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Veröffentlicht am 11.02.2018

Direkt in die Kindheit zurück versetzt

Jim Knopf: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer - Die ungekürzte Lesung
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Christoph Maria Herbst liest einfach großartig. Alle Figuren haben ihre einzigartige, unverwechselbare Stimme, so dass man gut verfolgen kann, wer gerade redet. Er liest mit einer wundervollen Betonung, ...

Christoph Maria Herbst liest einfach großartig. Alle Figuren haben ihre einzigartige, unverwechselbare Stimme, so dass man gut verfolgen kann, wer gerade redet. Er liest mit einer wundervollen Betonung, die die Geschichte noch aufregender macht. Ja, ich muss sagen, dass ich mich mit seiner Stimme und seiner Art zu lesen wirklich wohlgefühlt habe.

Der Schreibstil von Michael Ende ist wirklich toll. So ausführlich, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann, sei es Lummerland mit seinen Bewohnern Emma, Lukas, der Lokomotivführer, Jim Knopf, Herrn Ärmel, Frau Waas und nicht zuletzt ihrem König, Alfons der Viertel-vor-Zwölfte. Wörter, die Kinder wahrscheinlich nicht kennen, wie z. B. kalfatern oder Tender werden sofort erklärt und so habe ich auch noch ein bisschen was dazu gelernt, denn auch ich kannte das Wort „kalfatern“ bisher nicht. Mir ist das früher gar nicht so aufgefallen, aber neben einer spannenden Geschichte lernen Kinder hier auch wirklich viele Dinge kennen. So erklärt Lukas uns, was eine Fata Morgana ist und wie sie entsteht oder wir steigen in einen Vulkankrater hinab.

Die Geschichte ist für mich so wundervoll, wie sie es vor 30 Jahren war. Oft ist es ja so, dass man, wenn man als Erwachsener geliebte Kinderbücher wieder zur Hand nimmt, man eher enttäuscht ist. Hier war das nicht der Fall. Ich konnte mich von der ersten Minute an wieder auf die Geschichte von Jim und Lukas einlassen. Ich wartete förmlich schon auf geliebte Szenen. Sei es das Zusammentreffen mit PingPong in Mandala oder das Treffen mit dem Scheinriesen. Spannend wurde das Ganze dann natürlich nochmal, als Jim, Lukas und Emma in der Drachenstadt ankamen und auf Frau Mahlzahn trafen. Ja, ich muss wirklich sagen, dass mich auch als Erwachsene die Geschichte von Jim und Lukas noch mitten ins Herz trifft.

Lukas hat das Herz am rechten Fleck. Er ist mutig und trotz seiner Behäbigkeit wirklich schlau. Nicht im Sinne von über eine Schule gebildet, sondern einfach klug. Er durchdenkt Dinge und findet eine Lösung dafür. Er passt auf Jim und Emma gut auf und geht keine unnötigen Risiken ein. Er ist bereit, auch mal zu flunkern, wenn es der Sache dienlich ist, macht den Hörern aber immer gleich klar, dass das eigentlich nicht gut ist. Dies geschieht aber nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern eher so nebenbei.

Jim ist ein aufgeweckter kleiner Junge. Ab und an rutscht ihm auf der großen Reise schon das Herz in die Hose, aber mit Lukas an seiner Seite kann nichts passieren. Wenn es nötig ist, dann beweist auch Jim einen Löwenmut.

Was man definitiv erwähnen muss ist, dass die Szenen nicht an die heutige Zeit angepasst wurden, was wahrscheinlich auch relativ schwierig wäre, ohne den Sinn des Buches zu verändern. Bei einigen Kinderbüchern wurde dies ja gemacht, wie z. B. mit Pippi Langstrumpf, wo es aber den Sinn nicht verändert. Hier wäre es sicher an einigen Stellen auch möglich, aber wohl eher nicht im gesamten Buch. Jim Knopf ist ein Neger (so nennt König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte Jim nach wie vor) und Frau Waas findet, dass seine schwarze Farbe ganz bezaubernd zu ihre rosafarbenen Einrichtung passt. So ziehen sich durch dieses Buch so einige Szenen, bei denen einem heute doch ein Schaudern über den Rücken läuft. Es ist von den Figuren nicht böse gemeint, denn alle lieben den kleinen schwarzen Jim Knopf, dennoch ist es, aus heutiger Sicht, eindeutig rassistisch und würde heute so nicht mehr geschrieben werden. Ich bin ein bisschen zwiegepalten, wie ich das finden soll. Mir hat es die Hörfreude nicht getrübt, ich bin nur kurz innerlich zusammengezuckt, aber ich kann durchaus nachvollziehen, dass sich Betroffene davon sehr berührt fühlen und ein solches Buch nicht hören möchten.

Nicht schlimm finde ich persönlich, dass auch die Kinder so beschrieben sind, wie es eben zu der Zeit, als Michael Ende Bücher geschrieben hat, war. Die Mädchen haben Angst, als sie auf Emma unterwegs sind, eben weil Mädchen nicht mutig sind und Li Si freut sich total über ein Waschbrett, das sie von Jim zur Verlobung erhält. Ich weiß, dass auch dies einigen Lesern sauer aufstoßen könnte. Mich persönlich stört sowas nicht. Aber ich will es hier erwähnen, dann kann jeder selbst entscheiden, ob er eine solche Geschichte hören möchte bzw. seinen Kindern zum hören geben will.

Tja… was soll ich sagen. Ich habe lange überlegt, wieviele Federn ich vergebe. Darf man einem Buch, das aus heutiger Sicht eindeutig rassistische Inhalte besitzt eigentlich 5 Sterne geben? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich weiß aber, dass ich mich letzten Endes für 5 Sterne entschieden habe. Ich liebe Jim Knopf und Lukas als Figuren und ich liebe die Gesamtgeschichte. Ich finde die Abenteuer von Jim und Lukas nach wie vor unheimlich spannend geschrieben und habe jede einzelne Minute des Buches genossen. Bei Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer handelt es sich um einen Kinderbuchklassiker, der aus meiner Sicht einfach grandios geschrieben ist. Sicher muss man darüber diskutieren und den Kindern, denen man es vorliest vermitteln, dass einiges in dem Buch heute gesellschaftlich nicht mehr angebracht ist, aber das macht das Buch für mich nicht weniger zu einem Meisterwerk seiner Zeit. Der wunderbare Sprecher, Christoph Maria Herbst, schafft es, nochmal eine Schippe draufzulegen und den Hörer in den Bann der Geschichte zu ziehen.

Jeder muss für sich entscheiden, ob er das Buch heute noch hören möchte oder nicht.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Gelungener Auftakt mit kleinen Schwächen

#bandstorys: Bitter Beats (Band 1)
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Nachdem mir „Closer: Mason & Jackson“ gut gefallen hat, wollte ich auch die bandstorys von Ina Taus lesen. Gesagt getan, Band 1 auf den Reader geladen. Insgesamt hat mir die Geschichte gefallen. Die Charaktere ...

Nachdem mir „Closer: Mason & Jackson“ gut gefallen hat, wollte ich auch die bandstorys von Ina Taus lesen. Gesagt getan, Band 1 auf den Reader geladen. Insgesamt hat mir die Geschichte gefallen. Die Charaktere handeln authentisch und die Geschichte entwickelt sich stetig vorwärts, so dass ich einfach dran bleiben musste. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Anna und Max erzählt, was es dem Leser leicht macht, beiden Protagonisten zu folgen und sich ihre Gefühlswelten zu erschließen.

Anna, die Leadsängerin der Band „Anna falls“ und ihre Freunde haben mir alle gut gefallen. Sehr schön schaffte es die Autorin mir Anna ans Herz zu schreiben. Mir persönlich ging allerdings ihr Wandel von „tieftraurig, ich will mit der Welt nichts mehr zu tun haben“ zu „ich nehme das Leben wieder in meine Hände“ etwas zu schnell vonstatten. Es wirkte auf mich nicht so richtig glaubwürdig. Sehr gut fand ich, dass Anna, gerade mal 17 Jahre alt, handelt wie ein echter Teenager und nicht wie ein verkappter Erwachsener. Sie ist ab und an zickig, sie handelt auf wenig erwachsene Art und Weise und tut ihren Freunden auch das eine oder andere Mal Unrecht. Ich mochte das, weil in vielen Jugendbüchern die Jugendlichen eher handeln, als wären sie schon erwachsen, abgebrüht und hätten ihr Leben soll im Griff.

Auch Max wurde gut ausgearbeitet, er bleib mir allerdings etwas ferner, als Anna. Vom Frauenheld zum Softie… seine Verwandlung war nachvollziehbar. Ganz schön war, dass er selbst sich immer wieder darüber Gedanken gemacht hat, was da eigentlich gerade mit ihm passiert. Anna gegenüber war er sehr aufmerksam und zuvorkommen. Das fand ich schön, denn ich mag Typen, die nicht ihr Bad Boy Image pflegen, sondern sich der Frau zuwenden und sie wirklich glücklich machen wollen. Man spürt richtig, dass Max das will.

Die Geschichte um das Kennenlernen von Max und Anna und auch die Art und Weise, wie Annas Freunde versuchen, sie zu beschützen, hat mir sehr gefallen. Ganz süß geschrieben, so richtig was fürs Herz. Auch die weitere Entwicklung, die Trennung, das auf und ab war für mich schlüssig dargestellt und absolut nachvollziehbar. So richtig schön teenagermäßig.

Die restlichen Mitglieder der beiden Bands wurden mehr oder weniger ausführlich dargestellt. Am ehesten habe ich mir Luke, Annas besten Freund und Mitbewohner vorstellen können. Die anderen Bandmitglieder blieben mir eher etwas Fremd. Bei den Freundinnen der Bandkollegen bin ich dann ehrlich gesagt total ausgestiegen. Keine der Freundinnen hat irgendwie ein erfassbares Profil bekommen und ich wusste am Ende nicht mehr wer mit wem zusammen ist. Störte mich aber nicht besonders, da das für die Geschichte auch eher irrelevant war.

Nicht so gut gefallen haben mir die Twitterbeiträge. Ich habe bis zum Ende nicht verstanden, was sie genau sollen. Die Handlung vorangetrieben haben sie nicht wirklich und aufgelöst, wer sich hinter den Beiträgen versteckt wurde auch nicht (vielleicht kommt das ja noch in Band 2 oder 3). Bisher ist mir einfach schleierhaft, was sie sollen und hätten, meiner Ansicht nach, auch weggelassen werden können.

Von mir gibt es 3 Sterne für den Auftakt der bandstorys von Ina Taus. Ich bin schon gespannt auf den zweiten Band. Bitter Beats lässt sich wirklich gut lesen, man macht damit absolut nichts falsch, wenn man über meine Kritikpunkte hinwegsehen kann. Ich konnte es während des Lesens und habe die Geschichte genossen.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Hörempfehlung

Taste of Love - Mit Sehnsucht verfeinert
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Der vierte Teil der Reihe stellt nun Hayley, die neue Sous Chefin von Nick in den Vordergrund. Leider muss ich gestehen, dass Hayley mir fast die gesamte Geschichte über total unsympathisch war. Sie ist ...

Der vierte Teil der Reihe stellt nun Hayley, die neue Sous Chefin von Nick in den Vordergrund. Leider muss ich gestehen, dass Hayley mir fast die gesamte Geschichte über total unsympathisch war. Sie ist egoistisch, handelt wenig nachvollziehbar. Erst ganz zum Ende macht sie eine Wandlung durch, als sie sich endlich Gedanken über ihr Verhalten macht.

Scott war eigentlich derjenige, der mich durch die Geschichte getragen hat, nur um kurz vor Ende den guten Eindruck wieder zunichte zu machen. Ich konnte Hayley und ihre Gefühle sehr gut verstehen, als sie ihm endlich beichtet, was vor 3 jahren passiert ist. Er hätte es auch müssen. Stattdessen schießt er zurück und benimmt sich völlig unmöglich ihr gegenüber. Hach… also auch der Traummann, der bis zur letzten CD noch hoch bei mir in der Gunst stand hat Macken… Er ist eben auch nur ein normaler Mann…

Insgesamt fand ich die Geschichte super spannend. Durch Rückblenden nimmt Poppy J. Anderson den Leser an die Hand und erzählt ihm nach und nach Hayleys und Scotts Geschichte. Man bekommt immer genau so viele Brocken hingeworfen, dass man unbedingt mehr wissen will, aber nicht genug, um die Geschichte voll zu erfassen. Genau das machte für mich den Reiz aus. Es war quasi eine Erlösung, als ich endlich erfuhr, was zwischen Hayley und Scott vor 3 Jahren passiert ist. Die Autorin schafft es hier wunderbar mit der Neugier der Leser zu spielen, diese aber lange nicht wirklich zu befriedigen.

Der Schreibstil von Poppy J. Anderson ist, wie gewohnt, sehr schön. Humorvoll, emotional, genau auf den Punkt, nie langatmig, sondern immer die Geschichte vorantreibend. Ich mag ihre Art Geschichten zu erzählen einfach sehr. Band 4 der „Taste of Love“ Reihe war trotz dessen, dass mir Hayley nicht sehr sympathisch war, von der Geschichte her spannender als der vorhergehende Band.

Und auch hier macht Cathlen Gawlich ihre Sache hervorragend. Für mich wirklich, ich kann es gar nicht oft genug sagen, eine der besten Sprecherinnen derzeit.

Von mir gibt es für den 4. Band der Reihe 4 Sterne und eine Hörempfehlung.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Sehr lebensnah geschrieben

Vier Mal Frau
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Die Geschichte um Mona, Julia und Cecilia sowie Vanessa hat mir gut gefallen. Vier normale Frauen, alle mit einer kleinen Macke, wie du und ich.

Mona, in Scheidung lebend, macht eine tolle Entwicklung ...

Die Geschichte um Mona, Julia und Cecilia sowie Vanessa hat mir gut gefallen. Vier normale Frauen, alle mit einer kleinen Macke, wie du und ich.

Mona, in Scheidung lebend, macht eine tolle Entwicklung über die Geschichte durch. Anfangend als Hausfrau und Mutter, sowie Unternehmersgattin wächst sie über sich hinaus und macht sich mit einem Kochservice selbstständig. Mona macht in diesem Buch die größte Entwicklung durch und sie war es auch, mit der ich mich von der Geschichte her am Meisten identifizieren konnte, da ihre Geschichte der Meinen sehr ähnlich ist. Meinen Respekt, dass sie einen so entspannten Umgang mit der neuen Beziehung ihres Mannes pflegt.

Vanessa war teilweise schon sehr jung und naiv in ihrem Verhalten. Aber gerade das hat sie irgendwie auch liebenswert gemacht. Sie ist, anders als ich es erwartet habe, so völlig ohne Arg. Sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, hat einen guten Beruf und ein gutes Einkommen. All das hatte ich ihr am Anfang gar nicht zugetraut. Ich muss gestehen, dass ich ihr einen besseren Mann, als Lars gewünscht hätte, denn er war mir leider völlig unsympathisch.

Julia ist die starke Unternehmerin, die dann doch etwas weicher wird. Teilweise war sie mir ein bisschen zu herrisch, um sie wirklich ganz in mein Herz zu lassen. Julia wäre eher nicht der Typ Frau, mit dem ich befreundet wäre. Sie passte aber ganz wunderbar in diese Geschichte.

Cecilia war wohl die Frau, die mir am ähnlichsten ist. Konnte ich mich mit Mona von der Geschichte her am besten identifizieren, so war es Cecilia, mit deren Charakter und Verhalten ich oft übereinstimmen konnte. Sie war auch die, die mit am sympathischsten war. Cecilia ist definitiv jemand, den ich auch gerne zur Freundin hätte. Ihren Mut habe ich bewundert.

Die Geschichte an sich ist ziemlich realitätsnah, dadurch für mich aber auch teilweise nicht spannend genug. Eigentlich erleben Mona, Julia, Cecilia und Vanessa genau das, was wir alle erleben. Sie leben ihr normales Leben. In einem Roman würde ich mir dann allerdings doch ein paar mehr Verwicklungen wünschen, einfach um ein bisschen Spannung hinein zu bringen, die den Leser so sehr fesselt, dass er das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Das gab es hier für mich nicht. Die Geschichte las sich gut, aber ich hatte auch kein Problem, wenn ich mal einen Tag nicht dazu kam das Buch in die Hand zu nehmen. Gefallen hat mir, dass alle Figuren auf die eine oder andere Art eine Entwicklung durchmachen, die jedoch keineswegs übereilt ist, sondern sehr nachvollziehbar daher kommt.

Der Schreibstil von Katharina Mosel ist recht nüchtern, was aber gut zur Geschichte gepasst hat. Ich muss sagen, dass sie meinen Humor scheinbar nicht trifft, denn ich habe in anderen Rezensionen gelesen (ja, ich lese andere Rezensionen vor, während und nach dem Lesen eines Buches), dass viel Situationskomik vorhanden war und man laut gelacht habe. So richtig lustig fand ich die Geschichte an keiner Stelle. Das ist für mich überhaupt nicht negativ, aber hat mich gewundert.

Vier unterschiedliche Frauen, alle auf ihre Weise liebenswert, nehmen den Leser mit, sie eine Zeitlang durchs Leben zu begleiten. Von mir gibt es 4 Sterne für diesen Frauenroman ohne größere Höhen und Tiefen, dafür aber mit sehr vielen lebensnahen Szenen.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Spannend und interessant erzählt

Das Gold der Maori
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Die Geschichte wird in zwei Hauptsträngen erzählt. Einmal begleiten wir Mary Kathleen und einmal begleiten wir Elizabeth, genannt Lizzie. Michael kommt eher als Figur im einen oder anderen Handungsstrang ...

Die Geschichte wird in zwei Hauptsträngen erzählt. Einmal begleiten wir Mary Kathleen und einmal begleiten wir Elizabeth, genannt Lizzie. Michael kommt eher als Figur im einen oder anderen Handungsstrang vor, als selbst eine wirkliche Hauptrolle zu spielen. Starten die beiden Erzählstränge recht weit voneinander entfernt mit Mary Kathleen in Irland und dann mit ihrem Ehemann Ian auf dem Weg nach Neuseeland und Michael und Lizzie auf dem Weg nach Australien, so laufen sie immer mehr zusammen, bis sie sich in einem imposant erzählten Finale treffen.

Lizzie ist eine starke Protagonistin, die ihren Weg stetig nach vorn geht. Sie ist von Anfang an bemüht, sich in Neuseeland zu integrieren, lernt die Sprache und Bräuche der Maori und respektiert diese. Durch ihre zugewandte Art wird sie von den Maori schnell akzeptiert und hebt sich dadurch angenehm von den anderen Pakeha, wie die europäischen Siedler von den Maori genannt werden, ab. Lizzie ist es, die Michael immer wieder durch das harte Leben auf dem fremden Kontinent führt.

Michael war mir überhaupt nicht sympathisch. Zum Ende hin wurde es immer schlimmer. Er ist unheimlich egoistisch, sehr unsensibel und man hatte immer wieder das Gefühl, dass er einfach nur seine eigenen Interessen durchsetzen will.

Mary Kathleen ist die Protagonistin, die mir am meisten leid getan hat. Sie hat mit Ian an ihrer Seite ein schweres Leben, das auch nach ihrer Flucht nicht unbedingt leichter wird. Kathleens Glück ist es, dass sie mit Claire eine Freundin an die Seite gestellt bekommt, die eine unheimlich starke Entwicklung durchmacht. Fängt sie noch als Londoner Frauchen, die ein Schaf nicht von einer Kuh unterscheiden kann an und denkt man als Leser, dass Claire es niemals in Neuseeland schaffen wird, so beweist sie Unternehmergeist und nur durch sie schaffen Claire und Kathleen es, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Claire hat mich definitiv nachhaltig beeindruckt. Kathleen macht ihre Sache okay, ab und an hatte ich das Gefühl dass sie eher in der Vergangenheit und in ihrer Sehnsucht nach Michael lebt, aber ihr Leben nicht so richtig anpackt.

Die Sprecherin, Dana Geissler, hat eine sehr angenehme Stimme, die es mir leicht gemacht hat, der Geschichte zu folgen.

Wie gut die Story geschichtlich recherchiert ist vermag ich nicht zu beurteilen, aber Sarah Lark schreibt auf jeden Fall so, dass man ihr abkauft, dass sich die Besiedlung Neuseelands durch die Weißen so oder ähnlich zugetragen haben könnte. Insgesamt ist die Geschichte sehr spannend und entwickelt sich stetig vorwärts. Sehr eindrücklich bringt Sarah Lark dem Leser nahe, dass die eine oder andere Figur nur Träumen hinterher jagt und wenn sie von der Wirklichkeit eingeholt wird nicht viel davon übrig bleibt. Das böse Erwachen kommt… Aber, auf der anderen Seite zeigt sie auch Wege auf, wie man seine Träume verwirklichen kann, wenn man sich für sich und seine Interessen einsetzt. Ich fand die Mischung sehr ausgewogen. Nicht jede Figur in dieser Geschichte ist dazu bestimmt alles zu bekommen, was sie sich wünscht.

Der Schreibstil von Sarah Lark ist unheimlich bildhaft. Ich hatte an keiner Stelle Probleme, mit die Figuren und die Landschaft vorzustellen. Sie schreibt sie eindrucksvoll über die Landschaft Neuseelands, die Bewohner und auch über die Goldgräber, dass man das Gefühl hat direkt dabei zu sein. Was man allerdings nicht erwarten darf sind tiefgründige Charaktere. Sie alle sind auf ihre Art doch sehr eindimensional dargestellt, denn sie handeln immer ihrem Charakter entsprechend. Großartige Überraschungen erlebt man nicht, was ihre Handlungsweisen oder Reaktionen angeht. Mich hat das nicht gestört, denn ich wollte einfach gut unterhalten werden und das wurde ich.

Von mir gibt es 4 Sterne und eine Hörempfehlung. Wenn du Liebesromane magst, in denen die Liebesgeschichte dezent im Hintergrund bleibt und die Entwicklung eines Kontinents mit all seinen Bewohnern in den Vordergrund rückt, dann bist du mit „Das Gold der Maori“ absolut richtig bedient.