Profilbild von Booklove91

Booklove91

Lesejury Star
offline

Booklove91 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Booklove91 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2020

Mina

Der Defekt
0

"Aber Körper sind dafür gemacht, dass wir sie abnutzen. Bearbeiten. Leben darin aufbewahren. Wir können Gefühle haltbar machen, nur mit unseren Körpern.“ (ZITAT)

In dem Sommer, in dem Mina dem achtzehnjährigen ...

"Aber Körper sind dafür gemacht, dass wir sie abnutzen. Bearbeiten. Leben darin aufbewahren. Wir können Gefühle haltbar machen, nur mit unseren Körpern.“ (ZITAT)

In dem Sommer, in dem Mina dem achtzehnjährigen Vetko näherkommt, verändert sich für sie alles: Sie merkt, dass sie anders ist als der Rest des Dorfs. Was sich anfühlt wie ein Defekt, ein Fehler im System, wird für Mina bald der Punkt, um den sich ihr Leben dreht. Während Vetko und sie eine Verbindung zwischen Lust und Schmerz herstellen und Vetkos Forderungen immer existenzieller werden, sieht sie sich zusehends vor die Entscheidung gestellt, wie weit sie noch gehen soll. Duldet der Weg, den sie eingeschlagen hat, überhaupt einen Kompromiss?

Stahlmann hat meiner Meinung nach einen ganz außergewöhnlichen Schreibstil, der mich gleich zu Beginn gefesselt hat. Sie schreibt sehr sinnlich und flüssig vom Aufwachsen mit einer von der Norm abweichenden Sexualität und von den Rissen in unseren Begriffen von Heimat und Identität. Sie erzählt von Mensch und Natur und von der Wucht, wenn sie in ihrer Rohheit aufeinandertreffen. Zeitgleich sind viele Passagen auch hart geschildert.Nicht nur das, was an verletzenden Körperlichkeiten zwischen den beiden geschieht. Was ihren Roman zum Leseerlebnis macht, ist nicht die Drastik der Geschehnisse, die sie beschreibt, sondern der diametrale Kontrast ihrer Sprache zum Geschehen.

Das Cover gefällt mir wirklich ausgesprochen gut.
Klare Leseempfehlung meinerseits.

"Bestimmte Wörter ziehen Mina schon als Kind an, als sie das Lexikon ihrer Eltern aufschlägt: Wörter wie ORDNUNG, STRAFE, DISZIPLIN. Jahre später werden sie ihr, in Variationen und Rekombinationen, in der Abkürzung BDSM wiederbegegnen: Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism." (ZITAT)

Leona Stahlmann, geboren 1988, lebt in Hamburg und arbeitet als Autorin, Journalistin und Veranstalterin. 2017 gewann sie den Hamburger Förderpreis für Literatur, 2018 war sie Stipendiatin der Romanwerkstatt des Literaturforums im Brecht-Haus in Berlin und gewann den ersten Wortmeldungen-Förderpreis. »Der Defekt« ist ihr Debütroman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2020

Unorthodox

Unorthodox
0

Meine Meinung und Inhalt

"Im Grunde aber sind all diese Vergewisserungen Kopfsache, und wenn mein Kopf sich nicht binden lässt, wenn sich meine Träume nicht auswischen lassen, dann können noch so viele ...

Meine Meinung und Inhalt

"Im Grunde aber sind all diese Vergewisserungen Kopfsache, und wenn mein Kopf sich nicht binden lässt, wenn sich meine Träume nicht auswischen lassen, dann können noch so viele Verbote nicht für meine stille Unterwerfung sorgen." (ZITAT)

Auf dieses Buch aufmerksam geworden bin ich durch die gleichnamige Netflix-Serie.

Ebenso ist mir das tolle Cover sofort aufgefallen.

Feldman führt uns in diese Buch bis an die Grenzen des Erträglichen, wenn sie von der strikten Unterwerfung unter die strengen Lebensgesetze erzählt, von Ausgrenzung, Armut, von der Unterdrückung der Frau, von ihrer Zwangsehe. Und von der alltäglichen Angst, bei Verbotenem entdeckt und bestraft zu werden. Sie erzählt, wie sie den beispiellosen Mut und die ungeheure Kraft zum Verlassen der Gemeinde findet – um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit zu ermöglichen.

Als Leser konnte mich Feldmann mit ihrem Buch absolut fesseln. Es gewährt tiefe Einblicke in eine fremde Welt; vor allem die Beschreibungen der Reinigungsprozesse sind peinigend und schockierend. Feldmann schreibt ehrlich, klug und flüssig.

"Wenn irgendwer jemals versuchen sollte, Dir vorzuschreiben, etwas zu sein, was Du nicht bist, dann hoffe ich, dass auch Du den Mut findest, lautstark dagegen anzugehen.“ (ZITAT)

Die US-amerikanisch-deutsche Autorin Deborah Feldman wird 1986 in New York geboren. Da ihre Eltern getrennt leben, wächst Feldman bei ihren Großeltern im stark jüdisch geprägten Stadtteil Williamsburg auf, die sie streng nach dem Glauben der Satmarer Chassiden erziehen. Als Muttersprache lernt Feldman Jiddisch, da Englisch als zu weltlich gilt. Feldmans Jugend ist von vielen Verboten geprägt, beispielsweise muss sie Körper und Haar vollständig bedecken und darf nichts Rotes tragen. Heimlich liest sie englischsprachige Romane und geht mit einer Freundin ins Kino. Mit siebzehn Jahren heiratet Feldman einen Satmarer Chassiden, den ihre Familie für sie ausgesucht hat und mit neunzehn bekommt sie einen Sohn. Ohne dass ihr Mann es weiß, schreibt sich Feldman am Sarah Lawrence College ein und studiert englische Literatur. Heimlich plant sie, die Satmarer Chassiden zu verlassen, sobald ihr Sohn drei Jahre alt ist. Sie betreibt einen anonymen Blog über ihr Leben als chassidische Frau, laut ihrer Autobiographie ihr erster schriftstellerischer Erfolg. Nachdem sie schließlich mit ihrem Sohn wegzieht, erscheint 2012 ihr autobiographischer Roman „Unorthodox“, der von der Kritik hoch gelobt wird und es sofort auf die Bestsellerliste der New York Times schafft. Heute lebt Deborah Feldman mit ihrem Sohn in Berlin.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2020

Philosophie für jede Gelegenheit

Kleine Schule des Lebens
0

Meine Meinung und Inhalt

Wie schaffe ich es, jeden Tag so zu leben, als wäre er mein letzter? Wie finde ich auf der Arbeit die Freude wieder? Und wie werde ich weniger abhängig von meinem Smartphone? ...

Meine Meinung und Inhalt

Wie schaffe ich es, jeden Tag so zu leben, als wäre er mein letzter? Wie finde ich auf der Arbeit die Freude wieder? Und wie werde ich weniger abhängig von meinem Smartphone? Leicht und charmant liefert der Philosoph Lammert Kamphuis Antworten auf die großen und kleinen Fragen. Mit Erasmus von Rotterdam lernen wir, wann wir unseren Liebsten die Wahrheit sagen sollten und wann nicht, mit John Rawls, wie wir empathischer werden und mit Aristoteles, wie wir nur noch Dinge tun, die wir mögen. Ein kluges, kurzweiliges Kompendium der Lebenskunst.

"..., Themen, denen die Schule beispielsweise kaum Beachtung schenkt. Auch sonst gibt es in unserer Gesellschaft immer weniger Orte, die diesen Lebensfragen Raum bieten. Mehr noch, Menschen, die Fragen stellen und zweifeln, sind meist nicht gern gesehen; man sucht nach selbstsicheren Typen, die keine Probleme sehen, Chancen erkennen und jede Herausforderung proaktiv, begeistert und voller Elan angehen. Stellenangebote enthüllen untrüglich das gegenwärtige Ideal des zielgerichteten und unabhängigen Menschen. Die hohen Erwartungen, die damit einhergehen, sorgen für Stress: Können wir sie erfüllen? " (ZITAT)

Für mich war das Buch wirklich sehr interessant und aufschlussreich. Die Gestaltung fand ich ebenfalls, ebenso den Schreibstil, sehr ansprechend.

Die Kapitel in diesem Band sind nach den drei großen Beziehungen eingeteilt, die wir als Menschen unterhalten: der Beziehung zu uns selbst, zu anderen und zur Welt.

In unserer Kultur ist es selbstverständlich, bei der Beziehung zu sich selbst zu beginnen. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass man im eigenen Leben zunächst erkennen sollte, wer man ist – unabhängig von anderen oder der Umgebung.

Lammert Kamphuis, geboren 1983,ist Philosoph und Head of Faculty der School of Life, Amsterdam, die dem modernen Menschen helfen möchte, glücklich und kreativ zu werden. Seine »Kleine Schule des Lebens« erschien 2018 in den Niederlanden und wurde zum Bestseller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2020

Silvertjärn

Das Dorf der Toten
0

Meine Meinung und Inhalt

»Was in Gottes Namen ist hier passiert?«, fragte er bestürzt. Darauf wusste Albin nichts zu erwidern. Er schwieg, so wie auch das verlassene Dorf eine Antwort schuldig ...

Meine Meinung und Inhalt

»Was in Gottes Namen ist hier passiert?«, fragte er bestürzt. Darauf wusste Albin nichts zu erwidern. Er schwieg, so wie auch das verlassene Dorf eine Antwort schuldig blieb." (ZITAT)

Alice Lindstedt hat gerade die Filmhochschule in Stockholm abgeschlossen und plant, ihren ersten Dokumentarfilm zu drehen über "Das Dorf" Silvertjärn, die einzige Geisterstadt Schwedens, denn diese ehemalige Bergarbeitersiedlung in Mittelnorrland ist seit 1959 so gut wie unberührt geblieben. Damals verschwanden sämtliche der rund 900 Einwohner unter ungeklärten Umständen.

Kurz zuvor zog ihre Großmutter von dort weg. Alice will herausfinden, was damals geschehen ist.

"Es erklärt auch nicht die Sache mit den Hunden und den Katzen. Oder die Ermordung Birgitta Lidmans. Und auch nicht, weshalb niemand etwas von seiner persönlichen Habe mitgenommen hat. ... es stehen immer noch Kaffeetassen auf Küchentischen, Töpfe auf dem Herd. Dem Polizeibericht zufolge hing selbst noch Wäsche zum Trocknen auf den Wäscheleinen vor den Häusern, als sie in den Ort hineinfuhren. Die Menschen scheinen von einem Moment auf den anderen verschwunden zu sein.«" (ZITAT)


Mit ihrem Team bricht Alice zu dem einsamen Ort auf. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Die Handys haben keinen Empfang, im Walkie-Talkie ist ein heiseres Lachen zu hören. Und kurz darauf ist der erste aus dem Team tot.

Schnell stellen alle fest, wie gefährlich es ist die Wahrheit herausfinden zu wollen. Die Autorin schreibt spannungsgeladen und konnte den Nervenkitzel vollständig bis zum Schluss aufrecht erhalten.

Ein wirklich sehr sehr gelungenes Buch, bei dem wirklich alles passt, angefangen bei dem düsteren gut gewählten Cover, dem tollen Schreibstil und der fesselnden Handlung.

Klare Leseempfehlung!

Camilla Sten wurde 1992 geboren und studiert an der Universität Uppsala Psychologie. Sie interessierte sich schon früh für Politik und schreibt Artikel über Feminismus, Rassismus und das aktuelle politische Klima für diverse schwedische Zeitungen. Gemeinsam mit ihrer Mutter, der Bestseller-Autorin Viveca Sten, schrieb sie bereits mehrere Bücher. »Das Dorf der toten Seelen« ist ihr Thrillerdebüt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2020

Fünf Lieben

Der Kuss
0

Meine Meinung und Inhalt

"...Küssen war wie Essen, lebensnotwendig, und seine Küsse sprachen eine ganz besondere Sprache. Die Sprache der Liebe, davon war Pauline überzeugt, wer nicht liebte, konnte nicht ...

Meine Meinung und Inhalt

"...Küssen war wie Essen, lebensnotwendig, und seine Küsse sprachen eine ganz besondere Sprache. Die Sprache der Liebe, davon war Pauline überzeugt, wer nicht liebte, konnte nicht so küssen...(ZITAT)

Tina Harf schildert fünf sehr authentische Geschichte, die alle unabhängig voneinander sind. Die Autorin hat die Protagonistinnen alle sehr individuell und markant geschildert und mit einem festen Plan ausgestattet. Pauline wollte die Vorstadt hinter sich lassen, Amelie nicht als prüde Spießerin verkümmern . Marlene hatte ein Leben, bis sie ihre große Liebe verlor. Für Josephine und Marie war Romantik ein Luxus aus der Zeit vor Ehe und Familie.

Doch dann tut sich ein Fenster auf und hinein kommt nicht immer das, was man sich insgeheim gewünscht hat.

All diesen Frauen ist jedoch eines gemeinsam: Sie mögen auf starke Männer oder schwierige Situationen treffen, am Ende ist in ihnen selbst, was sie und ihr Leben zum Leuchten bringt.

"Es gibt Momente im Leben, da braucht man Mut, da muss man die Angst vertreiben, sie wegschieben und ignorieren, weil sie alles zerstört und alles verhindert." (ZITAT)

Die Autorin bringt in ihren fünf Erzählungen viele Gefühle und Lebensweisheiten mit ein. Sie schildert Träume, Glücksmomente und schlechten Erfahrungen. Für mich wirklich ein tollen Buch, das ich in kurzer Zeit gelesen habe.

Das Cover gefällt mir wahninnig gut und konnte sofort meine Neugier wecken.

Tina Harf ist ursprünglich Berlinerin und seit ihrer Jugend geprägt von dem Treiben in einer lebendigen, vielfältigen Metropole. Inzwischen lebt sie in Mailand, London und New York. Zuerst arbeitete sie lange in der Werbung, bis sie schließlich das Schreiben begann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover