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Veröffentlicht am 31.07.2019

Reise durch die Geschichte

Die Schleife
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Der Autor Peter Clines wuchs in Maine, USA, auf und studierte Literaturwissenschaft, Archäologie und Quantenphysik. Er hat bereits zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht, bevor er sich dem Schreiben ...

Der Autor Peter Clines wuchs in Maine, USA, auf und studierte Literaturwissenschaft, Archäologie und Quantenphysik. Er hat bereits zahlreiche Kurzgeschichten veröffentlicht, bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete. Peter Clines lebt und arbeitet in Südkalifornien.

Unter anderem ist er für seine Bücher „Der Spalt“ und „Der Raum“ bekannt, welche ebenfalls in das Genre Science-Fiction fallen.

In dem Buch geht es um den acht Jahre alten Eli Teague.
Er ist ein gewöhnlicher Junge, der es in seiner Kindheit auch nicht immer einfach hat.
Als Protagonist hat er relativ bald mein Herz gewinnen können, auch aufgrund seiner neugierigen und mutigen Art.
Eli trifft zum ersten Mal auf Harry, in ihrem alten Ford Model A und wird Zeuge, wie sich Harry samt ihrem Auto Eleanor in Luft auflösen.

„>>Nur ein Auto. Mit ein paar Umbauten an Motor und Zündung.<<
>>Aber es reist durch die Zeit.<<
Sie nickte.
>>Das Auto reist durch die Geschichte, ja. Aber wir reisen nicht wegen des Autos durch die Geschichte, wenn Sie verste-hen, was ich meine.<<
>>Nicht ganz.<< ….
>>Man kann tolle Schuhe anziehen und rennen, sagte sie, aber die Schuhe lassen einen nicht rennen. Man rennt nicht nur, weil man Schuhe trägt.<< (ZITAT)

Auch Harriet Pritchard, genannt Harry, wurde von Clines sehr passend und authentisch dargestellt. Im Vergleich zu Eli wirkt sie vor allem zu Beginn sehr kühl und distanziert, immer ihr Ziel im Auge.

Zwanzig Jahre später arbeitet Eli in einem langweiligen Job und lebt noch immer in seiner kleinen Heimatstadt. Die Hoffnung, dass Harriet vielleicht eines Tages wiederkommen könnte, hat er nie aufgegeben. Und er soll Recht behalten: Plötzlich steht Harry wieder vor ihm und ist um keinen Tag gealtert.

Sie nimmt Eli mit auf eine abenteuerliche Reise - auf der Suche nach dem Traum - durch das ganze Land – und durch die Zeit, wo viele Gefahren auf die beiden lauern, unter anderem die Gesichtslosen.

„>>Sie haben keinen Namen. Zur Identifikation bekommen Sie von Fall zu Fall eine andere Nummer zugeteilt<<.
>>Und wer bin ich? Was ist meine Nummer?<<
>>Sie sind Zero.<<
>>Was? Er versuche, sich aufzusetzen, aber die Gurte hielten ihn unten. …
>>Jeder Gesichtslose beginnt als Zero, um ihn daran zu erinnern, dass er keine Identität hat. Jeder von uns ist das, was er sein muss, um seine Pflicht zu erfüllen, nicht mehr und nicht weniger.<<“ (ZITAT)

Der Mut und die Abenteuerbereitschaft sind als Leser spürbar. Man fiebert mit und kann sich aufgrund des detaillierten flüssigen Schreibstils die Handlung auch super bildlich vorstellen.

Ebenfalls sind die Zweifel und Ängste, die Eli zeitgleich verspürt sehr nachvollziehbar. Das ganze klingt für ihn einer-seits verrückt und auf der anderen Seite vertraut er der Fremden.

„Die Geheimnisse der verlockenden Harry Pritchard und ihres rätselhaften Lebens zu lüften hatte in der letzten halben Stunde deutlich an Reiz verloren.
Eine Spur von Begeisterung war noch übrig, aber sein Verstand schrie: Das ist es nicht wert! In Wahrheit hatte er sie ins-gesamt vielleicht wie Stunden lang gesehen. Er wusste nichts über sie, weder Gutes noch Schlechtes.“ (ZITAT)


In dem Buch steckt sehr viel Kreativität und Fantasie des Autors und dies ist deshalb auch eines, welches mir wirklich Freude beim Lesen bereitet hat. Das Cover finde ich absolut passend und gefällt mir gut.
Ich könnte mir „Die Schleife“ wirklich gut als Verfilmung vorstellen!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Ungesagtes

Auf Erden sind wir kurz grandios
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Meine Meinung und Inhalt
"Ich schreibe, weil man mir gesagt hat, niemals einen Satz mit weil anzufangen. Aber ich wollte keinen Satz bilden - ich wollte freikommen. Weil Freiheit, so heißt es, nur der ...

Meine Meinung und Inhalt
"Ich schreibe, weil man mir gesagt hat, niemals einen Satz mit weil anzufangen. Aber ich wollte keinen Satz bilden - ich wollte freikommen. Weil Freiheit, so heißt es, nur der Abstand zwischen dem Raubtier und seiner Beute ist." (ZITAT)

Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird. Als Leser wird einem vor allem zum Schluss bewusst, dass vieles der ungesagten intimen Dinge nun erst in diesem Brief festgehalten werden, weil der junge Protagonist weiß, dass diese nie wieder gelesen werden (können).

Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges.

Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Schizophrenie der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter.

"Jenes Mal mit dreizehn, als ich endlich Stopp sagte. Deine Hand in der Luft, mein Wangenknochen brennend vom ersten Schlag. Schluss, Ma. Hör auf. Bitte. Ich sah dich hart an, so wie ich es inzwischen gelernt hatte, in die Augen derer zu starren, die mich schikanierten." (ZITAT)

Es wird außerdem von einer tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen, den er inmitten der Provinzödnis bei einem Ferienjob auf einer Tabakplantage Trevor kennenlernt, berichtet.
Er verliebt sich in ihn. Die Romanze der beiden Teenager trägt sich während der Opioidkrise zu: Drogen sind im Spiel, unzählige Freunde sterben, so wie später auch Trevor.

"Man sagt, nichts hält ewig, dabei hat man nur Angst, dass es länger hält, als man es lieben kann." (ZITAT)

Ocean Vuong hat es mit diesem Buch geschafft, eine berührende Reise in die Vergangenheit von "Little Dog" zu beschreiben. Er packt in dieses Buch all die guten und schlechten Erinnerungen, gefüllt mit Gewalt und Liebe, umhüllt von einem unglaublich bemerkenswerten Schreibstil.

Das Cover ist außerdem unglaublich schön und passend zum Geschriebenen.

"Es gibt so vieles, was ich dir sagen will, Ma. Ich war einmal naiv genug zu glauben, dass Wissen Klarheit schafft, doch manche Dinge sind so umflort von Zeichen und Bedeutungen, von Tagen und Stunden, Namen, die man vergessen, erhalten und abgelegt hat, dass die Wunde, nur weil man weiß, dass sie exisiert, dadurch noch lange nicht freigelegt wird." (ZITAT)

Kurz gesagt - ein wirklich eindrucksvolles Debüt, das meine Leseempfehlung erhält.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Flitterwochen-Albtraum

The Other Couple – Böses Erwachen
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Meine Meinung und Inhalt
Nach "Ich soll nicht Lügen" der Autorin Sarah J. Naughton ist dies bereits mein zweites Buch von ihr.

In "The Other Couple" geht es um Asha.
Sie schwebt im siebten Himmel, denn ...

Meine Meinung und Inhalt
Nach "Ich soll nicht Lügen" der Autorin Sarah J. Naughton ist dies bereits mein zweites Buch von ihr.

In "The Other Couple" geht es um Asha.
Sie schwebt im siebten Himmel, denn mit Oliver, dem attraktiven, charismatischen und erfolgreichen Mann, ist ihr, dem unscheinbaren Mädchen von nebenan, ein Leben in Prunk und Reichtum möglich.
Allerdings wird sie nicht von allen Familienmitgliedern so herzlich aufgenommen.

"Asha lächelt, weil sie froh ist, ein bisschen allein zu sein - die letzte halbe Stunde, bevor ihr Leben sich für immer ändert. Dies ist das letzte Vorher ihres Lebens als Miss Asha Fadeyi. Ihr Name, der selbst heute noch von Nöten und Vorurteilen, aber damit auch von Mut und der Entschlossenheit spricht, die sie hierhergebracht haben." (ZITAT)

Naughton schildert die Kapitel abwechslungsreich und spannend. Sie schildert die Handlung im stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit und legt einen flüssigen und wirklich guten Schreibstil dar.

Ebenfalls ist ihr ein fesselnder Einstieg gelungen.
"In der Natur dient die Schönheit als Warnung. Die bunten Streifen einer Korallennatter, die leuchtenden Farben eines Pfeilgiftfrosches, die schillernden Fächer einer Sepia zeichen an, dass jede Berührung tödlich wäre. Warum sollte das nicht auch bei Menschen gelten? Dein perfektes Gesicht ist eine Maske. Ich dachte, ich könnte in deinen blauen Augen deine Gedanken lesen, aber sie waren nur der Spiegel meiner Sehnsüchte." (ZITAT)

In Asha's Fall ist die Gegenwart ohne Erinnerungen. Sie wacht im Krankenhaus auf und kann sich an wichtige Dinge nicht mehr erinnern.
Die Vergangenheit besteht aus dem Kennenlernen, den Hochzeitsschilderungen, sowie den Flitterwochen im Mango Tree Resort auf Con Son. Eine Insel-Idylle die zum Albtraum wird.

Ein paar Schilderungen, auf welche ich leider nicht genauer eingehen kann (Spoiler) kamen mir etwas zu unrealisisch vor, jedoch konnte man als Leser trotzdem schnell darüber hinwegsehen, denn die Story hat mir sehr gut gefallen - vor allem die Idee dahinter. Man konnte sich in die Situationen und Gefühle gut hineinversetzen.

Zwei gehen in die Flitterwochen und nur eine kehrt zurück.

Das Cover ist ebenfalls toll gewählt, denn für mich spiegelt es Asha im Krankenhaus wieder, auf der Suche nach ihren Erinnerungen.


Veröffentlicht am 11.07.2019

Die Nickel Boys - ein literarisches aufrüttelndes Werk

Die Nickel Boys
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Meine Meinung und Inhalt

„Die Nickel Boys“ ist ein fiktiver Roman. Der Autor Colson Whitehead wurde jedoch von der Dozier School for Boys in Marianna, Florida inspiriert. Im Sommer 2014 hörte er zum ersten ...

Meine Meinung und Inhalt

„Die Nickel Boys“ ist ein fiktiver Roman. Der Autor Colson Whitehead wurde jedoch von der Dozier School for Boys in Marianna, Florida inspiriert. Im Sommer 2014 hörte er zum ersten Mal von dieser Anstalt und stieß auf Ben Montgomerys ausführliche Berichterstattung in der Tampa Bay Times, die im Archiv der Zeitung nachzulesen ist.

„Und wenn die Überreste auf dem offiziellen Friedhof schon zum Himmel stanken, was mochte dann mit jenen sein, die an dieser anonymen Stätte ruhten? Zwei Tage später schufen Leichenspürhunde und Radarbilder Gewissheit. Weder weiße Kreuze noch Namen. Nur Gebeine, die darauf warteten, entdeckt zu werden.»Und das war angeblich eine Besserungsanstalt«, meinte Professor Carmine. Auf einem Hektar kann man vieles verbergen, unter der Erde.“ (ZITAT)

In dem Buch „Die Nickel Boys“ begleitet man den jungen Elwood. Whitehead hat ihn und alle weiteren Protagonisten meiner Meinung nach sehr authentisch geschildert. Elwood wächst einen aufgrund seines Wesens sofort ans Herz.

„Es gibt Leute, die einen betrügen, die einem mit einem Lächeln Leere servieren, und andere, die einem die Selbstachtung rauben. Man darf nicht vergessen, wer man ist.“ (ZITAT)

Der farbige sechzehnjährige Elwood wächst ohne Eltern bei seiner Großmutter Harriet auf. Mit ihr hat er es nicht immer leicht. Harriet hält jedoch, trotz ihrer strengen Art, immer zu ihm.

Der Protagonist steht kurz davor, seinem vorgeprägten Schicksal zu entrinnen, als er einen Platz am College erhält. Mit viel Fleiß und Engagement hat er sich seinen Traum erfüllt. Durch einen unglücklichen Umstand jedoch und ohne davon Kenntnis zu haben, sitzt er in einem gestohlenen Auto, welches von der Polizei kontrolliert wird. Ohne auch nur einmal angehört zu werden, landet er in der Besserungsanstalt Nickel Academy, wo sein Leben einen völlig neuen Verlauf nehmen soll.

Der detaillierte flüssige Schreibstil von Colson Whitehead bringt dem Leser die Geschichte und die Gegebenheiten, die er während seines Aufenthaltes im Nickel miterleben musste, sehr nahe. Probleme schienen im Nickel allgegenwärtig, denn selbst wenn man Ärger mied - wie Elwood - so konnte er einen jederzeit einholen und runterreißen.

„Sie hatten es entweder geschafft, sich nach dem Nickel ein Leben zusammenzuschustern, oder sie waren mit Menschen, die eine normale Vergangenheit hatten, nie klargekommen.“ (ZITAT)

Der Schluss ist sehr gelungen und rundet das Buch großartig ab. Aufrüttelnd, erschreckend und wertvoll!

„Der Staat Florida hatte die Anstalt vor drei Jahren geschlossen, und nun kam alles ans Licht, als hätten alle, die ganzen Jungs, warten müssen, bis der Ort Geschichte war, um die komplette Geschichte erzählen zu können.“ (ZITAT)

Das Cover gefällt mir aufgrund seiner Farbgestaltung und gleichzeitigen Schlichtheit sehr gut.

Bei einigen Stellen hatte ich aufgrund der Schilderungen tatsächlich Gänsehaut.

Definitiv ein literarisches Highlight, das in Erinnerung bleibt und das ich sicherlich nochmal lesen werden.


Veröffentlicht am 30.06.2019

obsessives Spiel

Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.
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Meine Meinung und Inhalt

"Als ich hereinkam, blickte er nicht auf. Im Laufe der Jahre hatte es sich irgendwie so ergeben, dass wir kaum noch miteinander sprachen. Wir machten uns nicht mehr die Mühe, ...

Meine Meinung und Inhalt

"Als ich hereinkam, blickte er nicht auf. Im Laufe der Jahre hatte es sich irgendwie so ergeben, dass wir kaum noch miteinander sprachen. Wir machten uns nicht mehr die Mühe, einander zu begrüßen oder zu erkundigen, wie es dem anderen ging. wir waren einander zu Möbelstücken geworden: für die Bequemlichkeit zwar unverzichtbar, doch ansonsten Teile der Umgebung,..." (ZITAT)


Bo Luxton ist mit ihrem Mann und ihren beiden Kinder von Oxford in den Lake District gezogen.
Sie ist Bestseller Autorin und hat sich für die Abgeschiedenheit vor allem auch deswegen für den Umzug entschieden.
Ihre Kinder können die Natur genießen und ihr Mann Gus seine Rente.

In dem Buch wechseln die Kapitel zwischen Bo, Alice und Gegenwartsschilderungen. Dies gefällt mir wirklich sehr gut, ebenso wie der flüssige spannungsgeladene und abwechslungsreiche Schreibstil.

Alice möchte ihr Leben wieder in den Griff bekommen,
eine Schriftsteller-Laufbahn starten und an einem Schreibworkshop- teilnehmen. Dort trifft sie das erste mal auf Bo. Diese ist begeistert von Alice und nimmt diese sofort unter ihre Fittiche.

Aber da ist noch mehr zwischen den beiden, prickelnd, knisternd – oder doch nicht?

"...und dass das, was ich gerade tat, alles gefährdete, wofür ich so hart gekämpft hatte. Mein ganzes Leben lang hatte ich normal sein wollen. Und jetzt setzte ich alles, was ich erreicht hatte, aufs Spiel." (ZITAT)

Wird Bo tatsächlich ihre Ehe und das Glück ihrer geliebten kleinen Töchter riskieren? Würde Alice ohne guten Grund ihr Leben zerschlagen, nur um in Bos Nähe sein zu können?

"Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht." ist meiner Meinung nach ein tolles Spannungs-Debüt von Sarah Stovell, das sich definitiv zu lesen lohnt.
Das Cover ist großartig und bekommt einen extra Pluspunkt!