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Veröffentlicht am 01.08.2025

Sehr intensiv

Evil Eye
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Auf den ersten Blick geht es Yara gut. Sie hat ein abgeschlossenes Studium, einen Job, zwei tolle Töchter und einen Mann, der ihr Freiheiten lässt. Dafür kümmert sie sich um Haushalt und Abendessen für ...

Auf den ersten Blick geht es Yara gut. Sie hat ein abgeschlossenes Studium, einen Job, zwei tolle Töchter und einen Mann, der ihr Freiheiten lässt. Dafür kümmert sie sich um Haushalt und Abendessen für ihre Familie. Aber wieso fühlt sich das alles so falsch an? Wieso wird sie immer häufiger wütend und verzweifelt? Nach einem Zwischenfall auf der Arbeit wird Yara schließlich gezwungen, sich mit sich selbst und ihrem Empfinden auseinanderzusetzen. Und auch wenn sie sich zu Beginn noch sträubt, fängt sie nach und nach an zu begreifen, wie ihre unbewältigte Vergangenheit und die Erwartungen anderer auf ihr lasten.

Evil Eye war sehr eindrücklich, sehr bewegend, keine leichte Kost. Auf jeden Fall regt es zum Nachdenken an. Es beginnt erstmal langsam damit, Yaras Leben einzuordnen und kennenzulernen. Und auch wenn sie eine Weile braucht, um hinter ihre Gefühle zu kommen, war mir schon relativ früh klar, was da alles in ihr tobt.

Ich fand die gesamte Entwicklung von ihr sehr intensiv und authentisch, Stück für Stück und nicht immer freiwillig, aber im Endeffekt heilsam. Generell war das Buch auch sehr gut geschrieben, ich mochte wie die Autorin die Situationen, die Bilder und die Gefühle dargestellt hat. Was ich besonders hierbei fand, dass die Geschichte zeigt, dass "keine gewalttätige" Ehe noch lange keine gute ist, und dass es viele andere, subtilere Manipulationen und Unterdrückungen gibt, denen Frauen ausgesetzt sein können. Und dass "aber anderen geht es noch schlechter" oder "so schlimm ist es bei mir gar nicht" nicht hilfreich oder zielführend sind. Dass man Gefühle und Leid immer ernst nehmen sollte. Yara lernt das auch erst nach und nach.

Und ich fand es sehr gut ausgearbeitet, wie sehr Familientraumata weitergegeben werden, wie sehr man von Familie, von Eltern, von seinem eigenen Aufwachsen auch später noch begleitet wird. Und wie sehr das das eigene Handeln beeinflussen kann, ob man will oder nicht. Auch wenn dies eine palästinensisch-amerikanische Frau und Familie ist, mit Erfahrungen, die ich als weiße Deutsche überhaupt gar nicht nachempfinden kann, so steckt doch auch extrem viel in diesem Buch, was man auf alle Menschen übertragen kann, und was jedem noch die Augen öffnen oder man auf sich beziehen kann.

Dafür, dass der Mittelteil allerdings sehr lang und langsam war, war mir das Ende ein bisschen übereilt. Viel von Yaras Aufarbeitung fand zwar vorher statt, aber gerade die großen Umbrüche sind ja nochmal wahnsinnig relevant, und die haben mir am Ende einfach zu wenig Platz bekommen im Vergleich. Das fand ich etwas schade.

Ich kann das Buch insgesamt aber definitiv empfehlen!

4,5 Sterne

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Veröffentlicht am 01.08.2025

Mir leider zu plump

Escape – Der Schlüssel sind wir
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Ich fand die Grundidee des Buches unfassbar spannend und vielversprechend, weshalb ich sehr neugierig auf das Buch war. Ein Schul-Experiment, Escape Room, Schülerinnen, die sich mit demokratischen Fragen ...

Ich fand die Grundidee des Buches unfassbar spannend und vielversprechend, weshalb ich sehr neugierig auf das Buch war. Ein Schul-Experiment, Escape Room, Schülerinnen, die sich mit demokratischen Fragen auseinandersetzen müssen? Da ich gerne Jugenddystopien oder auch mal Jugendthriller lese, musste das Buch her.

Leider hat es nicht meine Erwartungen getroffen. Ja, der zugrundeliegende Plot war gut, und ich mochte auch den Escape Room an sich. Die verschiedenen Räume und irreführenden Aufgaben, wie verschiedene Kompetenzen abgefragt wurden, zusammengearbeitet werden musste etc. Das war cool.

Aber mir war das ganze sowohl inhaltlich als auch stilistisch zu plump. Mit dem Schreibstil konnte ich mich nicht anfreunden, er wirkte abgehakt, mit sehr kurzen Sätzen, etwas unrund und nicht allzu abwechslungsreich in der Wortwahl/im Satzbau. Das ist sicher ein stilistisches Mittel und Geschmackssache, aber mein Geschmack war es nicht.

Aber auch inhaltlich störte mich einiges. Erstmal hat man überhaupt nichts von den Rahmenbedingungen dieser Politik-Projektwoche mitbekommen, es gab wenig Einordnung, es ging einfach direkt mit dem Betreten des Escape Rooms los. Die Überwachung durch andere Schüler
innen und eine Aufsichtsperson wirkte irgendwie unstrukturiert und ungenau. Die Charaktere im Escape Room waren ziemlich blass-eindimensional, es gab kaum bis keine Charakterentwicklung, sie waren sehr stereotypisch angelegt und blieben auch so. Manches wirkte willkürlich, ich wusste nicht immer, worauf der Escape Room gerade eigentlich hinaus will, und es wurden meiner Meinung nach kaum demokratische Fragen ernsthaft behandelt. Eher mal so hier und da losgelöst von inhaltlichem Dialog eingestreut, und das auch meist von den Menschen im Kontrollraum, nicht von den Versuchspersonen. Am Ende des Buches wusste ich nicht so ganz, was ich damit jetzt anfangen soll. Auch bei einem Jugendroman wünsche ich mir mehr Tiefgang und Weiterentwicklung.


Ich gebe Pluspunkte für die gesamte Idee dahinter und für den cool aufgebauten, vielseitigen Escape Room so wie die steigenden Eskalation, die versprochen wurde und auch da war. Aber der Rest hat mich persönlich leider nicht überzeugen können.

2 Sterne

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Veröffentlicht am 01.08.2025

Eine Reise nach Cork

Dreams of Sapphire Seas
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Serena ist überglücklich, als sie dank eines Stipendiums ihr Kunststudium in Cork, Irland fortsetzen kann. Als besonders schwierig gestaltet sich allerdings die Wohnungssuche. Nur mit Ach und Krach ergattert ...

Serena ist überglücklich, als sie dank eines Stipendiums ihr Kunststudium in Cork, Irland fortsetzen kann. Als besonders schwierig gestaltet sich allerdings die Wohnungssuche. Nur mit Ach und Krach ergattert sie ein Zimmer in der turbulenten Männer-WG von Aedan, der ihre Gefühle mächtig durcheinander bringt. Wäre da nicht die WG-Regel, nichts mit Mitbewohnern anzufangen. Zudem beginnt Serena bald zu verstehen, dass die Wohnungssuche ein größeres Problem in Cork darstellt, und findet mit der Obdachlosenhilfe ein neues Herzensprojekt. Doch sie ahnt nicht, das Aedan ihr was verheimlicht, was ihren neuen Ambitionen in die Quere kommen könnte ...

Erst einmal war es wieder sehr schön, nach Irland zurückzukehren. Ich war auch schonmal in Cork, und an einem anderen Ort, den die Charaktere im Buch besichtigen, und daher war es für mich natürlich umso schöner, das mitzuerleben. Aber auch so ist es sehr schön.

Die Geschichte ist allerdings etwas düsterer, als man vielleicht glauben mag. Obwohl man das mit der Obdachlosenthematik schon vermuten kann. Aber es geht gleich mit einem Knall los, und man bekommt durchaus einige unschöne Momente oder Themen mit. Ich fand es aber wichtig und interessant, und gut eingewebt in den Romance Plot.

Serena war mir dahingehend manchmal ein wenig zu naiv, gleichzeitig mochte ich aber ihren Aktivismus, weil sie das Herz am rechten Fleck hat. Generell fand ich sie auch sympathisch, genauso wie Aedan, den ich super fand, und der nachvollziehbar zwischen seinen eigenen Zielen und dem größeren Ganzen schwankte. Ihre Verbindung zueinander, ihre Interaktionen fand ich toll, auch mit den anderen beiden Jungs. Ich mag generell so WG-Leben-Szenen, davon hätten es sogar ruhig noch ein paar mehr sein können.

Was mir aber leider irgendwann über war, war dieses Gar-nicht-miteinander-reden. Das ist ja eine gängige Strategie/Trope in solchen Büchern, aber ich lese das glaube ich einfach nicht mehr gern. Aedan hat ein, zwei Dinge einfach Ewigkeiten verheimlicht, die viel weniger Schlagkraft gehabt hätten, wenn er sie von Anfang an geäußert hätte.

Außerdem liebe ich zwar Happy Ends, aber das hier war mir fast zu perfekt, auf eine unglaubwürdige Art, wie sich alles fügte. Trotzdem hatte ich Spaß mit dem Buch, habs gerne gelesen, mochte die Liebesgeschichte, und kann diese Irland Dilogie insgesamt empfehlen.

4 Sterne

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Veröffentlicht am 01.08.2025

Gelungene Fortsetzung

A Torch Against the Night
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Elias und Laia sind auf der Flucht vor dem Imperium, vor Elias' ehemaliger bester Freundin. Das Ziel ihrer gefährlichen Reise ist das Gefängnis, in dem Laias Bruder eingesperrt ist. Für eine mögliche Rebellion ...

Elias und Laia sind auf der Flucht vor dem Imperium, vor Elias' ehemaliger bester Freundin. Das Ziel ihrer gefährlichen Reise ist das Gefängnis, in dem Laias Bruder eingesperrt ist. Für eine mögliche Rebellion ist er unverzichtbar. Doch der Weg dorthin ist voller Gefahren und Geheimnisse ...


Wie schon bei Band 1 brauchte ich auch hier wieder ein wenig, um richtig reinzukommen. Ich hatte das Gefühl, das Buch nimmt erst recht spät so richtig Fahrt auf und ist vor allem im letzten Drittel voller Action und Spannung gewesen, mit denen es mich richtig gekriegt hat.

Aber interessant war auch der Aufbau zuvor. Die Entwicklung der Hauptcharaktere Laia, Elias und Helena. Wie sie zweifeln und immer wieder neu abwägen, ob das gut oder sinnvoll ist, was sie tun. Laia, die immer mehr über sich hinauswächst. Elias, der unbedingt das richtige tun will. Alle Wege hab ich gern begleitet, auch wenn ich sagen muss, dass ich mit Helena nicht wirklich warm werde. Manchmal nervt sie mich etwas, und ich bin kein Fan davon, dass die einzig weibliche Kameradin von Elias natürlich in ihn verliebt sein muss.

Außerdem ist es mir wie im Vorgänger immer noch ein bisschen zu wenig positives und zu viel schlimmes. Ich vermisse leichte, schöne, lustige Momente, die gibt es irgendwie gar nicht. Aber ich find die ganze Welt und Handlung so spannend, weil sie wirklich schaffen, mich trotz kleinerer Kritiken extrem neugierig zu machen, wo alles noch hinführt und was wir noch herausfinden. Manches ist erwartbar, anderes wiederum überraschend, das mag ich sehr. Die Geschichte baut sich zwar langsamer auf, aber nichts davon ist überflüssig, es ist alles wichtig und ergibt Sinn.

Die Beschreibungen, generell der ganze Schreibstil sind zudem wirklich schön und gut zu lesen, es ist sehr bildlich und lebendig alles. Es bleiben einige Fragen offen; vor allem auf Darin oder auch den Nachtbringer bin ich mega gespannt. Darum freue ich mich schon, weiterzulesen!

4 Sterne

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Veröffentlicht am 01.08.2025

Wundersame, beeindruckende Reise

A Tale of Foxes and Moons
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Auf den ersten Blick ist die Medizinstudentin Aiko eine ganz normale Frau. Doch das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Sie ist die Reinkarnation der Fuchsgöttin Inari, deren Seele so lange ...

Auf den ersten Blick ist die Medizinstudentin Aiko eine ganz normale Frau. Doch das könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Sie ist die Reinkarnation der Fuchsgöttin Inari, deren Seele so lange wiedergeboren wird, wie sie einen Kodama, einen Naturgeist an ihrer Seite hat. Als dieser jedoch stirbt, ist Aiko auf der Suche nach einer Rettung für ihre Seele. Dabei kreuzt sich ihr Weg mit Chiaki, ihrem Rivalen aus dem Studium, der niemand anderes ist als die Reinkarnation des Mondgottes Tsukuyomi. Jener Seele, die mit Aikos Seele tief verbunden ist - denn in jedem Leben stirbt Inari durch seine Hand. Doch stattdessen bleibt Aiko und Chiaki dieses Mal keine andere Wahl als zusammenzuarbeiten ...

Wow, was für eine Reise, die sich für mich nur schwer in Worte fassen lässt. Ich hatte die unterschiedlichsten Gefühle während des Lesens; mal überzeugter, mal weniger, immer wieder überrascht, häufig sehr gefesselt und gegen Ende wirklich tief berührt.

Ich hatte manchmal ein bisschen das Gefühl, ich würde verschiedene Bücher lesen, weil die Geschichte sich mehrmals total gewendet hat. Erst wirkt es unschuldig übernatürlich mit den Kodama und seltsamen Vorfällen. Dann wiederum hat es Horrorelemente, wenn Aiko und Chiaki auf der Spur von gruseligen japanischen Mythen und Rachegeistern sind. Manchmal wirkt es wie ein ganz normaler zeitgenössischer Liebesroman, wenn man Aikos normales Leben verfolgt. Es ist aber auch stark durchzogen von medizinischen und gesundheitlichen Elementen. Ein bisschen Enemies to Lovers und Forced Proximity, mit Schicksalsebene. Und dann im letzten Drittel wirklich dramatisch und bittersüß, dass es mich total aus dem Nichts getroffen hat.

Klingt wild? War es auch. Aber irgendwie hat es funktioniert. Es hat gepasst, und das Buch hat mich immer wieder neu gekriegt. Es ist wirklich toll geschrieben. Dazu ist es ziemlich einzigartig, sowas hab ich in dem Stil noch nicht gelesen (was nicht heißt, dass es das nicht gibt), und darum war es total erfrischend und emotional und die Story echt spannend. Was will man mehr?

Ich hab selten einen Fantasy-Einzelband gelesen, der sich - im besten Sinne - nach einer so langen, vollständigen Reise anfühlte. Auch wenn ich objektiv vielleicht ein bisschen Kritik hätte, und es Passagen gab, die mich weniger gefesselt hatten, so ist es rundum ein wahnsinnig interessantes Leseerlebnis gewesen, das mich letztlich wirklich beeindruckt hat.

5 Sterne

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