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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2017

Dupin macht Urlaub!

Bretonisches Leuchten
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INHALT

Kommissar Dupin macht Ferien! Was für andere Erholung pur bedeutet, ist für ihn die Hölle auf Erden. Nichts zu tun, den ganzen Tag auf demselben Handtuch, an derselben Stelle am Strand? Für einen ...

INHALT

Kommissar Dupin macht Ferien! Was für andere Erholung pur bedeutet, ist für ihn die Hölle auf Erden. Nichts zu tun, den ganzen Tag auf demselben Handtuch, an derselben Stelle am Strand? Für einen Kommissar mit Zwang zum Ermitteln der denkbar ungünstigste Ort. Das Highlight eines jeden Tages ist das Abendessen im Hotel, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem Dupin ungewollt Zeuge eines heftigen Streits zwischen einem anderen Besucherpärchen wird. Dass die junge Frau, die nach dem Streit wutentbrannt das Hotel verlassen hat, am nächsten Morgen vermisst wird, stört die sonst so ruhige und beschauliche Urlaubsidylle, kommt für Dupin aber zum genau richtigen Zeitpunkt … denn ermitteln muss ja irgendwer und wer eignet sich da besser als unser bretonischer Kommissar?


MEINUNG

Kommissar Dupins wohl persönlichster Fall hat mir unglaublich gut gefallen. Wieder einmal durften wir eine ganz besondere bretonische Kulisse hautnah miterleben. Die rosa Granitfelsen der Côte d’Armor machen Lust, den geplanten Urlaub abzublasen und stattdessen in die Bretagne zu fahren. Oder aber sorgen sie dafür, dass man spätestens im nächsten Jahr dorthin möchte! Die Beschreibungen sind einzigartig. Landschaft, Gebräuche, Essen und natürlich Kaffee kommen nie zu kurz und machen den Krimi zu einem Buch, das seinesgleichen sucht.

Ich liebe den Schreibstil des Autors, die Sätze sind leicht und doch spannend, jede Seite vermittelt den Charakter Dupins. Das finde ich einzigartig und sehr angenehm, wer einmal angefangen hat, der wird das Buch wohl so schnell nicht mehr hergeben wollen.

Mich hat an diesem Band ganz besonders gefreut, dass wir Claire, Dupins Freundin, besser kennenlernen durften. Sie war schon immer ein Teil in jeder Ermittlung, nun haben wir sie aber endlich einmal richtig erleben dürfen. Sie ist mir nun endlich sympathisch geworden, während sie für mich vorher immer etwa gesichtslos war. Über Dupin selbst kann ich nicht viel mehr sagen als: Ich schließe ihn mit jedem Band mehr in mein Herz! Der etwas eigensinnige Kommissar ist in diesem sechsten Fall so unkonventionell wie nie!

Der Fall an sich äußert sich als solcher erst gar nicht, nimmt dann aber doch sehr rasch an Fahrt auf. Während das Ende des fünften Bandes mich etwas enttäuscht hat, ist die Ermittlung bei diesem wieder schön nachvollziehbar, wir lernen auf dem Weg zum gelösten Fall eine Reihe schräger, witziger und zuvorkommender Figuren kennen, die alle ihren Teil dazu beitragen, dass die Urlaubsidylle im Örtchen Trégastel nicht von einem ungelösten Verbrechen überschattet wird. Riwal und Kadeg, die treuen Kollegen Dupins, sind in diesem Fall wenig bis gar nicht anzutreffen. Das fand ich erst etwas schade, habe mich aber schnell damit abgefunden und bin im Nachhinein sogar froh um diesen Umstand. Der nächste Fall kommt bestimmt …



FAZIT

Alles in allem einer der besten Fälle, die ich bisher mit meinem Lieblingskommissar erleben durfte. Urlaubsgefühle und eine spannende Ermittlung sind genauso garantiert wie eine Vielzahl toller Figuren. Eine echte Leseempfehlung, eines meiner Highlights des Monats!

Veröffentlicht am 17.06.2017

Ein liebenswerter Papagei!

Gray
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INHALT

Dr. Augustus Huff, Dozent an der Universität Cambridge und ein Mann mit mehr als ausgeprägtem Hang zum Händewaschen, sieht sich plötzlich in einer fürchterlichen Situation. Einer seiner Studenten ...

INHALT

Dr. Augustus Huff, Dozent an der Universität Cambridge und ein Mann mit mehr als ausgeprägtem Hang zum Händewaschen, sieht sich plötzlich in einer fürchterlichen Situation. Einer seiner Studenten ist gestorben. Er ist aber nicht einfach gestorben, er ist regelrecht in den Tod gestürzt. Alles, was von ihm übrig geblieben ist, ist sein Graupapagei Gray. Augustus Huff bezeichnet sich schnell selbst als „temporärer Halter“ des Tieres und merkt schon bald, dass der Papagei mehr als nur ein tierischer Freund ist. Zudem verdichtet sich der Verdacht, dass der Tod des Studenten nicht nur ein bloßer Unfall war. War es möglicherweise sogar ein Mord?


MEINUNG

Das Setting finde ich sehr gelungen. Die Autorin hat mit der Universität Cambridge einen sehr interessanten Ort ausgewählt, bei dem unterschiedlichste Interessen und Personen aufeinanderprallen. Das hat seinen ganz eigenen Charme und hat mir gut gefallen.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat war der Schreibstil. Zwar empfand ich ihn zeitweise als sehr gewöhnungsbedürftig, aber nach einer kurzen Phase, in der ich mich darauf einstellen musste, hat der Stil gut zur Umgebung und vor allem zu den Charakteren gepasst. Um direkt auf die Figuren zu sprechen zu kommen: Leider haben die mich bis auf Augustus Huff etwas enttäuscht. Sie waren mir doch relativ flach gehalten, an einigen Stellen zu sehr abhängig von Klischees.

Dr. Huff allerdings ist ein äußerst gewöhnungsbedürftiger, aber auf eine Art doch sehr liebenswürdiger Begleiter. Als Dozent macht er einen unglaublich engagierten Eindruck, im privaten Umfeld ist er doch eher unbeholfen. Ich hatte aber im Verlauf des Buches den Eindruck, dass er sich entwickelt. Das finde ich immer wieder schön und bin fasziniert, wie subtil und damit authentisch die Autorin diese Entwicklung eingeschleust hat.

Um zur eigentlichen Handlung – und damit leider auch zu meinem größten Kritikpunkt – zu kommen: Der „Kriminalfall“, der sich als solcher erst gar nicht wirklich zu erkennen geben mag und der Dr. Huff trotzdem zum Ermitteln anregt, war mir leider alles in allem viel zu unspannend. Während der Anfang noch gut war und auch durch den Papageien Gray eindeutig durch charmante und witzige Dialoge punkten konnte, wurde die Handlung leider irgendwann äußerst langatmig, wenn nicht sogar langweilig. Richtig fesseln konnte gerade der mittlere Teil des Krimis nicht, was ich sehr schade fand, denn die Idee war einfach grandios. Am Ende gab es dann nochmal einen kleinen Aufschwung und ich hatte bis zuletzt tatsächlich keinen Schimmer, wer der Täter sein könnte, aber auch der „Aha“-Moment blieb hier einfach weg. Der Fall war geklärt, aber richtig zufriedengestellt bin ich auch nach dem Zuklappen des Buches nicht.



FAZIT

Überaus charmante Idee mit toller Umgebung, aber leider zu viele flache Charaktere und eine an vielen Stellen zu wenig spannende oder mitreißende Handlung.

Veröffentlicht am 14.06.2017

Grandioses Buch!

Mein Mann, seine Frauen und ich
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INHALT

Nadia ist frisch geschieden, wohnt im beschaulichen Fürth, hat lange Zeit in der Modebranche gearbeitet, ist mit ihren besten Freundinnen verreist und hat so ihr Interesse für den Orient entdeckt. ...

INHALT

Nadia ist frisch geschieden, wohnt im beschaulichen Fürth, hat lange Zeit in der Modebranche gearbeitet, ist mit ihren besten Freundinnen verreist und hat so ihr Interesse für den Orient entdeckt. Ihr geordnetes Leben wird allerdings mit einem Anruf völlig auf den Kopf gestellt. Am Telefon meldet sich ein Mann namens Karim, entfernter Bekannter. Er will sie wie aus dem heiteren Himmel treffen, stellt sie sogar vor vollendete Tatsachen und kommt schon am nächsten Tag mit dem ICE in Nadias idyllischem Leben an. Schnell zieht der gebildete, streng gläubige Moslem Nadia in seinen Bann. Unter seiner Liebe geht Nadia auf, sie entdeckt den Zauber des Orients, findet Halt im Islam. Da kann sie gut und gerne darüber hinwegsehen, dass Karim bereits verheiratet ist. Immer wieder beteuert er, seine erste Frau nicht zu lieben, sie als gläubiger Moslem nicht verlassen zu dürfen. Nadia ist so glücklich wie nie zuvor. Doch eines Tages bringt Karim Ehefrau Nummer drei mit nach Hause …


MEINUNG

Die Themen Islam und der Orient faszinieren mich – ähnlich wie Nadia – schon eine geraume Zeit. Der Einstieg in die Geschichte, die gar nicht so sehr Geschichte, sondern vielmehr Realität ist, denn sie bezieht sich auf wahre Begebenheiten, fiel mir ehrlich gesagt etwas schwer. Nadia erschien mir unsympathisch und naiv und ich kann mir vorstellen, dass es vielen Lesern so gehen wird. Sich vor Augen zu halten, dass ihre Geschichte genau so, wie sie dargestellt ist, der Wahrheit entspricht, war anfangs nur schwer zu fassen. Meine Meinung musste ich jedoch schnell revidieren: Nadia ist eine unglaublich starke Frau. Sie hat meinen vollen Respekt, sie liebt ihr Umfeld bedingungslos und verhält sich absolut selbstlos. Sie ist gebildet und offen. Alles in allem: Nadia hat mich schwer beeindruckt.

Der Oman, Nadias und Karims späterer Wohnort, ist wunderbar geschildert. Sowohl die dortigen Bräuche und Sitten, aber auch die Landschaft, das Essen, die Art zu Leben und die Arbeitswelt werden nach und nach erleuchtet. Und das stets so, dass es interessant bleibt. Das Thema Familie kommt nicht zu kurz. Zum einen natürlich, weil Nadia sich selbst plötzlich mit einem Moslem verheiratet auf in ein neues Leben macht und dabei mit Erstfrau und dazugehörigen Kindern klarkommen muss, aber auch hinsichtlich ihrer eigenen Familie daheim in Deutschland. Der Spagat zwischen den uns bekannten westlichen Werten und dem Orient ist omnipräsent und die gravierenden Unterschiede regen immer wieder zum Nachdenken an.

Aber auch der Islam wird dem Leser unwahrscheinlich ausführlich nähergebracht. Ich habe viel gelernt, ich fand die Beschreibungen unheimlich gelungen und interessant. Das Buch ist aber keinesfalls eine Art Lehrbuch. Ich hatte nie das Gefühl, dass Erklärungen nur auftauchen, um etwas zu rechtfertigen oder um Lücken zu füllen. Das Buch leistet ganze Arbeit hinsichtlich Aufklärung und Toleranz, das finde ich unwahrscheinlich wertvoll! Wie sehr der Glaube in das Leben von Nadia Einzug erhält ist für uns erst einmal schwer vorstellbar. Man muss sich beim Lesen dazu in der Lage fühlen, in eine komplett andere Welt einzutauchen. Schafft man das, so bekommt man ein Buch serviert, dass einem die Augen öffnet und einem etwas für das Ganze Leben mitgibt.



FAZIT

Dieses Buch hat mich absolut mitgenommen. Nadias Schicksal ist bewundernswert, aufregend, diskutierbar – aber vor allem eines: authentisch! Ich habe wahnsinnig viel mitgenommen aus dieser Geschichte, die Hera Lind wunderbar verpackt hat. Eine Palette voller Emotionen hat mich stets begleitet und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen!

Veröffentlicht am 14.06.2017

Mallorca Krimi!

Balearenblut
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INHALT

Lisa Langer ist Reisejournalistin und es verschlägt sie beruflich nach Mallorca. Sie soll unter anderem eine Werbebroschüre für ein Hotel erstellen und findet sich schon bald an einem malerischen ...

INHALT

Lisa Langer ist Reisejournalistin und es verschlägt sie beruflich nach Mallorca. Sie soll unter anderem eine Werbebroschüre für ein Hotel erstellen und findet sich schon bald an einem malerischen Fleck auf der spanischen Insel. Sehr idyllisch und von netten Leuten umgeben beginnt sie ihre Recherchen. Doch dann fällt ihr mitten auf dem Hotelgelände ein Mann vor die Füße. Der Sturz und das Messer, das in seinem Rücken steckt, macht jede weitere Spekulation über die Todesursache überflüssig. Lisa Langer interessiert sich viel mehr für die Gründe dieser unvorstellbaren Tat – und fängt kurzerhand an, selbstständig etwas zu ermitteln. Der pensionierte Polizist, den sie gleich am ersten Abend kennenlernt, ist ihr dabei nur zu gern eine Hilfe …


MEINUNG

Mallorca kennen wir alle als Partyinsel, als billiges Urlaubsziel. Dass die Insel davon aber im Grunde genommen weit entfernt ist, zeigt dieser Krimi ganz wunderbar. Lisa Langer wird sofort in ein sehr idyllisches, schönes und sonniges Alcúdia geworfen. Die Protagonistin ist sehr ehrgeizig, sehr intelligent und das hat sie mir schnell sympathisch gemacht.

Die Location finde ich sehr schön gewählt, so ein Hotel ist ja doch auch immer ein Ort, an dem jeder irgendetwas mitbekommt. So finden sich schnell eine ganze Menge Angestellte, die Lisa unter die Arme greifen wollen. Wunderbar ist der Lebensstil der Einheimischen eingefangen worden. Beim Lesen wird einem sofort ein Stück Urlaub geschenkt. Und das, obwohl es sich um einen (zugegebenermaßen nicht allzu grausamen) Krimi handelt. Das Buch fällt eher in die Kartei „Krimi-Komödie“, aber das war dem Klappentext schon zu entnehmen und entspricht meinem Geschmack total. Wer allerdings blutrünstige Horrorszenarien erwartet, ist mit diesem Mallorca-Krimi nicht bedient.

Den Erzählstil finde ich sehr gut gelungen. Wir werden sowohl in die Perspektive von Lisa Langer als auch in die des pensionierten Polizisten Jorges mitgenommen. So lernen wir die verschiedensten Eigenarten der Figuren kennen, aber auch die Eigenarten der Insel kommen nicht zu kurz. Das Buch liest sich sehr flüssig und angenehm, die Kapitel sind übersichtlich (und ganz nebenbei wunderschön gestaltet!)

Mittig des leider sehr dünnen Büchleins wurde die Handlung etwas unübersichtlich. Viele spanische Namen und viele ähnliche Absichten haben es mir manchmal etwas schwer gemacht, den „Hobbyermittlungen“ der Protagonistin zu folgen. Ich habe aber nicht den Faden verloren und die Spannung blieb so hoch, dass ich recht schnell über diese kleinen Unstimmigkeiten hinweggeflogen bin.

Ich bin vor allem erstaunt, dass mir das Buch sehr viel mitgeben konnte. Die Insel ist mir näher gerückt und ich habe einen ganz anderen Gesamteindruck als vorher – auch was die Behörden angeht. ? Wer das Buch liest, der wird wissen, was ich meine …



FAZIT

Ein eher humorvoller Krimi mit schön gestalteten Figuren und einer sehr sympathischen Protagonistin. In der Mitte leider etwas unübersichtlich und an manchen Stellen etwas zu überhastet, aber dennoch ein sehr schöner Lesespaß! Wenn die Journalistin sich wieder einmal auf Ermittlungsreise begibt, bin ich gerne wieder mit dabei!

Veröffentlicht am 08.06.2017

Absolutes Highlight!

Ich, Eleanor Oliphant
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Inhalt
Eleanor Oliphant lebt ein sehr einsames Leben. Sie arbeitet unter der Woche und verkürzt sich ihr Wochenende und damit das Warten auf die einzig wirkliche Beschäftigung in ihrem Leben mit Alkohol ...

Inhalt
Eleanor Oliphant lebt ein sehr einsames Leben. Sie arbeitet unter der Woche und verkürzt sich ihr Wochenende und damit das Warten auf die einzig wirkliche Beschäftigung in ihrem Leben mit Alkohol und dem daraus resultierenden Schlaf. Doch schließlich verliebt sich die junge Frau. Sie findet neuen Lebenswillen und schöpft Hoffnung, plant ihr Leben und startet damit, es zu gestalten. Was für die meisten Menschen alltäglich, ja sogar „normal“ ist, stellt Eleanor Oliphant immer wieder vor neue Herausforderungen. Doch sie geht ihn, den Weg, so schwer er auch erscheint. Und dabei findet sie vor allem eines: Sich selbst.

Meinung
Das ist das erste Mal, dass ich eine Rezension schreiben möchte und nicht weiß, wie ich beginnen soll. Ich kann so viel verraten: Ich bin berührt von diesem unglaublichen Buch! Es hat mich so sehr mitgenommen wie es schon lange kein Buch mehr geschafft hat! Es hat mich selbst verändert, mein Denken, mein Handeln, mein Empfinden. Und es ist schwer, diese grenzenlose Begeisterung in Worte zu fassen.

Eleanor Oliphant, unsere Protagonistin, war mir auf den ersten Seiten tatsächlich unsympathisch. Ich kann nicht sagen, woran genau das gelegen haben mochte und ich schäme mich heute sogar ein bisschen dafür. Diejenigen, die das Buch vielleicht selbst schon gelesen haben, verstehen sicherlich, was ich meine. Allen anderen sei gesagt: Lasst euch bitte, bitte von diesem Roman überraschen. Es lohnt sich! Meine anfängliche Skepsis wurde schnell wieder weggefegt und schon bald musste ich feststellen, dass Gail Honeyman eine Reihe einzigartiger Charaktere geschaffen hat. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen, dass Eleanor Oliphant eine meiner liebsten Figuren überhaupt ist.

Selten hat die Ich-Perspektive bei einer Geschichte so gut funktioniert. Unvorstellbar gut hat die Autorin es geschafft, mich in Eleanors Gedankenwelt mitzunehmen und hat mir Stück für Stück begreiflich gemacht, warum sich die Protagonistin so verhält, wie sie es tut. Sie hat eine Handlung geschaffen, die ich so keineswegs erwartet habe. Ich denke, der Klappentext suggeriert etwas anderes, als das, was tatsächlich in dem Buch steckt. Ich habe selbst mit einem „typischen Frauenroman“ gerechnet und wurde eines Besseren belehrt.

Die Themen Liebe, Freundschaft und Familie kehren immer wieder, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise. Oft findet man sein eigenes Leben in der Handlung wieder. Die Geschehnisse sind nicht übertrieben, nicht unrealistisch, sondern einfach aus dem puren Leben. Hin und wieder haben wir es natürlich mit Klischees zu tun, aber die treten an Stellen auf, an denen es beinahe nicht mehr auffällt, weil man sie aus dem eigenen Leben kennt. Dieses Spiel mit Klischees hat mich sehr berührt. Denn oft ist das, was wir gemeinhin als Klischee abtun, mittlerweile so sehr in unseren Köpfen verankert, dass wir es tun, ohne nachzudenken. Mich hat schockiert, wie gleichmütig, wie uninteressiert manche Charaktere im Buch waren. Doch als ich gemerkt habe, dass einem diese Figuren tagtäglich wirklich begegnen, da schlug die Schockiertheit in Wut um. Manchmal ist es, als säße eine kleine Eleanor auf meiner Schulter, die mich daran erinnert, dass das Leben, das ich als normal bezeichnen würde, für andere unvorstellbar ist. Und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich Sachen hinterfrage, die mir vorher vielleicht gar nicht aufgefallen sind.

Das Buch ist aber nicht nur traurig und ergreifend, es ist vor allem auch amüsant. Eleanors Ausdrucksweise ist köstlich, ich finde ihre Art sehr erfrischend. Sie sorgt dafür, dass die Gefühle des Lesers permanent schwanken. Aber ein Gefühl bleibt auch noch lange nachdem der Buchdeckel zugeklappt ist: Hoffnung.


Fazit

Ein sehr aufwühlender Roman, der tief in meinem Kopf und meinem Herzen verankert ist. Ein absolutes Highlight mit Gefühlsachterbahn und einer unvergleichlichen Hauptperson! Tut euch selbst einen Gefallen und lest dieses fabelhafte Buch!