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Veröffentlicht am 12.08.2020

Schön erzählt

Das Leben ist ein wilder Garten
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Das Leben ist ein wilder Garten – was für ein schöner Titel und was für ein einnehmender Klappentext.

Das nicht sehr umfangreiche Buch ist Carlos Sicht erzählt. Seine Frau Ana hat ihn verlassen, was ...

Das Leben ist ein wilder Garten – was für ein schöner Titel und was für ein einnehmender Klappentext.

Das nicht sehr umfangreiche Buch ist Carlos Sicht erzählt. Seine Frau Ana hat ihn verlassen, was er auch nach Jahren bedauert und nicht recht versteht, die Tochter studiert in London, ist ihm längst entfremdet. Seine Mutter lebt im Altersheim.
Er ist Gartenarchitekt und seine Firma läuft wohl gut. Einer seiner Angestellten ist Agon, ein Schrank von Mann mit einem sensiblen Charakter und so wie es scheint, sein einziger Vertrauter.

Eines Tages verschwindet die schon leicht demente Mutter aus dem Heim und Carlo findet sie im Heimatdorf in den Bergen, in einem Luxushotel. Den Bezug erfährt er ganz allmählich und erkennt, dass seine Mutter ein Leben vor Ehe und Mutterschaft hatte, sogar ein amouröses Verhältnis mit einem Hotelgast.

So mäandert das Geschichte durch die Seiten. Es passiert nicht viel, aber das auf eine schöne Weise. Buti hat einen sehr rhythmischen Sprachstil, das macht das Lesen wirklich angenehm. Aber trotzdem: mir fehlte was. Gedanken und Szenen werden angerissen und verlieren sich dann. Warum, zum Beispiel, wurde Agon angegriffen? Ein roter Faden, der die Geschichte vielleicht gestützt hätte, fehlt völlig, aber so plätscherte die Geschichte angenehm vor sich hin.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Eine prickelnde Geschichte

Saale Premium - Stürme über dem Weinschloss (Die Weinschloss-Saga 1)
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Der Roman von Paula Seifert „Stürme über dem Weinschloss“ wird gleich als Auftakt einer Trilogie angekündigt. Er führt ins Jahr 1880 ins nördlichste Weinbaugebiet Deutschlands, an die Lagen zwischen Saale ...

Der Roman von Paula Seifert „Stürme über dem Weinschloss“ wird gleich als Auftakt einer Trilogie angekündigt. Er führt ins Jahr 1880 ins nördlichste Weinbaugebiet Deutschlands, an die Lagen zwischen Saale und Unstrut.

Die Familie Strauß bewirtschaftet dort Weinhänge und auch ein Hotel, der Vater hat Aenne von klein an in die Rebhänge mitgenommen und ihr die Liebe zum Weinbau mitgegeben. Aber sie ist eine Frau, nicht dran zu denken, dass sie Vaters Nachfolge antreten könnte. Ganz im Gegenteil, er will sie verheiraten um Güter zusammenzuschließen. Doch Aenne rebelliert, sie will ein selbstbestimmtes Leben führen und ihrer Liebe folgen. Doch das wird ihr viel Kraft abverlangen.

Alles an diesem Buch ist schon für eine Fortsetzung angelegt, aber der Autorin gelingt es durch ihre detail- und vor allem kenntnisreichen Beschreibungen das Interesse zu wecken. So konnte ich tatsächlich die Geburtsstunde des „Rotkäppchen“ Sekts mitverfolgen. Besonders gefiel mir, wie nah – bei aller schriftstellerischen Freiheit – die Autorin an der Historie blieb.

Im Mittelpunkt steht mit Aenne eine junge Frau, der die überlieferte Rolle der Frau nicht mehr genug ist. Sie möchte arbeiten und ihrer Liebe folgen. Doch die Autorin legt ihr viel, fast zu viele Schicksalsschläge in den Weg. Diese werden aber immer wieder durch sehr gefühlvolle Szenen abgemildert. Es war eigentlich alles dabei, was einen farbigen, gut unterhaltenden Frauenroman ausmacht, ich hatte aber schon einige Male das Gefühl, dass es einer Seifenoper nahe kommt. Eine Verfilmung könnte ich mir wirklich gut vorstellen.

Ein flüssig und unterhaltsam erzählter Frauenroman, der starke Frauen in den Mittelpunkt stellt, das hat mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

#allesbio

Soja nun auch nicht
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Zusammen mit Kollegin Kommissarin Lükka Tammling wird Roman Sturm zu einem Einsatz ins Watt gerufen. Die auflaufende Flut zwingt Roman die Leiche sofort zu bergen, was ohne die Hilfe von Jungbauer Noah ...

Zusammen mit Kollegin Kommissarin Lükka Tammling wird Roman Sturm zu einem Einsatz ins Watt gerufen. Die auflaufende Flut zwingt Roman die Leiche sofort zu bergen, was ohne die Hilfe von Jungbauer Noah Poppinga böse ausgehen hätte können. Poppinga, ein Friese wie aus dem Bilderbuch hat sich auf seinem Ökohof ganz dem Erhalt und der Kultivierung von alten Gemüsesorten verschrieben und hat inzwischen schon einen guten Ruf in der Szene. Sehr zum Missfallen alteingesessener Landwirte.

Für Sturm hat Poppinga auch noch die Lösung eines familiären Problems parat. Seine ein wenig verpeilte Schwester, braucht dringend eine Bleibe und der große Hof bietet sich an. Gegen Kost und Logis soll Clara den Hofladen auffrischen und auch sonst ein wenig Schwung in den Laden bringen. Genau das Richtige für sie, denn ihre Karriere als Influencerin für Beautyprodukte dümpelt ziemlich vor sich hin. Hier kann sie sich einbringen und ohne dass es Noah Poppinga gewahr wird, macht Clara den alten Hof zum Mittelpunkt ihrer sehr erfolgreichen Kampagne. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse.

Der Krimi aus Ostfriesland beginnt recht turbulent und vergnüglich und wird dann schnell zur spannenden Mördersuche. Wobei Clara ganz ungewollt eine Lawine lostritt. Familienfehden, Veganer gegen Landwirte, Sojagegner gegen Veganer – auf dem Ökohof ist nicht nur heile Welt.

Die Autorin hat eine ganze Menge Weltanschauungen in ihren Plot verpackt und lässt ganz wertungsfrei die Meinungen aufeinander prallen. Dadurch sind die Figuren auch recht vielschichtig angelegt, auch bei Sympathieträgern gibt es befremdliche Charaktereigenschaften. Das fand ich ganz unterhaltsam zu lesen. Auch die eingefügten Online-Beiträge von Clara und die Reaktionen ihrer Follower gehören zu diesem Krimi und zeigen, wie leicht beeinflussbar die Menschen geworden sind. Das ist wirklich realistisch und brandaktuell.

Am Ende löst sich der Fall sehr überraschend und logisch, aber nicht unbedingt erfreulich für Kommissar Roman Sturm.

Mal ein anderes Thema für einen Krimi, der sich von mir 3 gute Sterne verdient hat.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Idylle mit Hindernissen

Tod in Saint Merlot
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Für Penelope Kite ist die Provence ein Sehnsuchtsort. Kurzentschlossen erwirbt sie ein altes, verwittertes Steinhaus, das malerisch in den Hügeln des Luberon liegt. Was hält die Frührentnerin noch in London, ...

Für Penelope Kite ist die Provence ein Sehnsuchtsort. Kurzentschlossen erwirbt sie ein altes, verwittertes Steinhaus, das malerisch in den Hügeln des Luberon liegt. Was hält die Frührentnerin noch in London, wo die undankbaren Kinder in ihr nur ein praktisches Kindermädchen sehen? Nun ist sie also stolze Besitzerin von „Le Chant d’Eau“ und ein zweiter, realistischerer Blick zeigt, dass sie noch eine Menge Arbeit haben wird. Mit Garten und Pool will sie beginnen, doch da lauert eine Überraschung, denn im brackigen Wasser des Pools liegt eine männliche Leiche. Es ist der Vorbesitzer, dessen unangenehme Bekanntschaft sie schon am Abend ihrer Ankunft machte.
Weil die Polizei nur allzu gerne einen Unfall sehen möchte, Penny aber gehörige Zweifel hegt, beginnt sie auf eigene Faust zu schnüffeln. Das erregt natürlich den Unwillen der Polizei und des Bürgermeisters und Penny macht einige unliebsame Erfahrungen.
Ein Lavendelfeld und ein mittelalterliches Dorf zieren das Titelbild und verweisen sogleich auf einen richtigen Urlaubskrimi. Das Setting stimmt und eine ältliche Dame als Ermittlerin wider Willen klingt doch richtig spannend.
Diese Versprechungen löst der Roman auch ein, aber mir fehlte doch noch einiges um ein ganz rundes Lesevergnügen zu haben. Einige der Figuren, wie z.B. die Maklerin, die ständig um Penny herumschwirrt, wirken unglaubwürdig. Penny selbst kann der Verlockung eines gekühlten Rosés nie widerstehen und so enden ihre Ermittlungen oft in Weinseligkeit.
Das Buch liest sich amüsant und unterhaltsam, allerdings waren nicht alle Spuren logisch abgeschlossen. Mancher Handlungsstrang versandet im Lauf der Geschichte. Der Plot war gar nicht schlecht, aber in der Ausführung gibt es doch noch reichlich Luft nach oben.
Genießen kann man auf alle Fälle die stimmungsvoll geschilderte Atmosphäre der Provence und für wen wäre so ein altes Gut nicht ein Sehnsuchtsort?
Kurz- ein Cosy Crime mit viel Urlaubsfeeling.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Feuer auf St Agnes

Kalt flüstern die Wellen
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Die Scilly Inseln sind ein sehr abgelegenes Stückchen Cornwall und liegen am äußersten Rand Europas. Das Leben war dort immer hart und die Fischer verdienten mühsam ihr Brot. Diese Umstände haben die Insulaner ...

Die Scilly Inseln sind ein sehr abgelegenes Stückchen Cornwall und liegen am äußersten Rand Europas. Das Leben war dort immer hart und die Fischer verdienten mühsam ihr Brot. Diese Umstände haben die Insulaner zu einem besonderen Menschenschlag geformt und sie sind nicht einfach im Umgang. Das muss auch Ben Kitto feststellen, der zwar selbst aus einer alteingesessenen Familie stammt, aber lange auf dem Festland lebte. Nun hat ihn sein Beruf als Polizeibeamter zurückgebracht und auch ihm begegnen die Einwohner mit einer Portion Misstrauen.

Auf St. Agnes wurde die Leiche eines Bewohners gefunden. Offensichtlich gefoltert und anschließend verbrannt. Eine über den Leichnam geworfene Schaffelljacke führt zum „Vogelmann“, ein behinderter junger Mann, der nicht spricht und sich nur um verletzte Seevögel kümmert. Ein idealer Täter für ein vorschnelles Urteil. Doch Ben Kitto nimmt sich mehr Zeit hinter die Geheimnisse der Insel zu kommen. Unterschwellig scheinen die Bewohner einander misstrauisch zu beäugen, besonders Zugezogene, wie das Opfer Alex Rogan, der als Astronom sehr bekannt war oder die exzentrische Künstlerin Naomi Vine. Ben Kitto steht vor einem Rätsel, als auch er Drohungen in cornischer Sprache erhält.

Die Liste der Verdächtigen ist lang und nur nach und nach und mit großen Widerwillen lassen sich die Einheimischen hinter die Kulissen schauen.

Der Krimi wirkt düster, da trägt die Landschaft einen Teil bei. Stürme ziehen über die Inseln, der Fährverkehr ist unregelmäßig, Kitto meist nur allein oder mit seinem Mitarbeiter durch Sturm und Regen unterwegs. Die Autorin hat einen Reigen knorriger Charaktere geschaffen, die sehr gut in die Landschaft passen, die eigenbrötlerisch und verschlossen erscheinen. Auch die Figuren wirken düster. Motive für den Mord und die Drohungen sind bei vielen Protagonisten zu finden und nebenbei muss sich Kitto noch mit seinem Vorgesetzten herumschlagen, der per Telefon meist unsinnige Anweisungen gibt.

Nach und nach enthüllen sich Motiv und ein mörderisches Beziehungsgeflecht, der Spannungsbogen ist dadurch gleichmäßig hoch. Auch der Twist zur Auflösung ist raffiniert. Insgesamt ist der Krimi solide aufgebaut und variiert die Themen in klassischen Krimis: ein eng umgrenztes Gebiet durch Witterung von der Umwelt abgeschlossen, eine Gemeinschaft die ihre Geheimnisse gut hütet und ihrer Mitte der Mörder, der die Polizei herausfordert.

Das Ergebnis ist ein klassischer, solider Krimi mit viel Atmosphäre.

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