Erinnerungen und Abschied
Wie Inseln im Licht“Wie Inseln im Licht” von Franziska Gänsler verlegt durch Kein&Aber erzählt von Erinnerungen und dem Abschied von Mutter und Schwester.
Zoey kommt nach dem Tod ihrer Mutter an den Campingplatz zurück, ...
“Wie Inseln im Licht” von Franziska Gänsler verlegt durch Kein&Aber erzählt von Erinnerungen und dem Abschied von Mutter und Schwester.
Zoey kommt nach dem Tod ihrer Mutter an den Campingplatz zurück, den sie zu dritt bewohnt und nur zu zweit verlassen haben. Ihre Mutter ist nach dem Verschwinden ihrer Schwester Oda vor 20 Jahren mit Zoey von dem alternativen Campingplatz nach Berlin gezogen.
Dort hat ihre Mutter versucht, Zoey jahrelang an die Wohnung und sich zu binden. Sie hat ihr Leid auf ihre Tochter abgelegt. Aber Zoey erkundete die Welt, lernte Ari kennen und lebte ihr Leben.
In den letzten drei Jahren hatte sich jedoch alles verändert, Zoey hat ihr Leben nach und nach vernachlässigt um ihre Mutter zu pflegen. Oder hat diese die Tochter kontrolliert?
Der Vater gibt ihr nur die Verbindlichkeit immer erreichbar zu sein. Ansonsten lebt er sein Leben mit einer anderen Frau. Zoey möchte gerne seinen Beistand bei der Einäscherung und später beim verstreuen der Asche. Ob er bereit ist, so viel für seine Tochter zu geben?
Ari, Zoey’s erste Freundin unterstützt sie mit den Erledigungen der Einäscherung und Überführung. Zoey möchte die Asche ihrer Mutter an dem Ort ihrer Kindheit, im Atlantik verstreuen.
Sie reist bereits einige Zeit vor der Beerdigung im Hotel am Meer an. Angelockt durch die Vergangenheit, das Verschwinden der Schwester am Campingplatz und die Ungewissheit, ob Sie selbst Schuld am Verschwinden von Oda hat, lassen Zoey zweifeln. Um in die Zukunft zu blicken, muss sie erst verstehen, was es genau war, was ihre Mutter zu Boden drückte.
Jahrelang wusste sie nicht, ob es ein Traum war, eine Schwester zu haben oder Realität. Ein Schweigen hat sich über alles gelegt, niemand sprach von Oda, auch nicht die Mutter.
Das Wort Oda durfte in der kleinen Wohnung nicht ausgesprochen werden, die Mutter könnte daran zerbrechen. Bis Zoey ein Bild von sich und ihrer Schwester gefunden hatte, dann hat die Realität Gestalt angenommen.
Ihre Nachforschungen am Campingplatz klingen, wie das Leben auf einer Insel, einer abgeschiedenen Welt. Die Mutter und die beiden Mädchen, eine schöne wärmende Erinnerung.
Nur die Offenbarung, dass Oda ein kränkliches Kind war, hatte Zoey unterdrückt.
Die Trauerphasen um den Tod der Mutter treffen Zoey wellenartig, mal stärker, mal schwächer, mal öfter, mal seltener. Ein Wechselspiel der Emotionen, auch ihr Weg, die Unklarheiten über das Verschwinden ihrer Schwester, das Unverständnis warum nirgends nach dem
kleinen Mädchen gesucht wurde, die Wut über das stete Schweigen der Mutter, die eigenen Ängste und Schuldgefühle lassen Zoey zittern.
Zoey sucht den Schlüssel zur Vergangenheit und begibt sich hierzu in den Abgrund.
Franziska Gänsler lässt den Leser eintauchen in eine Welt der Depressionen, Schuldgefühle, Wut, Schmerz und Ängsten. Sie beschreibt die Protagonisten äußerst detailliert und authentisch. Die Situationen und verschiedenen Stimmungen kann man als Leser nachspüren.
Die Autorin schafft einen fesselnden und intensiven Roman.
“Ich denke daran, wie das Leben weiterzieht und immer schon begonnen hat, die Lücken, die es aufreißt, mit Neuem zu füllen. Wie die Wellen bereits Sand in die Löcher spülen, die fremde Familien in den Strand graben.” (Position 1599)
Eine Leseempfehlung für dieses emotionale, berührende Buch.