ich per se nichts- aber in diesem Fall fand ich es nicht aussagekräftig genug, es war nicht wirklich lebhaft geschildert, sodass auch aus diesem Grund die Geschichte irgendwie eindimensional blieb.
~
Ich will aber nicht alles schlechtreden, denn das Buch hat durchaus gelungene Aspekte. Die Geschichte von Isas Schwester Catie, die in jungen Jahren schon viel wegstecken musste, hat dem Buch zumindest ein wenig Tiefe verliehen, da es einen schon berührt hat, was das Mädchen alles durchleben musste. Auch das Ende des Buches fand ich an sich gelungen- da kam zumindest mal ein bisschen Romantik zum Zuge, die ich im vorigen Teil vermisst habe. Auch die Exkurse zur Lebensgeschichte von Nayna, die beste Freundin von Isa, die im nächsten Teil im Vordergrund steht, habe ich interessiert verfolgt (Nayna hat sich für eine arrangierte Ehe bereiterklärt und verliebt sich nun, gegen ihren Willen, doch in den Auserwählten ihrer Eltern). Ebenfalls lobenswert fand ich das Setting, denn Neuseeland ist in New Adult Romanen tatsächlich ein eher unkonventioneller Handlungsort, es war eine erfrischende Abwechslung.

Ich hätte definitiv noch mehr zu diesem Buch zu sagen, doch ich will es nicht noch weiter in die Länge ziehen. Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen da er sich mehr auf die Libido seiner Zielgruppe verlässt, als auf irgendetwas anderes. Und auf Grundlage des Klappentextes hatte ich damit wirklich nicht gerechnet. Für Erotikliebhaber sicherlich eine gute Wahl, für mich persönlich aber leider nichts.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ein Buch, das einen in jeglicher Hinsicht in den Wahnsinn getrieben hat

Jesolo
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Inhalt:

Jedes Mädchen träumt eigentlich von dem perfekten vollkommenen Leben. Mann, Haus, Kind, um nur ein paar der großen Lebensstationen zu nennen, die im Prinzip jede Frau eines Tages besucht haben ...

Inhalt:

Jedes Mädchen träumt eigentlich von dem perfekten vollkommenen Leben. Mann, Haus, Kind, um nur ein paar der großen Lebensstationen zu nennen, die im Prinzip jede Frau eines Tages besucht haben möchte. Nicht doch Andrea. Denn sie hat sich all das nie gewünscht. Doch das Leben kommt anders und sie schafft es nicht, ihren eigenen Willen durzusetzten. Ihr Leben ist durchgängig "okay", doch die große Freude und Aufregung fehlt. Ihr Mann ist okay, ihr Leben ist okay. Eines Tages ist sie schwanger- obwohl sie eigentlich nicht schwanger sein wollte. Sie nimmt einen Kredit auf- obwohl sie nie einen Kredit aufnehmen wollte. Sie zieht bei ihrer Schwiegermutter ein- obwohl sie nicht bei ihrer Schwiegermutter einziehen wollte.



Meinung:

Dieses Buch hat mich wirklich auf allen Ebenen in den Wahnsinn getrieben- was ich in diesem Fall leider auch keineswegs positiv meine. Mehrfach war ich wirklich kurz davor, dass Buch an die Wand zu werfen. Ich war frustiert, genervt, entsetzt, schockiert. Genau damit hat Tanja Raich auch bewusst gespielt, doch mich hat es wirklich einfach nur verrückt gemacht.



Der Gedanke dieses Buches war es ja, dass die Protagonistin einfach zu allem "ja" sagt, was man sie fragt, was die Gesellschaft vorschreibt. Denn die moderne Gesellschaft bestimmt praktisch, was zu einem perfekten Leben gehört. Familie, Haus und Job sind so in etwa die Zutaten für ein glückliches Dasein. Doch Tanja Raich wollte bewusst damit provozieren, dass man trotz allem nicht immer die persönlichen Wünsche erfüllt hat, wenn man all diese Stationen auf seiner Liste abhaken kann, dass die Rolle der Frau aber so stark definiert ist, dass man praktisch in dem vorgeplanten Leben ersticken kann. Deswegen hat Andrea ihre eigenen Bedürfnisse hinten angestellt und nur die Erwartungen anderer erfüllt.



Doch ich wollte Andrea einfach immer nur schütteln. Ich habe sie stumm angeschrien, geradezu verzweifelt angefleht, dass sie doch bitte einmal "nein" sagt. Ein einziges Mal auf sich hört. Sachen nicht einfach über sich ergehen lässt, sondern offen sagt, dass sie nicht will, da sie nicht in der Stimmung ist, dass sie sich etwas anderes von ihrem Leben versprochen hat.

Gleichzeitig hat mich dieser Schreibstil komplett rappelig gemacht. Normalerweise empfinde ich eine innere Ruhe, wenn ich lese, doch bei "Jesolo" hätte ich Wände hochgehen können. Das ganze Buch war komplett parataktisch. Ein Hauptsatz ohne jegliche Ausschmückung folgte dem nächsten, und auf Dauer haben mir einfach die Adjektive gefehlt, die malerische Sprache. So wirkte die ganze Geschichte auf mich irgendwie eindimensional, die Charaktere farblos, die Geschichte nicht aussagekräftig genug. Vielleicht macht dieser Schreibstil genau das, was er soll: verrückt. Er passt zu dem schnöden Leben, dass Andrea führt, doch trotzdem sind auch die Gefühle nur eindimensional herübergekommen.

Mich hat das Buch irgendwie heruntergezogen. Ich konnte mit keinem Charakter wirklich sympathisieren, und das bei wörtlicher Rede die Satzzeichen fehlten, hat mich komplett verwirrt und jedes Mal musste ich nachrechnen, wer nun mit Sprechen dran ist. Ein weiterer Aspekt, der mich irre gemacht hat.

Das einzig positive für mich war, dass Tanja Raich wirklich in vielen Passagen den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich habe mich und die Ansprüche der Gesellschaft mehrfach wiedergefunden. Sehr eindrucksvoll fand ich das an einer Stelle, als Andrea alle Sprüche aufzählt, die sie als Schwangere gesagt bekommt. Es sind die allgemeinen Floskeln, die man immer wieder aufschnappt, wenn es um das Kinderkriegen und Schwangersein geht. Die unterschwellige Kritik an den Ansprüchen an das Individuum von der Gesellschaft waren keineswegs aus der Luft gegriffen, sonder hatten einen großen Wiedererkennungsfaktor. Trotz allem konnte mich das Buch nicht überzeugen.



Ich glaube, dass es fast das erste Mal in meiner Geschichte als Rezensentin ist, dass ich 1 Stern vergebe. Ich kann mir vorstellen, dass so mancher das Buch auf seine Art sicherlich mag, denn wie ich bereits erwähnt hatte, wollte Tanja Raich bewusst provozieren, einen verrückt machen damit, dass Andrea nie "Nein" sagt und die Ansprüche der Gesellschaft bargen ein Wiedererkennungspotential. Doch alleine der Schreibstil war einfach absolut nicht meins, die ganzen Hauptsätze haben meinen Lesefluss immer und immer wieder unterbrochen und ich konnte mich mit dem Buch leider gar nicht identifizieren.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Dramatisch und interessant

Kampfsterne
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Inhaltlich geht es in "Kampfsterne" um das Leben mehrer Familien in einer Siedlung in Deutschland in den Achtzigerjahren. Und es geht vor allen Dingen um die Probleme, Zwänge, Ängste und Unfreiheiten all ...

Inhaltlich geht es in "Kampfsterne" um das Leben mehrer Familien in einer Siedlung in Deutschland in den Achtzigerjahren. Und es geht vor allen Dingen um die Probleme, Zwänge, Ängste und Unfreiheiten all dieser Personen zu dieser Zeit. Diverse Probleme werden aufgegriffen. Die einen erschütternd, traurig, teilweise noch immer zeitgemäß, die anderen objektiv betrachtet weniger schlimm, doch für die betreffende Person der Mittelpunkt ihres Bewusstseins und Denkens. Es ist nah am Zahn der damaligen Zeit geschrieben und lässt einen über die früheren Gesellschaftsstrukturen zweifeln, gleichzeitig aber auch dankbar über die sozialen Fortschritte unserer heutiger Generation im Vergleich dazu sein.



"Kampfsterne" war ein etwas anderes Buch. Sicher anders, als ich es normalerweise gewöhnt bin, da es in so vieler Hinsicht einzigartig und außergewöhnlich war. Denn eine große Besonderheit: Die Handlung wird von ca. 11 unterschiedlichen Leuten geschildert. So entwickelt sich der Verlauf der Geschichte nach und nach, indem man als Leser die Puzzleteile der Erzählungen zu einem ganzen zusammensetzt. Sie wird erzählt von Kindern, Erwachsenen, Protagonisten und Charakteren, die zunächst unscheinbar wirken. Doch diese Erzählweise macht dieses Buch zu etwas Unvergleichlichem.

Denn man kommt als Leser selbst ins Zweifeln, wie schnell man sich ein Bild über Menschen machen kann und wie schwierig es ist, dieses wieder auszubessern.

Das klingt jetzt verworren und kompliziert, doch eine der Erzählenden, Rita, war die erste, die in diesem Buch ihre Sicht schildern durfte. Ihre Sicht auf die Dinge und einzelnen Personen waren meistens sehr negativ, sie war sehr unzufrieden mit ihrem Leben und neidisch auf das anderer. Sie warf anderen gedanklich vor, unzufrieden mit ihrem 'perfekten Leben' zu sein. So habe ich anfangs Ritas Haltung übernommen. Wurden die Personen, über die sie vorher hergezogen hatte, erwähnt, so hatte ich direkt eine negative Haltung ihnen gegenüber.

Doch ich habe durch dieses Buch gemerkt, dass man niemals voreilige Schlüsse machen sollte. Manche ihrer Einschätzungen bewahrheiteten sich, doch andere nicht. Ganz im Gegenteil, manche dieser kritisierten Personen wurde wahre Lieblingscharaktere von mir. Doch eine gewisse Verbundenheit zu Rita blieb immer, obwohl ich sie irgendwann nicht mehr nachvollziehen konnte.







Das Buch hat mich insgesamt etwas verwirrt zurückgelassen, was ich grundsätzlich eher kritisieren würde. Denn das Buch war nach meinem Geschmack zu schnell zu Ende. Einige Handlungen wurden angerissen und meines Empfindens nach nicht weit genug ausgearbeitet. Sie wurden zwar immer wieder erwähnt, doch ich hätte mir noch mehr davon gewünscht. Das Buch hätte noch einige Seiten mehr haben können, denn ich hätte gerne noch mehr über die Bewohner der Siedlung erfahren, hätte noch gerne einige Zusammenhänge besser verstanden. Ich habe mich letztlich bei vielen Handlungen gefragt: wie wäre sie jetzt eigentlich weiter gegangen? Was wird daraus?

Es ist nicht wirklich ein offenes Ende, dennoch regt es einem zum Nachdenken an.



Zugegeben, manche Handlungen und Vorhaben habe ich nicht wirklich verstanden. Obwohl, das ist das falsche Wort- ich habe sie verstanden, konnte sie aber nicht nachvollziehen. Sie waren absurd, unangebracht, grauenvoll.



Doch genau das macht dieses Buch aus. Dass die Verzweiflung teilweise so groß ist, dass die Leute dort zu Übersprunghandlungen neigen.



Zuletzt möchte ich noch auf die Charaktere eingehen. Es ging primär um 3 Familien. Familie eins besteht aus Rita, Georg, Johannes und Klara. Über Rita hatte ich ja schon eben gesprochen. Georg ist mir, wie sein Sohn Johannes, in der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Beide haben ein großes Herz und eine verborgene Stärke. Sie mögen vielleicht in Ritas Augen "langweilig" sein, doch sie sind definitiv gute Menschen, und gerade Johannes hat oftmals gesagt, was ich gedacht habe und wurde so schnell mein Lieblingsmensch dort.

Familie 2, bestehend aus Ulla, Rainer, Constanze aka Cotsch und Lexchen war eine vielbeneidete Familie, doch es zeigte sich, dass man allen Menschen nur vor den Kopf schaut. Lexchen und Constanze sind mir aber auch sehr ans Herz gewachsen, denn während Cotsch stark und unabhängig ist, sieht Lexchen immer das Gute im Menschen, eine bewundernswerte Haltung in dieser Welt.

Und die Dritte Familie, Ella und Joschi, spielen am Rande mit, obwohl ich mir zu beiden nicht wirklich ein Bild gemacht habe.



Letztlich kann ich das Buch empfehlen, doch nicht uneingeschränkt an jeden. Denn das Buch ist nicht unbedingt eine leichte Lektüre für Zwischendurch. Sie regt zum Nachdenken und Zweifeln an, hat Themen, die letztlich alle sehr dramatisch sind, doch das Buch ist unfassbar gut geschrieben und sehr fesselnd. Alexa Hennig von Lange hat sich definitiv zu meinen bevorzugten Autoren hochgearbeitet und ich bin erstaunt über ihre Wandelbarkeit in Erzählweise und wie sie es geschafft hat, den Handlungsverlauf so genau aus so vielen Puzzleteilen zusammenzusetzen.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Überraschend gut

Paper Party
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Gideon Royal ist der älteste der Royalbrüder und musste daher für seine Mutter und seine Brüder immer eine große Verantwortung übernehmen, als sein Vater damit beschäftigt war, die insolvente Firma zu ...

Gideon Royal ist der älteste der Royalbrüder und musste daher für seine Mutter und seine Brüder immer eine große Verantwortung übernehmen, als sein Vater damit beschäftigt war, die insolvente Firma zu retten. Doch auch Gideon hat ein großes, schmutziges Geheimnis, das nicht an die Öffentlichkeit geraten darf und unter dem auch seine Beziehung zu seiner wahren Liebe Savannah zerbrochen ist. Doch Gideon will diese Trennung nicht länger auf sich sitzen lassen, die Vergangenheit hinter sich lassen und Savannah zurückerobern. Doch wird ihm das gelingen? Oder sind die Laster der Vergangenheit zu groß und die Unterschiede zwischen den beiden mittlerweile unüberwindbar?

Meine Meinung:
Der Band war für mich persönlich eine große Überraschung. Gideon und Savannah waren mir in den ersten 3 Teilen gar nicht mal so sympatisch. Gideon war immer der Royal-Bruder, der mich letztlich am wenigsten interessiert hat. In meinen Augen wirkte er immer farblos und viel zu geheimnisvoll. Er wirkte immer so vernünftig und erwachsen, doch ich hatte erwartet, dass sich hinter seinem Saubermannverhalten ein Abgrund befindet. Und dieser wurde in "Paper Party" auch an die Oberfläche befördert und erläutert. Bereits in "Paper Palace" kam sein großes Geheimnis zur Sprache und ich gebe zu, dass ich ihn dafür ziemlich verurteilt habe und er nicht gerade Sympathiepunkte bei mir gesammelt hatte. Doch "Paper Party" hat in dieser Hinsicht die Wogen geglättet. Der Teil ist für mich wirklich nur ein Übergangsband. Durch die 155 Seiten ist er wirklich sehr dünn und in weniger als einem Tag verschlungen. Doch letztlich würde ich diesen Teil nicht missen wollen, da er mir viele Zusammenhänge aufgezeigt, Wissen vertieft und mir einiges klar gemacht hat. Denn nun verstehe ich Gideons Verhalten und seine Art besser. Und auch Savannah ist mir durch diesen Teil der Reihe nun sympathischer. Denn als Leser lernt man in diesem Teil viel über ihre Vergangenheit. Immer wieder switchen die Kapitel zwischen "heute" und "vor drei Jahren" und vergleicht dabei die Situation von Savannah, von Gideon und ihr gemeinsames Verhalten. Und dieses Wechselspiel der Zeiten hat mir sehr gut gefallen, da man so immer besser die Gegenwart verstand und merkte, welche Auswirkungen die Dinge der Vergangenheit auf das Heute hatte.
letztlich war mir der Teil eher zu dünn. Ich war traurig, als der Teil zu Ende war und habe mich auf Seite 145 gefragt: "Wie zur Hölle wollen sie diese Geschichte in 10 Seiten ordentlich zu Ende erzählen?". Doch überraschenderweise ging es. Man hätte es alles noch vertiefen und verlangsamen können, doch so wurde der Teil wenigstens nicht langweilig und lies einen eher traurig über das rasche Ende zurück.
Ich war auch froh, dass nun ein anderer Royal-Bruder in den Mittelpunkt des Buches gerückt ist und die Reihe so fortgeführt wurde.
Ich finde "Paper Party" definitiv empfehlenswert für alle, die eh schon ein Gideon-Fan sind und alle, die Gideon und Savannah besser verstehen wollen.
Auf alle Fälle werde ich auch die anderen Teile der Reihe lesen und bin schon sehr sehr gespannt, denn alle Teile der Paper-Reihe sind ausnahmslos Pageturner, die einen Suchtfaktor aufweisen.