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Veröffentlicht am 10.03.2025

big Drama

Strandkorbbriefe
9

Auf der Suche nach dem Geheimnisvollen Absenders eines vermeintlich an sie gerichteten Liebesbriefes bereits Merle nicht nur einen Teil Ostfrieslands, sondern führt mehrere Liebespaare zusammen, erfährt ...

Auf der Suche nach dem Geheimnisvollen Absenders eines vermeintlich an sie gerichteten Liebesbriefes bereits Merle nicht nur einen Teil Ostfrieslands, sondern führt mehrere Liebespaare zusammen, erfährt eine wundersame Heilung der physischen und psychischen Schäden ihres Dienstunfalls, streitet und versöhnt sie sich mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin. Und natürlich findet sie selbst auch die große Liebe – natürlich ganz unverhofft und bevor es zum Happy End kommt macht sie auf wenigen Seiten noch eine Verhaltens- und Beziehungstherapie so erfolgreich durch, dass dann am Ende auch wirklich alle nur denkbaren Probleme weggeräumt sind. Elternkomplexe, Beziehungsdramen, Traumata, Bindungsstörungen alles kommt irgendwie vor und wird auf wenigen Seiten abgehandelt.
Man weiß, es geht alles gut aus und fragt sich ein bisschen, warum gar so viele kleine Dramen hineingepackt wurden in ein gut zu lesendes und leicht geschriebenes Buch. Wirklich Tiefgang hat es nicht, aber wer ein Beispiel braucht, dass man selbst in Krisenzeiten nicht die Hoffnung verliert, der findet es in Merle.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Es fehlt an Athmosphäre

Wie ein Stern in dunkler Nacht
7

Es fehlt an Atmosphäre
Mit ihrem plötzlichen Aufbruch nach Schottland flieht Christina aus ihrem bisherigen Leben, das sie mit einer zweiten Fehlgeburt hart bestraft hat. Ihrem Partner gelingt es nicht ...

Es fehlt an Atmosphäre
Mit ihrem plötzlichen Aufbruch nach Schottland flieht Christina aus ihrem bisherigen Leben, das sie mit einer zweiten Fehlgeburt hart bestraft hat. Ihrem Partner gelingt es nicht mehr, zu ihr vorzudringen, ganz anders die Bewohner der Schottischen Insel, auf der sie für einige Monate eine Hausarztpraxis übernehmen kann. Dort trifft sie auf Aidan, der zunächst unnahbar wirkt und erst in einer großen Notsituation sein Herz für Christina öffnet. Über einen längeren Zeitraum nähern sich die beiden an und wir Leserinnen werden Zeuge davon, wie sie sich stück für Stück einander anvertrauen und durch diese Offenheit ganz langsam alte Wunden heilen können.
Leider gelingt es der Autorin nicht wirklich, uns Leserinnen mit ihre Erzählweise zu bezaubern. Die Charaktere sind zwar facettenreich angelegt und durchaus tiefgründig, mit Fehlern und Kanten behaftet, also sehr authentisch und gar nicht kitschig. Weder die Stimmung eines Lebens im Sommer, Herbst und Winter auf Schottland, noch das Dorfleben in seinen Eigenarten und auch nicht die Atmosphäre einer Hausarztpraxis kommen beim Lesen wirklich rüber. Auch die Emotionen zwischen Christina und Aidan, ihre entflammte Liebe zueinander, wird in den Zeilen (im Gegensatz zur Verletzung der Einzelpersonen) uns nicht wirklich nahe gebracht.
Das Ende kommt dann mit großer Wucht und wird ein bisschen wie ein großer Stein, der all die zarten Anfänge zertrümmert, so dass wir einigermaßen ratlos zurückbleiben. Schade. Anderen Autorinnen gelingt es in diesem Sujet durchaus besser, Atmosphären und Stimmungen rüberzubringen.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Gekonnt wie immer

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
6

"Palais Heiligendamm: Ein neuer Anfang" von Michaela Grünig ist ein fesselnder Auftakt einer historischen Familiensaga, die den Leser in die Welt der Hoteliersfamilie Kuhlmann im frühen 20. Jahrhundert ...

"Palais Heiligendamm: Ein neuer Anfang" von Michaela Grünig ist ein fesselnder Auftakt einer historischen Familiensaga, die den Leser in die Welt der Hoteliersfamilie Kuhlmann im frühen 20. Jahrhundert entführt

Die Geschichte spielt zwischen den Jahren 1912 und 1918 im neu eröffneten Palais Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommerns. Die älteste Tochter der Familie, Elisabeth ist eine starke, ihrer Zeit vorauseilende Frau mit beeindruckendem wirtschaftlichem Sachverstand. Ihre Entwicklung und ihr Kampf um Anerkennung in einer männerdominierten Welt sind besonders überzeugend dargestellt. Dabei verliert die Figur aber ab und zu den Bezug zu ihren Gefühlen und vor allem zu einem liebevollen Handeln ihrem Lebensgefährten gegenüber, was sie lettztlich in große Probleme führt. Ihre drei Geschwister verkörpern andere Figuren und Lebensthemen der Zeit (Homosexualität, Antisemitismus…)
Grüning gelingt es meisterhaft, die Geschichte des Hotels mit den dramatischen Ereignissen der Zeit zu verknüpfen. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und seine verheerenden Auswirkungen werden schonungslos, aber nicht übertrieben dargestellt. Die Figuren sind vielschichtig und überwiegend authentisch gezeichnet. Die Autorin hat offensichtlich gründlich recherchiert und vermittelt ein lebendiges Bild der Epoche. Auch die Nebenfiguren haben ihre eigenen interessanten Geschichten. Eine Leseempfehlung für Liebhaber historischer Romane und Familiensagas. Der Cliffhanger am Ende lässt die Leserinnen gespannt auf die Fortsetzung warten.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

vieles bleibt diffus

Das Leben, das uns bleibt
6

Tanja Steinlechner präsentiert und wiedermal einen intensiven Nachkriegsroman. Der Hauptteil der Erzählung spielt in Freiburg, wo Ruth mit ihrer Familie nach abenteuerlicher Flucht anlandet, aber nie wirklich ...

Tanja Steinlechner präsentiert und wiedermal einen intensiven Nachkriegsroman. Der Hauptteil der Erzählung spielt in Freiburg, wo Ruth mit ihrer Familie nach abenteuerlicher Flucht anlandet, aber nie wirklich heimisch wird. Intensiv bearbeitet Steinlechner das Thema Antisemitismus und dessen Folgen auch im Privatleben der Betroffenen. Dies ist tatsächlich eine neue und wichtige Perspektive. Insgesamt schwingt sich der Roman aber auch die übliche Erzählweise ein: Ruth ergreift die Chance des Wirtschaftsaufschwungs, macht eine Lehre, lern einen charmanten Jungen kennen, der sie, als sie kurz darauf schwanger ist, heiratet. Dieser entpuppt sich als Untertan eines patriarchalen Vaters, der Ruth nie akzeptiert und ihr entsprechend das Leben schwer macht. Ihr Weiterentwicklung zur Goldschmieden wird nur noch rudimentär erzählt, auch das Schicksal ihrer Geschwister und ihres ersten Freundes aus der alten Heimat bleibt nur angerissen. Die Beweggründe der Personen werden uns Leserinnen nicht recht deutlich gemacht, so dass die Erzählung wenig einnimmt und ihr Verlauf nicht unbedingt überzeugt, weil oft nicht klar ist, warum einzelne Personen so handeln, wie es erzählt wird. Was am Ende bleibt ist die Dankbarkeit, in besseren Zeiten und unter Möglichkeiten der Gleichberechtigung aufzuwachsen.

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Veröffentlicht am 05.05.2025

falscher Titel

Die Inselschwimmerin
3

„Die Inselschwimmerinnen“ von Lorraine Kelly ist ein bewegender Roman, der sich mit den zerstörerischen Folgen von Geheimnissen und Lügen sowie der Kraft von Gemeinschaft und Zusammenhalt auseinandersetzt. ...

„Die Inselschwimmerinnen“ von Lorraine Kelly ist ein bewegender Roman, der sich mit den zerstörerischen Folgen von Geheimnissen und Lügen sowie der Kraft von Gemeinschaft und Zusammenhalt auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht Evie, die nach zwanzig Jahren Abwesenheit auf die schottischen Orkneyinseln zurückkehrt, um sich der Vergangenheit zu stellen und alte Wunden zu heilen. Das Buch ist eine vielschichtige Familiengeschichte, die sich über drei Zeitebenen erstreckt und dabei die Verstrickungen von Schuld, Vergebung und Neuanfang aufzeigt
Die Schönheit und Wildheit der Orkneyinseln werden von Kelly eindrucksvoll eingefangen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so lebendig, dass man beim Lesen förmlich den Wind und das Salz des Meeres spüren kann. Die Insel wird zur eigenständigen Figur, die das Geschehen maßgeblich prägt und den inneren Zustand der Protagonistin widerspiegelt
Der Roman überzeugt durch einen klaren, emotional ansprechenden Stil. Kellys Sprache ist zugänglich, dabei aber nie banal. Sie schafft es, die Leser*innen mit wenigen Sätzen in die Gefühlswelt der Figuren zu ziehen und die Stimmungen der Insel einzufangen
Die Hauptfiguren, allen voran Evie, sind intensiv und glaubwürdig gezeichnet. Ihre Konflikte, Verletzungen und Sehnsüchte werden nachvollziehbar und vielschichtig dargestellt. Besonders hervorzuheben ist, wie deutlich das Buch zeigt, wie sehr Menschen unter dem negativen Einfluss anderer leiden können, wenn sie permanent schlecht gemacht oder manipuliert werden
Neben dem zentralen Thema Familie greift der Roman auch schwierige Themen wie Krankheit, toxische Beziehungen, Diskriminierung, Transidentität, Demenz und psychische Gesundheit auf. Dies verleiht der Geschichte Tiefe und macht sie zu mehr als einer reinen Wohlfühllektüre
Die Bedeutung von Freundschaft und Unterstützung innerhalb einer kleinen Gemeinschaft wird authentisch und herzerwärmend vermittelt. Die Nebenfiguren, insbesondere Freya, sind liebevoll gezeichnet und tragen maßgeblich zur positiven Grundstimmung bei
Aber: Im letzten Abschnitt des Buches wirken die Entscheidungen und Handlungen der Figuren überwiegend nicht mehr ganz nachvollziehbar. Einige Entwicklungen erscheinen unlogisch, was den Lesefluss stören kann
Die Autorin eröffnet zahlreiche Nebenschauplätze, etwa durch die vielen Nebenfiguren. Dadurch gerät die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Hauptkonflikt zuweilen in den Hintergrund. Das angekündigte Familiengeheimnis entpuppt sich dabei schlichtweg als Lüge der Schwester und Evies Eigenschaft, sie krass manipulieren zu lassen.
Der deutsche Titel „Die Inselschwimmerinnen“ ist irreführend. Zwar gibt es einige Szenen, in denen das Schwimmen im Meer eine Rolle spielt, doch diese sind für die Handlung nebensächlich. Der Titel suggeriert eine stärkere thematische Verbindung zum Schwimmen, als tatsächlich vorhanden ist. Hier hat der Verlag aus Marketingsicht am Thema vorbeigearbeitet, was enttäuschend ist, da der eigentliche Kern des Romans ganz woanders liegt
Fazit
Lorraine Kellys Debütroman ist ein atmosphärisch dichter, emotional bewegender Familienroman, der vor allem durch seine Intensität überzeugt. Die Schönheit der Landschaft und die Wärme der Gemeinschaft stehen im Kontrast zu den dunklen Seiten familiärer Konflikte, Missbrauch und Lügen. Kompositorisch hat die Geschichte deutliche Schwächen, v.a. im Schlussteil und der Titel ist absolut falsch gewählt.

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