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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2023

Wichtig

Ich, die Kämpferin
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saraaduse erzählt in ihrem Buch "Ich, die Kämpferin" ihre persönliche Geschichte.

Sara wurde als Siebenjährige beschnitten. Noch Jahre später litt sie unter den psychischen Folgen der Tortur. Wut und ...

saraaduse erzählt in ihrem Buch "Ich, die Kämpferin" ihre persönliche Geschichte.

Sara wurde als Siebenjährige beschnitten. Noch Jahre später litt sie unter den psychischen Folgen der Tortur. Wut und Trauer bestimmten ihr Leben.

Als sie jedoch beginnt sich bewusst mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen beginnt sie zu begreifen wo ihre Gefühle ihren Ursprung haben. Bei ihrer Beschneidung verlor sie das Vertrauen in so ziemlich alles und jeden und erlitt ein schweres Trauma.

Sie begibt sich auf eine Art Spurensuche, trifft sich mit ihrer Großmutter die sie als Kind beschneiden lies und will schließlich sogar ihre Beschneiderin ausfindig machen.

Ich finde das @sara
aduse hier ein wichtiges Buch geschrieben hat das sicher nicht ganz einfach zu schreiben war. Weibliche Genitalverstümmelung/ Beschneidung ist ein Thema das erstmals durch Warsi Dirie an die Öffentlichkeit kam und oftmals Tabuisiert oder totgeschwiegen wird. Ich finde es sehr wichtig das es Menschen wie Waris Dirie und Sara Aduse gibt die über diese schreckliche Sache sprechen und so einen Beitrag leisten können diese furchtbare Praxis zu beenden.

Da ich auch persönlich Menschen kenne die dieser Prozedur unterzogen wurden ist mir dieses Thema sehr nahegegangen. FGM ist ein Thema über das man sprechen MUSS um dem endlich ein Ende zu bereiten.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Frauen schlagen zurück

Die Wut, die bleibt
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TW: Tod, Suizid, Sexualisierte Gewalt, Essstöhrung, Trauer]

Mareike Fallwickl @the_zuckergoscherl hat mit "Die Wut die Bleibt" einen fantastischen Roman über weibliche Wut und weibliche Trauer geschrieben

Die ...

TW: Tod, Suizid, Sexualisierte Gewalt, Essstöhrung, Trauer]

Mareike Fallwickl @the_zuckergoscherl hat mit "Die Wut die Bleibt" einen fantastischen Roman über weibliche Wut und weibliche Trauer geschrieben

Die drei Protagonisten sind Helene, die sich ohne ein Wort beim Abendessen vom Balkon in den Tod stürzt, Helenes beste Freundin Sarah die versucht die Lücke zu füllen die Helene hinterlassen hat und Lola, Helenes Tochter.

Nach Helenes Tod stehen alle vor einem Scherbenhaufen. Sarah fühlt sich verantwortlich für Helenes Familie, Helenes Mann ist vollkommen überfordert und Lola versucht mit all der Wut klarzukommen die sie nach dem Tod ihrer Mutter verspürt und sucht Trost im Feminismus. Sie ergibt sich voll und ganz ihrer Wut. All der Wut über den Freitod ihrer Mutter, auf das Patriarchat das ihrer Meinung nach dazu geführt hat und dem ganzen System. Sie will nicht länger akzeptieren das Frauen als das schwache Geschlecht angesehen werden und beginnt sich auf einen Kampf vorzubereiten bei dem sie den gegner genau benennen kann : das Patriarchat. Diesen übermächtigen Gegner gilt es zu stürzen...in diesen Kampf legt sie all ihren Frust, ihre Überzeugung und all ihre Wut.

Mir hat dieser Roman unglaublich gut gefallen. Im Rahmen der Handlung entlarft Mareike Fallwickl nach und nach immer mehr sexistische Strukturen und wie die Gesellschaft diese nicht zu hinterfragen gelernt hat, sie somit einfach übernimmt und als Naturgegeben ansieht. Man sieht auch was passiert wenn Frauen sich gegen das System auflehnen und nicht mehr mitspielen.

Für mich ein absolut gelungener Roman der sowohl sprachlich als auch inhaltlich überzeugen konnte, jedoch nicht ohne einige triggerwarnungen auskommt und tabus bricht. Ein unglaublich tolles und in meinen Augen wichtiges Buch.

Am Schluss noch ein Zitat das in meinen Augen für den Roman sehr wichtig ist:

"Ihre Tränen fallen in diese Festung aus Körpern, und es spielt keine Rolle, dass sie fünfzehn sind, siebzehn, achtzehn, Lola fühlt sich alt, unendlich alt. [...] Sie hört einen Herzschlag, [...] und sie weiß, was sämtliche Frauen auf dieser Welt wissen : Was einer von uns geschieht, geschieht uns allen. " S. 234

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Atmosphärisch und interessant

Der Menschenheiler
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Mystisch, düster, geheimnisvoll

Das sind die ersten drei Wörter die mir zu diesem Roman von Koen Peters, der im @osburg_verlag erschienen ist einfallen.

Der Protagonist Remi erzählt seinem Studenten ...

Mystisch, düster, geheimnisvoll

Das sind die ersten drei Wörter die mir zu diesem Roman von Koen Peters, der im @osburg_verlag erschienen ist einfallen.

Der Protagonist Remi erzählt seinem Studenten seine Erinnerungen aus seiner Zeit im Kongo. Es geht um die Einwohner, die Geschichte und viele Mythen und Legenden des Landes.

Der Schreibstil war für mich nicht so das man das Buch schnell in einem Rutschdurchliest. Er war nicht gerade einfach und verlangte Konzentration. War man aber in die Erzählungen abgetaucht hatte man das Gefühl mit einem Ältesten am Feuer zu sitzen und sich Legenden aus dem Kongo anzuhören.
Ein wichtiger Aspekt dieses Romans war für mich auch die Beschäftigung mit dem Kolonialismus und die vermeintliche Überlegenheit der Kollonilaisten. Die im Endeffekt jedoch nicht die Zivilisation brachten wie sie behaupteten sonder eine Gesellschaft um den Preis einer reichen Mythologie, funktionierenden Gesellschaft und intakten Zivilisation zerstörten und ihnen die Werte ihrer unterdrücker aufzuzwingen.

Mir hat dieser Roman wirklich gut gefallen auch wenn es länger gedauert hat bis ich mich in der Handlung und der Sprache eingefunden hatte. Für mich war das Buch sehr interessant und spannend, aber nicht einfach. Wer gerne Bücher mag auf die man sich voll und ganz einlassen muss und eine interessante Geschichte schätzt wird mit "Der Menschenheiler" Freude haben.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Ich habe dieses Buch nicht gelesen sondern regelrecht verschlungen

Laut und selbstbestimmt
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Die Autorin vereint in ihrem Buch Kurzportraits und Interviews von Frauen die sich trauen laut und selbstbestimmt zu sein. Künstlerinnen, Influenzerinnen, Autorinnen... Sie alle sprechen über ihre Erfahrungen ...

Die Autorin vereint in ihrem Buch Kurzportraits und Interviews von Frauen die sich trauen laut und selbstbestimmt zu sein. Künstlerinnen, Influenzerinnen, Autorinnen... Sie alle sprechen über ihre Erfahrungen als Frau. Über Diskriminierung die sich potentiert wenn man zu mehr als einer Randgruppe gehört, von Sexismus, den fragen die man sich als Frau anhören muss und den Erwartungen die einem Aufgebürdet werden.

Es kommen in diesem Buch unter anderem zu Wort: Emilia Roig - Autorin, Politologin und AktivistIn (Why we matter) Sophia Süßmilch - Künstlerin, Melisa Erkurt - Autorin (Generation Haram) um nur einige zu nennen.

Mir hat dieses Buch extrem gut gefallen. Es war unglaublich toll zu lesen. Ich habe es wirklich verschlungen und hatte dauerhaft mein Handy neben mir liegen um die im Buch beschriebenen Frauen die ich noch nicht kannte zu Googlen. So habe ich viele tolle, selbstbestimmte Frauen etwas kennengelernt mit denen ich mich mit Sicherheit noch näher beschäftigen werde und meine Buch Wunschliste wurde um ein paar Titel reicher.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Toller Roman des Nobelpreisträgers

Ferne Gestade
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[TW: Flucht, Folter]

"Sobald ich im Wohnheim angelangt war, nahm mir eine Frau in dem Büro meinen Pass Ab und gab  mir stattdessen eine Identitätskarte. Das machte mich unruhig. Dieser Gedanke, dass ...

[TW: Flucht, Folter]

"Sobald ich im Wohnheim angelangt war, nahm mir eine Frau in dem Büro meinen Pass Ab und gab  mir stattdessen eine Identitätskarte. Das machte mich unruhig. Dieser Gedanke, dass sie mir vom Moment meiner Einreise an Misstrauen."  S. 214

Abdulrazak Gurnah erzählt die Geschichte zweier Emigranten aus Sansibar. Saleh Omar, der eine Mahagonischachtel mit Weihrauch seinen Wertvollsten Besitz nennt und sich plötzlich aus seiner Rolle als Ehemann und Vater gerissen und in die des unerwünschten Asylsuchenden gedrängt sieht, und Latif Mahmud, einem Beamten der über die DDR aus Sansibar geflogen ist. Bei ihrer Begegnung in London entrollt sich ihrer beider Vergangenheit die untrennbar miteinander verwoben scheint.

Die Themen sind Flucht/Migration, Exil, Fremdsein sowie Liebe und Verrat. Auch die Kollonialgeschichte hat einen wichtigen Anteil an der Handlung.

Mir hat besonders folgendes Zitat gefallen. Es stammt aus einer Unterhaltung zwischen Saleh, der sich mit einer bekannten unterhält. Diese erzählt ihm folgendes :" Sie meinen nicht: Warum Kenia und nicht irgendein anders Land. Weil es auf diese Art keinen Unterschied machte, ob es sich nun um Kenia handelte oder irgendein anderes Land. Wir waren Europäer. Wir konnten uns in der Welt niederlassen, wo immer wir es wünschten. Sie meinen: warum entschlossen wir uns, nach Kenia auszuwandern und anderen Menschen das wegzunehmen, was ihnen gehörte, es fortan als unser Eigentum zu bezeichnen und uns mit Falschheit und Gewalt zu bereichern. Sogar zu kämpfen und zu Schäden für das, was uns nicht Zustand. [...] Nun, weil wir in einer Zeit lebten, in der wir davon überzeugt waren, dass wir auf all das ein Recht hatten, ein Anrecht auf Orte und Gegenden, an denen nur Leute mit dunkler Haut und Kraushaar lebten." Teil 3, Latif S  217

Nach und nach zerlegt Gurnah in seinem Roman die Werkzeuge der Kollonialisten, die Fremdenfeindlichkeit Europas und die Folgen für die Unterdrückten Völker die bis heute andauern.
Eine riesen Empfehlung meinerseits.

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